Franz Beckenbauer zieht Bilanz: "Es hat alles gepasst"

Die Zuschauer auf der Straße sind für Franz Beckenbauer die wahren "Könige" dieser 18. Fußball-WM. "Der Gewinner der WM ist der Fan. Die organisierten Fanmeilen und die nicht organisierten haben alle Erwartungen übertroffen", erklärte der Präsident des deutschen Organisationskomitees drei Tage vor dem Finale zwischen Italien und Frankreich auf einer Pressekonferenz im Berliner Luxushotel Adlon.

"Alles hat gepasst", betonte Beckenbauer in seiner vorgezogenen Bilanz - so richtig ins Schwärmen geriet er allerdings über Stimmung auf den zahlreichen Fan-Festen quer durch die Republik. "Da stehen unterschiedliche Rassen und Religionen nebeneinander. So stellt sich der Liebe Gott die Welt vor, auch wenn wir in der Realität noch 100.000 Jahre davon entfernt sind."

Vorausgegangen war eine Sitzung der Organisations-Kommission des Weltverbandes FIFA unter Vorsitz von UEFA-Präsident Lennart Johansson. Der Schwede überhäufte in seinen Statments die deutschen WM-Macher mit Lob. "Es wird schwierig, noch besser als die Deutschen eine Weltmeisterschaft zu veranstalten", sagte der Schwede.

Lennart Johansson mit viel Lob

Da wollte auch FIFA-Generalsekretär Urs Linsi nicht zurückstehen und hob die glänzende Zusammenarbeit mit dem deutschen OK um Beckenbauer hervor. "Das Zeichen, das durch diese WM um den ganzen Globus gesendet wurde, wird man nicht vergessen", meinte der Eidgenosse, der die Reichweiten bei den weltweiten TV-Übertragungen als Beweis für die Außergewöhnlichkeit des Ereignisses anführte.

Angesichts des bevorstehenden Endes der WM-Endrunde verfiel Beckenbauer allerdings nicht in Melancholie. Neun Jahre - drei mit der Bewerbung, sechs im OK - hatte der "Kaiser" mit der WM zu tun, nun gehe ein Lebensabschnitt zu Ende. "Wir haben unsere Pflicht getan, aber alles im Leben geht einmal vorbei", sagte der Kapitän der Weltmeister von 1974 und Teamchef der Weltmeistermannschaft von 1990, der sich jedoch als WM-Macher endgültig ein Fußball-Denkmal in Deutschland erbaut haben dürfte.

Leichte Kritik äußerte Beckenbauer lediglich in Richtung der Schiedsrichter. Vor allem zu Beginn des Turniers seien zu früh Gelbe Karten gezückt worden, so dass eine Flut von Platzverweisen zustande gekommen seien. Dies sei nicht nötig gewesen und hätte verhindert werden können. Als weiteres Übel hat Beckenbauer auch das Fordern von Gelben oder Roten Karten durch Gegenspieler nach Foulspielen ausgemacht: "Das ist unkollegial, das darf man sich nicht gefallen lassen. Wenn ein solcher Spieler eine Gelbe Karte für einen Gegenspieler verlangt, dann würde er von mir selbst eine kriegen - dann lässt er das nämlich sein."

Bei der internationalen Pressekonferenz wurde der 103-malige Internationale auch nach seinem Endspieltipp gefragt. "Ich mit meiner Neutralität sehe eine 50-zu-50-Situation", meinte Beckenbauer - festlegen lassen wollte er sich nicht. Möglicherweise, ergänzte er, könne es am Sonntag beim Duell zwischen Frankreich und Italien Verlängerung und Elfmeterschießen geben. Beide Endspielteilnehmer hätten sich im Verlauf der Vorrunde sehr schwer getan und erst im weiteren Turnierverlauf gesteigert: "Sie sind nun im Turnier angekommen und in Bestverfassung."

Gefragt nach der Torflaute bei dieser Weltmeisterschaft, hatte Beckenbauer ein verbales Schmankerl parat: "Der Herberger hat schon gesagt, wenn man nicht aufs Tor schießt, kann man keine Treffer erzielen. So wenige Torschüsse wie hier habe ich noch nie gesehen. Dabei wäre der Ball eine gute Waffe gewesen, um mit Schüssen zum Erfolg zu kommen. Diesen Vorteil haben die Spieler einfach zu wenig genutzt." [sid]


[bild1]Die Zuschauer auf der Straße sind für Franz Beckenbauer die wahren "Könige" dieser 18. Fußball-WM. "Der Gewinner der WM ist der Fan. Die organisierten Fanmeilen und die nicht organisierten haben alle Erwartungen übertroffen", erklärte der Präsident des deutschen Organisationskomitees drei Tage vor dem Finale zwischen Italien und Frankreich auf einer Pressekonferenz im Berliner Luxushotel Adlon.



