"Freiburg kann Geschichte schreiben"

Seit zehn Jahren ist Toni Schumacher Sportbotschafter der Stadt Köln für das DFB-Pokalfinale der Frauen. Der 65 Jahre alte frühere Weltklassetorhüter des 1. FC Köln spricht im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Tobias Gonscherowski über das überzeugende Gesamtkonzept zum Endspiel, sein Faible für den Frauenfußball und die besondere Konstellation beim Finale 2019.

DFB.de: Herr Schumacher, woher kommt eigentlich Ihre Begeisterung für den Frauenfußball?

Toni Schumacher: Angefangen hat es mit den Frauen von Bergisch Gladbach, die Vorreiter in Sachen Frauenfußball waren und viele Erfolge feierten. Meine Tochter wollte damals auch unbedingt Fußball spielen. Zum Glück hat sie es nicht gemacht. Wenn die Tochter von Toni Schumacher im Tor gestanden hätte, hätte ihr das vielleicht nicht so gut getan. Trotzdem habe ich mich für die Frauen eingesetzt. Als wir vor zehn Jahren mit dem Pokalfinale in Köln angefangen haben, war das großartig. Wir haben bei der Bewerbung gezittert und gehöfft, dass wir das Finale auch bekommen. Mittlerweile wurde der Vertrag bis 2020 verlängert. Das ist großartig. Das Drumherum passt.

DFB.de: Sie haben die Vertragsverlängerung angesprochen. Wie gut hat Ihnen das getan?

Schumacher: Das war eine sehr schöne Bestätigung für das Gesamtkonzept. Es geht beim Finale natürlich in erster Linie um Fußball. Aber das Drumherum mit den Fest für die vielen Kinder sowie das Fußballturnier kommen bei den Kölnern auch sehr gut an. Da kommen Eltern mit Kindern genauso wie die Oma mit den Enkeln. Das ist ein Konzept, das in sich rund ist. Jeder kann hierher kommen. Und danach kann man sich noch das Finale im Stadion angucken. Die Stadt hat das Event gut hinbekommen. Beim Pokalfinale der Männer gibt es das alles nicht. Wir sind froh, dass wir das Finale im zehnten Jahr in diesem wunderbaren Stadion austragen dürfen. Aber wissen Sie, was ich mich frage?

DFB.de: Erzählen Sie es uns.

Schumacher: Ich würde gerne wissen, was hier passieren würde, wenn unsere FC-Frauenmannschaft mal ins Endspiel käme. Ob das Stadion dann ausverkauft wäre? Für die Freiburger und Wolfsburger Fans ist es natürlich eine weite Anreise. Aber das ist beim Endspiel der Männer in Berlin ja auch nicht anders. Als ich noch gespielt habe, habe ich Finals in Hannover, Gelsenkirchen, Düsseldorf und hier 1983 im Müngersdorfer Stadion in Köln gegen Fortuna Köln gespielt. Heute gibt es feste Endspielorte - und das ist gut so. Ein eigener Endspielort wertet ein Finale noch einmal auf. Darauf sind wir stolz.

DFB.de: Die Hauptakteure im diesjährigen Finale sind die beiden Mannschaften des VfL Wolfsburg und des SC Freiburg. Wie bewerten Sie diese Paarung?

Schumacher: Das Interessante am Pokalwettbewerb ist, dass man auch in einem Spiel die Großen schlagen kann. Die Wolfsburgerinnen sind gewarnt. Sie werden nicht hier auflaufen und arrogant sein. Und die Freiburgerinnen werden versuchen, ihre Chance als Außenseiter zu nutzen. Wir drücken die Daumen, dass wir ein tolles Spiel sehen. Wenn das Wetter mitspielt, wollen wir in diesem Jahr mehr als 20.000 Zuschauer im Stadion begrüßen. Dafür werden wir alles tun. Ich wünsche mir, dass die Leute nach dem Endspiel zufrieden nach Hause gehen und sagen: Das war ein richtig schönes Fußballfest.

DFB.de: Der VfL Wolfsburg ist zum fünften Mal in Folge im Finale. Was sagt das über die Qualität der Mannschaft aus?

Schumacher: Sie haben sich einen großen Namen gemacht im Frauenfußball. Die Männer schauen in Wolfsburg ein bisschen neidisch zu. Die Wolfsburger machen einen guten Job und sind schon Stammgast in Köln. So viel können sie also nicht falsch gemacht haben.

DFB.de: Wie sehen Sie den SC Freiburg?

