Flekken: "Wir haben mit Leipzig eine Rechnung offen"

Auf dramatische Weise - in Überzahl und nach Elfmeterschießen - verlor der SC Freiburg 2022 das DFB-Pokalfinale gegen RB Leipzig. Nun kommt es im Pokalhalbfinale heute (ab 20.45 Uhr, live im ZDF und auf Sky) zur Neuauflage. Freiburgs 29 Jahre alter Torwart Mark Flekken spricht im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Oliver Jensen über das Duell und die niederländische Nationalmannschaft.

DFB.de: Herr Flekken, werden bei einem Pokalspiel gegen RB Leipzig automatisch Erinnerungen an das Finale im vergangenen Jahr wach?

Mark Flekken: Ja natürlich, so ein verlorenes Finale vergisst man nicht so schnell. Wir haben noch eine Rechnung mit Leipzig offen. Andererseits ist das nun ein anderes Spiel. Es ist ein Halbfinale, wir möchten ins Finale und müssen daher Leipzig besiegen.

DFB.de: Der SC Freiburg ging im letztjährigen Pokalfinale in der ersten Halbzeit in Führung und befand sich ab der 57. Minute in Überzahl. Trotzdem verloren sie schlussendlich im Elfmeterschießen. Wie lange hat es gedauert, dies zu verarbeiten?

Flekken: Zum Glück ging es für einige Spieler danach bei der Nationalmannschaft weiter. Dadurch hat man sich zum Glück nicht so lange damit beschäftigt. Aber auch jetzt werden gelegentlich Erinnerungen daran wach, wenn man einem möglichen erneuten Finale näher rückt. Aber ich glaube, wir sind als Mannschaft gut damit umgegangen.

DFB.de: Sie treffen nun innerhalb von vier Tagen zweimal auf RB Leipzig. Erst im DFB-Pokal, dann in der Bundesliga. Einmal geht es um den Finaleinzug, dann um die mögliche Champions-League-Qualifikation. Könnte sich in diesen beiden Spielen der Saisonausgang mitentscheiden?

Flekken: Ja, das könnte schon sein. Ich denke, bereits im Viertelfinale gegen den FC Bayern München haben nicht viele damit gerechnet, dass wir die nächste Runde erreichen. Ich will nicht sagen, dass das Halbfinale dadurch ein Bonusspiel ist. Aber wir haben nichts zu verlieren und würden einfach gerne ein weiteres Finale spielen. Und was die Liga betrifft, liegt der Druck bei Leipzig. Für Leipzig wäre es vermutlich eine enttäuschende Saison, wenn sie nicht die Champions League erreichen. Das ist bei uns anders und könnte ein Vorteil sein.  

DFB.de: In der Hinrunde verloren Sie mit 1:3 gegen RB Leipzig. Wie schätzen Sie die Leipziger derzeit ein?

Flekken: Bei Leipzig ist es immer gefährlich, wenn man in Rückstand gerät und dadurch ein bisschen aufmachen muss. Sie haben die Qualität, dann mit ihrer Geschwindigkeit schnelle Konter zu spielen. Überhaupt hat Leipzig viele torgefährliche Spieler. Wir müssen als Mannschaft eine defensiv saubere und souveräne Leistung abliefern. 

DFB.de: Sind Pokalspiele für Sie mit einer besonderen Verantwortung verbunden, weil ein Gegentor über Weiterkommen oder Ausscheiden entscheiden kann?

Flekken: Ja natürlich, aber das ist ja nicht nur bei mir so. Das war beim Spiel gegen den FC Bayern genauso. Ich glaube, für uns ist es gar nicht so schlecht, dass es wirklich nur über ein Spiel geht. Dann können wir als Kollektiv alles in die Waagschale schmeißen. Und wenn wir das machen, müssen wir uns danach zumindest nicht vorwerfen, nicht alles versucht zu haben. 

DFB.de: Lassen Sie uns über Ihre Geschichte sprechen: Sie haben mit 16 Jahren ihr Heimatland Niederlande verlassen und sind in die Nachwuchsabteilung von Alemannia Aachen gewechselt. Was war damals der Grund dafür?

Flekken: Ich war vorher bei Roda Kerkrade in den Niederlanden, bis der Torwarttrainer unserer Jugendmannschaft zu den Profis befördert wurde. Danach hatten wir nur noch wenig Torwarttrainingseinheiten. In der Zeit entstand das Interesse aus Aachen. Ich habe per Bauchgefühl entschieden, dass das der richtige Weg für mich ist. Ich konnte auch weiterhin zu Hause bei meinen Eltern leben, weil die Entfernung nicht so weit war.

DFB.de: Von Aachen wechselten Sie später zur SpVgg Greuter Fürth und waren über drei Jahre lediglich Ersatztorwart. Wie schwierig war es, die Geduld zu bewahren?

