Feifel: "Das Spiel war ein Spiegelbild der gesamten Saison"

Riesige Freude bei Bayer 04 Leverkusen: Die Mannschaft steht nach dem 3:1 im Derby gegen den 1. FC Köln kurz vor dem Klassenverbleib in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga. Im DFB.de-Interview ordnet Trainer Achim Feifel (55) die Situation ein und erklärt, warum er trotz perfekter Ausgangslage noch keine Glückwünsche zur Rettung annimmt.

DFB.de: Herr Feifel, nehmen Sie bei drei Punkten und 15 Toren Vorsprung auf den 1. FC Köln auf Rang elf Glückwünsche zum Klassenverbleib an?

Achim Feifel: Nein, solange es rechnerisch nicht durch ist, sollten wir uns nicht zu sicher sein. Dafür war diese Saison zu krass von Aufs und Abs geprägt.

DFB.de: Am kommenden Sonntag müssen Sie zum Abschluss beim VfL Wolfsburg antreten.

Feifel: Auf dieses Duell werden wir uns jetzt nochmal gewissenhaft vorbereiten und einen Plan erarbeiten, wie wir dort vor allem gut verteidigen können. Wir müssen in Wolfsburg nochmal eine starke Leistung bringen, um wirklich nichts mehr anbrennen zu lassen. Danach können wir den Klassenverbleib feiern. Vorher nicht.

DFB.de: Unterschreiben Sie denn, dass die Ausgangslage jetzt sehr, sehr gut ist?

Feifel: Ja, das definitiv. Das haben wir uns mit dem Sieg gegen den 1. FC Köln erkämpft und erspielt. Das war unser Endspiel und wir haben dem Druck standgehalten.

DFB.de: Ist bei der Mannschaft jetzt Erleichterung zu spüren?

Feifel: Natürlich. Alle waren vorher sehr angespannt. Umso glücklicher sind die Spielerinnen nach diesem wichtigen Erfolg. Nach diesem Duell kann ich der Truppe nur ein Kompliment aussprechen. Jede einzelne Spielerin hat von der ersten Sekunde an die richtige Laufbereitschaft, das richtige Zweikampfverhalten, die richtige Durchsetzungsbereitschaft an den Tag gelegt. Und dazu haben wir auch noch fußballerisch überzeugt. Wenn wir das über die gesamte Saison häufiger auf den Platz gebracht hätten, wären wir gar nicht erst in die Situation gekommen, dieses Endspiel bestreiten zu müssen.

DFB.de: Was war denn anders als zum Beispiel zuletzt beim eher enttäuschenden 0:0 in Jena?

Feifel: Das waren dort ganz andere Voraussetzungen. Jena hat mit einem 5-4-1-System extrem defensiv gespielt. Außerdem waren heute die Platzbedingungen viel besser, was unserem Spiel entgegen kommt. Wir hatten insgesamt eine bessere Struktur im Spiel. Hinzu kamen natürlich unsere beiden frühen Treffer, die uns Sicherheit gegeben haben.

DFB.de: Nach dem 2:0 ist Köln kurz vor der Pause noch der Anschlusstreffer gelungen. Hatten Sie Sorge, dass die Partie nochmal kippen könnte?

Feifel: Das war schon nicht so einfach zu verdauen. Wir hatten das Spiel total im Griff und haben den FC zu vielen Fehlern gezwungen. Wir hätten die Partie bei mehreren guten Gelegenheiten frühzeitiger entscheiden können. Und dann kommt Köln plötzlich mit der ersten Möglichkeit zum Anschlusstreffer. Da ging das Kopfkino wieder los. Umso höher rechne ich es der Mannschaft an, dass sie nach dem Wechsel den Hebel direkt wieder umlegen konnte. Ich habe in der Pause gesagt, dass wir jetzt auf keinen Fall ausschließlich diesen knappen Vorsprung verteidigen wollen. Das wäre schief gegangen. Wir haben uns vorgenommen, schnell nachzulegen. Das ist zum Glück gelungen. Das Spiel war in weiten Teilen ein Spiegelbild der gesamten Saison.

DFB.de: Wie schauen Sie heute auf die Serie zurück?

Feifel: Wir hatten ganz oft schlechte erste Halbzeiten, in denen wir zu viele Gegentore kassiert haben. Es ist einfach unfassbar anstrengend, immer wieder einem Rückstand hinterherlaufen zu müssen. Das war aus meiner Sicht ein ganz großes Problem.

DFB.de: Insgesamt waren die Leistungen sehr wechselhaft. Sie haben zum Beispiel in der Hinrunde beim FC Bayern gewonnen, dafür aber auch einige überflüssige Niederlagen kassiert.

Feifel: Es gab tatsächlich brutale Ups und Downs. Nach den ersten drei Begegnungen hatten wir schon sechs Punkte. Das war natürlich ein überragender Start. Dann sind wir bis Weihnachten in eine Negativspirale geraten und sind zu nachlässig aufgetreten. Wir haben oft nicht die Einstellung gefunden, die nötig ist, um auf diesem Niveau zu bestehen. Kurz vor Weihnachten haben wir dann wieder gepunktet.

