Freestyler der EURO 2020: Kunst am Ball

Samuel Weller (19) und Dana Embacher (18) sind die offiziellen Freestyler der EURO 2020 am Spielort München. Bei Terminen vor und während der EM, im Rahmen der Spiele, in den Fanzones und während der "Trophy Tour", werden die beiden ihr Können zeigen.

Das Publikum in der Münchner Allianz Arena bekommt regelmäßig die hohe Fußball-Kunst dargeboten. Mit dem FC Bayern ist der deutsche Rekordmeister und eine der erfolgreichsten europäischen Mannschaften im Münchner Norden zu Hause. Aber was Samuel Weller unlängst auf den Rasen zauberte, ist auch in der Allianz Arena nicht Alltag. Der Münchner, gemeinsam mit Dana Embacher kurz zuvor zum offiziellen Freestyler für den deutschen Spielort der UEFA EURO 2020 gewählt, führte seine besten Tricks vor. Kunststücke, die er teilweise selbst choreografiert und einstudiert hat.

"Drei bis vier Tage die Woche zwei bis drei Stunden trainiere ich, um mein Level zu halten", sagt der 19-Jährige, der in Friedrichshafen am Bodensee ein Duales Studium im Fach Maschinenbau absolviert. Und der so stolz ist, dabei zu sein, wenn die Europameisterschaft 32 Jahre nach dem Finale der EURO 88, damals noch im Olympiastadion, in seine Heimatstadt zurückkehrt. Nicht nur, weil er dann ganz nah dran ist. Sondern auch deshalb, weil sich seine große Leidenschaft dann endlich auf der großen Bühne präsentieren kann. Und weil die Fußball-Familie zeigt, dass Freestyle und Panna-Fußball, eine Variante des Straßenfußballs, auch zu ihr gehören. "2020 ist Freestyle ein sehr, sehr großer Teil der Europameisterschaft. Es ist eine große Chance zu zeigen, dass Freestyle etwas Eigenständiges ist. Und dass man mit dem Ball mehr machen kann, als ihn nur in der Gegend herumzuschießen", sagt Weller. Dabei helfen ihnen 22 weitere Ballartisten. Denn in jeder der zwölf Austragungsstädte stehen dem Turniermaskottchen Skillzy zwei Freestyler zur Seite, über die die User von UEFA.com in einer Online-Wahl abstimmen konnten.

"... Dann staunen alle"

Für Dana Embacher waren die zurückliegenden Wochen eine Achterbahnfahrt der Gefühle. In die Freude über die Wahl zur Freestylerin für München mischt sich derzeit noch der Frust über ihre Verletzung. Die Zehnerin verletzte sich im Trikot ihres Amateurvereins SSG Ulm 99 derart schwer am Knie, dass sie derzeit weder trainieren noch als Ballartistin auftreten kann. Bis zur EURO will die 18-Jährige, die nach ihrem Schulabschluss derzeit in einem Fitness- und Gesundheitszentrum ein Freiwilliges Soziales Jahr absolviert, aber wieder fit sein. "Es ist gerade schwierig für mich. Aber ich will zeigen, dass sich das jahrelange Training gelohnt hat und will dabei sein, wenn Freestyle auf der großen Bühne stattfindet", sagt Dana Embacher.

Münchens EURO-Freestyler fanden beide über den klassischen Vereinsfußball den Weg zum Freestyle. Embachers Talent brachte sie in eine Fördergruppe, in der die Spielerinnen den Ball unter anderem jonglieren können mussten. Diese Herausforderung weckte ihren Ehrgeiz. "Technisch begabt war ich schon immer. Aber dann habe ich viel trainiert und mich reingearbeitet", sagt sie. "Als Mädchen wollte nie jemand mit mir Fußball spielen", sagt die Ulmerin, die, angespornt durch ihren älteren Bruder, im Alter von fünf Jahren in ihrem Heimatverein in einer Jungenmannschaft mit dem Kicken begann. "Mit dem Freestyle hatte ich dann etwas gefunden, das ich alleine machen konnte." Und das ihr Respekt einbrachte. "Als Mädchen wird man am Anfang beim Fußball eher belächelt. Aber wenn ich loslege, dann staunen alle", sagt Dana Embacher, die für manchen Trick ein Jahr lang übt, um ihn sicher zu beherrschen.

