Fischers Fallrückzieher: Das "Tor des Jahrhunderts" wird 40

Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Der Historiker und Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau auf DFB.de.

13. November

Vor 90 Jahren gibt der ungeschlagene Tabellenführer Bayern München in der Südbayern-Liga bei Jahn Regensburg seinen zweiten Punkt der Saison 1927/1928 ab (3:3), regiert bei 16:2 Punkten aber weiterhin.

Vor 25 Jahren beginnt der 13. Spieltag mit drei Freitagspartien. Kaiserslautern putzt vor eigenem Publikum Schalke 3:0, Martin Wagner verschießt sogar noch einen Elfmeter. In gleicher Höhe gewinnt Dynamo Dresden gegen den Karlsruher SC. Borussia Dortmund und Werder Bremen bremsen sich im Verfolgerduell gegenseitig (2:2) - und das mit nicht immer fairen Mitteln. Der Griff von Dortmunds Stephané Chapuisat in den Unterleib von Rune Bratseth ruft den DFB-Kontrollausschuss auf den Plan. Chapuisat sagt später: "Ich habe irgendwie zugefasst, aber überhaupt nicht gesehen wohin. Es war mit Sicherheit keine Absicht."

14. November

Vor 80 Jahren werden die Halbfinalisten des Tschammer-Pokals ermittelt. Alle Gastgeber nutzen ihren Heimvorteil. Am engsten wird es für Waldhof Mannheim beim 4:3 gegen Borussia Dortmund in einem Spiel, in dem zwei von drei Elfmetern verschossen werden. Waldhofs Otto Siffling, der den einzigen verwandelt, verschießt den zweiten, Borussias Lukasiewicz den dritten, der das 4:4 gebracht hätte. Der Beobachter des Fußball moniert das "Draufgängertum" des BVB, "das oft mit den Regeln nicht mehr in Einklang stand". Beim Spiel Dresdner SC gegen den VfB Stuttgart (3:1) ist das Wetter das größte Ärgernis. Bei strahlender Herbstsonne angepfiffen, wird die Partie von einem Blizzard erfasst und die Zuschauer werden regelrecht eingeschneit, wovon Bilder künden. Immerhin sehen sie einen deutlichen Sieg ihrer Heimmannschaft. Erst nach Richard Hofmanns entscheidendem 3:0 ist dem VfB ein Tor vergönnt. Spannender macht es Meister Schalke gegen den Berliner SV 92 (3:1). 12.000 Zuschauer müssen eine Stunde auf Tore warten, ehe Ernst Kalwitzki sie erlöst. Er erhöht auch auf 2:0 (85.), doch der BSV nutzt durch Lehmann eine seiner wenigen Chancen. Erst Alfred Urban sorgt für Klarheit. "Schalke spannte uns auf die Folter", titelt das Fachblatt. Am leichtesten hat es Fortuna Düsseldorf mit Sachsen-Vertreter BC Hartha (4:1), ein Doppelschlag von Felix Zwolanowski stellt schon vor der Pause die Weichen auf Halbfinale.

Vor 50 Jahren zieht Bayern München ins Viertelfinale des Europapokals der Pokalsieger ein. Nach dem 6:2 im Hinspiel reicht bei Vitoria Setubal ein 1:1. Rainer Ohlhauser gleicht die Führung der Portugiesen aus (83.). Lokalrivale TSV 1860 München verabschiedet sich am selben Tag aus dem Messepokal, tut aber etwas für sein nach der 0:8-Hinspielniederlage ramponiertes Image und schlägt den FC Liverpool mit 2:1 (beide Tore: Wilfried Kohlars). Nun wissen die Löwen auch, wie groß ihr Potenzial an unentwegten Fans ist: Die sportlich bedeutungslose Partie sehen immerhin noch 12.000 Zuschauer.