Flekken: Für einen jungen Torwart ist es immer schwierig, warten zu müssen. Gerade in diesem Alter ist es wichtig, so viele Spiele wie möglich zu machen. Erschwerend kam hinzu, dass ich mich in meiner zweiten Saison dort am Kreuzband verletzt hatte und den Großteil der Spielzeit ausgefallen bin. In meiner dritten Saison habe ich mir selber zu viel Druck gemacht und kam dadurch nicht an meine maximale Leistung heran. Irgendwann war ein Tapetenwechsel notwendig.  

DFB.de: Von 2016 bis 2018 waren Sie Stammtorwart beim MSV Duisburg, ehe Sie zum SC Freiburg gewechselt sind. Dort waren Sie drei Jahre Ersatztorwart hinter Alexander Schwolow, bis dieser 2020 den Verein verließ. Gab es bei Ihnen in den Jahren zuvor die Überlegung, Freiburg wieder zu verlassen?

Flekken: Mir wurde bei meinem Wechsel nach Freiburg ein genauer Plan vorgelegt: Ich sollte ein, zwei Jahre auf der Bank sitzen und mich im Training sowie in den Testspielen weiterentwickeln. Danach würde ich entweder den Platz im Tor einnehmen oder dürfte woanders mein Glück versuchen. Hätte ich mich nicht zwischenzeitlich am Ellenbogen verletzt, wäre der Plan auch genauso aufgegangen. Es war eine bewusste Entscheidung, mich danach noch einmal hinter Schwolow anzustellen und auf meine Chance in der Bundesliga zu warten. 

DFB.de: Der SC Freiburg hat seitdem eine nicht zu erwartende Erfolgsgeschichte hingelegt und spielt nun sogar um die Champions-League-Qualifikation. Worauf führen Sie das zurück?

Flekken: Auf die Konstanz. Hier wird mit einer gewissen Kontinuität gearbeitet. Das betrifft einmal die Mannschaft, die über eine längere Zeit, abgesehen von ein paar einzelnen Wechseln, zusammengeblieben ist. Und auch der Trainerstab rund um Christian Streich arbeitet schon lange zusammen. Hier im Verein wurde wirklich etwas aufgebaut. Dafür erntet man nun die Früchte.  

DFB.de: Sie absolvierten bereits vier Länderspiele für die niederländische Nationalmannschaft, unter anderem auch im März 2022 gegen Deutschland. War das für Sie ein ganz besonderes Spiel?

Flekken: Ja, auch weil ich dort auf meinen Torwarttrainer Andreas Kronenberg stieß, der mich zu der Zeit auch noch beim Verein trainiert hatte. Er hat mich in Freiburg vier Jahre trainiert und mit zu dem gemacht, der ich heute bin. Als Torwart arbeitet man ja mit dem Torwarttrainer viel mehr zusammen als mit dem Cheftrainer. Durch diese Arbeit in einer kleinen Gruppe hat man einen sehr engen Draht zueinander und spürt genau, was man aneinander hat.  

DFB.de: Wie haben Sie Louis van Gaal, den man in Deutschland noch beim FC Bayern München kennt, als Nationaltrainer erlebt?

Flekken: Er ist sehr geradeaus und spricht zu 99 Prozent das aus, was er gerade denkt. Er ist für mich persönlich einer der größten Trainer, die ich je erlebt habe. Es war mir eine große Ehre, unter ihm mein Debüt für die holländische Nationalmannschaft zu geben.

DFB.de: Sie waren enttäuscht, dass Sie nicht für die Weltmeisterschaft 2022 nominiert wurden. Nach der Weltmeisterschaft wurde Ronald Koeman zum Nationaltrainer ernannt. Wie schätzen Sie den Konkurrenzkampf unter den Torhütern ein?

Flekken: Bondscoach Koeman hat angekündigt, dass er wieder zu einer festen Nummer 1 zurückkehren möchte. Gegenüber den Medien sagte er, dass er die Nummer 1 im kommenden Juni auswählen wird. Was ich machen kann, ist, meine Leistung im Verein zu zeigen und mich so gut wie möglich anzubieten. Ich hoffe, dass ich mich dann gut genug gezeigt habe, um die Nummer 1 zu werden.  

DFB.de: Wie stark schätzen Sie Ihre Nationalmannschaft im Hinblick auf die Europameisterschaft 2024 ein?  

Flekken: In unserer Nationalmannschaft steckt sehr viel Qualität. Wir haben eine kleine Systemumstellung durch den Trainerwechsel. Wir müssen uns als Mannschaft ein bisschen an die neue Taktik und Spielweise gewöhnen. Aber ich glaube, dass wir im kommenden Jahr mit sehr viel Qualität zur Europameisterschaft fahren.