Ganz nah dabei

Samuel Weller begegnete Freestyle zuerst in Videos auf YouTube, dann probierte er es selbst aus. "Am Freestyle begeistert mich, dass du nur einen Ball brauchst, schon kannst du der Kreativität freien Lauf lassen", sagt der deutsche Vizemeister. "Wir spielen dabei den Vorteil aus, dass jeder den Fußball kennt. Aber nur den normalen. Deshalb haben wir, egal, wo wir auftreten, sofort die Aufmerksamkeit und beeindrucken die Menschen."

Als die UEFA gemeinsam mit dem DFB zwei Freestyler für München suchte, war beiden sofort klar, sich mit einem Video ihrer besten Kunststücke zu bewerben. "Fußball und Freestyle sind zwei große Bestandteile meines Lebens. Als ich von der Wahl gehört habe, wollte ich mich sofort bewerben", sagt Dana Embacher. Samuel Weller wurde sogar vom früheren Freestyle-Europameister Tobias Becs aus Norwegen auf das Voting hingewiesen. "Dann habe ich gesehen, dass alle Freestyler, die ich kenne, schon dabei sind. Obwohl Freestyle in den Jahren stark gewachsen ist, ist die Szene in Deutschland doch noch überschaubar. Also habe ich mir gute Chancen ausgerechnet", sagt Weller. Die Rechnung ging auf. Für den Sommer 2020 haben beide bereits ihren Jahresurlaub eingeplant. "Die Europameisterschaft in der Stadt, in der ich mein ganzes Leben lang gewohnt habe, ist eine große Chance. Das wird ein richtig geiler Monat", sagt Weller. Und Dana Embacher freut sich auf neue Erinnerungen – weil sie kaum noch welche an das letzte große Turnier der Männer in Deutschland hat: "Von der WM 2006 weiß ich nicht mehr viel. Da war ich fünf. Deshalb bin ich gespannt darauf, wie es ist, ein Turnier vor der Haustür zu haben." Sie wird es aus unmittelbarer Nähe miterleben.

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Samuel Weller (19) und Dana Embacher (18) sind die offiziellen Freestyler der EURO 2020 am Spielort München. Bei Terminen vor und während der EM, im Rahmen der Spiele, in den Fanzones und während der "Trophy Tour", werden die beiden ihr Können zeigen.

Das Publikum in der Münchner Allianz Arena bekommt regelmäßig die hohe Fußball-Kunst dargeboten. Mit dem FC Bayern ist der deutsche Rekordmeister und eine der erfolgreichsten europäischen Mannschaften im Münchner Norden zu Hause. Aber was Samuel Weller unlängst auf den Rasen zauberte, ist auch in der Allianz Arena nicht Alltag. Der Münchner, gemeinsam mit Dana Embacher kurz zuvor zum offiziellen Freestyler für den deutschen Spielort der UEFA EURO 2020 gewählt, führte seine besten Tricks vor. Kunststücke, die er teilweise selbst choreografiert und einstudiert hat.

"Drei bis vier Tage die Woche zwei bis drei Stunden trainiere ich, um mein Level zu halten", sagt der 19-Jährige, der in Friedrichshafen am Bodensee ein Duales Studium im Fach Maschinenbau absolviert. Und der so stolz ist, dabei zu sein, wenn die Europameisterschaft 32 Jahre nach dem Finale der EURO 88, damals noch im Olympiastadion, in seine Heimatstadt zurückkehrt. Nicht nur, weil er dann ganz nah dran ist. Sondern auch deshalb, weil sich seine große Leidenschaft dann endlich auf der großen Bühne präsentieren kann. Und weil die Fußball-Familie zeigt, dass Freestyle und Panna-Fußball, eine Variante des Straßenfußballs, auch zu ihr gehören. "2020 ist Freestyle ein sehr, sehr großer Teil der Europameisterschaft. Es ist eine große Chance zu zeigen, dass Freestyle etwas Eigenständiges ist. Und dass man mit dem Ball mehr machen kann, als ihn nur in der Gegend herumzuschießen", sagt Weller. Dabei helfen ihnen 22 weitere Ballartisten. Denn in jeder der zwölf Austragungsstädte stehen dem Turniermaskottchen Skillzy zwei Freestyler zur Seite, über die die User von UEFA.com in einer Online-Wahl abstimmen konnten.

