Frankfurts Fießer: "Mal ein Auge zudrücken"

Ex-Profi Jan Fießer kehrte nach seinem Karriereende zu seinen fußballerischen Wurzeln zurück. Der 32-Jährige, der insgesamt auf 40 Zweit- und 94 Drittligaspielen zurückblicken kann, wurde in der Nachwuchsabteilung bei Eintracht Frankfurt ausgebildet und betreut die U 17 der Hessen heute (ab 11 Uhr) im Duell gegen Bayern München erstmals hauptverantwortlich. Im DFB.de-Interview spricht Jan Fießer mit Mitarbeiter Peter Haidinger über seine neue Aufgabe.

DFB.de: Wie bewerten Sie den 4:2-Auswärtserfolg zum Saisonstart beim SV Darmstadt 98?

Fießer: Wir haben das Hessen-Derby beim Aufsteiger SV Darmstadt 98, der mit viel Euphorie in die Partie gegangen ist, hochverdient gewonnen. Für den Anfang war ich zufrieden, aber wir haben noch sehr viel Luft nach oben.

DFB.de: Wie sehr kribbelt es vor dem Duell gegen den FC Bayern München und Weltmeister Miroslav Klose?

Jan Fießer: Ich gehe schwer davon aus, dass der FC Bayern noch eine Rechnung offen hat. In der zurückliegenden Saison haben wir in München 2:0 und zu Hause 5:1 gewonnen. Ein Heimspiel gegen die Bayern ist schon etwas Besonderes, weil dann immer einige Zuschauer mehr am Riederwald erwartet werden. Wir wollen nach dem Auftaktsieg in Darmstadt nun zu Hause gegen die Bayern nachlegen.

DFB.de: Wie bereiten Sie Ihre Mannschaft auf die Aufgabe gegen den FC Bayern vor?

Fießer: Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Nach der Videoanalyse werden wir uns einen Matchplan zurechtlegen und dann schauen, wie wir Bayern München besiegen können.

DFB.de: In der zurückliegenden Saison hat Eintracht Frankfurt als Tabellendritter die wenigsten Gegentore kassiert. Mit welcher Spielphilosophie schicken Sie Ihre Spieler auf den Platz?

Fießer: Ich möchte mit der aktuellen Mannschaft dort hinkommen, wo wir letzten Saison waren. Neben einer hohen Laufbereitschaft im Spiel nach vorne muss jeder im Team auch defensiv mitarbeiten. Wir hatten letzte Saison vielleicht die beste Abwehr in ganz Deutschland. Mit Ioannis Vassiliou, Felix Omoruyi Irorere, Fynn Otto und Mason Judge sowie den beiden Torhütern Giulio Girelli und Elias Bördner sind außergewöhnlich gute Spieler in die U 19 gekommen.

DFB.de: Auf welche Aspekte legen Sie als Trainer besonderen Wert?

Fießer: Mentalität, Wille, Leidenschaft und Disziplin sind wichtige Parameter für den Erfolg. An oberster Stelle steht bei mir aber der Teamgedanke. Mit hohem Pressing wollen wir jeden Gegner früh unter Druck setzen und zu Fehlern zwingen.

DFB.de: Welche neuen Herausforderungen bringt die neue Aufgabe als Cheftrainer mit sich?

Fießer: In der vergangenen Saison war ich zunächst Co-Trainer und bereits für sechs Spiele als Interimstrainer tätig. Daher kenne ich die Abläufe. Neu ist, dass ich jetzt für die Entwicklung der Mannschaft hauptverantwortlich bin. Dabei will ich meine eigene Note, einen ruhigen Spielaufbau und entsprechende Erholungsphasen bei eigenem Ballbesitz, einfließen lassen.

DFB.de: Was reizt Sie daran, junge Spieler der Eintracht auf eine mögliche Profikarriere vorzubereiten?

Fießer: Es macht riesigen Spaß mit jungen, talentierten Spielern zusammenzuarbeiten. Die eigene Erfahrung, die ich als Profi gesammelt habe, kann ich nun weitergeben.

DFB.de: Was muss ein Spieler für den Sprung nach oben mitbringen?

Fießer: Die Spieler müssen bereit sein, hart an ihren Körpern zu arbeiten. Eine gute bis sehr gute Athletik ist Grundvoraussetzung. Wer denkt, dass er nur mit Talent den Sprung in den Profibereich schafft, liegt falsch. Klar, bei einigen Spielern wie Leroy Sane, Mario Götze oder Kai Havertz ist der Weg aufgrund ihrer Qualitäten vorgezeichnet. Davon gibt es aber nicht viele. Die anderen müssen hart arbeiten – ohne Fleiß kein Preis.

DFB.de: Wie schwer ist es, die jungen "Wilden" im Griff zu halten?

Fießer: Man sollte nicht alles verbieten. Im Vordergrund steht immer noch der Mensch. Das habe ich persönlich in meiner Karriere bei einigen Trainern vermisst und möchte das nun ein wenig anders machen. Die jungen Spieler leisten sehr viel, haben mit Training und Schule mitunter einen 14 Stundentag. Wenn sie dann irgendwann mal über die Stränge schlagen, muss man auch mal ein Auge zudrücken. Es ist ein schmaler Grat und nicht ganz einfach.

