Frankfurt vs. Bremen: "Pokal total", Abseitstore und Lemkes Kasse

Heute (ab 20.45 Uhr, live in der ARD und bei Sky) empfängt Eintracht Frankfurt den SV Werder Bremen im DFB-Pokalviertelfinale. Zum fünften Mal hat das Los die beiden Vereine im Pokal zusammengeführt. Dreimal setzte sich die Eintracht durch, einmal Werder, das dafür aber zwei Anläufe benötigte. DFB.de wirft einen Blick in die Historie dieses Pokalduells. 

1978: Handspiel als Schlüsselszene

23. September 1978, 2. Hauptrunde: Werder Bremen – Eintracht Frankfurt 2:3

Wie in der Gegenwart trafen die beiden Klubs binnen weniger Tage zweimal aufeinander. Jedoch jeweils in Bremen, wo die Hessen das "Vorspiel" in der Bundesliga 2:0 gewannen. Werder-Manager Rudi Assauer befürchtete zu Recht, dass derselbe Gegner nur sieben Tage später noch weniger Zuschauer anlocke als in der Liga (11.000), und so kam es – nur 7000 Fans verliefen sich ins Weserstadion und die meisten verließen es verärgert. Die Grün-Weißen von Trainer Wolfgang Weber hatten diesmal sogar eine 2:0-Führung bis zur 66. Minute noch verspielt und 2:3 verloren.

Die Schlüsselszene war ein Handspiel des am Vorabend als Kapitän zurückgetretenen Dänen Per Roentved. Werner Lorant verwandelte den Handelfmeter, Weltmeister Jürgen Grabowski und Libero Bruno Pezzey drehten mit ihren Treffern die Partie vollends. Die Bremer Tore durch Werner Dressel und Klaus Wunder interessierten im Nachhinein nur noch Statistiker. Benno Möhlmann klagte: "So ein Spiel kann doch nicht verloren werden." Gästetrainer Otto Knefler, im Disput mit Assauer, schwänzte wie in der Vorwoche die Pressekonferenz, denn "man kann nicht jeden Tag einen Trainer beleidigen". 

1988: Ein Held, ein Glückspilz, ein Buhmann

13. April 1988, Halbfinale: Werder Bremen – Eintracht Frankfurt 0:1

Bis zu jenem Mittwochabend träumten sie in Bremen vom ersten Double der Klubgeschichte. Mit vier Punkten, damals zwei Siege, führte das Team von Otto Rehhagel die Tabelle an. Da war es, zudem im Heimvorteil, gegen die Hessen (Platz 9 in der Liga) klarer Favorit. Eintracht-Keeper Uli Stein: "Wir können hier locker aufspielen, alles rechnet mit Bremen." Und doch kam es anders, auch wenn hinterher niemand von einem verdienten Sieg der Eintracht sprach. Während Stein eine Chance nach der anderen zunichte und vielleicht das Spiel seines Lebens machte, nutzte Frank Schulz nach einem Konter die einzige Eintracht-Chance zum Tor des Tages (45.). "Ein klares Abseitstor", wie Werder-Ersatzkeeper Dieter Burdenski befand. "Für mich auf keinen Fall Abseits – und wenn, ist es mir auch egal", entgegnete Schulz im ARD-Interview keck.

Stein war also der Held des Abends, Schulz der Glückspilz und Schiedsrichter Dieter Pauly der Buhmann, weil er auch einen Burgsmüller-Treffer aberkannte und Werder einen Elfmeter nach Foul an Kalle Riedle verweigerte. "Man kann doch nicht vom Schiedsrichter erwarten, dass er Gastgeschenke verteilt. Dazu sind wir nicht da", wehrte sich Pauly dagegen, die Heimmannschaft benachteiligt zu haben. Für Werder blieb es die letzte Heimniederlage im Pokal für 31 Jahre und 37 Spiele, ehe im Vorjahr die Bayern recht glücklich die Serie brachen. Die Eintracht wurde 1988 Pokalsieger, Werder blieb die Meisterschaft.

1991: Erst Remis, dann Pokal total

25. April 1991, Halbfinale: Eintracht Frankfurt – Werder Bremen 2:2 n.V.

Erstmals trafen sich beide Teams 1991 im Waldstadion. Die Eintracht hatte gerade den Trainer gewechselt und unter Dragoslav Stepanovic zwei klare Siege eingefahren. Bei Werder regierte immer noch König Otto, der als Tabellenzweiter wieder auf die Schale schielte – und auf den Pokal, den sein Team 1989 und 1990 erst im Finale verspielt hatte. An jenem Donnerstagabend gab es keinen klaren Favoriten. Uli Stein stand immer noch im Eintracht-Tor, hätte das aber lieber im Weser-Stadion gehütet, denn "da haben wir immer besser gespielt". Stepanovic rechnete damit, dass "Bremens Taktik ganz auf ein Wiederholungsspiel ausgerichtet ist". Was Werder-Manager Willi Lemke bestätigte: "Dann gebe ich sofort einen aus." Er hatte natürlich die Finanzen im Blick, sein Trainer eher die sportliche Belastung. Tatsächlich kam es so, wie Lemke es sich erträumte.

