Fortuna Kölns Coach Koschinat: "Erlebe eine unglaubliche Hingabe"

Fünf Spiele, vier Siege, ein Unentschieden, 13 Punkte, Platz zwei - die Bilanz des SC Fortuna Köln in der 3. Liga kann sich sehen lassen. Erwartet hätte das kaum jemand. Am Samstag (ab 14 Uhr, live auf Telekom Sport) muss der Tabellenführer beim SV Wehen Wiesbaden antreten. Vor dem Duell beim Tabellensechsten spricht Fortuna-Trainer Uwe Koschinat über den Höhenflug seiner Mannschaft.

Der 45-Jährige erklärt im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Sven Winterschladen, was seine Mannschaft so stark macht und ob aus dem einstigen Abstiegskandidaten nun ein Anwärter auf den Aufstieg geworden ist. Aber Koschinat erklärt auch, welche Fragen seine Mannschaft bisher nicht beantwortet hat.

DFB.de: Herr Koschinat, sind Sie einverstanden, wenn wir nach fünf Spieltagen über einen Traumstart für Fortuna Köln sprechen?

Uwe Koschinat: Ja, das passt ganz gut, denke ich. Es war auf jeden Fall ein sehr guter Start. Damit hatten sicher nicht viele gerechnet.

DFB.de: Haben Sie es denn nach einer eher durchwachsenen Vorbereitung?

Koschinat: Auf Ergebnisse aus der Vorbereitung gebe ich nicht viel. Das habe ich mir abgewöhnt. Ich habe schon erlebt, dass wir da überragende Resultate erzielt haben und der Start dann völlig missglückt ist. Aber auch der andere Fall ist mir schon passiert. Es stimmt jedoch schon, dass wir vorher nicht richtig wussten, wo wir stehen. Das lag allerdings eher daran, dass wir im Sommer bewusst einen großen Umbruch vorgenommen haben.

DFB.de: Braucht ein Umbruch nicht normalerweise immer auch Zeit?

Koschinat: In den meisten Fällen ist das für mich ein vorgeschobenes Argument. Ich habe zu Beginn der Vorbereitung ganz klar kommuniziert, dass es unser gemeinsames Ziel sein muss, die Phase des Umbruchs bis zum ersten Spieltag abgeschlossen zu haben. Ich war davon überzeugt, dass wir das schaffen werden. Das habe ich auch jeden Tag vorgelebt.

DFB.de: Vom Torwart bis zum Kapitän - der Kader ist kaum noch wiederzuerkennen und hat zudem relativ wenig Drittliga-Erfahrung. Warum dieses Risiko?

Koschinat: Ich habe es nicht als Risiko gesehen, sondern viel mehr als Chance. Wir haben sehr gründlich und genau die Spieler gescoutet, die perfekt in unser System passen. Das Personal muss immer der Philosophie folgen. Die bisherigen Ergebnisse zeigen, dass wir bei der Auswahl offenbar nicht ganz falsch gelegen haben. Ganz wichtig ist aus meiner Sicht zudem, dass Maik Kegel wieder fit ist. Wenn er in der vergangenen Saison nicht monatelang ausgefallen wäre, hätten wir auch da schon eine viel bessere Rolle spielen können. Dann hätten wir frühzeitig nichts mit dem Abstieg zu tun gehabt. Davon bin ich absolut überzeugt. Er ist ein ganz wichtiger Mosaikstein in unserem System. Auch Boné Uaffero, Hamdi Dahmani und Markus Pazurek sind ganz wichtige Elemente in unserem Kader.

DFB.de: Für welche Art von Fußball steht Fortuna Köln in diesem Jahr?

Koschinat: Es ist ja kein Geheimnis, dass ich ein großer Fan des athletischen Fußballs bin. Darauf haben wir bei der Spielerauswahl und in der Vorbereitung großen Wert gelegt. Auch die Sprintschnelligkeit haben wir versucht, zu optimieren. Ich glaube, dass wir so hart und intensiv gearbeitet haben wie noch nie zuvor. Alle Spieler identifizieren sich total mit unserer Aufgabe hier. Ich erlebe in jeder Trainingseinheit eine unglaubliche Hingabe. Die Jungs gehen immer an ihre Grenze und sind sehr leistungswillig. Alle wissen, dass ihre Karriere nicht unbedingt bei Fortuna Köln enden muss. Im Gegenteil: Hier können sie sich für weitere Aufgaben empfehlen.

