FCN-Trainerin Isabel Bauer: "Club ist Heimat für mich"

Die U 17-Juniorinnen des 1. FC Nürnberg (18 Siege in 18 Bayernliga-Spielen) melden sich in der Staffel Süd der B-Juniorinnen-Bundesliga zurück. Trainiert werden die FCN-Talente von Isabel Bauer, die in Nürnberg geboren wurde und auch selbst beim "Club" im Tor stand. Im DFB.de-Interview spricht die 23 Jahre alte Bau-Ingenieurin mit Mitarbeiter Peter Haidinger über den Aufstieg und ihre Ziele.

DFB.de: Nach einer überragenden Saison qualifizierte sich Ihr Team als Meister der Bayernliga im Rahmen eines Relegationsturniers endgültig für die B-Juniorinnen-Bundesliga. Mit welchen Erinnerungen blicken Sie auf diese Veranstaltung zurück, Frau Bauer?

Isabel Bauer: Am Ende war die Erleichterung groß, dass wir uns zusammen mit dem Karlsruher SC durchsetzen konnten. Wir haben unser Ziel erreicht, aber über den Modus kann man diskutieren. Dass die Aufstiegsspiele alle an einem Tag im Rahmen eines Turniers mit drei Mannschaften stattgefunden haben, war aus meiner Sicht nicht optimal.

DFB.de: Warum?

Bauer: Mein Team war wegen der Umstände unfassbar nervös, die Entscheidungen fielen allesamt sehr knapp aus. Wir haben im Hin- und Rückspielmodus gegen den KSC aus der Oberliga Baden-Württemberg und gegen den Hessenmeister MSG Gläserzell/Pilgerzell gespielt. Jede Partie dauerte nur 30 Minuten. Gegen den KSC haben wir zweimal 0:0 gespielt. Nach dem 1:0 gegen die MSG Gläserzell/Pilgerzell standen wir als Aufsteiger fest, gewannen dann das "Rückspiel" 4:0, weil die Mädels endlich befreit aufspielen konnten. Unter dem Strich sind mit einem Tor aus drei Spielen aufgestiegen, weil wir keinen Gegentreffer hinnehmen mussten. Bei einer regulären Austragung der Aufstiegsspiele hätten die Ergebnisse eine größere Aussagekraft gehabt.

DFB.de: Wie wichtig war der Aufstieg auch im Hinblick auf den Unterbau für die erste Frauenmannschaft, die in der zurückliegenden Saison in der 2. Frauen-Bundesliga als Liganeuling einen guten sechsten Tabellenplatz belegt hatte?

Bauer: Für uns war wichtig, dass wir künftig mehr gefordert werden. In der B-Juniorinnen-Bundesliga herrscht eine viel höhere Leistungsdichte, was allen Beteiligten zu Gute kommen wird. Außerdem erhoffen wir uns durch den Aufstieg eine größere Strahlkraft, so dass wir einige talentierte Spielerinnen für uns gewinnen können.

DFB.de: Was zeichnet Ihr Team vor allem aus?

Bauer: Wir befinden uns erst seit einer Woche in der Vorbereitung. In der zurückliegenden Saison blieb das Team immer fokussiert und gierig, auch wenn unsere Gegner oftmals nicht so stark waren. Wir haben trotz unserer Überlegenheit in der Bayernliga niemals einen Gegner auf die leichte Schulter genommen, hatten unser Ziel fest im Blick und fast immer am Leistungslimit gespielt.

DFB.de: Wie lauten die Ziele für die kommende Spielzeit?

Bauer: Ich sehe unser Team nicht als Abstiegskandidaten, sondern eher unter den ersten fünf Mannschaften. Diesen Anspruch sollten wir auch haben, wenn wir das Wappen des 1. FC Nürnberg tragen.

DFB.de: Nehmen einige Spielerinnen regelmäßig im Training der ersten Mannschaft teil?

Bauer: Unsere U 16-Nationaltorhüterin Sina Tölzel wird an den Trainingseinheiten der Frauen teilnehmen und bei uns in der U 17 weiter Spielpraxis sammeln. Angreiferin Anabel Keul macht ebenfalls die komplette Vorbereitung bei der ersten Mannschaft mit. Der Austausch zwischen beiden Teams könnte kaum besser sein.

DFB.de: Sie waren selbst Torhüterin, haben Ihre Karriere aber schon im Alter von 21 Jahren beendet. Warum?

