Franz-Pohlmann: "Ausgezeichneter Ausbildungsleitfaden"

Mit zwei Punkten Vorsprung vor Bayer 04 Leverkusen überwintert der FSV Gütersloh in der Staffel West/Südwest der B-Juniorinnen-Bundesliga als Tabellenführer. Die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft lockt. Im DFB.de-Interview spricht U 17-Trainer Christian Franz-Pohlmann (41) mit Mitarbeiter Peter Haidinger über das gute Abschneiden, die Talentförderung und die Saisonziele.

DFB.de: Ihre Mannschaft wird in der Staffel West/Südwest der B-Juniorinnen-Bundesliga als Tabellenführer in das neue Jahr starten. Welches Halbjahreszeugnis würden Sie Ihrer Mannschaft ausstellen, Herr Franz-Pohlmann?

Christian Franz-Pohlmann: Das Team trainiert seit einem guten halben Jahr zusammen. Wir sind mit der Entwicklung mehr als zufrieden. Wir haben nicht nur individuell, sondern auch als Mannschaft sehr große Fortschritte gemacht. Wir messen unsere Zufriedenheit aber nicht an Tabellenplätzen, sondern legen den Fokus in erster Linie auf die Ausbildung.

DFB.de: In den beiden abschließenden Heimspielen holte Ihr Team gegen den FC Speyer und den SSV Rhade nur einen von sechs möglichen Zählern. Wie sehr trüben diese Ergebnisse das insgesamt positive Gesamtbild?

Franz-Pohlmann: Zum Jahresabschluss sind solche Ergebnisse kurz vor Weihnachten nicht so angenehm, spielen aber für die Gesamtbewertung keine entscheidende Rolle. Beim 0:1 gegen den FC Speyer hatten wir sehr viele Offensivaktionen, die wir nicht in Tore ummünzen konnten. Beim 2:2 gegen SSV Rhade haben wir einen 2:0-Vorsprung und einen sicher geglaubten Dreier durch zwei individuelle Fehler leichtfertig aus der Hand gegeben. Trotz der bescheidenen Ergebnisse waren die Leistungen nicht so schlecht.

DFB.de: Was hat Ihrem Team im Endspurt vor der Winterpause gefehlt?

Franz-Pohlmann: Wir stellen aufgrund der beiden Spiele jetzt nicht alles in Frage. Ich bin auch nicht bereit, das Haar in der Suppe zu suchen. Das wäre der Mannschaft gegenüber nicht fair. Wir haben bis zur Winterpause nur eine Partie verloren und uns gegen alle direkten Konkurrenten durchgesetzt.

DFB.de: An der Tabellenspitze der Staffel West/Südwest geht es recht eng zu. Welche Mannschaften haben Sie mit Blick auf den möglichen Staffelsieg noch auf der Rechnung?

Franz-Pohlmann: Ganz ehrlich: Zunächst einmal hatte ich uns selbst zu Saisonbeginn nicht auf der Rechnung, weil wir uns als Verein und als Trainerteam damit auch nicht befasst hatten. Einige andere Mannschaften haben sich bislang fußballerisch unter Wert verkauft. Ich schätze Bayer 04 Leverkusen und auch die SGS Essen bärenstark ein.

DFB.de: Was zeichnet die U 17 des FSV Gütersloh in dieser Saison besonders aus?

Franz-Pohlmann: Die Lern- und Zielstrebigkeit der Spielerinnen sowie die mannschaftliche Geschlossenheit sind bemerkenswert. Das Team ist wissbegierig und bringt einen enorm stark ausgeprägten Ehrgeiz mit.

DFB.de: Nach Ihren Engagements in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga beim FF USV Jena und beim MSV Duisburg waren Sie vor gut zwei Jahren zum FSV Gütersloh in die Nachwuchsabteilung zurückgekehrt. Warum empfinden Sie Ihre jetzige Tätigkeit nicht als Rückschritt?

Franz-Pohlmann: Der FSV Gütersloh ist für mich eine Herzenssache. Damals hatte der Verein es mir ermöglicht, mir meinen Traum als hauptamtlicher Trainer einer Bundesligamannschaft zu erfüllen. Mein damaliger Dreijahresvertrag wurde aufgelöst und ich konnte nach Jena wechseln. So etwas vergesse ich nicht.