Vor 30 Jahren wird der 16. Bundesliga-Spieltag ausgetragen. Er steht im Zeichen eines Mannes. VfB-Stürmer Jürgen Klinsmann erzielt gegen Meister Bayern München per Fallrückzieher das Tor des Jahres 1987 und erntet Lob von höchster Stelle. DFB-Teamchef Franz Beckenbauer sagt: "Das Tor war weltklasse, von der Entstehung bis zur Exekution!" Auch von Uli Hoeneß gibt es Komplimente an Klinsmann, aber nicht für sein Tor. In der 83. Minute, es steht 2:0, verhindert er den Platzverweis von Norbert Nachtweih. Der habe ihn zwar gefoult, es sei aber "halb so schlimm" gewesen, sagt Klinsmann zu Schiedsrichter Dieter Pauly. Der begnadigt Nachtweih prompt. Bayern-Manager Hoeneß sagt daraufhin: "Eine absolute Neuigkeit. Wir müssen uns bei Jürgen Klinsmann bedanken. So etwas tut dem Fußball gut." Auch Werder Bremen sagt "Danke". Nach Bayerns Niederlage sind die Hanseaten nun zwei Zähler vor den Bayern, in Hamburg sind keine Tore gefallen. Manager Willi Lemke frohlockt nach der fast sicheren Herbstmeisterschaft: "Wir sind der große Gewinner." Denn auch Mitkonkurrent 1. FC Köln patzt und lässt bei Schlusslicht Schalke 04 einen Punkt (2:2). Am Tag der Gäste, nur der VfB schafft einen Heimsieg, misslingt auch das Trainerdebüt von Sepp Stabel. Sein 1. FC Kaiserslautern unterliegt Nürnberg 1:2. Er beklagt konditionelle Schwächen seiner Mannschaft, die bis zur 75. Minute geführt hat, aber das sei "kein Vorwurf an die Trainergilde, sondern an den einzelnen Profi, der selbst wissen muss, was er sich im Training abverlangen muss".

In der 2. Bundesliga fällt ein Ergebnis aus dem Rahmen: Ulm 46 gegen Stuttgarter Kickers endet 0:8. Der kommende Aufsteiger setzt Zeichen, der kicker titelt "Fußball zum Verlieben".

Vor 25 Jahren verteidigt Bayern München die Tabellenführung mühsam. Gegen Nürnberg zittern sich die Bayern zu einem 1:0, Verteidiger Thomas Helmer gelingt drei Minuten vor Schluss das erlösende Tor, als die Gäste schon in Unterzahl (Gelb-Rot gegen Rainer Zietsch) sind. Verfolger Eintracht Frankfurt hat weniger Probleme und schlägt Schlusslicht VfL Bochum 4:1. Der neue VfL-Trainer Jürgen Gelsdorf kann auch nicht zaubern, der Trick mit dem Torwartwechsel – Zumdick für Wessels – zieht an diesem Tag jedenfalls nicht. Lokalrivale Wattenscheid geht es etwas besser. Mehr Sorgen als die Punkte machen die Zuschauerzahlen. Gegen Meister Stuttgart kommen nur 6000 Fans und die sehen keine Tore. Meister VfB trägt zum Gruselkick einiges bei, nur Joker Fritz Walter hat eine Torchance. Ganz andere Fakten präsentiert Aufsteiger 1. FC Saarbrücken, der den Bökelberg stürmt: US-Boy Eric Wynalda erzielt die ersten beiden Tore beim furiosen 5:2 in Mönchengladbach. Auch beim Vorletzten hat der Trainerwechsel noch nicht gefruchtet und Borussias Interimscoach Bernd Krauss muss lesen, dass Manager Rolf Rüssmann sagt: "Es kann sich täglich was tun in der Trainerfrage." In Köln haben sie an Jörg Berger festgehalten, trotz eines Stammplatzes in den Abstiegsregionen. Nach dem 1:0 im Derby gegen Bayer Leverkusen darf er bleiben, auch wenn TV-Aufnahmen beweisen, dass Henri Fuchs das Tor des Tages mit der Hand erzielt hat.

Am selben Tag qualifizieren sich die deutschen Frauen gegen Russland für die EM 1993. In Rheine werden 2431 Zuschauer gezählt, aber keine Tore.

In Wien stirbt der amtierende österreichische Nationaltrainer und zweimalige deutsche Meistertrainer Ernst Happel (HSV) im Alter von 66 Jahren an Lungenkrebs.



Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Der Historiker und Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau auf DFB.de.

13. November

Vor 90 Jahren gibt der ungeschlagene Tabellenführer Bayern München in der Südbayern-Liga bei Jahn Regensburg seinen zweiten Punkt der Saison 1927/1928 ab (3:3), regiert bei 16:2 Punkten aber weiterhin.

Vor 25 Jahren beginnt der 13. Spieltag mit drei Freitagspartien. Kaiserslautern putzt vor eigenem Publikum Schalke 3:0, Martin Wagner verschießt sogar noch einen Elfmeter. In gleicher Höhe gewinnt Dynamo Dresden gegen den Karlsruher SC. Borussia Dortmund und Werder Bremen bremsen sich im Verfolgerduell gegenseitig (2:2) - und das mit nicht immer fairen Mitteln. Der Griff von Dortmunds Stephané Chapuisat in den Unterleib von Rune Bratseth ruft den DFB-Kontrollausschuss auf den Plan. Chapuisat sagt später: "Ich habe irgendwie zugefasst, aber überhaupt nicht gesehen wohin. Es war mit Sicherheit keine Absicht."