DFB.de: Zur Winterpause hatten Sie 13 Zähler auf dem Konto und waren fast schon gerettet. Was ist dann passiert?

Feifel: Wir hatten keine gute Vorbereitung. Einige Spielerinnen haben nicht das Programm absolviert, das wir vereinbart hatten. Das hat sich böse bemerkbar gemacht. Dann kam nach dem Restart das DFB-Pokalspiel gegen Hoffenheim, in dem auf einmal wieder alles ging. Manchmal waren die Ausschläge nach oben und unten schwer zu begreifen. Das Gute ist, dass wir aus dieser Serie ganz viel für die Zukunft lernen können. Insgesamt war es eine brutale Saison mit den vielen negativen Phasen. Es war insgesamt schwierig zu verarbeiten.

DFB.de: Wie kompliziert ist es, eine Mannschaft durch solch ein Wellenbad der Gefühle zu führen?

Feifel: Das war eine große Herausforderung. Zur Winterpause hatten wir eine überragende Ausgangslage und sind plötzlich noch einmal in größte Gefahr geraten. Ich musste oft an meine Zeit beim Hamburger SV denken. In der Saison 2006/2007 war es dort ganz ähnlich. Da waren wir zu Weihnachten mit 13 Punkten auch praktisch gerettet. Im ersten Spiel der Rückrunde haben wir gegen den damaligen Primus Turbine Potsdam sogar noch einen Zähler geholt. Aber danach dann fast nichts mehr. Plötzlich hatten wir ein Endspiel gegen den 1. FC Saarbrücken - zum Glück auch damals mit gutem Ausgang. Ich musste in den vergangenen Wochen oft an diese Parallelen denken. Da haben wir auch zu früh gedacht, dass die Sache erledigt ist. Deshalb bin ich jetzt vor dem letzten Spieltag lieber etwas übervorsichtig.

DFB.de: Und welche mittelfristigen Ziele verfolgen Sie, wenn der Klassenverbleib am kommenden Sonntag auch rechnerisch perfekt ist?

Feifel: Wir wollen mal früher nicht mehr zittern müssen und insgesamt eine entspanntere Saison spielen als in diesem Jahr und dem zuvor. Das zehrt extrem an den Nerven. Das brauchen wir nicht noch einmal. Das Potenzial dafür ist auf jeden Fall in der Mannschaft vorhanden. Wir müssen es jetzt schaffen, eine Weiterentwicklung hinzubekommen. Eine Leistung wie heute müssen wir häufiger zeigen. Dann hätten wir viel erreicht.

[sw]

Riesige Freude bei Bayer 04 Leverkusen: Die Mannschaft steht nach dem 3:1 im Derby gegen den 1. FC Köln kurz vor dem Klassenverbleib in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga. Im DFB.de-Interview ordnet Trainer Achim Feifel (55) die Situation ein und erklärt, warum er trotz perfekter Ausgangslage noch keine Glückwünsche zur Rettung annimmt.

DFB.de: Herr Feifel, nehmen Sie bei drei Punkten und 15 Toren Vorsprung auf den 1. FC Köln auf Rang elf Glückwünsche zum Klassenverbleib an?

Achim Feifel: Nein, solange es rechnerisch nicht durch ist, sollten wir uns nicht zu sicher sein. Dafür war diese Saison zu krass von Aufs und Abs geprägt.

DFB.de: Am kommenden Sonntag müssen Sie zum Abschluss beim VfL Wolfsburg antreten.

Feifel: Auf dieses Duell werden wir uns jetzt nochmal gewissenhaft vorbereiten und einen Plan erarbeiten, wie wir dort vor allem gut verteidigen können. Wir müssen in Wolfsburg nochmal eine starke Leistung bringen, um wirklich nichts mehr anbrennen zu lassen. Danach können wir den Klassenverbleib feiern. Vorher nicht.

DFB.de: Unterschreiben Sie denn, dass die Ausgangslage jetzt sehr, sehr gut ist?

Feifel: Ja, das definitiv. Das haben wir uns mit dem Sieg gegen den 1. FC Köln erkämpft und erspielt. Das war unser Endspiel und wir haben dem Druck standgehalten.

DFB.de: Ist bei der Mannschaft jetzt Erleichterung zu spüren?

Feifel: Natürlich. Alle waren vorher sehr angespannt. Umso glücklicher sind die Spielerinnen nach diesem wichtigen Erfolg. Nach diesem Duell kann ich der Truppe nur ein Kompliment aussprechen. Jede einzelne Spielerin hat von der ersten Sekunde an die richtige Laufbereitschaft, das richtige Zweikampfverhalten, die richtige Durchsetzungsbereitschaft an den Tag gelegt. Und dazu haben wir auch noch fußballerisch überzeugt. Wenn wir das über die gesamte Saison häufiger auf den Platz gebracht hätten, wären wir gar nicht erst in die Situation gekommen, dieses Endspiel bestreiten zu müssen.

DFB.de: Was war denn anders als zum Beispiel zuletzt beim eher enttäuschenden 0:0 in Jena?