DFB.de: Mit welcher Zielsetzung haben Sie den Job angenommen?

Franz-Pohlmann: Wenn wir es wieder schaffen, einige Spielerinnen in den Kader der ersten Mannschaft zu bringen, haben wir unseren Auftrag erfüllt. Unsere Tabellenführung ist eine schöne Momentaufnahme, die für die sportliche Ausbildung sicherlich nicht hinderlich ist.

DFB.de: Wie sehr helfen Ihnen die im Frauenfußball gesammelten Erfahrungen bei der Talentförderung im Juniorinnenbereich?

Franz-Pohlmann: Ich weiß, wo die Messlatte liegt und was gefordert wird, um ganz oben zu bestehen. Beim MSV Duisburg lief es für mich nicht wie gewünscht. Für mich war es ein großer Lernprozess, mit einer Serie von Niederlagen umgehen zu müssen. Das war nicht einfach. Bei meiner Rückkehr nach Gütersloh hatte ich mit Zustimmung des MSV Duisburg zunächst ein halbes Jahr ehrenamtlich für den FSV gearbeitet. Ich wollte dem FSV Gütersloh damit auch etwas zurückgeben.

DFB.de: Was reizt Sie grundsätzlich daran, mit jungen Spielerinnen zu arbeiten?

Franz-Pohlmann: Wenn ich meinen Job halbherzig ausüben würde, dann könnte ich von den Spielerinnen nicht verlangen, dass sie leidenschaftlicher spielen sollen. Ich lebe es den Spielerinnen vor, verfolge einen Plan und gebe den Mädels bei der Umsetzung Hilfestellung.

DFB.de: Was muss eine Spielerin grundsätzlich mitbringen, um sich im Frauenfußball dauerhaft durchzusetzen?

Franz-Pohlmann: Der Schritt vom Mädchen- zum Frauenfußball ist riesengroß. Dabei spielt Handlungsschnelligkeit eine wesentliche Rolle, weil auch die Spielgeschwindigkeit ungemein zunimmt. Wir arbeiten deshalb sehr viel mit komplexen Spielformen, in denen es immer darum geht, auf engstem Raum schnelle Lösungen zu finden. Zudem kommen taktische Aspekte hinzu, um die Spielerinnen auf die nächsten Aufgaben bestmöglich vorzubereiten.

DFB.de: In der 2. Frauen-Bundesliga stehen zahlreiche Spielerinnen im FSV-Kader, die schon bei den Juniorinnen für den Verein am Ball waren. Ist das der "Gütersloher Weg"?

Franz-Pohlmann: Mehr als 90 Prozent unseres Zweitligateams kommt in der Tat aus dem eigenen Nachwuchs. Wir haben damit einen ausgezeichneten Ausbildungsleitfaden, der transparent und eine hohe Durchlässigkeit verspricht. Wir sind ein kleiner Verein, in dem das familiäre Umfeld eine große Bedeutung hat. Dadurch fühlen sich die Spielerinnen sehr wohl.

DFB.de: Schon fünfmal waren Sie mit dem FSV Gütersloh bei der Endrunde um die Deutsche B-Juniorinnen-Meisterschaft dabei. Wie reizvoll wäre ein nationaler Titelgewinn?

Franz-Pohlmann: Darüber mache ich mir wenig Gedanken. Für mich hat Priorität, dass ich möglichst viele Nachwuchsspielerinnen an die erste Mannschaft heranführe.

DFB.de: In welchen Bereichen muss sich das Team steigern, damit die aktuelle Tabellenposition behauptet werden kann?

Franz-Pohlmann: Wir müssen im nächsten Jahr noch einige Baustellen bearbeiten, um den Schritt in den Frauenfußball für die Mädels zu ebnen. Bei der Effektivität im letzten Drittel vor dem gegnerischen Tor können wir uns definitiv noch verbessern. Oft fehlt uns noch die Ruhe und Abgeklärtheit beim Abschluss. Aber noch einmal: Ich mache die Entwicklung und den Erfolg der Mannschaft auch 2022 nicht vom Tabellenplatz abhängig.