14. November

Vor 80 Jahren werden die Halbfinalisten des Tschammer-Pokals ermittelt. Alle Gastgeber nutzen ihren Heimvorteil. Am engsten wird es für Waldhof Mannheim beim 4:3 gegen Borussia Dortmund in einem Spiel, in dem zwei von drei Elfmetern verschossen werden. Waldhofs Otto Siffling, der den einzigen verwandelt, verschießt den zweiten, Borussias Lukasiewicz den dritten, der das 4:4 gebracht hätte. Der Beobachter des Fußball moniert das "Draufgängertum" des BVB, "das oft mit den Regeln nicht mehr in Einklang stand". Beim Spiel Dresdner SC gegen den VfB Stuttgart (3:1) ist das Wetter das größte Ärgernis. Bei strahlender Herbstsonne angepfiffen, wird die Partie von einem Blizzard erfasst und die Zuschauer werden regelrecht eingeschneit, wovon Bilder künden. Immerhin sehen sie einen deutlichen Sieg ihrer Heimmannschaft. Erst nach Richard Hofmanns entscheidendem 3:0 ist dem VfB ein Tor vergönnt. Spannender macht es Meister Schalke gegen den Berliner SV 92 (3:1). 12.000 Zuschauer müssen eine Stunde auf Tore warten, ehe Ernst Kalwitzki sie erlöst. Er erhöht auch auf 2:0 (85.), doch der BSV nutzt durch Lehmann eine seiner wenigen Chancen. Erst Alfred Urban sorgt für Klarheit. "Schalke spannte uns auf die Folter", titelt das Fachblatt. Am leichtesten hat es Fortuna Düsseldorf mit Sachsen-Vertreter BC Hartha (4:1), ein Doppelschlag von Felix Zwolanowski stellt schon vor der Pause die Weichen auf Halbfinale.

Vor 50 Jahren zieht Bayern München ins Viertelfinale des Europapokals der Pokalsieger ein. Nach dem 6:2 im Hinspiel reicht bei Vitoria Setubal ein 1:1. Rainer Ohlhauser gleicht die Führung der Portugiesen aus (83.). Lokalrivale TSV 1860 München verabschiedet sich am selben Tag aus dem Messepokal, tut aber etwas für sein nach der 0:8-Hinspielniederlage ramponiertes Image und schlägt den FC Liverpool mit 2:1 (beide Tore: Wilfried Kohlars). Nun wissen die Löwen auch, wie groß ihr Potenzial an unentwegten Fans ist: Die sportlich bedeutungslose Partie sehen immerhin noch 12.000 Zuschauer.

Vor 30 Jahren wird der 16. Bundesliga-Spieltag ausgetragen. Er steht im Zeichen eines Mannes. VfB-Stürmer Jürgen Klinsmann erzielt gegen Meister Bayern München per Fallrückzieher das Tor des Jahres 1987 und erntet Lob von höchster Stelle. DFB-Teamchef Franz Beckenbauer sagt: "Das Tor war weltklasse, von der Entstehung bis zur Exekution!" Auch von Uli Hoeneß gibt es Komplimente an Klinsmann, aber nicht für sein Tor. In der 83. Minute, es steht 2:0, verhindert er den Platzverweis von Norbert Nachtweih. Der habe ihn zwar gefoult, es sei aber "halb so schlimm" gewesen, sagt Klinsmann zu Schiedsrichter Dieter Pauly. Der begnadigt Nachtweih prompt. Bayern-Manager Hoeneß sagt daraufhin: "Eine absolute Neuigkeit. Wir müssen uns bei Jürgen Klinsmann bedanken. So etwas tut dem Fußball gut." Auch Werder Bremen sagt "Danke". Nach Bayerns Niederlage sind die Hanseaten nun zwei Zähler vor den Bayern, in Hamburg sind keine Tore gefallen. Manager Willi Lemke frohlockt nach der fast sicheren Herbstmeisterschaft: "Wir sind der große Gewinner." Denn auch Mitkonkurrent 1. FC Köln patzt und lässt bei Schlusslicht Schalke 04 einen Punkt (2:2). Am Tag der Gäste, nur der VfB schafft einen Heimsieg, misslingt auch das Trainerdebüt von Sepp Stabel. Sein 1. FC Kaiserslautern unterliegt Nürnberg 1:2. Er beklagt konditionelle Schwächen seiner Mannschaft, die bis zur 75. Minute geführt hat, aber das sei "kein Vorwurf an die Trainergilde, sondern an den einzelnen Profi, der selbst wissen muss, was er sich im Training abverlangen muss".