DFB.de: Die U 17 der Eintracht hat sich in den letzten drei Jahren kontinuierlich gesteigert, war regelmäßig im oberen Tabellendrittel zu finden. Was fehlte bislang zum ganz großen Wurf?

Fießer: Wir haben uns definitiv verbessert, aber im Vergleich zum FC Bayern München, TSG Hoffenheim und VfB Stuttgart fehlt noch einiges. Die Qualität ist eine andere. Um die anderen Vereine für eine ganze Saison auf Distanz zu halten, müssen wir eine perfekte Runde spielen und das ist im Jugendbereich schwer.

DFB.de: Wie gestaltet sich die Personalsituation vor dem Duell gegen die Bayern?

Fießer: Torhüter Amar Dzevaln, den wir aus Schweden geholt hatten, fällt mit einer Knieverletzung aus. Angreifer Yannick Freischlad hat ein Knochenödem. Mittelfeldspieler Mika Durczok steht mir wegen eines Außenbandanrisses im Knie nicht zur Verfügung. Unser norwegischer Neuzugang Emir Comor ist noch nicht spielberechtigt und Abwehrspieler Jan Schröder ist bis Ende der Woche krankgeschrieben. Deshalb werden wir wieder drei U 16-Spieler dazu nehmen.

DFB.de: Ist die Ausbildung zum Fußballlehrer ein persönliches Ziel von Ihnen?

Fießer: Das ist das, was ich schon immer machen wollte. Schon als A-Jugendlicher habe ich nebenbei die D-Jugend des VfL Germania 94 Frankfurt trainiert. Während meiner Zeit beim SV Wehen Wiesbaden habe ich in der Hessenliga die B-Junioren der SG Rosenhöhe Offenbach betreut. Als in Sandhausen unter Vertrag stand habe ich die U 17 und U 16 des SVS trainiert. Ich muss noch viel lernen, aber irgendwann will ich als Trainer im Profibereich arbeiten.

DFB.de: Welcher Spieler aus Ihrem Team hat das Zeug für eine Profikarriere?

Fießer: Wir haben einige Spieler dabei. Aber es liegt in der Hand der Jungs, daraus etwas zu machen. Ich kann nur den Weg vorgeben und möchte helfen, die Spieler zu prägen. Wenn ein Spieler Talent hat und darüber hinaus hart an sich arbeitet, ist eine vielversprechende Karriere nicht aufzuhalten.

[mspw]

Ex-Profi Jan Fießer kehrte nach seinem Karriereende zu seinen fußballerischen Wurzeln zurück. Der 32-Jährige, der insgesamt auf 40 Zweit- und 94 Drittligaspielen zurückblicken kann, wurde in der Nachwuchsabteilung bei Eintracht Frankfurt ausgebildet und betreut die U 17 der Hessen heute (ab 11 Uhr) im Duell gegen Bayern München erstmals hauptverantwortlich. Im DFB.de-Interview spricht Jan Fießer mit Mitarbeiter Peter Haidinger über seine neue Aufgabe.

DFB.de: Wie bewerten Sie den 4:2-Auswärtserfolg zum Saisonstart beim SV Darmstadt 98?

Fießer: Wir haben das Hessen-Derby beim Aufsteiger SV Darmstadt 98, der mit viel Euphorie in die Partie gegangen ist, hochverdient gewonnen. Für den Anfang war ich zufrieden, aber wir haben noch sehr viel Luft nach oben.

DFB.de: Wie sehr kribbelt es vor dem Duell gegen den FC Bayern München und Weltmeister Miroslav Klose?

Jan Fießer: Ich gehe schwer davon aus, dass der FC Bayern noch eine Rechnung offen hat. In der zurückliegenden Saison haben wir in München 2:0 und zu Hause 5:1 gewonnen. Ein Heimspiel gegen die Bayern ist schon etwas Besonderes, weil dann immer einige Zuschauer mehr am Riederwald erwartet werden. Wir wollen nach dem Auftaktsieg in Darmstadt nun zu Hause gegen die Bayern nachlegen.

DFB.de: Wie bereiten Sie Ihre Mannschaft auf die Aufgabe gegen den FC Bayern vor?

Fießer: Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Nach der Videoanalyse werden wir uns einen Matchplan zurechtlegen und dann schauen, wie wir Bayern München besiegen können.

DFB.de: In der zurückliegenden Saison hat Eintracht Frankfurt als Tabellendritter die wenigsten Gegentore kassiert. Mit welcher Spielphilosophie schicken Sie Ihre Spieler auf den Platz?

Fießer: Ich möchte mit der aktuellen Mannschaft dort hinkommen, wo wir letzten Saison waren. Neben einer hohen Laufbereitschaft im Spiel nach vorne muss jeder im Team auch defensiv mitarbeiten. Wir hatten letzte Saison vielleicht die beste Abwehr in ganz Deutschland. Mit Ioannis Vassiliou, Felix Omoruyi Irorere, Fynn Otto und Mason Judge sowie den beiden Torhütern Giulio Girelli und Elias Bördner sind außergewöhnlich gute Spieler in die U 19 gekommen.