Nach 120 Minuten hieß es vor 32.000 Zuschauern 2:2. Zwar trafen drei Frankfurter, Heinz Gründel jedoch schon früh ins eigene Tor (2.). Michael Klein, in 49 Bundesligaeinsätzen torlos geblieben, glich aus (22.) und Libero Manfred Binz brachte die Hessen in Führung (28.). Dann jedoch flog Torjäger Anthony Yeboah vom Platz (37.) und in Überzahl kamen die Bremer durch ihren heutigen Vorstandschef Marco Bode zum Ausgleich (61.). Mehr passierte nicht, obwohl die dezimierten Frankfurter dem Sieg näher waren. Nun also hatten sie ihr Wiederholungsspiel und Lemke frohlockte: "Wir machen noch einmal gute Kasse."

8. Mai 1991, Halbfinale Wiederholungsspiel: Werder Bremen – Eintracht Frankfurt 6:3

Im fünften Duell griff erstmals der Heimvorteil. Aber trotz des deutlichen Resultats war es noch unerwartet spannend, als die Eintracht nach 1:4-Pausenrückstand bis zur 75. Minute auf 3:4 herangekommen war. Der Kicker schrieb: "Pokal total im Weserstadion. Eine wahre Torflut, eine Offensiv-Orgie, ein Spielverlauf mit dramatischen Akzenten." Ein Grund für die Torflut war die unerwartet schwache Leistung von Stein, "ein unsicherer und lustloser Torwart", der sich die Note 5 verdiente.

Werders Matchwinner hieß Wynton Rufer, der Neuseeländer erzielte drei Tore (8., 30., 75.), Rune Bratseth (29.), Frank Neubarth (37.) und Klaus Allofs (80.) machten das halbe Dutzend voll. Für Eintracht trafen Lothar Sippel (15., 67.) und Manfred Binz per Elfmeter (72.). "Wir haben gepennt. Drei Gegentore in so kurzen Abständen, da kann man in Bremen nicht gewinnen", stöhnte Weltmeister Andreas Möller. Werders Uli Borowka stellte dagegen fest: "Wir sind eben eine Pokalmannschaft." Und diesmal, im dritten Anlauf unter Rehhagel in Folge, sollte es auch mit dem Pokalsieg klappen. Nur Lemke war nicht ganz zufrieden: 21.160 Zuschauer für ein Halbfinale – das hätte wohl jeden Manager enttäuscht. 

1991: Zweitligist im Pokalrausch

23. September 1997, 2. Runde: Eintracht Frankfurt – Werder Bremen 3:0

Die Eintracht war in die 2. Liga abgestürzt, erstmals trafen sich die beiden nicht als "Klassenkameraden". Umso erstaunlicher, dass Frankfurt ausgerechnet in diesem Spiel den höchsten Pokalsieg gegen Werder feierte. 33.000 Zuschauer waren ins Waldstadion gekommen und bereuten nichts. "Das war bundesligareif", jubilierte SGE-Präsident Rolf Heller nach einem Spiel, das die Krise der Bremer, auf Platz 13 in der Liga gerutscht, verschärfte. Der neue Trainer Wolfgang Sidka stand schon wieder in der Kritik, gab aber den Gelassenen: "Ich bin total locker, ich spüre das uneingeschränkte Vertrauen des Präsidiums." Bei der Eintracht feierten sie die "sensationelle Wandlung" (Zitat Heller) unter Trainer Horst Ehrmantraut.

"Der Trainer formte aus einem Team von Verbannten und Verkannten eine verschworene Einheit", schrieb der Kicker. Für Werder Bremen waren sie an diesem Abend zu stark. Ein fragwürdiger Elfmeter, von Thomas Sobotzik verwandelt (19.), stellte die Weichen. Olaf Janßen (38.) und Ralf Weber (63.) vertrieben jegliche Zweifel am Ausgang des Spiels. Nach der Gelb-Roten Karte für Björn Schierenbeck (58.) war Werder ohnehin auf verlorenem Posten. Auch nach Chancen (9:3) war der Sieg des Zweitligisten hoch verdient. Der geriet nicht einmal dann in Gefahr, als Torwart Oka Nikolov nach einem Zusammenprall zwei Minuten lang quasi blind war und danach nur verschwommen sah.