In der 2. Bundesliga fällt ein Ergebnis aus dem Rahmen: Ulm 46 gegen Stuttgarter Kickers endet 0:8. Der kommende Aufsteiger setzt Zeichen, der kicker titelt "Fußball zum Verlieben".

Vor 25 Jahren verteidigt Bayern München die Tabellenführung mühsam. Gegen Nürnberg zittern sich die Bayern zu einem 1:0, Verteidiger Thomas Helmer gelingt drei Minuten vor Schluss das erlösende Tor, als die Gäste schon in Unterzahl (Gelb-Rot gegen Rainer Zietsch) sind. Verfolger Eintracht Frankfurt hat weniger Probleme und schlägt Schlusslicht VfL Bochum 4:1. Der neue VfL-Trainer Jürgen Gelsdorf kann auch nicht zaubern, der Trick mit dem Torwartwechsel – Zumdick für Wessels – zieht an diesem Tag jedenfalls nicht. Lokalrivale Wattenscheid geht es etwas besser. Mehr Sorgen als die Punkte machen die Zuschauerzahlen. Gegen Meister Stuttgart kommen nur 6000 Fans und die sehen keine Tore. Meister VfB trägt zum Gruselkick einiges bei, nur Joker Fritz Walter hat eine Torchance. Ganz andere Fakten präsentiert Aufsteiger 1. FC Saarbrücken, der den Bökelberg stürmt: US-Boy Eric Wynalda erzielt die ersten beiden Tore beim furiosen 5:2 in Mönchengladbach. Auch beim Vorletzten hat der Trainerwechsel noch nicht gefruchtet und Borussias Interimscoach Bernd Krauss muss lesen, dass Manager Rolf Rüssmann sagt: "Es kann sich täglich was tun in der Trainerfrage." In Köln haben sie an Jörg Berger festgehalten, trotz eines Stammplatzes in den Abstiegsregionen. Nach dem 1:0 im Derby gegen Bayer Leverkusen darf er bleiben, auch wenn TV-Aufnahmen beweisen, dass Henri Fuchs das Tor des Tages mit der Hand erzielt hat.

Am selben Tag qualifizieren sich die deutschen Frauen gegen Russland für die EM 1993. In Rheine werden 2431 Zuschauer gezählt, aber keine Tore.

In Wien stirbt der amtierende österreichische Nationaltrainer und zweimalige deutsche Meistertrainer Ernst Happel (HSV) im Alter von 66 Jahren an Lungenkrebs.

###more###

15. November

Vor 75 Jahren steht der Fußball-Sonntag im Zeichen des Pokalfinales. Meister Schalke 04 trifft vor 75.000 Zuschauern im Berliner Olympiastadion auf 1860 München und erlebt sein "blaues Wunder". Der Außenseiter gewinnt durch zwei späte Tore von Ernst Willimowski (79.) und Engelbert Schmidhuber (88.), der von der Mittellinie ein Solo startet, 2:0. Reichstrainer Sepp Herberger sitzt ebenso wie der berühmte Schauspieler Hans Albers auf der Tribüne. Herbergers Fazit lautet: "Schalke ist gescheitert, weil es konditionell nicht mithalten konnte und sich taktisch ungeschickt verhalten hat." Auch nach dem Rückstand noch hätte es zu sehr in die Breite gespielt und an seinem Kreisel festgehalten. Noch ein Manko: die Vorbereitung. Fronturlauber stoßen erst im letzten Moment zum Schalker Team. Nach dem bis heute einzigen Pokalgewinn werden die Löwen vom Münchner Oberbürgermeister empfangen. Vom Verein erhalten sie eine Siegprämie über 180 Reichsmark und einen Ring aus Silber. Auf Schalke gibt es lange Gesichter. Der kicker schreibt: "Es bedurfte am Sonntagabend einige Zeit, ehe in den Gelsenkirchner Wirtschaften die Leute darüber hinwegkamen."

Am selben Tag wird der Bundespokal der Gau-Vertretungen entschieden. In Essen setzt sich Niederrhein vor 25.000 Zuschauern gegen die Nordmark durch (2:1). Die Führung des Duisburgers Heinz Rosenbauer (3.) gleicht Heibach (HSV) in der 41. Minute aus. Doch auf Rosenbauers zweiten Treffer (82.) hat der von Hamburgern dominierte Norden keine Antwort mehr. Der Sieg des Niederrhein verdient besondere Beachtung, da die Mannschaft ab Minute fünf in Unterzahl spielt, Verteidiger Werner Bastke (RW Essen) scheidet verletzt aus.

Am selben Tag findet das Frankenderby statt. Der 1. FC Nürnberg schlägt die Spielvereinigung Fürth in der Nordbayern-Liga 7:1.

