Felix Magath: "Wir gehören zur absoluten Weltspitze"

Der Triumph der deutschen U 19-Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft in Tschechien am vergangenen Samstag war auch wichtiges Gesprächsthema beim 51. Internationalen Trainer-Kongress, den der Bund Deutscher Fußball-Lehrer (BDFL) im Auftrag des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) seit Montag in Wiesbaden veranstaltet.

"Dieses Ergebnis zeigt, dass der deutsche Fußball seine Hausaufgaben gemacht hat", sagte BDFL-Präsident Horst Zingraf vor einem Plenum von über 1000 Teilnehmern aus 23 Ländern. "Es wurden schon vor einigen Jahren die Grundlagen geschaffen, die jetzt die ersten Erfolge bringen." Aus Wiesbaden berichtet DFB-Internetredakteur Christian Müller.

EM-Analyse im Fokus von 1000 Trainern aus 23 Ländern

Eigentlich ging es am ersten Tag des Trainer-Kongresses aber weniger um die EM der Junioren denn um die kontinentale Meisterschaft der "Großen". Im Mittelpunkt der Vorträge in den Rhein-Main-Hallen stand die Analyse der EURO 2008 in Österreich und der Schweiz, die aus deutscher Sicht naturgemäß ebenfalls einen positiven Grundtenor hatte.

"Wenn man nach Platz drei bei der WM 2006 wieder so weit vorne landet", meinte Felix Magath, BDFL-Vizepräsident und Trainer des UEFA-Cup-Teilnehmers VfL Wolfsburg, in Anspielung auf die Vizeeuropameisterschaft der Nationalmannschaft, "dann muss man schon zur absoluten Weltspitze gehören."

Wormuth: "Moderner Fußball nicht ohne Persönlichkeiten"

Das sah auch Frank Wormuth, seit Anfang des Jahres Leiter der Fußball-Lehrer-Ausbildung des DFB, ganz genauso: "Natürlich gehören wir bei diesen Ergebnissen zur Weltklasse." Gemeinsam mit seinen Kollegen aus dem DFB-Lehrstab - unter anderem sein Vorgänger Erich Rutemöller sowie die DFB-Trainer Bernd Stöber und Frank Engel - stieg Wormuth danach in die differenzierte EM-Analyse ein.

Internationaler Trainer-Kongress in Wiesbaden

Dabei wurde vor allem eines klar: Bei aller Bedeutung des Teamgedankens geht es auch im modernen Fußball nicht ohne die bestimmenden Persönlichkeiten, die prägenden Figuren auf dem Feld. "Der Aspekt der Taktik darf bei einem Großereignis wie der EURO nicht vergessen werden, ist aber nicht der Schwerpunkt", so Wormuth. "Grundlegend für die Ausbildung ist der einzelne Spieler und seine fußballerische Qualität."

Wichtig sei dabei, wie jeder Spieler seine Fähigkeiten "für die Mannschaft einsetzt und nicht für sich", betonte Felix Magath: "Am Ende hat mit Spanien das beste Team gewonnen, das aber auch prägende Persönlichkeiten wie Xavi oder Torres in seinen Reihen hatte."

"Mit deutschen Tugenden ans Niveau der Spanier heranarbeiten"

Die Lehre für die Ausbildung von Spielern kann deshalb auf die Formel gebracht werden: individuelle Klasse fördern und diese Fähigkeiten dann für die Mannschaft einsetzen. "Das ist ein lebender Prozess", meinte Bernd Stöber, der im Hinblick auf die deutsche Nationalmannschaft bei der EM "hier und da noch Defizite" sah. Dem Team habe die Konstanz gefehlt, die die Spanier das ganze Turnier über ausgezeichnet habe: "Nun ist es an uns, uns mit typisch deutschen Tugenden heranzuarbeiten."

Dazu zählt nach wie vor der unbedingte Siegeswille, der deutsche Nationalmannschaften seit jeher bei Großereignissen auszeichnet und befähigt, Spiele noch herumzudrehen - wie etwa im EM-Halbfinale nach 0:1-Rückstand gegen die Türkei. "Gute Technik und schönes Spiel dürfen nie Selbstzweck sein", sagte Stöber. "Am Ende geht es auch um Effektivität, schließlich leben wir in einer Leistungsgesellschaft."

