Final-Schiedsrichterin Michel: "Totale Gänsehaut"

"Fokus.Frauen." Das ist die Überschrift der DFB Women's Week, die rund um das DFB-Pokalfinale in Köln vom 12. bis 21. Mai 2023 stattfindet. Dabei sollen durch aufeinander abgestimmte Maßnahmen von der Basis bis in die Spitze Frauen in den Fokus gerückt und die volle Aufmerksamkeit auf die Themen Frauenfußball und Frauen im Fußball gelegt werden.

Erstmals war das DFB-Pokalfinale der Frauen in Köln ausverkauft. Erstmals kam der Video-Assistant-Referee (VAR) zum Einsatz. Erstmals leitete Fabienne Michel das Endspiel im Rhein-Energie-Stadion. Die 28 Jahre alte Schiedsrichterin spricht mit Redakteur Tim Noller über ihre Emotionen beim Einlaufen, den VAR-Eingriff vor dem 4:1 und die Aktionen zum Jahr der Schiris rund ums Pokalfinale.

DFB.de: 44.808 Zuschauer*innen in Köln. Wie haben Sie die Atmosphäre wahrgenommen, Frau Michel?

Fabienne Michel: Ich kann das gar nicht richtig beschreiben. Als wir im Tunnel waren, hat man dieses Herzschlag-Geräusch über die Boxen gehört. Da wurde ich richtig nervös. Als ich dann rausgelaufen bin, hatte ich fast Tränen in den Augen. Ich hatte totale Gänsehaut. Das war der Moment, in dem ich das Ganze einmal richtig genießen konnte.  

DFB.de: Während des Spiels ist das vermutlich schwieriger.

Michel: Das stimmt. Dann sind wir im Tunnel. Auch wenn es natürlich einige Situationen zu beurteilen galt, gab es in der ersten Halbzeit wenige Pfiffe. Dadurch haben wir auch ein wenig versucht, die Stimmung aufzusaugen. Beim Torjubel zum Beispiel: Klar müssen wir schauen, dass auf dem Feld alles in Ordnung ist, aber wir sehen natürlich auch, wie sehr sich die Fans mit ihren Teams freuen.

DFB.de: Wie lief die Partie aus Schiedsrichterinnen-Perspektive?

Michel: Richtig gut! Ich habe mich in meinem Team von Anfang an sehr wohl gefühlt. Ich hätte es gerne ohne den VAR-Eingriff geschafft. Aber das Handspiel war aus meiner Perspektive sehr schwierig zu sehen. Ich war mir nicht ganz sicher, ob der Ball zuerst am Kopf und dann an der Hand war oder umgekehrt. Aber genau für diese Fälle haben wir den VAR eingeführt. Das hat super funktioniert. Katrin (Rafalski, die als VAR im Einsatz war, Anm. d. Red.) hat mich auf den Eingriff sehr gut vorbereitet. Unsere Teamabsprachen haben insgesamt gut gepasst und ich habe mich auf dem Platz jederzeit sehr wohlgefühlt – selbst während des VAR-Eingriffs.

DFB.de: Im Jahr der Schiris, das der DFB vor einigen Wochen ausgerufen hat, standen Sie rund ums Pokalfinale besonders im Mittelpunkt. Am Vortag des Endspiels gab es eine Pressekonferenz speziell zum Thema Schiedsrichterinnen. Wie haben Sie diese besondere Aufmerksamkeit empfunden?

Michel: Ich würde mir wünschen, dass es das zukünftig regelmäßiger gibt. Nach dem Spiel habe ich schon mit Sky und der ARD gesprochen. Das empfinde ich als Wertschätzung. Und ich merke, dass das Interesse auf der Gegenseite da ist. Denn es ist oft gar nicht klar, wie wir uns als Schiri-Team vorbereiten und welchen Aufwand wir betreiben, um in einem Finale stehen zu können. Ich fände es toll, wenn man uns auch in Zukunft noch mehr als Teil des Spiels sieht.

DFB.de: Diese stärkere Einbindung der Schiedsrichter*innen in die Fußballfamilie steht beim Jahr der Schiris im Fokus. Amateur-Schiedsrichterin Sophie Burkhart brachte beim Finale zum Beispiel den Pokal aufs Feld, die Trikots Ihres Teams waren mit der Leitidee der Initiative bedruckt:  "Liebe den Sport. Leite das Spiel.". Wie bewerten Sie diese Maßnahmen?

Michel: Die Aktionen sind super, aber ich würde mir wünschen, dass sie zum Alltag werden. Dass es normal wird, dass man uns so einbindet und sich das Ganze nicht nur auf das Jahr der Schiris beschränkt. Diese Initiative ist ein super Startschuss und ich hoffe, dass die engere Einbindung beibehalten wird.

DFB.de: Sie haben in Köln ein absolutes Highlight Ihrer Schiedsrichterinnen-Laufbahn erlebt. Warum fasziniert Sie dieser Job auch dann, wenn Sie nicht vor einer Traumkulisse auf dem Platz stehen?

Michel: Ich liebe den Sport, habe selbst Fußball gespielt und mag es, Teil davon zu sein. Mich reizt es, auf dem Platz die Balance zu halten und dafür zu sorgen, dass ein Spiel 90 Minuten lang fair über die Bühne geht. Dafür ist es wichtig, dass kritische Entscheidungen den Spielerinnen gut vermittelt werden. Diese Facetten mag ich sehr an meinem Hobby.