Vor 60 Jahren wird Fritz Walter vom DFB-Sportgericht freigesprochen. Er habe das Darlehen seines Vereins 1. FC Kaiserslautern in Höhe von 25.000 Mark, das er für den Kauf einer Wäscherei brauchte, "ohne Schuldbewusstsein" angenommen. Das Gericht würdigt dabei die besonderen Verdienste des Ehrenspielführers um den deutschen Fußball.

Vor 50 Jahren spielt Meister Eintracht Braunschweig im Europapokal bei Rapid Wien und unterliegt im Achtelfinalhinspiel mit 0:1. Der spätere Schalker Franz Hasil erzielt das Tor des Tages. Die international unbekannte Eintracht ist wahrlich kein Kassenmagnet, nur 6000 Zuschauer sehen die Partie. Am selben Tag kommt der HSV im Cup der Pokalsieger bei Wisla Krakau zu einem 1:0-Sieg, den Uwe Seeler in der 83. Minute sichert.

Vor 30 Jahren gewinnen die deutschen Frauen in der EM-Qualifikation gegen Italien 3:0. Vor 2100 Zuschauern in Burghausen treffen Doris Fitschen (2) und Britta Unsleber.

Vor 20 Jahren spielt die Nationalmannschaft erstmals zu Hause gegen Südafrika. In Düsseldorf sehen 25.000 Zuschauer bei winterlicher Kälte ein verdientes 3:0 des Europameisters, bei dem gleich drei Spieler ein gelungenes Debüt feiern: die Münchner Dietmar Hamann und Jens Jeremies sowie der Schalker Thomas Linke. Hamann schießt sogar ein Tor (13.) und sagt hinterher: "Gleich im ersten Länderspiel getroffen. Was will ich mehr?" Oliver Bierhoff kennt dieses Gefühl schon besser, er erhöht per Kopf auf 2:0 (33.). Für den Endstand sorgt Joker Jörg Heinrich (70.), für den es ebenfalls die Torpremiere ist. Die Nationalmannschaft beendet auch das Jahr 1997 ungeschlagen (7 Siege, 2 Remis), verlängert die Erfolgsserie auf 20 Spiele und der kicker lobt: "Beim Jahresabschlußtreffen der Nationalmannschaft kam diesmal viel Freude auf."

Vor zehn Jahren beruft DFB-Sportdirektor Matthias Sammer Frank Wormuth, Ex-Profi von Hertha BSC und SC Freiburg, zum Leiter des Fußball-Lehrer-Lehrgangs an der Hennes-Weisweiler-Akademie in Köln.

16. November

Vor 70 Jahren spielen die drei Oberligen. Nord-Tabellenführer FC St. Pauli bekommt prominenten Zuwachs: Ex-Nationalspieler Helmut Schön debütiert beim 3:0-Heimsieg gegen Victoria Hamburg und stößt zu seinen alten Dresdner Kameraden Fritz Machate und Heinrich Schaffer. Das Innentrio des Dresdner SC, 1944 letzter Deutscher Meister vor Ende des Krieges, ist wieder vereint. Schaffer schießt zwei Tore, Machate das dritte und Schön erhält vom Sport ein Sonderlob: "Sein Spiel, seine Paß- und Kopfbälle verrieten immer noch den großen Könner." Mann des Tages beim HSV ist Erich Ebeling, der alle Tore zum 3:0 gegen Arminia Hannover erzielt. Da auch der VfL Osnabrück nach Rückstand noch 3:2 bei Werder Bremen gewinnt, gibt es nur in der Nordstaffel noch ungeschlagene Teams – aber gleich drei. Und Hannover 96 ist der einzige punktlose Oberligist 1947/1948, die achte Saisonpleite gibt es zuhause gegen den VfB Lübeck (0:3).

Im Westen ist die Tabelle ein Mysterium, denn Tabellenführer Sportfreunde Katernberg wird von der Spruchkammer des NRW-Verbands bestraft und muss alle seine vier gewonnenen Spiele wiederholen, da der Spieler Helmut Penting nach seiner Rückkehr aus russischer Kriegsgefangenschaft Pässe bei zwei Vereinen beantragt und bekommen hat. Weil er das bei zwei verschiedenen Landesverbänden getan hat, fiel der Fehler nicht auf. Da es also auch kein Versehen der Sportfreunde war, werden die Spiele wenigstens nicht als verloren gewertet und die beiden Unentschieden behalten ihre Gültigkeit. Gegen Penting wird ein Verfahren eröffnet (Urteil: 4 Wochen Sperre). Im Spiel eins nach dem Urteil fegt Katernberg Alemannia Aachen vom Platz (4:1). Neuer Tabellenführer ist der noch torhungrigere BVB aus Dortmund (7:1 gegen Horst-Emscher). Gefolgt von der Fortuna aus Düsseldorf, die gegen Erkenschwick ein kleines Fußballwunder vollbringt und aus einem 1:4 noch ein 5:4 macht. Schalke 04 dümpelt weiter vor sich hin (Platz 9) und kann selbst das sieglose Schlusslicht aus Witten nicht schlagen (1:1).