DFB.de: Auf welche Aspekte legen Sie als Trainer besonderen Wert?

Fießer: Mentalität, Wille, Leidenschaft und Disziplin sind wichtige Parameter für den Erfolg. An oberster Stelle steht bei mir aber der Teamgedanke. Mit hohem Pressing wollen wir jeden Gegner früh unter Druck setzen und zu Fehlern zwingen.

DFB.de: Welche neuen Herausforderungen bringt die neue Aufgabe als Cheftrainer mit sich?

Fießer: In der vergangenen Saison war ich zunächst Co-Trainer und bereits für sechs Spiele als Interimstrainer tätig. Daher kenne ich die Abläufe. Neu ist, dass ich jetzt für die Entwicklung der Mannschaft hauptverantwortlich bin. Dabei will ich meine eigene Note, einen ruhigen Spielaufbau und entsprechende Erholungsphasen bei eigenem Ballbesitz, einfließen lassen.

DFB.de: Was reizt Sie daran, junge Spieler der Eintracht auf eine mögliche Profikarriere vorzubereiten?

Fießer: Es macht riesigen Spaß mit jungen, talentierten Spielern zusammenzuarbeiten. Die eigene Erfahrung, die ich als Profi gesammelt habe, kann ich nun weitergeben.

DFB.de: Was muss ein Spieler für den Sprung nach oben mitbringen?

Fießer: Die Spieler müssen bereit sein, hart an ihren Körpern zu arbeiten. Eine gute bis sehr gute Athletik ist Grundvoraussetzung. Wer denkt, dass er nur mit Talent den Sprung in den Profibereich schafft, liegt falsch. Klar, bei einigen Spielern wie Leroy Sane, Mario Götze oder Kai Havertz ist der Weg aufgrund ihrer Qualitäten vorgezeichnet. Davon gibt es aber nicht viele. Die anderen müssen hart arbeiten – ohne Fleiß kein Preis.

DFB.de: Wie schwer ist es, die jungen "Wilden" im Griff zu halten?

Fießer: Man sollte nicht alles verbieten. Im Vordergrund steht immer noch der Mensch. Das habe ich persönlich in meiner Karriere bei einigen Trainern vermisst und möchte das nun ein wenig anders machen. Die jungen Spieler leisten sehr viel, haben mit Training und Schule mitunter einen 14 Stundentag. Wenn sie dann irgendwann mal über die Stränge schlagen, muss man auch mal ein Auge zudrücken. Es ist ein schmaler Grat und nicht ganz einfach.

DFB.de: Die U 17 der Eintracht hat sich in den letzten drei Jahren kontinuierlich gesteigert, war regelmäßig im oberen Tabellendrittel zu finden. Was fehlte bislang zum ganz großen Wurf?

Fießer: Wir haben uns definitiv verbessert, aber im Vergleich zum FC Bayern München, TSG Hoffenheim und VfB Stuttgart fehlt noch einiges. Die Qualität ist eine andere. Um die anderen Vereine für eine ganze Saison auf Distanz zu halten, müssen wir eine perfekte Runde spielen und das ist im Jugendbereich schwer.

DFB.de: Wie gestaltet sich die Personalsituation vor dem Duell gegen die Bayern?

Fießer: Torhüter Amar Dzevaln, den wir aus Schweden geholt hatten, fällt mit einer Knieverletzung aus. Angreifer Yannick Freischlad hat ein Knochenödem. Mittelfeldspieler Mika Durczok steht mir wegen eines Außenbandanrisses im Knie nicht zur Verfügung. Unser norwegischer Neuzugang Emir Comor ist noch nicht spielberechtigt und Abwehrspieler Jan Schröder ist bis Ende der Woche krankgeschrieben. Deshalb werden wir wieder drei U 16-Spieler dazu nehmen.

DFB.de: Ist die Ausbildung zum Fußballlehrer ein persönliches Ziel von Ihnen?

Fießer: Das ist das, was ich schon immer machen wollte. Schon als A-Jugendlicher habe ich nebenbei die D-Jugend des VfL Germania 94 Frankfurt trainiert. Während meiner Zeit beim SV Wehen Wiesbaden habe ich in der Hessenliga die B-Junioren der SG Rosenhöhe Offenbach betreut. Als in Sandhausen unter Vertrag stand habe ich die U 17 und U 16 des SVS trainiert. Ich muss noch viel lernen, aber irgendwann will ich als Trainer im Profibereich arbeiten.

DFB.de: Welcher Spieler aus Ihrem Team hat das Zeug für eine Profikarriere?

Fießer: Wir haben einige Spieler dabei. Aber es liegt in der Hand der Jungs, daraus etwas zu machen. Ich kann nur den Weg vorgeben und möchte helfen, die Spieler zu prägen. Wenn ein Spieler Talent hat und darüber hinaus hart an sich arbeitet, ist eine vielversprechende Karriere nicht aufzuhalten.

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