Schumacher: Ich habe mit der Freiburger Managerin Birgit Bauer gesprochen. Sie hat das Problem, dass man als kleiner Verein mit einer guten Jugendarbeit die Aufmerksamkeit der Großen auf sich zieht. Häufig werden dann die großen Talente weggekauft. Das ist einerseits schade, aber andererseits nun mal der Markt, der es bestimmt. Trotzdem ist Birgit Bauer guter Dinge. Ich bin gespannt, was daraus wird.

DFB.de: Was für ein Spiel erwarten Sie?

Schumacher: Ich erwarte, dass die Wolfsburgerinnen mit breiten Schultern und einem breitem Kreuz auflaufen werden. Sie können den Pokal zum fünften Mal hintereinander gewinnen. Auf der anderen Seite sind die Freiburgerinnen, die sagen: "Wir werden alles daran setzen, diese Serie zu beenden." Das ist gut so. Im Pokal wünschen wir uns doch immer, dass die Kleinen die Großen ärgern. Birgit Bauer hat das nett erklärt. Die Freiburgerinnen kommen selbstbewusst hierhin. Die sind der Underdog und können Geschichte schreiben. Wenn Wolfsburg gewinnt, wundert sich keiner darüber, weil sie schon die Champions League gewonnen haben und so oft die Meisterschaft und den Pokal geholt haben. Für die ist das nichts Besonderes. Aber Freiburg wird alles daran setzen, kämpfen und rennen bis zum Umfallen, um die Serie zu unterbrechen.

DFB.de: Welchen Stellenwert hat der Frauenfußball beim 1. FC Köln?

Schumacher: Einen hohen. Als wir 2012 als neues Präsidium beim 1. FC Köln angefangen haben, haben wir sofort gesagt, dass wir beim FC den Frauenfußball weiter anbieten wollen. Wir unterstützen ihn. Wir steigen mal in die Bundesliga auf und dann wieder ab. Das Problem ist, dass der Unterschied zwischen der Bundesliga und der 2. Liga im Frauenfußball riesig ist. Im vorletzten Jahr sind wir souverän aufgestiegen und dann genauso schnell wieder runtergegangen. Wenn du budgetmäßig nicht alles ausreizt, ist es schwer die Klasse zu halten.

[tg]

Seit zehn Jahren ist Toni Schumacher Sportbotschafter der Stadt Köln für das DFB-Pokalfinale der Frauen. Der 65 Jahre alte frühere Weltklassetorhüter des 1. FC Köln spricht im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Tobias Gonscherowski über das überzeugende Gesamtkonzept zum Endspiel, sein Faible für den Frauenfußball und die besondere Konstellation beim Finale 2019.

DFB.de: Herr Schumacher, woher kommt eigentlich Ihre Begeisterung für den Frauenfußball?

Toni Schumacher: Angefangen hat es mit den Frauen von Bergisch Gladbach, die Vorreiter in Sachen Frauenfußball waren und viele Erfolge feierten. Meine Tochter wollte damals auch unbedingt Fußball spielen. Zum Glück hat sie es nicht gemacht. Wenn die Tochter von Toni Schumacher im Tor gestanden hätte, hätte ihr das vielleicht nicht so gut getan. Trotzdem habe ich mich für die Frauen eingesetzt. Als wir vor zehn Jahren mit dem Pokalfinale in Köln angefangen haben, war das großartig. Wir haben bei der Bewerbung gezittert und gehöfft, dass wir das Finale auch bekommen. Mittlerweile wurde der Vertrag bis 2020 verlängert. Das ist großartig. Das Drumherum passt.

DFB.de: Sie haben die Vertragsverlängerung angesprochen. Wie gut hat Ihnen das getan?

Schumacher: Das war eine sehr schöne Bestätigung für das Gesamtkonzept. Es geht beim Finale natürlich in erster Linie um Fußball. Aber das Drumherum mit den Fest für die vielen Kinder sowie das Fußballturnier kommen bei den Kölnern auch sehr gut an. Da kommen Eltern mit Kindern genauso wie die Oma mit den Enkeln. Das ist ein Konzept, das in sich rund ist. Jeder kann hierher kommen. Und danach kann man sich noch das Finale im Stadion angucken. Die Stadt hat das Event gut hinbekommen. Beim Pokalfinale der Männer gibt es das alles nicht. Wir sind froh, dass wir das Finale im zehnten Jahr in diesem wunderbaren Stadion austragen dürfen. Aber wissen Sie, was ich mich frage?