Im Süden regieren die Münchner Klubs vor Meister Nürnberg. Die Bayern sind vorne (2:0 gegen VfR Mannheim), die Löwen Zweiter (2:1 bei Sportfreunde Stuttgart). Der Club freut sich beim 3:1 gegen den VfB Stuttgart (zwei Tore Max Morlock) auch über die Kulisse des Tages: 35.000 Zuschauer füllen die Ränge am "Zabo". Torschütze des Tages ist Schwaben Augsburgs Georg Lechner, der zum 6:2 gegen RW Frankfurt die Hälfte der Treffer beisteuert.

In der Nordfranzösischen Zone setzt der 1. FC Kaiserslautern seinen Siegeszug fort und gewinnt 13:0 (!) in Andernach.

Vor 40 Jahren fällt eines der spektakulärsten Tore der DFB-Geschichte. Im Länderspiel gegen die Schweiz glückt Klaus Fischer per Fallrückzieher das 4:1, zugleich Endstand. Es wird zum Tor des Jahres 1977 und später auch zum Tor des Jahrzehnts und Tor des Jahrhunderts gewählt. Aktuell erinnert eine Ausstellung im Deutschen Fußballmuseum an Fischers Glanzstück, zu dem sein Schalker Klubkamerad Rüdiger Abramczik per Rechtsflanke die Vorarbeit leistet. Fischer schießt noch ein Tor an diesem Abend, ebenso der überragende Regisseur Heinz Flohe. Der Schweizer Meyer sorgt per Eigentor für die deutsche Führung, beim Stand von 3:0 trifft er auch ins gegnerische Tor. Noch ein Gewinner des Abends ist der Dortmunder Debütant Manfred Burgsmüller, dem der kicker "einen sensationellen Einstand" attestiert.

###more###

17. November

Vor 60 Jahren spielen nur zwei Oberligen. Denn die Besten der Süd- und der Südweststaffel stehen sich in Ludwigshafen in einem Auswahlspiel gegenüber. Südwest gewinnt 3:2, Fritz Walter glänzt und "klopfte erneut an die Tür zur Nationalelf" (kicker), aus der er zurückgetreten ist. Bruder Ottmar schießt zwei Tore, das dritte sein FCK-Kollege Willi Wenzel. Richard Kreß und Engelbert Kraus treffen für den Südwesten. Das Prestigespiel interessiert 30.000 Zuschauer.

In der West-Staffel gibt es nur drei Spiele, aber der Herbstmeister wird gekürt: Alemannia Aachen ist nach dem 2:2 gegen RW Oberhausen nicht mehr einzuholen. Der Vorsprung auf den Duisburger SV (1:4 gegen Fortuna Düsseldorf) und den Meidericher SV (1:3 in Münster) wächst sogar. Im Norden glückt Werder Bremen der Favoritensturz im Heimspiel gegen den HSV (2:0), der trotzdem Erster bleibt. Denn Verfolger Eintracht Braunschweig ergeht es bei Hannover 96 noch schlechter (2:6) – und das unter den Augen Sepp Herbergers und der Nationalmannschaft, die sich in Barsinghausen auf das Spiel gegen Schweden vorbereitet. Herberger hat seinen Kader acht Tage zusammen, ein seltenes Privileg. Neuer HSV-Verfolger ist TuS Bremerhaven (5:1 in Kiel), aber den Vogel schießt der VfL Wolfsburg ab. Das 9:1 gegen Phönix Lübeck ist ein Oberligatorrekord der Saison 1957/1958. Phönix-Trainer Reinhardt gibt seinem Torwart Dieter Schimanski indirekt die Schuld: "Mir fehlt ein Ersatztorwart."

In Berlins Stadtliga rutscht Hertha BSC nach einem 1:3 bei Hertha Zehlendorf auf den zwölften und letzten Platz.

Bayern München erreicht durch einen 3:1-Heimsieg über den 1. FC Saarbrücken erstmals das DFB-Pokalfinale. Erst in der Verlängerung fallen die erlösenden Tore durch Rudolf Jobst und Gerhard Siedl.