"... Dann staunen alle"

Für Dana Embacher waren die zurückliegenden Wochen eine Achterbahnfahrt der Gefühle. In die Freude über die Wahl zur Freestylerin für München mischt sich derzeit noch der Frust über ihre Verletzung. Die Zehnerin verletzte sich im Trikot ihres Amateurvereins SSG Ulm 99 derart schwer am Knie, dass sie derzeit weder trainieren noch als Ballartistin auftreten kann. Bis zur EURO will die 18-Jährige, die nach ihrem Schulabschluss derzeit in einem Fitness- und Gesundheitszentrum ein Freiwilliges Soziales Jahr absolviert, aber wieder fit sein. "Es ist gerade schwierig für mich. Aber ich will zeigen, dass sich das jahrelange Training gelohnt hat und will dabei sein, wenn Freestyle auf der großen Bühne stattfindet", sagt Dana Embacher.

Münchens EURO-Freestyler fanden beide über den klassischen Vereinsfußball den Weg zum Freestyle. Embachers Talent brachte sie in eine Fördergruppe, in der die Spielerinnen den Ball unter anderem jonglieren können mussten. Diese Herausforderung weckte ihren Ehrgeiz. "Technisch begabt war ich schon immer. Aber dann habe ich viel trainiert und mich reingearbeitet", sagt sie. "Als Mädchen wollte nie jemand mit mir Fußball spielen", sagt die Ulmerin, die, angespornt durch ihren älteren Bruder, im Alter von fünf Jahren in ihrem Heimatverein in einer Jungenmannschaft mit dem Kicken begann. "Mit dem Freestyle hatte ich dann etwas gefunden, das ich alleine machen konnte." Und das ihr Respekt einbrachte. "Als Mädchen wird man am Anfang beim Fußball eher belächelt. Aber wenn ich loslege, dann staunen alle", sagt Dana Embacher, die für manchen Trick ein Jahr lang übt, um ihn sicher zu beherrschen.

Ganz nah dabei

Samuel Weller begegnete Freestyle zuerst in Videos auf YouTube, dann probierte er es selbst aus. "Am Freestyle begeistert mich, dass du nur einen Ball brauchst, schon kannst du der Kreativität freien Lauf lassen", sagt der deutsche Vizemeister. "Wir spielen dabei den Vorteil aus, dass jeder den Fußball kennt. Aber nur den normalen. Deshalb haben wir, egal, wo wir auftreten, sofort die Aufmerksamkeit und beeindrucken die Menschen."

Als die UEFA gemeinsam mit dem DFB zwei Freestyler für München suchte, war beiden sofort klar, sich mit einem Video ihrer besten Kunststücke zu bewerben. "Fußball und Freestyle sind zwei große Bestandteile meines Lebens. Als ich von der Wahl gehört habe, wollte ich mich sofort bewerben", sagt Dana Embacher. Samuel Weller wurde sogar vom früheren Freestyle-Europameister Tobias Becs aus Norwegen auf das Voting hingewiesen. "Dann habe ich gesehen, dass alle Freestyler, die ich kenne, schon dabei sind. Obwohl Freestyle in den Jahren stark gewachsen ist, ist die Szene in Deutschland doch noch überschaubar. Also habe ich mir gute Chancen ausgerechnet", sagt Weller. Die Rechnung ging auf. Für den Sommer 2020 haben beide bereits ihren Jahresurlaub eingeplant. "Die Europameisterschaft in der Stadt, in der ich mein ganzes Leben lang gewohnt habe, ist eine große Chance. Das wird ein richtig geiler Monat", sagt Weller. Und Dana Embacher freut sich auf neue Erinnerungen – weil sie kaum noch welche an das letzte große Turnier der Männer in Deutschland hat: "Von der WM 2006 weiß ich nicht mehr viel. Da war ich fünf. Deshalb bin ich gespannt darauf, wie es ist, ein Turnier vor der Haustür zu haben." Sie wird es aus unmittelbarer Nähe miterleben.