Film-Regisseur Wortmann bleibt der Nationalelf auf den Spuren

Die letzte Klappe ist erst einmal gefallen. Jetzt wird geschnitten. Vier Wochen lang ging der Regisseur Sönke Wortmann, der vor zwei Jahren das "Wunder von Bern" verfilmte, bei der deutschen Fußball-Nationalmannschaft ein und aus. Er fiel kaum auf, weil er sich einem Chamäleon gleich seiner Umgebung anpasste, unter anderem trug er daher stets die offizielle DFB-Kleidung. Der größte Unterschied: Wortmann trug zumeist eine kleine Videokamera bei sich. Die möchte er gerne weiterlaufen lassen, am liebsten bis zum Finale der Weltmeisterschaft 2006.

Das "Wunder von Berlin" wäre der ideale Arbeitstitel für die Dokumentation, in der Wortmann erst den Weg der Nationalmannschaft zur WM und dann idealerweise bis zum Titel beschreiben will. Dafür braucht er Zugang zu Zonen, die für die Öffentlichkeit tabu sind - und er braucht das Vertrauen seiner Hauptdarsteller. Auch für ihn waren die vergangenen Wochen eine Generalprobe. "Er wird das nun zusammenschneiden und vorführen", erklärt DFB-Teammanager Oliver Bierhoff, dann liegt es an den Spielern: Stimmen sie dem Projekt zu, "wollen wir diese Geschichte auf jeden Fall durchziehen."

Bierhoff hat die Idee der Dokumentation gemeinsam mit dem Regisseur ("Der bewegte Mann", "Das Superweib") geboren. Vorbild ist ein Film über die französische Fußball-Nationalmannschaft bei deren Heim-WM 1998: Die Betrachtungen über das Innenleben der "Les Bleus" wurde nach dem Titelgewinn 700.000-mal als Video verkauft.

Erfolg des Films hängt von der Mannschaft ab

"Der Erfolg des Films hängt natürlich von der Mannschaft ab. Wenn sie Weltmeister werden sollte, dann würde es sogar als Kinofilm funktionieren. Für die beteiligten Leute könnte es dann auch ein großer Imagegewinn sein", sagte Wortmann.

Während des Konföderationen-Pokals und der Vorbereitung darauf haben sich für Wortmann alle Türen geöffnet. Er durfte überall hin, in die Kabine, zur Mannschaftsbesprechung, sogar auf die Bank. "Ich hoffe, ich werde nicht eingewechselt", scherzte er. Die Öffnung der "Heiligtümer" ist gewollt und unverzichtbar, sagt Bierhoff: "So ein Film soll ja einen Blick hinter die Kulissen werfen und zeigen, wie das Innenleben der Mannschaft aussieht. Bei so einer Dokumentation ist Nähe wichtig, da müssen Emotionen gezeigt werden. Dabei nur zu zeigen, wenn wir in den Bus steigen, reicht nicht."

Bierhoff hält eine öffentlichkeitwirksame Nahaufnahme der Nationalmannschaft für zeitgemäß, nur authentisch sollte sie nach seiner Meinung schon sein. Als Schauspieler sollen Spieler, Trainer und "Nebendarsteller" nicht wirken. Deshalb ging es ihm zunächst um die Frage, ob Wortmann mit seiner Kamera ein Störenfried ist: "Ein Störenfried in dem Sinne: Gibt sich irgendeiner nicht so, wie er sich geben müsste, wenn er nicht da wäre." Die Bedenken scheinen zerstreut. "Das ist bisher sehr, sehr positiv verlaufen. Sönke hat ein sehr gutes Gefühl für die Situation", sagt der Teammanager.

Wortmann: Große Herausforderung

Wortmann selbst betrachtet es als "eine künstlerisch große Herausforderung" eine Dokumentation über einen intimen Bereich zu drehen. Das Projekt ist ihm außerdem eine Herzensangelegenheit: In den 70er und 80er Jahren hat er selbst hochklassig gespielt, erst bei Westfalia Herne, mit der SpVgg Erkenschwick stieg er 1980 sogar in die zweigeteilte 2. Liga auf: "Ich war so eine Art Fabian Ernst." Den Sprung ins Profilager machte er nicht mit, aber seiner Akzeptanz bei den Nationalspielern hat dies nicht geschadet: "Die haben schon gesehen, dass ich den Ball geradeaus kicken kann."

