FCN-Trainerin Isabel Bauer: "Unfassbare Entwicklung"

"Fokus.Frauen." Das ist die Überschrift der DFB Women's Week, die rund um das DFB-Pokalfinale in Köln vom 12. bis 21. Mai 2023 stattfindet. Dabei sollen durch aufeinander abgestimmte Maßnahmen von der Basis bis in die Spitze Frauen in den Fokus gerückt und die volle Aufmerksamkeit auf die Themen Frauenfußball und Frauen im Fußball gelegt werden.

Die U 17-Juniorinnen des 1. FC Nürnberg können in der  Staffel Süd der B-Juniorinnen-Bundesliga Historisches schaffen. Mit einem Sieg heute (ab 14 Uhr) gegen Spitzenreiter und Staffelsieger Eintracht Frankfurt könnte der Aufsteiger vor dem Saisonfinale die Tabellenführung übernehmen. Im DFB.de-Interview spricht FCN-Trainerin Isabel Bauer (24) mit Mitarbeiter Peter Haidinger über das Topspiel.

DFB.de: Vor genau 25 Jahren wurde der 1. FC Kaiserslautern mit Trainer Otto Rehhagel als erster und einziger Aufsteiger in der Bundesligageschichte Deutscher Meister. Sie können mit den B-Juniorinnen des 1. FC Nürnberg Ähnliches schaffen. Wie sehr kribbelt es vor dem Spitzenspiel gegen Tabellenführer Eintracht Frankfurt, Frau Bauer?

Isabel Bauer: Die Vorfreude ist bereits deutlich zu spüren. Wir befinden uns als Aufsteiger in einer komfortablen Position, hatten durch die Spielpause insgesamt drei Wochen Zeit, uns auf diese Partie vorzubereiten. Wir haben aus meiner Sicht - zumindest psychologisch gesehen - die bessere Ausgangslage, weil wir unsere Saisonziele bereits mehr als erreicht haben. Niemand hatte geahnt oder gar erwartet, dass wir zwei Spieltage vor dem Saisonende als Tabellenzweiter nur zwei Punkte hinter der Spitze zurückliegen. Der Druck liegt ganz klar bei der Eintracht, die ihren Titel verteidigen und sich erneut für die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft qualifizieren möchte.

DFB.de: Wie haben Sie die Punktspielpause genutzt?

Bauer: Wir haben uns ganz gezielt mit dem Gegner beschäftigt. Wir wissen, wie die Eintracht spielt, wollen aber unsere eigenen Ideen dabei nicht aus den Augen verlieren und unser Spiel durchbringen. Wir haben in dieser Saison eine Entwicklung durchgemacht und eine klare Vorstellung, wie wir spielen wollen.

DFB.de: Im Hinspiel hatte sich Eintracht Frankfurt 1:0 durchgesetzt. Was für eine Partie erwarten Sie beim erneuten Aufeinandertreffen?

Bauer: Das Hinspiel war die bislang beste Partie, die ich in der B-Juniorinnen-Bundesliga bislang gesehen habe. Auch Eintracht-Trainer Wolfgang Schmidt war der gleichen Auffassung. Es treffen zwei Mannschaften aufeinander, die beide individuell über eine sehr hohe Qualität verfügen und Fußball spielen wollen. Ich erwarte erneut ein Duell auf Augenhöhe. Wir wollen die Partie für uns entscheiden, um uns dann für das Saisonfinale noch ein weiteres Endspiel beim FC Bayern München zu erarbeiten.

DFB.de: Ihre Mannschaft hat als Liganeuling elf von 16 Partien gewonnen. Was zeichnet Ihr Team in dieser Spielzeit aus?

Bauer: Wir haben uns im Saisonverlauf zu einer kompletten Mannschaft entwickelt, sind im letzten Drittel vor dem gegnerischen Tor sehr durchschlagskräftig. Das Spiel mit dem Ball ist definitiv eine Stärke von uns. Aber auch im Gegenpressing sind wir sehr flexibel aufgestellt. Klar ist: Unabhängig vom Ausgang der verbleibenden Partien haben wir eine herausragende Saison gespielt, auf die wir schon jetzt stolz sein können.

DFB.de: Wie hilfreich wäre dennoch der Staffelsieg und damit die Teilnahme an der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft für die Entwicklung der FCN-Talente?

Bauer: Die Erfahrungen, die die Spielerinnen in einem möglichen Halbfinale oder gar Endspiel um die Deutsche Meisterschaft sammeln könnten, wären ohne Zweifel ungemein wertvoll. Das gilt aber auch jetzt schon für die bevorstehenden Topspiele. Für uns persönlich und als Verein ist die gestiegene Aufmerksamkeit super. Die Vorgehensweise bei der Ausbildung unserer Spielerinnen bleibt davon jedoch unberührt.