DFB.de: Erzählen Sie es uns.

Schumacher: Ich würde gerne wissen, was hier passieren würde, wenn unsere FC-Frauenmannschaft mal ins Endspiel käme. Ob das Stadion dann ausverkauft wäre? Für die Freiburger und Wolfsburger Fans ist es natürlich eine weite Anreise. Aber das ist beim Endspiel der Männer in Berlin ja auch nicht anders. Als ich noch gespielt habe, habe ich Finals in Hannover, Gelsenkirchen, Düsseldorf und hier 1983 im Müngersdorfer Stadion in Köln gegen Fortuna Köln gespielt. Heute gibt es feste Endspielorte - und das ist gut so. Ein eigener Endspielort wertet ein Finale noch einmal auf. Darauf sind wir stolz.

DFB.de: Die Hauptakteure im diesjährigen Finale sind die beiden Mannschaften des VfL Wolfsburg und des SC Freiburg. Wie bewerten Sie diese Paarung?

Schumacher: Das Interessante am Pokalwettbewerb ist, dass man auch in einem Spiel die Großen schlagen kann. Die Wolfsburgerinnen sind gewarnt. Sie werden nicht hier auflaufen und arrogant sein. Und die Freiburgerinnen werden versuchen, ihre Chance als Außenseiter zu nutzen. Wir drücken die Daumen, dass wir ein tolles Spiel sehen. Wenn das Wetter mitspielt, wollen wir in diesem Jahr mehr als 20.000 Zuschauer im Stadion begrüßen. Dafür werden wir alles tun. Ich wünsche mir, dass die Leute nach dem Endspiel zufrieden nach Hause gehen und sagen: Das war ein richtig schönes Fußballfest.

DFB.de: Der VfL Wolfsburg ist zum fünften Mal in Folge im Finale. Was sagt das über die Qualität der Mannschaft aus?

Schumacher: Sie haben sich einen großen Namen gemacht im Frauenfußball. Die Männer schauen in Wolfsburg ein bisschen neidisch zu. Die Wolfsburger machen einen guten Job und sind schon Stammgast in Köln. So viel können sie also nicht falsch gemacht haben.

DFB.de: Wie sehen Sie den SC Freiburg?

Schumacher: Ich habe mit der Freiburger Managerin Birgit Bauer gesprochen. Sie hat das Problem, dass man als kleiner Verein mit einer guten Jugendarbeit die Aufmerksamkeit der Großen auf sich zieht. Häufig werden dann die großen Talente weggekauft. Das ist einerseits schade, aber andererseits nun mal der Markt, der es bestimmt. Trotzdem ist Birgit Bauer guter Dinge. Ich bin gespannt, was daraus wird.

DFB.de: Was für ein Spiel erwarten Sie?

Schumacher: Ich erwarte, dass die Wolfsburgerinnen mit breiten Schultern und einem breitem Kreuz auflaufen werden. Sie können den Pokal zum fünften Mal hintereinander gewinnen. Auf der anderen Seite sind die Freiburgerinnen, die sagen: "Wir werden alles daran setzen, diese Serie zu beenden." Das ist gut so. Im Pokal wünschen wir uns doch immer, dass die Kleinen die Großen ärgern. Birgit Bauer hat das nett erklärt. Die Freiburgerinnen kommen selbstbewusst hierhin. Die sind der Underdog und können Geschichte schreiben. Wenn Wolfsburg gewinnt, wundert sich keiner darüber, weil sie schon die Champions League gewonnen haben und so oft die Meisterschaft und den Pokal geholt haben. Für die ist das nichts Besonderes. Aber Freiburg wird alles daran setzen, kämpfen und rennen bis zum Umfallen, um die Serie zu unterbrechen.

DFB.de: Welchen Stellenwert hat der Frauenfußball beim 1. FC Köln?

Schumacher: Einen hohen. Als wir 2012 als neues Präsidium beim 1. FC Köln angefangen haben, haben wir sofort gesagt, dass wir beim FC den Frauenfußball weiter anbieten wollen. Wir unterstützen ihn. Wir steigen mal in die Bundesliga auf und dann wieder ab. Das Problem ist, dass der Unterschied zwischen der Bundesliga und der 2. Liga im Frauenfußball riesig ist. Im vorletzten Jahr sind wir souverän aufgestiegen und dann genauso schnell wieder runtergegangen. Wenn du budgetmäßig nicht alles ausreizt, ist es schwer die Klasse zu halten.

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