Allerdings muss die Rechtefrage noch geklärt werden. Das wäre nicht schlecht, denn Wortmann hätte die ideale Schluss-Einstellung für das "Wunder von Berlin" bereits im Kopf: "Ballack mit dem Pokal, das wäre sehr wünschenswert." [tw]


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Die letzte Klappe ist erst einmal gefallen. Jetzt wird geschnitten. Vier Wochen lang ging der Regisseur Sönke Wortmann, der vor zwei Jahren das "Wunder von Bern" verfilmte, bei der deutschen Fußball-Nationalmannschaft ein und aus. Er fiel kaum
auf, weil er sich einem Chamäleon gleich seiner Umgebung anpasste, unter anderem trug er daher stets die offizielle DFB-Kleidung. Der größte Unterschied: Wortmann trug zumeist eine kleine Videokamera bei sich. Die möchte er gerne weiterlaufen lassen, am liebsten bis zum Finale der Weltmeisterschaft 2006.



Das "Wunder von Berlin" wäre der ideale Arbeitstitel für die
Dokumentation, in der Wortmann erst den Weg der Nationalmannschaft zur WM und dann idealerweise bis zum Titel beschreiben will. Dafür braucht er Zugang zu Zonen, die für die Öffentlichkeit tabu sind - und er braucht das Vertrauen seiner Hauptdarsteller. Auch für ihn waren die vergangenen Wochen eine Generalprobe. "Er wird das nun zusammenschneiden und vorführen", erklärt DFB-Teammanager Oliver Bierhoff, dann liegt es an den Spielern: Stimmen sie dem Projekt zu, "wollen wir diese Geschichte auf jeden Fall durchziehen."



Bierhoff hat die Idee der Dokumentation gemeinsam mit dem
Regisseur ("Der bewegte Mann", "Das Superweib") geboren. Vorbild
ist ein Film über die französische Fußball-Nationalmannschaft bei deren Heim-WM 1998: Die Betrachtungen über das Innenleben der "Les Bleus" wurde nach dem Titelgewinn 700.000-mal als Video verkauft.



Erfolg des Films hängt von der Mannschaft ab



"Der Erfolg des Films hängt natürlich von der Mannschaft ab. Wenn sie Weltmeister werden sollte, dann würde es sogar als Kinofilm funktionieren. Für die beteiligten Leute könnte es dann auch ein großer Imagegewinn sein", sagte Wortmann.



Während des Konföderationen-Pokals und der Vorbereitung darauf
haben sich für Wortmann alle Türen geöffnet. Er durfte überall hin, in die Kabine, zur Mannschaftsbesprechung, sogar auf die Bank. "Ich hoffe, ich werde nicht eingewechselt", scherzte er. Die Öffnung der "Heiligtümer" ist gewollt und unverzichtbar, sagt Bierhoff: "So ein Film soll ja einen Blick hinter die Kulissen werfen und zeigen, wie das Innenleben der Mannschaft aussieht. Bei so einer Dokumentation ist Nähe wichtig, da müssen Emotionen gezeigt werden. Dabei nur zu zeigen, wenn wir in den Bus steigen, reicht nicht."



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Bierhoff hält eine öffentlichkeitwirksame Nahaufnahme der
Nationalmannschaft für zeitgemäß, nur authentisch sollte sie nach seiner Meinung schon sein. Als Schauspieler sollen Spieler, Trainer und "Nebendarsteller" nicht wirken. Deshalb ging es ihm zunächst um die Frage, ob Wortmann mit seiner Kamera ein Störenfried ist: "Ein Störenfried in dem Sinne: Gibt sich irgendeiner nicht so, wie er sich geben müsste, wenn er nicht da wäre." Die Bedenken scheinen zerstreut. "Das ist bisher sehr, sehr positiv verlaufen. Sönke hat ein sehr gutes Gefühl für die Situation", sagt der Teammanager.



Wortmann: Große Herausforderung



Wortmann selbst betrachtet es als "eine künstlerisch große Herausforderung" eine Dokumentation über einen intimen Bereich zu drehen. Das Projekt ist ihm außerdem eine Herzensangelegenheit: In den 70er und 80er Jahren hat er selbst hochklassig gespielt, erst bei Westfalia Herne, mit der SpVgg Erkenschwick stieg er 1980 sogar in die zweigeteilte 2. Liga auf: "Ich war so eine Art Fabian Ernst." Den Sprung ins Profilager machte er nicht mit, aber seiner Akzeptanz bei den Nationalspielern hat dies nicht geschadet: "Die haben schon gesehen, dass ich den Ball geradeaus kicken kann."



Allerdings muss die Rechtefrage noch geklärt werden. Das wäre nicht schlecht, denn Wortmann hätte die ideale Schluss-Einstellung für das "Wunder von Berlin" bereits im Kopf:
"Ballack mit dem Pokal, das wäre sehr wünschenswert."