[oj]

Auf dramatische Weise - in Überzahl und nach Elfmeterschießen - verlor der SC Freiburg 2022 das DFB-Pokalfinale gegen RB Leipzig. Nun kommt es im Pokalhalbfinale heute (ab 20.45 Uhr, live im ZDF und auf Sky) zur Neuauflage. Freiburgs 29 Jahre alter Torwart Mark Flekken spricht im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Oliver Jensen über das Duell und die niederländische Nationalmannschaft.

DFB.de: Herr Flekken, werden bei einem Pokalspiel gegen RB Leipzig automatisch Erinnerungen an das Finale im vergangenen Jahr wach?

Mark Flekken: Ja natürlich, so ein verlorenes Finale vergisst man nicht so schnell. Wir haben noch eine Rechnung mit Leipzig offen. Andererseits ist das nun ein anderes Spiel. Es ist ein Halbfinale, wir möchten ins Finale und müssen daher Leipzig besiegen.

DFB.de: Der SC Freiburg ging im letztjährigen Pokalfinale in der ersten Halbzeit in Führung und befand sich ab der 57. Minute in Überzahl. Trotzdem verloren sie schlussendlich im Elfmeterschießen. Wie lange hat es gedauert, dies zu verarbeiten?

Flekken: Zum Glück ging es für einige Spieler danach bei der Nationalmannschaft weiter. Dadurch hat man sich zum Glück nicht so lange damit beschäftigt. Aber auch jetzt werden gelegentlich Erinnerungen daran wach, wenn man einem möglichen erneuten Finale näher rückt. Aber ich glaube, wir sind als Mannschaft gut damit umgegangen.

DFB.de: Sie treffen nun innerhalb von vier Tagen zweimal auf RB Leipzig. Erst im DFB-Pokal, dann in der Bundesliga. Einmal geht es um den Finaleinzug, dann um die mögliche Champions-League-Qualifikation. Könnte sich in diesen beiden Spielen der Saisonausgang mitentscheiden?

Flekken: Ja, das könnte schon sein. Ich denke, bereits im Viertelfinale gegen den FC Bayern München haben nicht viele damit gerechnet, dass wir die nächste Runde erreichen. Ich will nicht sagen, dass das Halbfinale dadurch ein Bonusspiel ist. Aber wir haben nichts zu verlieren und würden einfach gerne ein weiteres Finale spielen. Und was die Liga betrifft, liegt der Druck bei Leipzig. Für Leipzig wäre es vermutlich eine enttäuschende Saison, wenn sie nicht die Champions League erreichen. Das ist bei uns anders und könnte ein Vorteil sein.  

DFB.de: In der Hinrunde verloren Sie mit 1:3 gegen RB Leipzig. Wie schätzen Sie die Leipziger derzeit ein?

Flekken: Bei Leipzig ist es immer gefährlich, wenn man in Rückstand gerät und dadurch ein bisschen aufmachen muss. Sie haben die Qualität, dann mit ihrer Geschwindigkeit schnelle Konter zu spielen. Überhaupt hat Leipzig viele torgefährliche Spieler. Wir müssen als Mannschaft eine defensiv saubere und souveräne Leistung abliefern. 

DFB.de: Sind Pokalspiele für Sie mit einer besonderen Verantwortung verbunden, weil ein Gegentor über Weiterkommen oder Ausscheiden entscheiden kann?

Flekken: Ja natürlich, aber das ist ja nicht nur bei mir so. Das war beim Spiel gegen den FC Bayern genauso. Ich glaube, für uns ist es gar nicht so schlecht, dass es wirklich nur über ein Spiel geht. Dann können wir als Kollektiv alles in die Waagschale schmeißen. Und wenn wir das machen, müssen wir uns danach zumindest nicht vorwerfen, nicht alles versucht zu haben. 

DFB.de: Lassen Sie uns über Ihre Geschichte sprechen: Sie haben mit 16 Jahren ihr Heimatland Niederlande verlassen und sind in die Nachwuchsabteilung von Alemannia Aachen gewechselt. Was war damals der Grund dafür?

Flekken: Ich war vorher bei Roda Kerkrade in den Niederlanden, bis der Torwarttrainer unserer Jugendmannschaft zu den Profis befördert wurde. Danach hatten wir nur noch wenig Torwarttrainingseinheiten. In der Zeit entstand das Interesse aus Aachen. Ich habe per Bauchgefühl entschieden, dass das der richtige Weg für mich ist. Ich konnte auch weiterhin zu Hause bei meinen Eltern leben, weil die Entfernung nicht so weit war.

DFB.de: Von Aachen wechselten Sie später zur SpVgg Greuter Fürth und waren über drei Jahre lediglich Ersatztorwart. Wie schwierig war es, die Geduld zu bewahren?