DFB.de: Auch für Sie persönlich muss Fortuna Köln nicht zwangsläufig die Endstation sein. Sie gehen nun in Ihre siebte Saison als Fortuna-Trainer. Sie haben den Verein aus der Regionalliga in die 3. Liga geführt und dort etabliert. Hatten Sie bisher nie den Drang nach einer neuen Herausforderung?

Koschinat: Meine sportliche Vita zeigt eindeutig, dass ich nicht der Typ bin, der ständig den Verein wechselt. Ich war in verschiedenen Funktionen lange bei der TuS Koblenz tätig und bin nun bereits seit über sechs Jahren bei Fortuna Köln in der Verantwortung. Ich fühle mich hier extrem wohl. Ich brauche keine Veränderung nur der Veränderung wegen. Ich bin nicht der Typ, der sich ständig ins Schaufenster stellt, wenn irgendwo gerade ein Trainer entlassen wurde. Das ist nicht meine Art. Und ich finde, das gehört sich auch dem aktuellen Arbeitgeber gegenüber nicht. Zudem wollte ich mir selbst auch noch einmal beweisen, dass ich mit relativ geringen Mitteln eine gute Mannschaft in den Wettbewerb schicken kann. Im Umkehrschluss bedeutet das natürlich nicht, dass ich mich vor neuen Aufgaben verschließen würde. Aber für eine Veränderung müsste schon alles passen, denn hier bin ich zuhause.

DFB.de: Was reizt Sie an der Arbeit bei der Fortuna?

Koschinat: Wir sind ein Traditionsverein, der vielen Höhen und Tiefen hinter sich hat. Dennoch können wir relativ ruhig arbeiten. Es ist zum Beispiel eher selten, dass ich um ein Interview gebeten werde. Ich mache das natürlich gerne, auch wenn es manchmal etwas ablenkt. Am liebsten ist es mir, wenn ich meine Zeit vor allem in das Sportliche investieren kann. Und das ist hier absolut gegeben. Ich bin Trainer und Sportlicher Leiter zugleich. Mein einziger vorgesetzter Ansprechpartner ist unser Geschäftsführer Michael W. Schwetje, mit dem ich sehr vertrauensvoll zusammenarbeite. Bei uns ist kein Management dazwischengeschaltet, dem ich ständig Rechenschaft schuldig wäre. Die Wege bei uns sind kurz und effizient.



Fünf Spiele, vier Siege, ein Unentschieden, 13 Punkte, Platz zwei - die Bilanz des SC Fortuna Köln in der 3. Liga kann sich sehen lassen. Erwartet hätte das kaum jemand. Am Samstag (ab 14 Uhr, live auf Telekom Sport) muss der Tabellenführer beim SV Wehen Wiesbaden antreten. Vor dem Duell beim Tabellensechsten spricht Fortuna-Trainer Uwe Koschinat über den Höhenflug seiner Mannschaft.

Der 45-Jährige erklärt im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Sven Winterschladen, was seine Mannschaft so stark macht und ob aus dem einstigen Abstiegskandidaten nun ein Anwärter auf den Aufstieg geworden ist. Aber Koschinat erklärt auch, welche Fragen seine Mannschaft bisher nicht beantwortet hat.

DFB.de: Herr Koschinat, sind Sie einverstanden, wenn wir nach fünf Spieltagen über einen Traumstart für Fortuna Köln sprechen?

Uwe Koschinat: Ja, das passt ganz gut, denke ich. Es war auf jeden Fall ein sehr guter Start. Damit hatten sicher nicht viele gerechnet.

DFB.de: Haben Sie es denn nach einer eher durchwachsenen Vorbereitung?

Koschinat: Auf Ergebnisse aus der Vorbereitung gebe ich nicht viel. Das habe ich mir abgewöhnt. Ich habe schon erlebt, dass wir da überragende Resultate erzielt haben und der Start dann völlig missglückt ist. Aber auch der andere Fall ist mir schon passiert. Es stimmt jedoch schon, dass wir vorher nicht richtig wussten, wo wir stehen. Das lag allerdings eher daran, dass wir im Sommer bewusst einen großen Umbruch vorgenommen haben.

DFB.de: Braucht ein Umbruch nicht normalerweise immer auch Zeit?

Koschinat: In den meisten Fällen ist das für mich ein vorgeschobenes Argument. Ich habe zu Beginn der Vorbereitung ganz klar kommuniziert, dass es unser gemeinsames Ziel sein muss, die Phase des Umbruchs bis zum ersten Spieltag abgeschlossen zu haben. Ich war davon überzeugt, dass wir das schaffen werden. Das habe ich auch jeden Tag vorgelebt.