"Alles hat gepasst", betonte Beckenbauer in seiner
vorgezogenen Bilanz - so richtig ins Schwärmen geriet er allerdings über Stimmung auf den zahlreichen Fan-Festen quer durch die Republik. "Da stehen unterschiedliche Rassen und Religionen nebeneinander. So stellt sich der Liebe Gott die Welt vor, auch wenn wir in der Realität noch 100.000 Jahre davon entfernt sind."



Vorausgegangen war eine Sitzung der Organisations-Kommission
des Weltverbandes FIFA unter Vorsitz von UEFA-Präsident Lennart
Johansson. Der Schwede überhäufte in seinen Statments die deutschen WM-Macher mit Lob. "Es wird schwierig, noch besser als die Deutschen eine Weltmeisterschaft zu veranstalten", sagte der
Schwede.



Lennart Johansson mit viel Lob



Da wollte auch FIFA-Generalsekretär Urs Linsi nicht
zurückstehen und hob die glänzende Zusammenarbeit mit dem deutschen OK um Beckenbauer hervor. "Das Zeichen, das durch diese WM um den ganzen Globus gesendet wurde, wird man nicht vergessen", meinte der Eidgenosse, der die Reichweiten bei den weltweiten TV-Übertragungen als Beweis für die Außergewöhnlichkeit des Ereignisses anführte.



Angesichts des bevorstehenden Endes der WM-Endrunde verfiel
Beckenbauer allerdings nicht in Melancholie. Neun Jahre - drei mit der Bewerbung, sechs im OK - hatte der "Kaiser" mit der WM zu tun, nun gehe ein Lebensabschnitt zu Ende. "Wir haben unsere Pflicht getan, aber alles im Leben geht einmal vorbei", sagte der Kapitän der Weltmeister von 1974 und Teamchef der Weltmeistermannschaft von 1990, der sich jedoch als WM-Macher endgültig ein Fußball-Denkmal in Deutschland erbaut haben dürfte.



Leichte Kritik äußerte Beckenbauer lediglich in Richtung der
Schiedsrichter. Vor allem zu Beginn des Turniers seien zu früh
Gelbe Karten gezückt worden, so dass eine Flut von Platzverweisen zustande gekommen seien. Dies sei nicht nötig gewesen und hätte verhindert werden können. Als weiteres Übel hat Beckenbauer auch das Fordern von Gelben oder Roten Karten durch Gegenspieler nach Foulspielen ausgemacht: "Das ist unkollegial, das darf man sich nicht gefallen lassen. Wenn ein solcher Spieler eine Gelbe Karte für einen Gegenspieler verlangt, dann würde er von mir selbst eine kriegen - dann lässt er das nämlich sein."



[bild2]Bei der internationalen Pressekonferenz wurde der 103-malige
Internationale auch nach seinem Endspieltipp gefragt. "Ich mit
meiner Neutralität sehe eine 50-zu-50-Situation", meinte
Beckenbauer - festlegen lassen wollte er sich nicht.
Möglicherweise, ergänzte er, könne es am Sonntag beim Duell
zwischen Frankreich und Italien Verlängerung und Elfmeterschießen geben. Beide Endspielteilnehmer hätten sich im Verlauf der Vorrunde sehr schwer getan und erst im weiteren Turnierverlauf gesteigert: "Sie sind nun im Turnier angekommen und in Bestverfassung."



Gefragt nach der Torflaute bei dieser Weltmeisterschaft, hatte
Beckenbauer ein verbales Schmankerl parat: "Der Herberger hat schon gesagt, wenn man nicht aufs Tor schießt, kann man keine Treffer erzielen. So wenige Torschüsse wie hier habe ich noch nie gesehen. Dabei wäre der Ball eine gute Waffe gewesen, um mit Schüssen zum Erfolg zu kommen. Diesen Vorteil haben die Spieler einfach zu wenig genutzt."