"Frauenfußball in Hamburg als feste Größe etablieren"

Stephan Hildebrandt ist seit 1. Juli 2008 Leiter des Projektes "Frauenfußball im Hamburger SV". Der Assistent des Vorstandes, der zuvor das Leistungszentrum des Traditionsvereins leitete, soll gemeinsam mit seinem Team die Entwicklung des Frauenfußballs im HSV voran treiben.

Im DFB.de-Exklusivinterview mit DFB-Internetredakteurin Annette Seitz erzählt Stephan Hildebrandt, wie der Frauenfußball von den Strukturen innerhalb des Traditionsvereins profitiert, erläutert das Talentförderkonzept der Hamburger und nimmt Stellung zu den Perspektiven des Frauenfußballs beim HSV.

Frage: Was verbirgt sich hinter dem Projekt "Frauenfußball im HSV"?

Stephan Hildebrandt: Alles, was Frauen- und Mädchenfußball unter der Raute anbelangt. Also das gesamte Talentförderprogramm, das aber in enger Verzahnung mit dem Bereich erste und zweite Liga steht. Die erste und zweite Mannschaft sind zwar dem Lizenzbereich unterstellt, während der Nachwuchsbereich rein administrativ dem Amateurteil des Vereins angegliedert ist. Sportinhaltlich ist es allerdings so, dass wir ein ganzheitliches Ausbildungskonzept umsetzen.

Frage: In welcher Form profitiert der Frauenfußball von den Strukturen eines Profivereins, wie dem HSV?

Hildebrandt: Das fängt in den Bereichen Marketing und Kommunikation an und setzt sich überall dort fort, wo Synergien genutzt werden können. Beispielsweise nutzen wir Heimspiele unserer Männer als Forum, wo sich der Frauenfußball präsentieren kann. Des Weiteren können im Bereich Sichtung Netzwerke genutzt werden. Der Verein hat in den vergangenen Jahren einige Instrumente entwickelt, um auch über die Grenzen Hamburgs hinaus aufzutreten. Das betrifft nicht nur unser Scouting-Programm, sondern auch unsere Fußball-Schule und den Kids-Club. Wir erreichen mit unserer Fußball-Schule zirka 15.000 Kinder im Jahr und haben darüber die Möglichkeit, Werbung für den Unterbau der ersten und zweiten Frauenligen zu machen. Konkret geschieht dies auch durch spezielle Mädchencamps der Fußballschule.

Frage: Und aufgrund der Mädchencamps bleiben viele beim Verein?

Hildebrandt: Ja, einige. Das Ganze ist wiederum nur ein Teilbereich aus der Summe unserer Bemühungen um eine konsequente Talentsichtung. Ergänzt wird dies etwa durch Probetraining, Veranstaltungen, wie Vier-gegen-Vier-Turniere, wir gehen darüber hinaus in die Hamburger Schulen. Da passiert einiges gerade im Bereich der Akquise. Wir bedienen uns also der vielen Instrumente, die einem Verein, wie dem Hamburger SV zur Verfügung stehen.

Frage: Das gilt sicher auch für die Vermarktung?

Hildebrandt: Man kann die Strukturen, die im Verein bestehen, zur Gewinnung von Sponsoren nutzen. So sorgt etwa die Platzierung der Frauen-Geschäftsstelle in der Arena dafür, dass sich der ein oder andere Kontakt ergibt. Wir platzieren zudem im Rahmen der Bundesliga-Spiele der Profis unser Marketing-Projekt 'Women&Friends'. Hierbei handelt es sich um eine Gruppe von Frauenfußball-Interessierten, die über einen Jahresbeitrag einen beachtlichen Anteil an zusätzlichen Etatmitteln für uns erwirtschaftet, aber auch personell dem Frauenfußball den Rücken stärkt.

Frage: Die Plattform Männer-Bundesliga wird ganz bewusst für den Frauenfußball genutzt?

Hildebrandt: Ja. Frauen- und Männerfußball schließen sich ja marketingtechnisch bei uns nicht aus. Sie sind ja keine Konkurrenten. Es ist einfacher, wenn Dinge dort zusammenfinden. Und das nutzen wir.

Frage: Welchen Stellenwert hat der Frauenfußball im Hamburger SV?

Hildebrandt: Er ist mit Sicherheit aus Imagegründen für den Verein sehr wichtig. Wir sehen im Bereich der Anhänger und Fans des HSV ein enormes, noch nicht erschlossenes Potenzial. Wir gehen davon aus, dass wir den Frauenfußball mittelfristig als eine feste Größe etablieren können. Das sieht auch das sportliche Konzept vor, das vom Vorstand getragen wird.

Frage: Wie soll dieses Ziel umgesetzt werden?