DFB.de: Vom Torwart bis zum Kapitän - der Kader ist kaum noch wiederzuerkennen und hat zudem relativ wenig Drittliga-Erfahrung. Warum dieses Risiko?

Koschinat: Ich habe es nicht als Risiko gesehen, sondern viel mehr als Chance. Wir haben sehr gründlich und genau die Spieler gescoutet, die perfekt in unser System passen. Das Personal muss immer der Philosophie folgen. Die bisherigen Ergebnisse zeigen, dass wir bei der Auswahl offenbar nicht ganz falsch gelegen haben. Ganz wichtig ist aus meiner Sicht zudem, dass Maik Kegel wieder fit ist. Wenn er in der vergangenen Saison nicht monatelang ausgefallen wäre, hätten wir auch da schon eine viel bessere Rolle spielen können. Dann hätten wir frühzeitig nichts mit dem Abstieg zu tun gehabt. Davon bin ich absolut überzeugt. Er ist ein ganz wichtiger Mosaikstein in unserem System. Auch Boné Uaffero, Hamdi Dahmani und Markus Pazurek sind ganz wichtige Elemente in unserem Kader.

DFB.de: Für welche Art von Fußball steht Fortuna Köln in diesem Jahr?

Koschinat: Es ist ja kein Geheimnis, dass ich ein großer Fan des athletischen Fußballs bin. Darauf haben wir bei der Spielerauswahl und in der Vorbereitung großen Wert gelegt. Auch die Sprintschnelligkeit haben wir versucht, zu optimieren. Ich glaube, dass wir so hart und intensiv gearbeitet haben wie noch nie zuvor. Alle Spieler identifizieren sich total mit unserer Aufgabe hier. Ich erlebe in jeder Trainingseinheit eine unglaubliche Hingabe. Die Jungs gehen immer an ihre Grenze und sind sehr leistungswillig. Alle wissen, dass ihre Karriere nicht unbedingt bei Fortuna Köln enden muss. Im Gegenteil: Hier können sie sich für weitere Aufgaben empfehlen.

DFB.de: Auch für Sie persönlich muss Fortuna Köln nicht zwangsläufig die Endstation sein. Sie gehen nun in Ihre siebte Saison als Fortuna-Trainer. Sie haben den Verein aus der Regionalliga in die 3. Liga geführt und dort etabliert. Hatten Sie bisher nie den Drang nach einer neuen Herausforderung?

Koschinat: Meine sportliche Vita zeigt eindeutig, dass ich nicht der Typ bin, der ständig den Verein wechselt. Ich war in verschiedenen Funktionen lange bei der TuS Koblenz tätig und bin nun bereits seit über sechs Jahren bei Fortuna Köln in der Verantwortung. Ich fühle mich hier extrem wohl. Ich brauche keine Veränderung nur der Veränderung wegen. Ich bin nicht der Typ, der sich ständig ins Schaufenster stellt, wenn irgendwo gerade ein Trainer entlassen wurde. Das ist nicht meine Art. Und ich finde, das gehört sich auch dem aktuellen Arbeitgeber gegenüber nicht. Zudem wollte ich mir selbst auch noch einmal beweisen, dass ich mit relativ geringen Mitteln eine gute Mannschaft in den Wettbewerb schicken kann. Im Umkehrschluss bedeutet das natürlich nicht, dass ich mich vor neuen Aufgaben verschließen würde. Aber für eine Veränderung müsste schon alles passen, denn hier bin ich zuhause.

DFB.de: Was reizt Sie an der Arbeit bei der Fortuna?

Koschinat: Wir sind ein Traditionsverein, der vielen Höhen und Tiefen hinter sich hat. Dennoch können wir relativ ruhig arbeiten. Es ist zum Beispiel eher selten, dass ich um ein Interview gebeten werde. Ich mache das natürlich gerne, auch wenn es manchmal etwas ablenkt. Am liebsten ist es mir, wenn ich meine Zeit vor allem in das Sportliche investieren kann. Und das ist hier absolut gegeben. Ich bin Trainer und Sportlicher Leiter zugleich. Mein einziger vorgesetzter Ansprechpartner ist unser Geschäftsführer Michael W. Schwetje, mit dem ich sehr vertrauensvoll zusammenarbeite. Bei uns ist kein Management dazwischengeschaltet, dem ich ständig Rechenschaft schuldig wäre. Die Wege bei uns sind kurz und effizient.

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DFB.de: Bleibt bei der Doppelbelastung auf diesem Niveau überhaupt noch Freizeit?