Feifel: Das waren dort ganz andere Voraussetzungen. Jena hat mit einem 5-4-1-System extrem defensiv gespielt. Außerdem waren heute die Platzbedingungen viel besser, was unserem Spiel entgegen kommt. Wir hatten insgesamt eine bessere Struktur im Spiel. Hinzu kamen natürlich unsere beiden frühen Treffer, die uns Sicherheit gegeben haben.

DFB.de: Nach dem 2:0 ist Köln kurz vor der Pause noch der Anschlusstreffer gelungen. Hatten Sie Sorge, dass die Partie nochmal kippen könnte?

Feifel: Das war schon nicht so einfach zu verdauen. Wir hatten das Spiel total im Griff und haben den FC zu vielen Fehlern gezwungen. Wir hätten die Partie bei mehreren guten Gelegenheiten frühzeitiger entscheiden können. Und dann kommt Köln plötzlich mit der ersten Möglichkeit zum Anschlusstreffer. Da ging das Kopfkino wieder los. Umso höher rechne ich es der Mannschaft an, dass sie nach dem Wechsel den Hebel direkt wieder umlegen konnte. Ich habe in der Pause gesagt, dass wir jetzt auf keinen Fall ausschließlich diesen knappen Vorsprung verteidigen wollen. Das wäre schief gegangen. Wir haben uns vorgenommen, schnell nachzulegen. Das ist zum Glück gelungen. Das Spiel war in weiten Teilen ein Spiegelbild der gesamten Saison.

DFB.de: Wie schauen Sie heute auf die Serie zurück?

Feifel: Wir hatten ganz oft schlechte erste Halbzeiten, in denen wir zu viele Gegentore kassiert haben. Es ist einfach unfassbar anstrengend, immer wieder einem Rückstand hinterherlaufen zu müssen. Das war aus meiner Sicht ein ganz großes Problem.

DFB.de: Insgesamt waren die Leistungen sehr wechselhaft. Sie haben zum Beispiel in der Hinrunde beim FC Bayern gewonnen, dafür aber auch einige überflüssige Niederlagen kassiert.

Feifel: Es gab tatsächlich brutale Ups und Downs. Nach den ersten drei Begegnungen hatten wir schon sechs Punkte. Das war natürlich ein überragender Start. Dann sind wir bis Weihnachten in eine Negativspirale geraten und sind zu nachlässig aufgetreten. Wir haben oft nicht die Einstellung gefunden, die nötig ist, um auf diesem Niveau zu bestehen. Kurz vor Weihnachten haben wir dann wieder gepunktet.

DFB.de: Zur Winterpause hatten Sie 13 Zähler auf dem Konto und waren fast schon gerettet. Was ist dann passiert?

Feifel: Wir hatten keine gute Vorbereitung. Einige Spielerinnen haben nicht das Programm absolviert, das wir vereinbart hatten. Das hat sich böse bemerkbar gemacht. Dann kam nach dem Restart das DFB-Pokalspiel gegen Hoffenheim, in dem auf einmal wieder alles ging. Manchmal waren die Ausschläge nach oben und unten schwer zu begreifen. Das Gute ist, dass wir aus dieser Serie ganz viel für die Zukunft lernen können. Insgesamt war es eine brutale Saison mit den vielen negativen Phasen. Es war insgesamt schwierig zu verarbeiten.

DFB.de: Wie kompliziert ist es, eine Mannschaft durch solch ein Wellenbad der Gefühle zu führen?

Feifel: Das war eine große Herausforderung. Zur Winterpause hatten wir eine überragende Ausgangslage und sind plötzlich noch einmal in größte Gefahr geraten. Ich musste oft an meine Zeit beim Hamburger SV denken. In der Saison 2006/2007 war es dort ganz ähnlich. Da waren wir zu Weihnachten mit 13 Punkten auch praktisch gerettet. Im ersten Spiel der Rückrunde haben wir gegen den damaligen Primus Turbine Potsdam sogar noch einen Zähler geholt. Aber danach dann fast nichts mehr. Plötzlich hatten wir ein Endspiel gegen den 1. FC Saarbrücken - zum Glück auch damals mit gutem Ausgang. Ich musste in den vergangenen Wochen oft an diese Parallelen denken. Da haben wir auch zu früh gedacht, dass die Sache erledigt ist. Deshalb bin ich jetzt vor dem letzten Spieltag lieber etwas übervorsichtig.

DFB.de: Und welche mittelfristigen Ziele verfolgen Sie, wenn der Klassenverbleib am kommenden Sonntag auch rechnerisch perfekt ist?

Feifel: Wir wollen mal früher nicht mehr zittern müssen und insgesamt eine entspanntere Saison spielen als in diesem Jahr und dem zuvor. Das zehrt extrem an den Nerven. Das brauchen wir nicht noch einmal. Das Potenzial dafür ist auf jeden Fall in der Mannschaft vorhanden. Wir müssen es jetzt schaffen, eine Weiterentwicklung hinzubekommen. Eine Leistung wie heute müssen wir häufiger zeigen. Dann hätten wir viel erreicht.

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