DFB.de: Was würde Ihnen ein solcher Erfolg persönlich bedeuten?

Bauer: Es wäre eine Bestätigung und Belohnung für unsere Arbeit, die wir als gesamtes Trainerteam leisten. Alle Beteiligten arbeiten dafür unfassbar viel.

DFB.de: Auch die erste Frauenmannschaft des 1. FC Nürnberg schreibt momentan eine Erfolgsgeschichte, hat gute Chancen auf den Aufstieg in die FLYERALARM Frauen-Bundesliga. Wie sehr beflügelt das Ihre Mannschaft?

Bauer: Wenn wir von unseren Auswärtsspielen mit dem Bus nach Hause fahren, verfolgen die Mädels am Handy immer die Spiele unserer ersten Mannschaft. Der Jubel ist riesengroß, wenn die FCN-Frauen ein Tor schießen. Unsere Spielerinnen wollen alle in die erste Mannschaft. Das Frauenteam hat für die Mädels eine riesige Vorbildfunktion und ist gerade dabei, mit dem möglichen Aufstieg etwas unfassbar Großes zu erreichen.

DFB.de: Nehmen denn bereits einige U 17-Spielerinnen am Training der FCN-Frauenmannschaft teil?

Bauer: Rechtsverteidigerin Lilly Jansen und unsere linke Innenverteidigerin Marlene Lindner trainieren bereits seit September komplett bei der Frauenmannschaft mit. Außerdem werden noch weitere U 17-Spielerinnen in den Trainingsbetrieb der Frauen temporär aufgenommen. Die Zusammenarbeit und der Austausch sind ausgezeichnet.

DFB.de: Worauf führen Sie allgemein die positive Entwicklung in der FCN-Frauen- und Mädchenfußballabteilung zurück?

Bauer: Arbeit und Geduld der Verantwortlichen, die viel Energie und Zeit investiert haben, zahlen sich jetzt aus. Momentan ernten wir die Früchte unserer Arbeit, die schon in den vergangenen Jahren geleistet wurde. Ich bin seit zehn Jahren FCN-Mitglied, habe alle Prozesse miterlebt. Die gesamte Abteilung hat sich unfassbar entwickelt und ist deutlich professioneller aufgestellt. Dass unsere erste Frauenmannschaft im Max-Morlock-Stadion spielen durfte, wäre früher undenkbar gewesen und zeigt, welche Entwicklung und Stellenwert der Frauen- und Mädchenfußball beim FCN mittlerweile einnimmt.

DFB.de: Was bedeutet Ihnen der "Club"?

Bauer: Ich wurde in Nürnberg geboren, bin dort aufgewachsen und als Fußballerin beim FCN ausgebildet worden. Der Club ist Heimat für mich. Das Logo auf der Brust zu tragen, erfüllt mich mit Stolz. Es ist eine Ehre, in meiner Funktion für den FCN arbeiten zu dürfen.

DFB.de: Sie haben Ihre eigene Karriere als Torhüterin bereits im Alter von 21 Jahren beendet. In welchen Bereichen haben Sie sich seitdem als Trainerin weiterentwickelt und dazugelernt? 

Bauer: Ich hatte zunächst als Torwarttrainerin bei den U 17-Juniorinnen angefangen und gleichzeitig noch gespielt. In dieser Zeit hatte ich gemerkt, dass mir der Trainerjob deutlich mehr Spaß macht. Ich freue mich daher sehr, dass der Club mir ermöglicht hat, diesen Weg einzuschlagen. In der vorherigen Saison, als wir in der Bayernliga jedes Spiel gewonnen hatten, musste ich die Motivation im Team hochhalten und gleichzeitig schauen, dass die Mannschaft nicht abhebt. Auch dadurch habe ich in Sachen Mannschaftsführung definitiv dazugelernt. Jede Erfahrung bringt einen weiter - als Spielerin oder Trainerin.

DFB.de: Was macht für Sie grundsätzlich den Reiz des Trainerjobs aus?

Bauer: Unabhängig davon, wie schlecht mein Tag war: Wenn ich abends nach dem Training nach Hause fahre, bin ich immer gut gelaunt, weil mir die Arbeit mit begeisterten jungen Menschen sehr viel Freude bereitet. Die Spielerinnen bei ihrer Entwicklung zu begleiten, macht mir großen Spaß.

DFB.de: Sie sind mit 24 Jahren noch eine junge Trainerin. Welche persönlichen Ziele verfolgen Sie?

Bauer: Auf die Entwicklung im Verein bin ich unfassbar stolz und fühle mich in meiner Rolle als Trainerin der U 17-Juniorinnen sehr wohl. Es wäre natürlich ein Traum, eines Tages die FCN-Frauen trainieren zu dürfen. Aber das ist noch weit weg. 

