Frank Benatelli: Bundesligascout und Landesligatrainer

Der kleine Fußball ist in Deutschland riesengroß. In fast 26.000 Vereinen wird unter dem Dach des DFB Fußball gespielt. Das Rampenlicht gehört normalerweise den Stars aus der Bundesliga und der Nationalmannschaft. Die heimlichen Helden aber spielen und engagieren sich woanders, in der Verbands-, Bezirks- oder Kreisliga, auf kleinen Sportplätzen.

Ihnen widmet sich DFB.de jeden Dienstag in seiner Serie. Sie zeigt, wie besonders der deutsche Fußballalltag ist. Heute: Frank Benatelli, eine Legende des VfL Bochum. Inzwischen ist er Trainer in der Landesliga, natürlich in "seiner" Stadt, beim CSV SF Bochum-Linden.

Gleich in seinem ersten Bundesligaspiel für den VfL Bochum hat Benatelli Bekanntschaft mit einem richtig harten Hund gemacht. Kein Geringerer als der Stuttgarter Nationalverteidiger Karl-Heinz Förster war abgestellt, um dem damals 21-jährigen Debütanten das Leben schwer zu machen. "Der hat schon versucht, mich einzuschüchtern", erinnert sich Benatelli. "Aber so einfach geht das nicht bei mir, ich hab' da schon genug Selbstbewusstsein gehabt."

"Ich war ein Malocher"

Furchtlos, laufstark und kampfbetont - mit diesen in den 80er-Jahren vor allem im Ruhrpott hochgeschätzten Attributen ausgestattet, wurde "Bena", wie er von den Fans noch immer genannt wird, zur festen Größe beim VfL. Wie so vieles im Pott war für Benatelli auch der Fußball erst mal harte Arbeit. "Ich war schon ein Malocher, sehr lauf- und kampfstark", beschreibt er rückblickend seine aktive Zeit, "aber das musste ich mir alles antrainieren. Anders als zum Beispiel Lothar Matthäus, der genetisch ganz andere Voraussetzungen mitbringt, musste ich mir alles erarbeiten."

Die harte Arbeit wurde belohnt. Insgesamt spielte Benatelli 192-mal für den VfL und erzielte dabei 13 Treffer. Für den zweifachen Familienvater gab es nie einen anderen Verein als den VfL Bochum. Schon als Jugendlicher stand er mit dem Fanklub Bochum-Süd in der Kurve, und auch als Profi trug er nie ein anderes Trikot. VfL ein Leben lang. "Es gab auch Anfragen von anderen Vereinen, aber ich war und bin von Herzen Bochumer", begründet Benatelli mit hörbarem Stolz seine nicht alltägliche Vereinstreue.

Sohn Rico reift beim BVB II

Die Liebe zu seiner Stadt ging sogar so weit, dass er mit seiner Frau einen langen Streit um den Geburtsort seiner Kinder vom Zaun brach. "Meine Kinder sind in Herdecke im Anthroposophischen Krankenhaus zur Welt gekommen. Ich dachte, das kann doch nicht wahr sein, geboren in Herdecke und nicht in Bochum. Damit konnte ich mich gar nicht anfreunden." Heute ist er etwas toleranter geworden und stolz, dass sein Sohn Rico als hoffnungsvolles Talent bei der zweiten Mannschaft von Borussia Dortmund in der 3. Liga spielt.

Die Karriere des Seniors nahm ein jähes Ende. Eine Verletzung an der Patellasehne zwang Frank Benatelli, im Alter von 28 Jahren aufzuhören - er konnte das Knie nicht mehr belasten. Ein Schlag, den er nur mühsam verarbeiten konnte. "Das war eine ganz schwere Zeit für mich, ich bin ein Jahr nicht mehr ins Stadion gegangen", beschreibt der heute 40-Jährige die Monate nach dem Karriere-Aus.

Erst das Abitur, dann die Fußball-Lehrer-Lizenz

Doch Frank Benatelli ist niemand, der sich unterkriegen lässt. Schnell wusste er seine neu gewonnene Freizeit sinnvoll zu nutzen. Zuerst drückte er an der Seite von zehn Jahre jüngeren Jugendlichen noch einmal die Schulbank und holte sein Abitur nach. Danach ließ er sich parallel zu seiner Kaufmannslehre auch zum Fußball-Lehrer ausbilden. "Lange Zeit war mir nicht so klar, dass ich Trainer sein möchte, aber dann hat es bei meiner ersten Station ganz gut geklappt", sagt Benatelli rückblickend.

Die erste Station war der ehemalige Oberligist SV Sodingen. Heute sichtet er hauptberuflich Talente für den VfL Wolfsburg und trainiert - sechs Stationen nach Sodingen - den CSV SF Bochum-Linden. CSV steht für "Christlich Sozialer Verein", doch "mit dem Vatikan hat das nichts zu tun", so Benatelli. Der hält es mit dem Christentum ganz einfach: "Auch wer nicht an ein Leben nach dem Tod glaubt, kann trotzdem ein guter Mensch sein und ist bei uns willkommen."