[tn]

"Fokus.Frauen." Das ist die Überschrift der DFB Women's Week, die rund um das DFB-Pokalfinale in Köln vom 12. bis 21. Mai 2023 stattfindet. Dabei sollen durch aufeinander abgestimmte Maßnahmen von der Basis bis in die Spitze Frauen in den Fokus gerückt und die volle Aufmerksamkeit auf die Themen Frauenfußball und Frauen im Fußball gelegt werden.

Erstmals war das DFB-Pokalfinale der Frauen in Köln ausverkauft. Erstmals kam der Video-Assistant-Referee (VAR) zum Einsatz. Erstmals leitete Fabienne Michel das Endspiel im Rhein-Energie-Stadion. Die 28 Jahre alte Schiedsrichterin spricht mit Redakteur Tim Noller über ihre Emotionen beim Einlaufen, den VAR-Eingriff vor dem 4:1 und die Aktionen zum Jahr der Schiris rund ums Pokalfinale.

DFB.de: 44.808 Zuschauer*innen in Köln. Wie haben Sie die Atmosphäre wahrgenommen, Frau Michel?

Fabienne Michel: Ich kann das gar nicht richtig beschreiben. Als wir im Tunnel waren, hat man dieses Herzschlag-Geräusch über die Boxen gehört. Da wurde ich richtig nervös. Als ich dann rausgelaufen bin, hatte ich fast Tränen in den Augen. Ich hatte totale Gänsehaut. Das war der Moment, in dem ich das Ganze einmal richtig genießen konnte.  

DFB.de: Während des Spiels ist das vermutlich schwieriger.

Michel: Das stimmt. Dann sind wir im Tunnel. Auch wenn es natürlich einige Situationen zu beurteilen galt, gab es in der ersten Halbzeit wenige Pfiffe. Dadurch haben wir auch ein wenig versucht, die Stimmung aufzusaugen. Beim Torjubel zum Beispiel: Klar müssen wir schauen, dass auf dem Feld alles in Ordnung ist, aber wir sehen natürlich auch, wie sehr sich die Fans mit ihren Teams freuen.

DFB.de: Wie lief die Partie aus Schiedsrichterinnen-Perspektive?

Michel: Richtig gut! Ich habe mich in meinem Team von Anfang an sehr wohl gefühlt. Ich hätte es gerne ohne den VAR-Eingriff geschafft. Aber das Handspiel war aus meiner Perspektive sehr schwierig zu sehen. Ich war mir nicht ganz sicher, ob der Ball zuerst am Kopf und dann an der Hand war oder umgekehrt. Aber genau für diese Fälle haben wir den VAR eingeführt. Das hat super funktioniert. Katrin (Rafalski, die als VAR im Einsatz war, Anm. d. Red.) hat mich auf den Eingriff sehr gut vorbereitet. Unsere Teamabsprachen haben insgesamt gut gepasst und ich habe mich auf dem Platz jederzeit sehr wohlgefühlt – selbst während des VAR-Eingriffs.

DFB.de: Im Jahr der Schiris, das der DFB vor einigen Wochen ausgerufen hat, standen Sie rund ums Pokalfinale besonders im Mittelpunkt. Am Vortag des Endspiels gab es eine Pressekonferenz speziell zum Thema Schiedsrichterinnen. Wie haben Sie diese besondere Aufmerksamkeit empfunden?

Michel: Ich würde mir wünschen, dass es das zukünftig regelmäßiger gibt. Nach dem Spiel habe ich schon mit Sky und der ARD gesprochen. Das empfinde ich als Wertschätzung. Und ich merke, dass das Interesse auf der Gegenseite da ist. Denn es ist oft gar nicht klar, wie wir uns als Schiri-Team vorbereiten und welchen Aufwand wir betreiben, um in einem Finale stehen zu können. Ich fände es toll, wenn man uns auch in Zukunft noch mehr als Teil des Spiels sieht.

DFB.de: Diese stärkere Einbindung der Schiedsrichter*innen in die Fußballfamilie steht beim Jahr der Schiris im Fokus. Amateur-Schiedsrichterin Sophie Burkhart brachte beim Finale zum Beispiel den Pokal aufs Feld, die Trikots Ihres Teams waren mit der Leitidee der Initiative bedruckt:  "Liebe den Sport. Leite das Spiel.". Wie bewerten Sie diese Maßnahmen?

Michel: Die Aktionen sind super, aber ich würde mir wünschen, dass sie zum Alltag werden. Dass es normal wird, dass man uns so einbindet und sich das Ganze nicht nur auf das Jahr der Schiris beschränkt. Diese Initiative ist ein super Startschuss und ich hoffe, dass die engere Einbindung beibehalten wird.

DFB.de: Sie haben in Köln ein absolutes Highlight Ihrer Schiedsrichterinnen-Laufbahn erlebt. Warum fasziniert Sie dieser Job auch dann, wenn Sie nicht vor einer Traumkulisse auf dem Platz stehen?

Michel: Ich liebe den Sport, habe selbst Fußball gespielt und mag es, Teil davon zu sein. Mich reizt es, auf dem Platz die Balance zu halten und dafür zu sorgen, dass ein Spiel 90 Minuten lang fair über die Bühne geht. Dafür ist es wichtig, dass kritische Entscheidungen den Spielerinnen gut vermittelt werden. Diese Facetten mag ich sehr an meinem Hobby.

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