Flekken: Für einen jungen Torwart ist es immer schwierig, warten zu müssen. Gerade in diesem Alter ist es wichtig, so viele Spiele wie möglich zu machen. Erschwerend kam hinzu, dass ich mich in meiner zweiten Saison dort am Kreuzband verletzt hatte und den Großteil der Spielzeit ausgefallen bin. In meiner dritten Saison habe ich mir selber zu viel Druck gemacht und kam dadurch nicht an meine maximale Leistung heran. Irgendwann war ein Tapetenwechsel notwendig.  

DFB.de: Von 2016 bis 2018 waren Sie Stammtorwart beim MSV Duisburg, ehe Sie zum SC Freiburg gewechselt sind. Dort waren Sie drei Jahre Ersatztorwart hinter Alexander Schwolow, bis dieser 2020 den Verein verließ. Gab es bei Ihnen in den Jahren zuvor die Überlegung, Freiburg wieder zu verlassen?

Flekken: Mir wurde bei meinem Wechsel nach Freiburg ein genauer Plan vorgelegt: Ich sollte ein, zwei Jahre auf der Bank sitzen und mich im Training sowie in den Testspielen weiterentwickeln. Danach würde ich entweder den Platz im Tor einnehmen oder dürfte woanders mein Glück versuchen. Hätte ich mich nicht zwischenzeitlich am Ellenbogen verletzt, wäre der Plan auch genauso aufgegangen. Es war eine bewusste Entscheidung, mich danach noch einmal hinter Schwolow anzustellen und auf meine Chance in der Bundesliga zu warten. 

DFB.de: Der SC Freiburg hat seitdem eine nicht zu erwartende Erfolgsgeschichte hingelegt und spielt nun sogar um die Champions-League-Qualifikation. Worauf führen Sie das zurück?

Flekken: Auf die Konstanz. Hier wird mit einer gewissen Kontinuität gearbeitet. Das betrifft einmal die Mannschaft, die über eine längere Zeit, abgesehen von ein paar einzelnen Wechseln, zusammengeblieben ist. Und auch der Trainerstab rund um Christian Streich arbeitet schon lange zusammen. Hier im Verein wurde wirklich etwas aufgebaut. Dafür erntet man nun die Früchte.  

DFB.de: Sie absolvierten bereits vier Länderspiele für die niederländische Nationalmannschaft, unter anderem auch im März 2022 gegen Deutschland. War das für Sie ein ganz besonderes Spiel?

Flekken: Ja, auch weil ich dort auf meinen Torwarttrainer Andreas Kronenberg stieß, der mich zu der Zeit auch noch beim Verein trainiert hatte. Er hat mich in Freiburg vier Jahre trainiert und mit zu dem gemacht, der ich heute bin. Als Torwart arbeitet man ja mit dem Torwarttrainer viel mehr zusammen als mit dem Cheftrainer. Durch diese Arbeit in einer kleinen Gruppe hat man einen sehr engen Draht zueinander und spürt genau, was man aneinander hat.  

DFB.de: Wie haben Sie Louis van Gaal, den man in Deutschland noch beim FC Bayern München kennt, als Nationaltrainer erlebt?

Flekken: Er ist sehr geradeaus und spricht zu 99 Prozent das aus, was er gerade denkt. Er ist für mich persönlich einer der größten Trainer, die ich je erlebt habe. Es war mir eine große Ehre, unter ihm mein Debüt für die holländische Nationalmannschaft zu geben.

DFB.de: Sie waren enttäuscht, dass Sie nicht für die Weltmeisterschaft 2022 nominiert wurden. Nach der Weltmeisterschaft wurde Ronald Koeman zum Nationaltrainer ernannt. Wie schätzen Sie den Konkurrenzkampf unter den Torhütern ein?

Flekken: Bondscoach Koeman hat angekündigt, dass er wieder zu einer festen Nummer 1 zurückkehren möchte. Gegenüber den Medien sagte er, dass er die Nummer 1 im kommenden Juni auswählen wird. Was ich machen kann, ist, meine Leistung im Verein zu zeigen und mich so gut wie möglich anzubieten. Ich hoffe, dass ich mich dann gut genug gezeigt habe, um die Nummer 1 zu werden.  

DFB.de: Wie stark schätzen Sie Ihre Nationalmannschaft im Hinblick auf die Europameisterschaft 2024 ein?  

Flekken: In unserer Nationalmannschaft steckt sehr viel Qualität. Wir haben eine kleine Systemumstellung durch den Trainerwechsel. Wir müssen uns als Mannschaft ein bisschen an die neue Taktik und Spielweise gewöhnen. Aber ich glaube, dass wir im kommenden Jahr mit sehr viel Qualität zur Europameisterschaft fahren.

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