Mit dem Engagement beim CSV schließt sich der Kreis für den heimatverbundenen Ex-Profi: "Ich hab schon immer in Bochum-Linden gewohnt, habe jetzt auch hier gebaut. In zwei Minuten bin ich am Platz." Innerhalb von drei Jahren hat Benatelli aus einer Abstiegsmannschaft in der Kreisklasse ein ambitioniertes Landesligateam geformt.

Wo sind die Charakterköpfe?

Seine Erfahrungen als Profi kann er dabei jedoch nicht an den Mann bringen. "Von den Jungs kommt eigentlich niemand und fragt: 'Hey, wie war das denn damals?'" Benatelli redet ohnehin nicht gerne über früher, einen Seitenhieb auf die aktuelle Entwicklung im Fußball kann er sich dennoch nicht verkneifen: "Es ist alles schnelllebiger geworden als früher. Das ist im Sport und auch in der Politik so. Da weiß man teilweise gar nicht mehr, wer jetzt wo Minister ist. Da sind keine Charakterköpfe mehr. Diese absoluten Typen gibt es auch im Sport nicht mehr."

Seine eigenen Ambitionen im Trainerberuf hat Benatelli in den letzten Jahren Stück für Stück zurückgeschraubt. "Klar, es war mal mein Traum, in der Bundesliga zu trainieren, und ich würde mir das auch immer noch zutrauen. Aber dazu ist es wohl zu spät. Als Trainer muss das alles ganz schnell gehen. Wenn man wie ich elf Jahre in der vierten Liga war, dann kommt man da nicht mehr raus." Heute ist er zufrieden, so wie es ist.

Persönliches Glück im Amateurfußball gefunden

Nur dass nie eine Anfrage seines VfL kam, scheint Frank Benatelli trotzdem zu wurmen. Wenn er feststellt, dass man "in Bochum leider jahrelang kein Wert auf ehemalige Spieler gelegt" habe, schwingt Enttäuschung in seiner Stimme mit. "Wir waren damals mit dem Herzen dabei, das scheint heute nicht mehr so der Fall zu sein", sagt er nur.

Frank Benatelli, der auch Fußball-Lehrgänge mit Ex-Nationalspieler Michael Rummenigge leitet, hat sein Glück im Amateurfußball gefunden. "Die Spielklasse ist nicht so wichtig, wichtig ist, dass die Leute mitziehen", sagt der 40-Jährige. Und das scheint in Bochum-Linden der Fall zu sein. Na klar, es ist ja seine Stadt.

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Der kleine Fußball ist in Deutschland riesengroß. In fast 26.000 Vereinen wird unter dem Dach des DFB Fußball gespielt. Das Rampenlicht gehört normalerweise den Stars aus der Bundesliga und der Nationalmannschaft. Die heimlichen Helden aber spielen und engagieren sich woanders, in der Verbands-, Bezirks- oder Kreisliga, auf kleinen Sportplätzen.

Ihnen widmet sich DFB.de jeden Dienstag in seiner Serie. Sie zeigt, wie besonders der deutsche Fußballalltag ist. Heute: Frank Benatelli, eine Legende des VfL Bochum. Inzwischen ist er Trainer in der Landesliga, natürlich in "seiner" Stadt, beim CSV SF Bochum-Linden.

Gleich in seinem ersten Bundesligaspiel für den VfL Bochum hat Benatelli Bekanntschaft mit einem richtig harten Hund gemacht. Kein Geringerer als der Stuttgarter Nationalverteidiger Karl-Heinz Förster war abgestellt, um dem damals 21-jährigen Debütanten das Leben schwer zu machen. "Der hat schon versucht, mich einzuschüchtern", erinnert sich Benatelli. "Aber so einfach geht das nicht bei mir, ich hab' da schon genug Selbstbewusstsein gehabt."

"Ich war ein Malocher"

Furchtlos, laufstark und kampfbetont - mit diesen in den 80er-Jahren vor allem im Ruhrpott hochgeschätzten Attributen ausgestattet, wurde "Bena", wie er von den Fans noch immer genannt wird, zur festen Größe beim VfL. Wie so vieles im Pott war für Benatelli auch der Fußball erst mal harte Arbeit. "Ich war schon ein Malocher, sehr lauf- und kampfstark", beschreibt er rückblickend seine aktive Zeit, "aber das musste ich mir alles antrainieren. Anders als zum Beispiel Lothar Matthäus, der genetisch ganz andere Voraussetzungen mitbringt, musste ich mir alles erarbeiten."

Die harte Arbeit wurde belohnt. Insgesamt spielte Benatelli 192-mal für den VfL und erzielte dabei 13 Treffer. Für den zweifachen Familienvater gab es nie einen anderen Verein als den VfL Bochum. Schon als Jugendlicher stand er mit dem Fanklub Bochum-Süd in der Kurve, und auch als Profi trug er nie ein anderes Trikot. VfL ein Leben lang. "Es gab auch Anfragen von anderen Vereinen, aber ich war und bin von Herzen Bochumer", begründet Benatelli mit hörbarem Stolz seine nicht alltägliche Vereinstreue.