Koschinat: Das ist alles im Rahmen. Ich bin schon häufig auf der Anlage am Südstadion vor Ort. Aber die besondere Konstellation bei Fußballtrainern ist doch, dass sich unsere Gedanken praktisch rund um die Uhr um unseren Job drehen. Das ist eine etwas andere Situation als bei einem normalen Angestellten, der nachmittags um 17 Uhr den Computer ausschaltet und damit auch den Beruf bis zum nächsten Morgen hinter sich lässt. Zumindest bei mir ist es so, dass sich meine Gedanken immer um den Fußball drehen. Es macht für mich keinen Unterschied, wo ich über die Aufstellung für das nächste Spiel nachdenke. Es ist egal, ob ich das in meiner Trainerkabine mache oder bei mir zuhause im Wohnzimmer. Ich bin mit Leidenschaft Trainer. Ich identifiziere mich zu 100 Prozent mit meiner Aufgabe. Gleichzeitig kommt meine Familie aber auch nicht zu kurz.

DFB.de: Macht Ihr Beruf im Moment denn besonders viel Spaß?

Koschinat: Natürlich erleben wir gerade eine außergewöhnliche Situation. Im Moment kann ich sagen, was ich will, die Erfolge geben uns recht. Die Kritiker sind verstummt. Aber es werden auch wieder andere Zeiten kommen.

DFB.de: In der vergangenen Saison hat die Mannschaft nach einer Führung fast immer gewonnen, nach einem Rückstand hingegen fast immer verloren - und das teilweise deutlich. Haben Sie daran gearbeitet?

Koschinat: Wir haben es versucht. Allerdings kann ich Ihnen nicht beantworten, ob wir die Problematik in den Griff bekommen haben. Wir haben eine nahezu komplett neue Mannschaft, uns liegen also keine Erfahrungswerte vor. Gleichzeitig mussten wir bisher in dieser Saison noch nicht mit einem Rückstand umgehen. Ich musste noch kein einziges Mal auf ein 0:1 reagieren. Ich weiß nicht, was dann passiert. Ich kann Ihnen auch nicht die Frage beantworten, wie die Mannschaft auftritt, wenn sie vielleicht mal zwei oder drei Begegnungen hintereinander verloren hat.

DFB.de: Also ist es auch noch zu früh, um die Ziele zu korrigieren?

Koschinat: Viel zu früh. Für uns geht es nach wie vor nur darum, so schnell wie möglich nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben. Wenn die Mannschaft weiterhin so extrem willig und leidenschaftlich auftritt, wird das nicht passieren. Aber diesen Beweis muss sie erst über einen längeren Zeitraum abliefern.

DFB.de: Am Samstag geht es zum SV Wehen Wiesbaden.

Koschinat: Und das ist der nächste ganz große Prüfstein für uns. Zuletzt bei unserem 4:0 gegen den Karlsruher SC hat alles gepasst. Das haben die Jungs läuferisch, taktisch und mental perfekt gelöst. Dazu war die nötige Galligkeit vorhanden und der unbedingte Siegeswille. Besser geht es eigentlich nicht mehr. Wir wussten genau, dass der Druck beim Gegner groß ist. Wir haben es hervorragend ausgenutzt, dass die noch nicht so gefestigt sind. In Wehen Wiesbaden hingegen erwartet uns ein starker und vor allem stabiler Gegner. Ich bin selbst gespannt, was dort passieren wird. Gegen Karlsruhe war es so, dass wir nur gewinnen konnten. Mittlerweile habe ich den Eindruck, dass wir anders wahrgenommen werden. Auch das ist natürlich eine Auszeichnung, weil wir uns diesen Status durch unsere Leistungen erarbeitet haben.

DFB.de: Haben Sie Sorge, dass Ihre Mannschaft nach diesem Start abheben könnte?

Koschinat: Bisher habe ich nicht diesen Eindruck. Und wenn es so wäre, würde ich dem sofort entgegenwirken. Wie gesagt: Man muss sehen, was passiert, wenn wir mal in Rückstand geraten oder gar verlieren. Allerdings kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass dann alles wie ein Kartenhaus zusammenbricht.

DFB.de: Spüren Sie eine Euphorie im Umfeld?

Koschinat: Ich habe schon den Eindruck, dass der eine oder andere jetzt zu uns ins Stadion kommt, um mal zu sehen, was hier wirklich passiert. Das ist ein schöner Nebeneffekt. Aber das größte Lob kommt im Moment von den Fortuna-Fans, die uns seit Jahrzehnten die Treue halten. Von denen haben wir das Feedback bekommen, dass sie gerade die spannendste Phase mit der Fortuna seit langer, langer Zeit erleben. Das ist natürlich eine Aussage, die mich persönlich auch etwas stolz macht.

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