Vor zehn Jahren trifft die Nationalmannschaft in Hannover im vorletzten EM-Qualifikationsspiel auf Zypern. Die Löw-Mannschaft bietet unterhaltsamen Fußball und gewinnt problemlos 4:0. Clemens Fritz eröffnet den Reigen, sein 1:0 nach 74 Sekunden ist das schnellste Tor seit Juni 2000. Miroslav Klose (20.), Lukas Podolski (53.) und Thomas Hitzlsperger (82.) bauen die Führung aus. Herausragender Spieler vor 45.016 Zuschauer ist Bayern-Profi Podolski, der in ungewohnter Mittelfeldrolle überzeugt und an allen Toren beteiligt ist. Podolski selbst wiegelt ab: "Es war ja nur Zypern." Da Tschechien die Slowakei besiegt, muss der Gruppensieg im direkten Duell der punktgleichen Teams ermittelt werden, das EM-Ticket aber haben beide längst sicher.

18. November

Vor 100 Jahren steigt das 51. Franken-Derby. Zwischen dem 1. FC Nürnberg und der Spielvereinigung Fürth geht es diesmal um das Weiterkommen im Süddeutschen Pokal. Aus Termingründen gibt es kein Rückspiel, das Los muss deshalb die Platzfrage klären. Nürnberg gewinnt die Prozedur, aber nicht das Spiel am Zerzabelshof, im Volksmund "Zabo" genannt. Nach sechs Minuten verschießt der Club einen Elfmeter, dann treffen nur noch die Kleeblätter: Walter Lüscher und Georg Wunderlich sorgen für ein 0:2.

Am selben Tag erreicht der FC Bayern durch ein 7:0 über Teutonia München das Finale im Oberbayern-Gau, wo er auf den MTV München trifft (3:2 gegen Wacker München).

Vor 50 Jahren zeigt sich der 1. FC Nürnberg von seiner ersten Saisonniederlage gut erholt. Am 14. Spieltag der Bundesliga schlägt der Club Alemannia Aachen mit 4:1, Franz Brungs glückt vor der Pause ein Hattrick. Die Franken führen die Tabelle mit vier Punkten vor den Bayern an, die in Bremen 1:4 verlieren, auch weil Gerd Müller einen Elfmeter verschießt. Dagegen verwandelt Werder-Verteidiger Horst-Dieter Höttges gleich zwei Elfmeter, auch für das Tor der Bayern zeichnet er ungewollt verantwortlich – per Eigentor. Auch Borussia Mönchengladbach kann nicht gewinnen (1:1 gegen Frankfurt), Peter Meyers Führung gleicht Jürgen Friedrich im Gegenzug aus. Die Heimniederlage von Meister Eintracht Braunschweig gegen den HSV (0:1) macht den Spieltag für Nürnberg perfekt.

Im unteren Tabellendrittel gibt es mehr Bewegung. Im Spiel eins nach der Entlassung von Trainer Karlheinz Marotzke (13.11.) gewinnt Schlusslicht Schalke mit Nachfolger Günter Brocker gegen den Karlsruher SC 2:0. Weil der Linienrichter ein KSC-Tor annulliert (Ecke soll im Aus gewesen sein), das der Schiedsrichter schon gegeben hat, überlegen sich die Karlsruher einen Protest. Schalke rückt auf einen Punkt an die Borussia aus Neunkirchen heran, die bei 1860 München die höchste Pleite des Tages (0:5) quittieren muss. Im fünften gemeinsamen Bundesligajahr kann der 1. FC Köln erstmals ein Heimspiel gegen den Meidericher SV gewinnen (3:0), Wolfgang Overath eröffnet den Torreigen schon nach sechs Minuten. Der VfB Stuttgart kommt gegen Borussia Dortmund in einer ausgeglichenen Partie zu einem merkwürdig hohen 4:1-Sieg, den je zwei Tore von Horst Köppel und Gilbert Gress sichern. Es ist der erste Doppelpack eines Franzosen in der Bundesliga.

Vor 30 Jahren trennt sich die Nationalmannschaft in einem Testspiel in Budapest von Ungarn torlos. Das Fazit des kicker ist etwas für Feinschmecker: "Viel Paprika drin, aber kein Salz." Lothar Matthäus hätte dafür sorgen können, trifft aber vor 25.000 Zuschauern nur den Pfosten und wird zur Pause verletzt ausgewechselt. DFB-Präsident Hermann Neuberger sagt: "Beide Mannschaften haben für die Zuschauer nichts getan."

Am selben Tag gewinnt die DDR-Auswahl im Pariser Prinzenpark 1:0 gegen Frankreich. Zu spät, um noch die EM in der BRD zu erreichen, aber immerhin kassieren die Staatsamateure 4000 Ostmark Prämie. Das Tor des Tages erzielt Ronny Ernst in letzter Minute.