Magath: "Die Spieler bestimmen die Taktik"

Dass nach dem Abpfiff vor allem das Ergebnis stimmen muss, gehört zum kleinen Einmaleins im Fußball. Auf welchem Weg dies zu erreichen ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. "In jedem Land wird anders gespielt, die Mentalität spiegelt sich im Fußball wider", so Magath. "Die Deutschen haben nicht immer den besten, aber oft den erfolgreichsten Fußball gespielt."

Deutschlands zweimaliger "Trainer des Jahres" möchte taktische und Systemfragen nicht zum Dogma erheben, favorisiert selbst aber das Spiel mit zwei Spitzen: "So spielt man am flexibelsten nach vorne. Grundsätzlich bestimmen aber die Spieler, die man zur Verfügung hat, die Taktik."

Dass bei der EURO 2008 von den meisten Topteams auf ein System mit nur einem echten Angreifer zurückgegriffen wurde, ist laut Magath vor allem dem ergebnisorientiertem Denken bei einem Großereignis geschuldet: "Damit haben die Trainer versucht, das defensive Potenzial der Mannschaften zu erhöhen." Generell sei es leichter, Abwehrarbeit zu verrichten - und auch, diese als Trainer zu vermitteln.

EM-Titel der U 19 kein Zufall

Dem stimmte DFB-Ausbilder Wormuth gerne zu: "So ist es auch in der Ausbildung der Fußball-Lehrer. Für die Arbeit in der Offensive spielt das kreative Moment eine große Rolle. Hier sind die individuellen Fertigkeiten von herausragenden Spielern gefragt." Was natürlich nicht erst für den Profibereich gilt, sondern bereits für die Ausbildung der Elite im Nachwuchs.

Bestes und jüngstes Beispiel ist die U 19-Nationalmannschaft, deren Spieler von den DFB-Trainern seit Jahren auf den großen Erfolg vorbereitet worden sind. "Es handelt sich bei diesen Jungs sicher um einen Ausnahmejahrgang", sagte Stöber, der mit den frischgebackenen U 19-Europameistern vor zwei Jahren selbst noch gearbeitet hatte. "Aber es ist schon ein Trend, dass die Junioren-Nationalmannschaften des DFB regelmäßig in der europäischen Spitze mitspielen." Auch dies war ein beliebtes Gesprächsthema unter den Kongressteilnehmern.

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Der Triumph der deutschen U 19-Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft in Tschechien am vergangenen Samstag war auch wichtiges Gesprächsthema beim 51. Internationalen Trainer-Kongress, den der Bund Deutscher Fußball-Lehrer (BDFL) im Auftrag des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) seit Montag in Wiesbaden veranstaltet.

"Dieses Ergebnis zeigt, dass der deutsche Fußball seine Hausaufgaben gemacht hat", sagte BDFL-Präsident Horst Zingraf vor einem Plenum von über 1000 Teilnehmern aus 23 Ländern. "Es wurden schon vor einigen Jahren die Grundlagen geschaffen, die jetzt die ersten Erfolge bringen." Aus Wiesbaden berichtet DFB-Internetredakteur Christian Müller.

EM-Analyse im Fokus von 1000 Trainern aus 23 Ländern

Eigentlich ging es am ersten Tag des Trainer-Kongresses aber weniger um die EM der Junioren denn um die kontinentale Meisterschaft der "Großen". Im Mittelpunkt der Vorträge in den Rhein-Main-Hallen stand die Analyse der EURO 2008 in Österreich und der Schweiz, die aus deutscher Sicht naturgemäß ebenfalls einen positiven Grundtenor hatte.

"Wenn man nach Platz drei bei der WM 2006 wieder so weit vorne landet", meinte Felix Magath, BDFL-Vizepräsident und Trainer des UEFA-Cup-Teilnehmers VfL Wolfsburg, in Anspielung auf die Vizeeuropameisterschaft der Nationalmannschaft, "dann muss man schon zur absoluten Weltspitze gehören."

Wormuth: "Moderner Fußball nicht ohne Persönlichkeiten"

Das sah auch Frank Wormuth, seit Anfang des Jahres Leiter der Fußball-Lehrer-Ausbildung des DFB, ganz genauso: "Natürlich gehören wir bei diesen Ergebnissen zur Weltklasse." Gemeinsam mit seinen Kollegen aus dem DFB-Lehrstab - unter anderem sein Vorgänger Erich Rutemöller sowie die DFB-Trainer Bernd Stöber und Frank Engel - stieg Wormuth danach in die differenzierte EM-Analyse ein.