[mspw]

"Fokus.Frauen." Das ist die Überschrift der DFB Women's Week, die rund um das DFB-Pokalfinale in Köln vom 12. bis 21. Mai 2023 stattfindet. Dabei sollen durch aufeinander abgestimmte Maßnahmen von der Basis bis in die Spitze Frauen in den Fokus gerückt und die volle Aufmerksamkeit auf die Themen Frauenfußball und Frauen im Fußball gelegt werden.

Die U 17-Juniorinnen des 1. FC Nürnberg können in der  Staffel Süd der B-Juniorinnen-Bundesliga Historisches schaffen. Mit einem Sieg heute (ab 14 Uhr) gegen Spitzenreiter und Staffelsieger Eintracht Frankfurt könnte der Aufsteiger vor dem Saisonfinale die Tabellenführung übernehmen. Im DFB.de-Interview spricht FCN-Trainerin Isabel Bauer (24) mit Mitarbeiter Peter Haidinger über das Topspiel.

DFB.de: Vor genau 25 Jahren wurde der 1. FC Kaiserslautern mit Trainer Otto Rehhagel als erster und einziger Aufsteiger in der Bundesligageschichte Deutscher Meister. Sie können mit den B-Juniorinnen des 1. FC Nürnberg Ähnliches schaffen. Wie sehr kribbelt es vor dem Spitzenspiel gegen Tabellenführer Eintracht Frankfurt, Frau Bauer?

Isabel Bauer: Die Vorfreude ist bereits deutlich zu spüren. Wir befinden uns als Aufsteiger in einer komfortablen Position, hatten durch die Spielpause insgesamt drei Wochen Zeit, uns auf diese Partie vorzubereiten. Wir haben aus meiner Sicht - zumindest psychologisch gesehen - die bessere Ausgangslage, weil wir unsere Saisonziele bereits mehr als erreicht haben. Niemand hatte geahnt oder gar erwartet, dass wir zwei Spieltage vor dem Saisonende als Tabellenzweiter nur zwei Punkte hinter der Spitze zurückliegen. Der Druck liegt ganz klar bei der Eintracht, die ihren Titel verteidigen und sich erneut für die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft qualifizieren möchte.

DFB.de: Wie haben Sie die Punktspielpause genutzt?

Bauer: Wir haben uns ganz gezielt mit dem Gegner beschäftigt. Wir wissen, wie die Eintracht spielt, wollen aber unsere eigenen Ideen dabei nicht aus den Augen verlieren und unser Spiel durchbringen. Wir haben in dieser Saison eine Entwicklung durchgemacht und eine klare Vorstellung, wie wir spielen wollen.

DFB.de: Im Hinspiel hatte sich Eintracht Frankfurt 1:0 durchgesetzt. Was für eine Partie erwarten Sie beim erneuten Aufeinandertreffen?

Bauer: Das Hinspiel war die bislang beste Partie, die ich in der B-Juniorinnen-Bundesliga bislang gesehen habe. Auch Eintracht-Trainer Wolfgang Schmidt war der gleichen Auffassung. Es treffen zwei Mannschaften aufeinander, die beide individuell über eine sehr hohe Qualität verfügen und Fußball spielen wollen. Ich erwarte erneut ein Duell auf Augenhöhe. Wir wollen die Partie für uns entscheiden, um uns dann für das Saisonfinale noch ein weiteres Endspiel beim FC Bayern München zu erarbeiten.

DFB.de: Ihre Mannschaft hat als Liganeuling elf von 16 Partien gewonnen. Was zeichnet Ihr Team in dieser Spielzeit aus?

Bauer: Wir haben uns im Saisonverlauf zu einer kompletten Mannschaft entwickelt, sind im letzten Drittel vor dem gegnerischen Tor sehr durchschlagskräftig. Das Spiel mit dem Ball ist definitiv eine Stärke von uns. Aber auch im Gegenpressing sind wir sehr flexibel aufgestellt. Klar ist: Unabhängig vom Ausgang der verbleibenden Partien haben wir eine herausragende Saison gespielt, auf die wir schon jetzt stolz sein können.

DFB.de: Wie hilfreich wäre dennoch der Staffelsieg und damit die Teilnahme an der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft für die Entwicklung der FCN-Talente?

Bauer: Die Erfahrungen, die die Spielerinnen in einem möglichen Halbfinale oder gar Endspiel um die Deutsche Meisterschaft sammeln könnten, wären ohne Zweifel ungemein wertvoll. Das gilt aber auch jetzt schon für die bevorstehenden Topspiele. Für uns persönlich und als Verein ist die gestiegene Aufmerksamkeit super. Die Vorgehensweise bei der Ausbildung unserer Spielerinnen bleibt davon jedoch unberührt.