Hildebrandt: Für uns geht es im Moment darum den Grad an eigenständiger Lebensfähigkeit zu erhöhen. Hier gilt es zunächst, wirtschaftlich effizient zuarbeiten. Dazu müssen wir in all den Bereichen, in denen sich Nachhaltigkeit schaffen lässt – also im Scouting und in der Professionalisierung der Jugendarbeit – große Anstrengungen unternehmen. Denn wir wollen die Frauen-WM 2011 in Deutschland nicht verpuffen lassen. Wir wollen den Effekt der WM auf professionell entwickelte Strukturen bei uns im Verein treffen lassen. Das ist im Moment der Anspruch den wir verfolgen. Da sind viele kleine Schritte notwendig, aber die Erfahrung zeigt, dass wir gerade in dem Bereich, wo wir systematisieren, in dem Bereich Talentsichtung und –bindung, hier bei uns im regionalen Umfeld sehr viel bewegen können.

Frage: Mit der fortschreitenden Professionalisierung des Umfeldes, muss aber zudem die sportliche Entwicklung der Mannschaft in der Bundesliga Schritt halten.

Hildebrandt: Natürlich. Wir haben ja im vergangenen Jahr sehr lange gegen den Abstieg gespielt. Wir wollen genau das nicht noch einmal erleben, sondern den Frauenfußball in Zukunft zu einer sicheren Größe hier in Hamburg entwickeln. Das ist auch das erklärte Ziel des Vorstandes. In einer Sportart, die aus meiner Sicht quantitativ noch nicht ausgereizt ist, sollte das in einer Metropole wie Hamburg absolut möglich sein.

Frage: Welche Perspektive sehen Sie für den Frauenfußball beim HSV?

Hildebrandt: Grundsätzlich bleibt festzuhalten, dass die für den Frauenfußball im HSV Verantwortlichen in den vergangenen Jahren Beachtliches geleistet haben. Der HSV stellt sowohl in der Frauen-Bundesliga, wie auch in der zweiten Liga eine Mannschaft. Dies kommt nicht von ungefähr. Gleichwohl schläft die Konkurrenz nicht. Vielerorts werden inzwischen Anstrengungen unternommen, den Frauen- und Mädchenfußball zu professionalisieren. Der HSV wird sich dieser Herausforderung stellen. Der Bereich Frauenfußball soll weiter gefördert und gefordert werden. Nach meiner Einschätzung, befinden wir uns dabei seit einiger Zeit auf einem guten Weg und wollen diesen konsequent weitergehen.

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Stephan Hildebrandt ist seit 1. Juli 2008 Leiter des Projektes "Frauenfußball im Hamburger SV". Der Assistent des Vorstandes, der zuvor das Leistungszentrum des Traditionsvereins leitete, soll gemeinsam mit seinem Team die Entwicklung des Frauenfußballs im HSV voran treiben.

Im DFB.de-Exklusivinterview mit DFB-Internetredakteurin Annette Seitz erzählt Stephan Hildebrandt, wie der Frauenfußball von den Strukturen innerhalb des Traditionsvereins profitiert, erläutert das Talentförderkonzept der Hamburger und nimmt Stellung zu den Perspektiven des Frauenfußballs beim HSV.

Frage: Was verbirgt sich hinter dem Projekt "Frauenfußball im HSV"?

Stephan Hildebrandt: Alles, was Frauen- und Mädchenfußball unter der Raute anbelangt. Also das gesamte Talentförderprogramm, das aber in enger Verzahnung mit dem Bereich erste und zweite Liga steht. Die erste und zweite Mannschaft sind zwar dem Lizenzbereich unterstellt, während der Nachwuchsbereich rein administrativ dem Amateurteil des Vereins angegliedert ist. Sportinhaltlich ist es allerdings so, dass wir ein ganzheitliches Ausbildungskonzept umsetzen.

Frage: In welcher Form profitiert der Frauenfußball von den Strukturen eines Profivereins, wie dem HSV?

Hildebrandt: Das fängt in den Bereichen Marketing und Kommunikation an und setzt sich überall dort fort, wo Synergien genutzt werden können. Beispielsweise nutzen wir Heimspiele unserer Männer als Forum, wo sich der Frauenfußball präsentieren kann. Des Weiteren können im Bereich Sichtung Netzwerke genutzt werden. Der Verein hat in den vergangenen Jahren einige Instrumente entwickelt, um auch über die Grenzen Hamburgs hinaus aufzutreten. Das betrifft nicht nur unser Scouting-Programm, sondern auch unsere Fußball-Schule und den Kids-Club. Wir erreichen mit unserer Fußball-Schule zirka 15.000 Kinder im Jahr und haben darüber die Möglichkeit, Werbung für den Unterbau der ersten und zweiten Frauenligen zu machen. Konkret geschieht dies auch durch spezielle Mädchencamps der Fußballschule.