[mspw]

Mit zwei Punkten Vorsprung vor Bayer 04 Leverkusen überwintert der FSV Gütersloh in der Staffel West/Südwest der B-Juniorinnen-Bundesliga als Tabellenführer. Die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft lockt. Im DFB.de-Interview spricht U 17-Trainer Christian Franz-Pohlmann (41) mit Mitarbeiter Peter Haidinger über das gute Abschneiden, die Talentförderung und die Saisonziele.

DFB.de: Ihre Mannschaft wird in der Staffel West/Südwest der B-Juniorinnen-Bundesliga als Tabellenführer in das neue Jahr starten. Welches Halbjahreszeugnis würden Sie Ihrer Mannschaft ausstellen, Herr Franz-Pohlmann?

Christian Franz-Pohlmann: Das Team trainiert seit einem guten halben Jahr zusammen. Wir sind mit der Entwicklung mehr als zufrieden. Wir haben nicht nur individuell, sondern auch als Mannschaft sehr große Fortschritte gemacht. Wir messen unsere Zufriedenheit aber nicht an Tabellenplätzen, sondern legen den Fokus in erster Linie auf die Ausbildung.

DFB.de: In den beiden abschließenden Heimspielen holte Ihr Team gegen den FC Speyer und den SSV Rhade nur einen von sechs möglichen Zählern. Wie sehr trüben diese Ergebnisse das insgesamt positive Gesamtbild?

Franz-Pohlmann: Zum Jahresabschluss sind solche Ergebnisse kurz vor Weihnachten nicht so angenehm, spielen aber für die Gesamtbewertung keine entscheidende Rolle. Beim 0:1 gegen den FC Speyer hatten wir sehr viele Offensivaktionen, die wir nicht in Tore ummünzen konnten. Beim 2:2 gegen SSV Rhade haben wir einen 2:0-Vorsprung und einen sicher geglaubten Dreier durch zwei individuelle Fehler leichtfertig aus der Hand gegeben. Trotz der bescheidenen Ergebnisse waren die Leistungen nicht so schlecht.

DFB.de: Was hat Ihrem Team im Endspurt vor der Winterpause gefehlt?

Franz-Pohlmann: Wir stellen aufgrund der beiden Spiele jetzt nicht alles in Frage. Ich bin auch nicht bereit, das Haar in der Suppe zu suchen. Das wäre der Mannschaft gegenüber nicht fair. Wir haben bis zur Winterpause nur eine Partie verloren und uns gegen alle direkten Konkurrenten durchgesetzt.

DFB.de: An der Tabellenspitze der Staffel West/Südwest geht es recht eng zu. Welche Mannschaften haben Sie mit Blick auf den möglichen Staffelsieg noch auf der Rechnung?

Franz-Pohlmann: Ganz ehrlich: Zunächst einmal hatte ich uns selbst zu Saisonbeginn nicht auf der Rechnung, weil wir uns als Verein und als Trainerteam damit auch nicht befasst hatten. Einige andere Mannschaften haben sich bislang fußballerisch unter Wert verkauft. Ich schätze Bayer 04 Leverkusen und auch die SGS Essen bärenstark ein.

DFB.de: Was zeichnet die U 17 des FSV Gütersloh in dieser Saison besonders aus?

Franz-Pohlmann: Die Lern- und Zielstrebigkeit der Spielerinnen sowie die mannschaftliche Geschlossenheit sind bemerkenswert. Das Team ist wissbegierig und bringt einen enorm stark ausgeprägten Ehrgeiz mit.

DFB.de: Nach Ihren Engagements in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga beim FF USV Jena und beim MSV Duisburg waren Sie vor gut zwei Jahren zum FSV Gütersloh in die Nachwuchsabteilung zurückgekehrt. Warum empfinden Sie Ihre jetzige Tätigkeit nicht als Rückschritt?

Franz-Pohlmann: Der FSV Gütersloh ist für mich eine Herzenssache. Damals hatte der Verein es mir ermöglicht, mir meinen Traum als hauptamtlicher Trainer einer Bundesligamannschaft zu erfüllen. Mein damaliger Dreijahresvertrag wurde aufgelöst und ich konnte nach Jena wechseln. So etwas vergesse ich nicht.