[um]

Heute (ab 20.45 Uhr, live in der ARD und bei Sky) empfängt Eintracht Frankfurt den SV Werder Bremen im DFB-Pokalviertelfinale. Zum fünften Mal hat das Los die beiden Vereine im Pokal zusammengeführt. Dreimal setzte sich die Eintracht durch, einmal Werder, das dafür aber zwei Anläufe benötigte. DFB.de wirft einen Blick in die Historie dieses Pokalduells. 

1978: Handspiel als Schlüsselszene

23. September 1978, 2. Hauptrunde: Werder Bremen – Eintracht Frankfurt 2:3

Wie in der Gegenwart trafen die beiden Klubs binnen weniger Tage zweimal aufeinander. Jedoch jeweils in Bremen, wo die Hessen das "Vorspiel" in der Bundesliga 2:0 gewannen. Werder-Manager Rudi Assauer befürchtete zu Recht, dass derselbe Gegner nur sieben Tage später noch weniger Zuschauer anlocke als in der Liga (11.000), und so kam es – nur 7000 Fans verliefen sich ins Weserstadion und die meisten verließen es verärgert. Die Grün-Weißen von Trainer Wolfgang Weber hatten diesmal sogar eine 2:0-Führung bis zur 66. Minute noch verspielt und 2:3 verloren.

Die Schlüsselszene war ein Handspiel des am Vorabend als Kapitän zurückgetretenen Dänen Per Roentved. Werner Lorant verwandelte den Handelfmeter, Weltmeister Jürgen Grabowski und Libero Bruno Pezzey drehten mit ihren Treffern die Partie vollends. Die Bremer Tore durch Werner Dressel und Klaus Wunder interessierten im Nachhinein nur noch Statistiker. Benno Möhlmann klagte: "So ein Spiel kann doch nicht verloren werden." Gästetrainer Otto Knefler, im Disput mit Assauer, schwänzte wie in der Vorwoche die Pressekonferenz, denn "man kann nicht jeden Tag einen Trainer beleidigen". 

1988: Ein Held, ein Glückspilz, ein Buhmann

13. April 1988, Halbfinale: Werder Bremen – Eintracht Frankfurt 0:1

Bis zu jenem Mittwochabend träumten sie in Bremen vom ersten Double der Klubgeschichte. Mit vier Punkten, damals zwei Siege, führte das Team von Otto Rehhagel die Tabelle an. Da war es, zudem im Heimvorteil, gegen die Hessen (Platz 9 in der Liga) klarer Favorit. Eintracht-Keeper Uli Stein: "Wir können hier locker aufspielen, alles rechnet mit Bremen." Und doch kam es anders, auch wenn hinterher niemand von einem verdienten Sieg der Eintracht sprach. Während Stein eine Chance nach der anderen zunichte und vielleicht das Spiel seines Lebens machte, nutzte Frank Schulz nach einem Konter die einzige Eintracht-Chance zum Tor des Tages (45.). "Ein klares Abseitstor", wie Werder-Ersatzkeeper Dieter Burdenski befand. "Für mich auf keinen Fall Abseits – und wenn, ist es mir auch egal", entgegnete Schulz im ARD-Interview keck.

Stein war also der Held des Abends, Schulz der Glückspilz und Schiedsrichter Dieter Pauly der Buhmann, weil er auch einen Burgsmüller-Treffer aberkannte und Werder einen Elfmeter nach Foul an Kalle Riedle verweigerte. "Man kann doch nicht vom Schiedsrichter erwarten, dass er Gastgeschenke verteilt. Dazu sind wir nicht da", wehrte sich Pauly dagegen, die Heimmannschaft benachteiligt zu haben. Für Werder blieb es die letzte Heimniederlage im Pokal für 31 Jahre und 37 Spiele, ehe im Vorjahr die Bayern recht glücklich die Serie brachen. Die Eintracht wurde 1988 Pokalsieger, Werder blieb die Meisterschaft.

1991: Erst Remis, dann Pokal total

25. April 1991, Halbfinale: Eintracht Frankfurt – Werder Bremen 2:2 n.V.

Erstmals trafen sich beide Teams 1991 im Waldstadion. Die Eintracht hatte gerade den Trainer gewechselt und unter Dragoslav Stepanovic zwei klare Siege eingefahren. Bei Werder regierte immer noch König Otto, der als Tabellenzweiter wieder auf die Schale schielte – und auf den Pokal, den sein Team 1989 und 1990 erst im Finale verspielt hatte. An jenem Donnerstagabend gab es keinen klaren Favoriten. Uli Stein stand immer noch im Eintracht-Tor, hätte das aber lieber im Weser-Stadion gehütet, denn "da haben wir immer besser gespielt". Stepanovic rechnete damit, dass "Bremens Taktik ganz auf ein Wiederholungsspiel ausgerichtet ist". Was Werder-Manager Willi Lemke bestätigte: "Dann gebe ich sofort einen aus." Er hatte natürlich die Finanzen im Blick, sein Trainer eher die sportliche Belastung. Tatsächlich kam es so, wie Lemke es sich erträumte.