DFB.de: Was würde Ihnen ein solcher Erfolg persönlich bedeuten?

Bauer: Es wäre eine Bestätigung und Belohnung für unsere Arbeit, die wir als gesamtes Trainerteam leisten. Alle Beteiligten arbeiten dafür unfassbar viel.

DFB.de: Auch die erste Frauenmannschaft des 1. FC Nürnberg schreibt momentan eine Erfolgsgeschichte, hat gute Chancen auf den Aufstieg in die FLYERALARM Frauen-Bundesliga. Wie sehr beflügelt das Ihre Mannschaft?

Bauer: Wenn wir von unseren Auswärtsspielen mit dem Bus nach Hause fahren, verfolgen die Mädels am Handy immer die Spiele unserer ersten Mannschaft. Der Jubel ist riesengroß, wenn die FCN-Frauen ein Tor schießen. Unsere Spielerinnen wollen alle in die erste Mannschaft. Das Frauenteam hat für die Mädels eine riesige Vorbildfunktion und ist gerade dabei, mit dem möglichen Aufstieg etwas unfassbar Großes zu erreichen.

DFB.de: Nehmen denn bereits einige U 17-Spielerinnen am Training der FCN-Frauenmannschaft teil?

Bauer: Rechtsverteidigerin Lilly Jansen und unsere linke Innenverteidigerin Marlene Lindner trainieren bereits seit September komplett bei der Frauenmannschaft mit. Außerdem werden noch weitere U 17-Spielerinnen in den Trainingsbetrieb der Frauen temporär aufgenommen. Die Zusammenarbeit und der Austausch sind ausgezeichnet.

DFB.de: Worauf führen Sie allgemein die positive Entwicklung in der FCN-Frauen- und Mädchenfußballabteilung zurück?

Bauer: Arbeit und Geduld der Verantwortlichen, die viel Energie und Zeit investiert haben, zahlen sich jetzt aus. Momentan ernten wir die Früchte unserer Arbeit, die schon in den vergangenen Jahren geleistet wurde. Ich bin seit zehn Jahren FCN-Mitglied, habe alle Prozesse miterlebt. Die gesamte Abteilung hat sich unfassbar entwickelt und ist deutlich professioneller aufgestellt. Dass unsere erste Frauenmannschaft im Max-Morlock-Stadion spielen durfte, wäre früher undenkbar gewesen und zeigt, welche Entwicklung und Stellenwert der Frauen- und Mädchenfußball beim FCN mittlerweile einnimmt.

DFB.de: Was bedeutet Ihnen der "Club"?

Bauer: Ich wurde in Nürnberg geboren, bin dort aufgewachsen und als Fußballerin beim FCN ausgebildet worden. Der Club ist Heimat für mich. Das Logo auf der Brust zu tragen, erfüllt mich mit Stolz. Es ist eine Ehre, in meiner Funktion für den FCN arbeiten zu dürfen.

DFB.de: Sie haben Ihre eigene Karriere als Torhüterin bereits im Alter von 21 Jahren beendet. In welchen Bereichen haben Sie sich seitdem als Trainerin weiterentwickelt und dazugelernt? 

Bauer: Ich hatte zunächst als Torwarttrainerin bei den U 17-Juniorinnen angefangen und gleichzeitig noch gespielt. In dieser Zeit hatte ich gemerkt, dass mir der Trainerjob deutlich mehr Spaß macht. Ich freue mich daher sehr, dass der Club mir ermöglicht hat, diesen Weg einzuschlagen. In der vorherigen Saison, als wir in der Bayernliga jedes Spiel gewonnen hatten, musste ich die Motivation im Team hochhalten und gleichzeitig schauen, dass die Mannschaft nicht abhebt. Auch dadurch habe ich in Sachen Mannschaftsführung definitiv dazugelernt. Jede Erfahrung bringt einen weiter - als Spielerin oder Trainerin.

DFB.de: Was macht für Sie grundsätzlich den Reiz des Trainerjobs aus?

Bauer: Unabhängig davon, wie schlecht mein Tag war: Wenn ich abends nach dem Training nach Hause fahre, bin ich immer gut gelaunt, weil mir die Arbeit mit begeisterten jungen Menschen sehr viel Freude bereitet. Die Spielerinnen bei ihrer Entwicklung zu begleiten, macht mir großen Spaß.

DFB.de: Sie sind mit 24 Jahren noch eine junge Trainerin. Welche persönlichen Ziele verfolgen Sie?

Bauer: Auf die Entwicklung im Verein bin ich unfassbar stolz und fühle mich in meiner Rolle als Trainerin der U 17-Juniorinnen sehr wohl. Es wäre natürlich ein Traum, eines Tages die FCN-Frauen trainieren zu dürfen. Aber das ist noch weit weg. 

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