DFB.de: Mit welcher Zielsetzung haben Sie den Job angenommen?

Franz-Pohlmann: Wenn wir es wieder schaffen, einige Spielerinnen in den Kader der ersten Mannschaft zu bringen, haben wir unseren Auftrag erfüllt. Unsere Tabellenführung ist eine schöne Momentaufnahme, die für die sportliche Ausbildung sicherlich nicht hinderlich ist.

DFB.de: Wie sehr helfen Ihnen die im Frauenfußball gesammelten Erfahrungen bei der Talentförderung im Juniorinnenbereich?

Franz-Pohlmann: Ich weiß, wo die Messlatte liegt und was gefordert wird, um ganz oben zu bestehen. Beim MSV Duisburg lief es für mich nicht wie gewünscht. Für mich war es ein großer Lernprozess, mit einer Serie von Niederlagen umgehen zu müssen. Das war nicht einfach. Bei meiner Rückkehr nach Gütersloh hatte ich mit Zustimmung des MSV Duisburg zunächst ein halbes Jahr ehrenamtlich für den FSV gearbeitet. Ich wollte dem FSV Gütersloh damit auch etwas zurückgeben.

DFB.de: Was reizt Sie grundsätzlich daran, mit jungen Spielerinnen zu arbeiten?

Franz-Pohlmann: Wenn ich meinen Job halbherzig ausüben würde, dann könnte ich von den Spielerinnen nicht verlangen, dass sie leidenschaftlicher spielen sollen. Ich lebe es den Spielerinnen vor, verfolge einen Plan und gebe den Mädels bei der Umsetzung Hilfestellung.

DFB.de: Was muss eine Spielerin grundsätzlich mitbringen, um sich im Frauenfußball dauerhaft durchzusetzen?

Franz-Pohlmann: Der Schritt vom Mädchen- zum Frauenfußball ist riesengroß. Dabei spielt Handlungsschnelligkeit eine wesentliche Rolle, weil auch die Spielgeschwindigkeit ungemein zunimmt. Wir arbeiten deshalb sehr viel mit komplexen Spielformen, in denen es immer darum geht, auf engstem Raum schnelle Lösungen zu finden. Zudem kommen taktische Aspekte hinzu, um die Spielerinnen auf die nächsten Aufgaben bestmöglich vorzubereiten.

DFB.de: In der 2. Frauen-Bundesliga stehen zahlreiche Spielerinnen im FSV-Kader, die schon bei den Juniorinnen für den Verein am Ball waren. Ist das der "Gütersloher Weg"?

Franz-Pohlmann: Mehr als 90 Prozent unseres Zweitligateams kommt in der Tat aus dem eigenen Nachwuchs. Wir haben damit einen ausgezeichneten Ausbildungsleitfaden, der transparent und eine hohe Durchlässigkeit verspricht. Wir sind ein kleiner Verein, in dem das familiäre Umfeld eine große Bedeutung hat. Dadurch fühlen sich die Spielerinnen sehr wohl.

DFB.de: Schon fünfmal waren Sie mit dem FSV Gütersloh bei der Endrunde um die Deutsche B-Juniorinnen-Meisterschaft dabei. Wie reizvoll wäre ein nationaler Titelgewinn?

Franz-Pohlmann: Darüber mache ich mir wenig Gedanken. Für mich hat Priorität, dass ich möglichst viele Nachwuchsspielerinnen an die erste Mannschaft heranführe.

DFB.de: In welchen Bereichen muss sich das Team steigern, damit die aktuelle Tabellenposition behauptet werden kann?

Franz-Pohlmann: Wir müssen im nächsten Jahr noch einige Baustellen bearbeiten, um den Schritt in den Frauenfußball für die Mädels zu ebnen. Bei der Effektivität im letzten Drittel vor dem gegnerischen Tor können wir uns definitiv noch verbessern. Oft fehlt uns noch die Ruhe und Abgeklärtheit beim Abschluss. Aber noch einmal: Ich mache die Entwicklung und den Erfolg der Mannschaft auch 2022 nicht vom Tabellenplatz abhängig.

###more###