Nach 120 Minuten hieß es vor 32.000 Zuschauern 2:2. Zwar trafen drei Frankfurter, Heinz Gründel jedoch schon früh ins eigene Tor (2.). Michael Klein, in 49 Bundesligaeinsätzen torlos geblieben, glich aus (22.) und Libero Manfred Binz brachte die Hessen in Führung (28.). Dann jedoch flog Torjäger Anthony Yeboah vom Platz (37.) und in Überzahl kamen die Bremer durch ihren heutigen Vorstandschef Marco Bode zum Ausgleich (61.). Mehr passierte nicht, obwohl die dezimierten Frankfurter dem Sieg näher waren. Nun also hatten sie ihr Wiederholungsspiel und Lemke frohlockte: "Wir machen noch einmal gute Kasse."

8. Mai 1991, Halbfinale Wiederholungsspiel: Werder Bremen – Eintracht Frankfurt 6:3

Im fünften Duell griff erstmals der Heimvorteil. Aber trotz des deutlichen Resultats war es noch unerwartet spannend, als die Eintracht nach 1:4-Pausenrückstand bis zur 75. Minute auf 3:4 herangekommen war. Der Kicker schrieb: "Pokal total im Weserstadion. Eine wahre Torflut, eine Offensiv-Orgie, ein Spielverlauf mit dramatischen Akzenten." Ein Grund für die Torflut war die unerwartet schwache Leistung von Stein, "ein unsicherer und lustloser Torwart", der sich die Note 5 verdiente.

Werders Matchwinner hieß Wynton Rufer, der Neuseeländer erzielte drei Tore (8., 30., 75.), Rune Bratseth (29.), Frank Neubarth (37.) und Klaus Allofs (80.) machten das halbe Dutzend voll. Für Eintracht trafen Lothar Sippel (15., 67.) und Manfred Binz per Elfmeter (72.). "Wir haben gepennt. Drei Gegentore in so kurzen Abständen, da kann man in Bremen nicht gewinnen", stöhnte Weltmeister Andreas Möller. Werders Uli Borowka stellte dagegen fest: "Wir sind eben eine Pokalmannschaft." Und diesmal, im dritten Anlauf unter Rehhagel in Folge, sollte es auch mit dem Pokalsieg klappen. Nur Lemke war nicht ganz zufrieden: 21.160 Zuschauer für ein Halbfinale – das hätte wohl jeden Manager enttäuscht. 

1991: Zweitligist im Pokalrausch

23. September 1997, 2. Runde: Eintracht Frankfurt – Werder Bremen 3:0

Die Eintracht war in die 2. Liga abgestürzt, erstmals trafen sich die beiden nicht als "Klassenkameraden". Umso erstaunlicher, dass Frankfurt ausgerechnet in diesem Spiel den höchsten Pokalsieg gegen Werder feierte. 33.000 Zuschauer waren ins Waldstadion gekommen und bereuten nichts. "Das war bundesligareif", jubilierte SGE-Präsident Rolf Heller nach einem Spiel, das die Krise der Bremer, auf Platz 13 in der Liga gerutscht, verschärfte. Der neue Trainer Wolfgang Sidka stand schon wieder in der Kritik, gab aber den Gelassenen: "Ich bin total locker, ich spüre das uneingeschränkte Vertrauen des Präsidiums." Bei der Eintracht feierten sie die "sensationelle Wandlung" (Zitat Heller) unter Trainer Horst Ehrmantraut.

"Der Trainer formte aus einem Team von Verbannten und Verkannten eine verschworene Einheit", schrieb der Kicker. Für Werder Bremen waren sie an diesem Abend zu stark. Ein fragwürdiger Elfmeter, von Thomas Sobotzik verwandelt (19.), stellte die Weichen. Olaf Janßen (38.) und Ralf Weber (63.) vertrieben jegliche Zweifel am Ausgang des Spiels. Nach der Gelb-Roten Karte für Björn Schierenbeck (58.) war Werder ohnehin auf verlorenem Posten. Auch nach Chancen (9:3) war der Sieg des Zweitligisten hoch verdient. Der geriet nicht einmal dann in Gefahr, als Torwart Oka Nikolov nach einem Zusammenprall zwei Minuten lang quasi blind war und danach nur verschwommen sah.

###more###