Sohn Rico reift beim BVB II

Die Liebe zu seiner Stadt ging sogar so weit, dass er mit seiner Frau einen langen Streit um den Geburtsort seiner Kinder vom Zaun brach. "Meine Kinder sind in Herdecke im Anthroposophischen Krankenhaus zur Welt gekommen. Ich dachte, das kann doch nicht wahr sein, geboren in Herdecke und nicht in Bochum. Damit konnte ich mich gar nicht anfreunden." Heute ist er etwas toleranter geworden und stolz, dass sein Sohn Rico als hoffnungsvolles Talent bei der zweiten Mannschaft von Borussia Dortmund in der 3. Liga spielt.

Die Karriere des Seniors nahm ein jähes Ende. Eine Verletzung an der Patellasehne zwang Frank Benatelli, im Alter von 28 Jahren aufzuhören - er konnte das Knie nicht mehr belasten. Ein Schlag, den er nur mühsam verarbeiten konnte. "Das war eine ganz schwere Zeit für mich, ich bin ein Jahr nicht mehr ins Stadion gegangen", beschreibt der heute 40-Jährige die Monate nach dem Karriere-Aus.

Erst das Abitur, dann die Fußball-Lehrer-Lizenz

Doch Frank Benatelli ist niemand, der sich unterkriegen lässt. Schnell wusste er seine neu gewonnene Freizeit sinnvoll zu nutzen. Zuerst drückte er an der Seite von zehn Jahre jüngeren Jugendlichen noch einmal die Schulbank und holte sein Abitur nach. Danach ließ er sich parallel zu seiner Kaufmannslehre auch zum Fußball-Lehrer ausbilden. "Lange Zeit war mir nicht so klar, dass ich Trainer sein möchte, aber dann hat es bei meiner ersten Station ganz gut geklappt", sagt Benatelli rückblickend.

Die erste Station war der ehemalige Oberligist SV Sodingen. Heute sichtet er hauptberuflich Talente für den VfL Wolfsburg und trainiert - sechs Stationen nach Sodingen - den CSV SF Bochum-Linden. CSV steht für "Christlich Sozialer Verein", doch "mit dem Vatikan hat das nichts zu tun", so Benatelli. Der hält es mit dem Christentum ganz einfach: "Auch wer nicht an ein Leben nach dem Tod glaubt, kann trotzdem ein guter Mensch sein und ist bei uns willkommen."

Mit dem Engagement beim CSV schließt sich der Kreis für den heimatverbundenen Ex-Profi: "Ich hab schon immer in Bochum-Linden gewohnt, habe jetzt auch hier gebaut. In zwei Minuten bin ich am Platz." Innerhalb von drei Jahren hat Benatelli aus einer Abstiegsmannschaft in der Kreisklasse ein ambitioniertes Landesligateam geformt.

Wo sind die Charakterköpfe?

Seine Erfahrungen als Profi kann er dabei jedoch nicht an den Mann bringen. "Von den Jungs kommt eigentlich niemand und fragt: 'Hey, wie war das denn damals?'" Benatelli redet ohnehin nicht gerne über früher, einen Seitenhieb auf die aktuelle Entwicklung im Fußball kann er sich dennoch nicht verkneifen: "Es ist alles schnelllebiger geworden als früher. Das ist im Sport und auch in der Politik so. Da weiß man teilweise gar nicht mehr, wer jetzt wo Minister ist. Da sind keine Charakterköpfe mehr. Diese absoluten Typen gibt es auch im Sport nicht mehr."

Seine eigenen Ambitionen im Trainerberuf hat Benatelli in den letzten Jahren Stück für Stück zurückgeschraubt. "Klar, es war mal mein Traum, in der Bundesliga zu trainieren, und ich würde mir das auch immer noch zutrauen. Aber dazu ist es wohl zu spät. Als Trainer muss das alles ganz schnell gehen. Wenn man wie ich elf Jahre in der vierten Liga war, dann kommt man da nicht mehr raus." Heute ist er zufrieden, so wie es ist.

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Persönliches Glück im Amateurfußball gefunden

Nur dass nie eine Anfrage seines VfL kam, scheint Frank Benatelli trotzdem zu wurmen. Wenn er feststellt, dass man "in Bochum leider jahrelang kein Wert auf ehemalige Spieler gelegt" habe, schwingt Enttäuschung in seiner Stimme mit. "Wir waren damals mit dem Herzen dabei, das scheint heute nicht mehr so der Fall zu sein", sagt er nur.

Frank Benatelli, der auch Fußball-Lehrgänge mit Ex-Nationalspieler Michael Rummenigge leitet, hat sein Glück im Amateurfußball gefunden. "Die Spielklasse ist nicht so wichtig, wichtig ist, dass die Leute mitziehen", sagt der 40-Jährige. Und das scheint in Bochum-Linden der Fall zu sein. Na klar, es ist ja seine Stadt.