Vor 25 Jahren trennen sich Deutschland und Österreich in Nürnberg torlos. Das enttäuschende Freundschaftsspiel wird überschattet vom Tod des in beiden Ländern populären österreichischen Nationaltrainers Ernst Happel. Auf dem Platz gibt es weitere traurige Momente: Mit Ulf Kirsten, vier Minuten nach seiner Einwechslung, und Gegenspieler Artner fliegen zwei Spieler vom Platz (72.). Der kicker titelt: "Vogts-Elf fand ihre Linie nicht."

Vor 20 Jahren startet die Bundesliga in eine Englische Woche. In den vier Dienstagspartien fallen elf Tore. Nur der HSV geht gänzlich leer aus, nach dem 0:3 in Duisburg ruft Trainer Frank Pagelsdorf den "Abstiegskampf pur" aus. Auf Platz neun etwas ungewöhnlich, doch das Feld ist dicht beisammen und mit Borussia Dortmund und Werder Bremen befinden sich zwei Teams im unteren Tabellendrittel, denen man mehr zutraut. Beide gewinnen: Der BVB müht sich zu einem 2:1 über Aufsteiger Wolfsburg, der für eine Minuskulisse im Westfalenstadion sorgt (50.500). Kurios: Wolfsburg verliert zum fünften Mal in Folge auswärts 1:2. Auch die Bremer kommen zu einem 2:1 – gegen Schalke 04. Die drei Tore fallen binnen vier Minuten, Hany Ramzy erzielt das entscheidende (38.), bei dem Schalke-Keeper Jens Lehmann schlecht aussieht. "Ich bin behindert worden", findet er, sein Trainer Huub Stevens ist anderer Meinung: "Solche Fehler darf man nicht machen." Der KSC enttäuscht seine Fans gegen Schlusslicht Bochum (1:1), das in letzter Minute durch Georgi Donkov ausgleicht. KSC-Keeper Claus Reitmaier wird deutlich: "Wir haben uns wie ein Absteiger angestellt."

19. November

Vor 40 Jahren wird das Achtelfinale im DFB-Pokal ausgetragen. Überraschungen bleiben aus, abgesehen davon, dass Hertha BSC bei Zweitligist FC Homburg nicht gewinnen kann und nach einem 1:1 in die Wiederholung muss. In den reinen Bundesligaduellen siegen die Gastgeber. Schalke 04 wirft den HSV raus (4:2), Klaus Fischer trifft doppelt. Werder Bremen hat gegen Schlusslicht 1860 München großes Glück, ein Eigentor von Jimmy Hartwig und ein Fernschuss von Jürgen Röber in letzter Minute geben der Partie eine Wendung (2:1). Meister Borussia Mönchengladbach feiert Jupp Heynckes, der nach der Pause mit einem Hattrick für klare Verhältnisse im Spiel gegen den VfL Bochum (3:0) sorgt und sich noch mal Hoffnungen macht, in die Nationalmannschaft zurückzukehren. Heynckes, damals 32: "Das wäre ein Traum." Fortuna Düsseldorfs einziger aktueller Nationalspieler heißt 1977 Wolfgang Seel und der entscheidet mit seinem 3:0 das Heimspiel gegen Eintracht Braunschweig (3:1). Auch noch im Rennen: Titelverteidiger 1. FC Köln (4:0 gegen den Karlsruher SC), der MSV Duisburg (3:1 bei Favoritenschreck TuS Langerwehe, dem letzten Amateurklub) sowie Schwarz-Weiß Essen und Westfalia Herne, die nach torlosen 120 Minuten in die Wiederholung müssen.

Vor 20 Jahren wird der 15. Bundesliga-Spieltag abgeschlossen. Tabellenführer 1. FC Kaiserslautern stürmt den Gladbacher Bökelberg (3:1), für die Entscheidung sorgt Joker Jürgen Rische mit seinem 1:3 nach drei Minuten Einsatzzeit. Auch Mitaufsteiger Hertha feiert einen 3:1-Auswärtssieg (in Bielefeld) und schießt den Verlierer auf einen Abstiegsplatz. Krassimir Balakov schießt das 2:1 gegen Hansa Rostock, womit der von Joachim Löw betreute VfB Stuttgart sich auf den dritten Platz vorschiebt. Ein Treffer von Agostino sichert 1860 München die Punkte gegen den 1. FC Köln (1:0), wodurch die Gäste auf Platz 16 fallen. Auf der Tribüne sitzt der Wiener Profi Peter Stöger, dem 1860 ein Angebot macht. Er lehnt ab. Stattdessen wird er das der Kölner annehmen, 17 Jahre später – als Trainer.

###more###