Internationaler Trainer-Kongress in Wiesbaden

Dabei wurde vor allem eines klar: Bei aller Bedeutung des Teamgedankens geht es auch im modernen Fußball nicht ohne die bestimmenden Persönlichkeiten, die prägenden Figuren auf dem Feld. "Der Aspekt der Taktik darf bei einem Großereignis wie der EURO nicht vergessen werden, ist aber nicht der Schwerpunkt", so Wormuth. "Grundlegend für die Ausbildung ist der einzelne Spieler und seine fußballerische Qualität."

Wichtig sei dabei, wie jeder Spieler seine Fähigkeiten "für die Mannschaft einsetzt und nicht für sich", betonte Felix Magath: "Am Ende hat mit Spanien das beste Team gewonnen, das aber auch prägende Persönlichkeiten wie Xavi oder Torres in seinen Reihen hatte."

"Mit deutschen Tugenden ans Niveau der Spanier heranarbeiten"

Die Lehre für die Ausbildung von Spielern kann deshalb auf die Formel gebracht werden: individuelle Klasse fördern und diese Fähigkeiten dann für die Mannschaft einsetzen. "Das ist ein lebender Prozess", meinte Bernd Stöber, der im Hinblick auf die deutsche Nationalmannschaft bei der EM "hier und da noch Defizite" sah. Dem Team habe die Konstanz gefehlt, die die Spanier das ganze Turnier über ausgezeichnet habe: "Nun ist es an uns, uns mit typisch deutschen Tugenden heranzuarbeiten."

Dazu zählt nach wie vor der unbedingte Siegeswille, der deutsche Nationalmannschaften seit jeher bei Großereignissen auszeichnet und befähigt, Spiele noch herumzudrehen - wie etwa im EM-Halbfinale nach 0:1-Rückstand gegen die Türkei. "Gute Technik und schönes Spiel dürfen nie Selbstzweck sein", sagte Stöber. "Am Ende geht es auch um Effektivität, schließlich leben wir in einer Leistungsgesellschaft."

Magath: "Die Spieler bestimmen die Taktik"

Dass nach dem Abpfiff vor allem das Ergebnis stimmen muss, gehört zum kleinen Einmaleins im Fußball. Auf welchem Weg dies zu erreichen ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. "In jedem Land wird anders gespielt, die Mentalität spiegelt sich im Fußball wider", so Magath. "Die Deutschen haben nicht immer den besten, aber oft den erfolgreichsten Fußball gespielt."

Deutschlands zweimaliger "Trainer des Jahres" möchte taktische und Systemfragen nicht zum Dogma erheben, favorisiert selbst aber das Spiel mit zwei Spitzen: "So spielt man am flexibelsten nach vorne. Grundsätzlich bestimmen aber die Spieler, die man zur Verfügung hat, die Taktik."

Dass bei der EURO 2008 von den meisten Topteams auf ein System mit nur einem echten Angreifer zurückgegriffen wurde, ist laut Magath vor allem dem ergebnisorientiertem Denken bei einem Großereignis geschuldet: "Damit haben die Trainer versucht, das defensive Potenzial der Mannschaften zu erhöhen." Generell sei es leichter, Abwehrarbeit zu verrichten - und auch, diese als Trainer zu vermitteln.

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EM-Titel der U 19 kein Zufall

Dem stimmte DFB-Ausbilder Wormuth gerne zu: "So ist es auch in der Ausbildung der Fußball-Lehrer. Für die Arbeit in der Offensive spielt das kreative Moment eine große Rolle. Hier sind die individuellen Fertigkeiten von herausragenden Spielern gefragt." Was natürlich nicht erst für den Profibereich gilt, sondern bereits für die Ausbildung der Elite im Nachwuchs.

Bestes und jüngstes Beispiel ist die U 19-Nationalmannschaft, deren Spieler von den DFB-Trainern seit Jahren auf den großen Erfolg vorbereitet worden sind. "Es handelt sich bei diesen Jungs sicher um einen Ausnahmejahrgang", sagte Stöber, der mit den frischgebackenen U 19-Europameistern vor zwei Jahren selbst noch gearbeitet hatte. "Aber es ist schon ein Trend, dass die Junioren-Nationalmannschaften des DFB regelmäßig in der europäischen Spitze mitspielen." Auch dies war ein beliebtes Gesprächsthema unter den Kongressteilnehmern.