Frage: Und aufgrund der Mädchencamps bleiben viele beim Verein?

Hildebrandt: Ja, einige. Das Ganze ist wiederum nur ein Teilbereich aus der Summe unserer Bemühungen um eine konsequente Talentsichtung. Ergänzt wird dies etwa durch Probetraining, Veranstaltungen, wie Vier-gegen-Vier-Turniere, wir gehen darüber hinaus in die Hamburger Schulen. Da passiert einiges gerade im Bereich der Akquise. Wir bedienen uns also der vielen Instrumente, die einem Verein, wie dem Hamburger SV zur Verfügung stehen.

Frage: Das gilt sicher auch für die Vermarktung?

Hildebrandt: Man kann die Strukturen, die im Verein bestehen, zur Gewinnung von Sponsoren nutzen. So sorgt etwa die Platzierung der Frauen-Geschäftsstelle in der Arena dafür, dass sich der ein oder andere Kontakt ergibt. Wir platzieren zudem im Rahmen der Bundesliga-Spiele der Profis unser Marketing-Projekt 'Women&Friends'. Hierbei handelt es sich um eine Gruppe von Frauenfußball-Interessierten, die über einen Jahresbeitrag einen beachtlichen Anteil an zusätzlichen Etatmitteln für uns erwirtschaftet, aber auch personell dem Frauenfußball den Rücken stärkt.

Frage: Die Plattform Männer-Bundesliga wird ganz bewusst für den Frauenfußball genutzt?

Hildebrandt: Ja. Frauen- und Männerfußball schließen sich ja marketingtechnisch bei uns nicht aus. Sie sind ja keine Konkurrenten. Es ist einfacher, wenn Dinge dort zusammenfinden. Und das nutzen wir.

Frage: Welchen Stellenwert hat der Frauenfußball im Hamburger SV?

Hildebrandt: Er ist mit Sicherheit aus Imagegründen für den Verein sehr wichtig. Wir sehen im Bereich der Anhänger und Fans des HSV ein enormes, noch nicht erschlossenes Potenzial. Wir gehen davon aus, dass wir den Frauenfußball mittelfristig als eine feste Größe etablieren können. Das sieht auch das sportliche Konzept vor, das vom Vorstand getragen wird.

Frage: Wie soll dieses Ziel umgesetzt werden?

Hildebrandt: Für uns geht es im Moment darum den Grad an eigenständiger Lebensfähigkeit zu erhöhen. Hier gilt es zunächst, wirtschaftlich effizient zuarbeiten. Dazu müssen wir in all den Bereichen, in denen sich Nachhaltigkeit schaffen lässt – also im Scouting und in der Professionalisierung der Jugendarbeit – große Anstrengungen unternehmen. Denn wir wollen die Frauen-WM 2011 in Deutschland nicht verpuffen lassen. Wir wollen den Effekt der WM auf professionell entwickelte Strukturen bei uns im Verein treffen lassen. Das ist im Moment der Anspruch den wir verfolgen. Da sind viele kleine Schritte notwendig, aber die Erfahrung zeigt, dass wir gerade in dem Bereich, wo wir systematisieren, in dem Bereich Talentsichtung und –bindung, hier bei uns im regionalen Umfeld sehr viel bewegen können.

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Frage: Mit der fortschreitenden Professionalisierung des Umfeldes, muss aber zudem die sportliche Entwicklung der Mannschaft in der Bundesliga Schritt halten.

Hildebrandt: Natürlich. Wir haben ja im vergangenen Jahr sehr lange gegen den Abstieg gespielt. Wir wollen genau das nicht noch einmal erleben, sondern den Frauenfußball in Zukunft zu einer sicheren Größe hier in Hamburg entwickeln. Das ist auch das erklärte Ziel des Vorstandes. In einer Sportart, die aus meiner Sicht quantitativ noch nicht ausgereizt ist, sollte das in einer Metropole wie Hamburg absolut möglich sein.

Frage: Welche Perspektive sehen Sie für den Frauenfußball beim HSV?

Hildebrandt: Grundsätzlich bleibt festzuhalten, dass die für den Frauenfußball im HSV Verantwortlichen in den vergangenen Jahren Beachtliches geleistet haben. Der HSV stellt sowohl in der Frauen-Bundesliga, wie auch in der zweiten Liga eine Mannschaft. Dies kommt nicht von ungefähr. Gleichwohl schläft die Konkurrenz nicht. Vielerorts werden inzwischen Anstrengungen unternommen, den Frauen- und Mädchenfußball zu professionalisieren. Der HSV wird sich dieser Herausforderung stellen. Der Bereich Frauenfußball soll weiter gefördert und gefordert werden. Nach meiner Einschätzung, befinden wir uns dabei seit einiger Zeit auf einem guten Weg und wollen diesen konsequent weitergehen.