Bauer: Nach meinem Stipendium in den USA spielte ich für das damalige Regionalligateam des FCN und war parallel als Torwarttrainerin bei der U 17 im Einsatz. Dabei habe ich gemerkt, dass mir der Trainerjob mehr Spaß machte. Über die Stationen als Torwart- und Co-Trainerin bin ich seit der Saison 2019/2020 bei den U 17-Juniorinnen als Cheftrainerin tätig. Die Zusammenarbeit mit den Mädels bereitet mir riesige Freude.

DFB.de: Wie sehr hat sich das Torhüterinnenspiel in den vergangenen Jahren aus Ihrer Sicht verändert?

Bauer: Insgesamt ist das Spiel komplexer geworden. Auf der Torhüterinnenposition ist man inzwischen mehr als Fußballerin gefragt, als es noch vor einigen Jahren der Fall war, weil man auch immer mehr am Spielaufbau beteiligt wird. Früher haben Torhüterinnen oft ihr eigenes Ding gemacht, jetzt sind sie mehr in mannschaftstaktischen Dingen eingebunden.

DFB.de: Was sind Sie die größten Unterschiede zu Ihrer eigenen Jugendzeit, die ja noch gar nicht so lange zurückliegt?

Bauer: Der Verein 1. FC Nürnberg hat sich unfassbar weiterentwickelt und ist deutlich professioneller aufgestellt. Ich bin seit zehn Jahren FCN-Mitglied, habe alle Prozesse miterlebt. Im neuen FCN-Internat sind in dieser Saison erstmals zwölf Spielerinnen untergebracht. Die Kooperation mit der Bertolt-Brecht-Schule, die komplett neu gebaut wurde und als Eliteschule des Mädchenfußballs eingestuft wird, verfügt jetzt beispielsweise über zwei Krafträume sowie eine Vierfach- und eine Dreifachturnhalle, die wir nutzen können. Insgesamt 13 Spielerinnen aus der U 17 besuchen diese Schule, die sich direkt neben unserem Trainingsgelände befindet.

DFB.de: Welche Eindrücke nehmen Sie aktuell von der Frauen-EM in England mit?

Bauer: Ich hoffe, dass unsere Mannschaft in diesem Turnier weit kommen wird und durch das gute Abschneiden ein zusätzlicher Push ausgelöst wird. Was die Anstoßzeiten zur Prime Time im TV angeht, wurden bereits signifikante Fortschritte gemacht. Der Frauenfußball wird jetzt von einer breiten Öffentlichkeit wahrgenommen und bekommt viel Aufmerksamkeit.

DFB.de: Was macht für Sie den Reiz des Trainerjobs aus?

Bauer: Die Arbeit mit sehr begeisterten jungen Menschen, die sehr viel Zeit und Mühe investieren, obwohl sie wenig bis gar nichts dafür bekommen, fasziniert mich. Die Spielerinnen bei ihrer Entwicklung zu begleiten, macht mir großen Spaß.

DFB.de: Wie würden Sie sich selbst als Trainertyp beschreiben?

Bauer: Ich bin in meinem Handeln sehr strukturiert und will auf dem Platz möglichst auch ein strukturiertes Spiel von meiner Mannschaft sehen. Ich erwarte besonders bei taktischen Dingen viel von den Spielerinnen. Ich kann auch durchaus mal sauer werden, wenn Dinge nicht so umgesetzt werden, wie sie besprochen wurden. Deshalb muss aber niemand Angst vor mir haben. (lacht)

DFB.de: Was bedeutet Ihnen der "Club"?

Bauer: Ich wurde in Nürnberg geboren, bin dort aufgewachsen und als Fußballerin beim FCN ausgebildet worden. Der Club ist Heimat für mich. Durch die Zeit beim FCN habe ich Freunde fürs Leben kennengelernt. Mit Jessica May habe ich damals in der U 17 zusammengespielt. In der Aufstiegssaison war sie meine Co-Trainerin.

DFB.de: Welche persönlichen Ziele verfolgen Sie?

Bauer: Ich freue mich auf die anstehende Bundesligasaison und das professionelle Umfeld, möchte als Trainerin noch viele Erfahrungen sammeln. Ich habe in Nürnberg acht Semester Bau-Ingenieurwesen an der Technischen Hochschule studiert und vor wenigen Tagen meine Bachelor-Arbeit mit der Note 2,3 bestanden. In den zurückliegenden drei Jahren war ich als Werksstudentin tätig. Ab dem 1. September werde ich in Festanstellung als Junior-Projektleiterin verschiedene Bauprojekte betreuen.

[mspw]

Die U 17-Juniorinnen des 1. FC Nürnberg (18 Siege in 18 Bayernliga-Spielen) melden sich in der Staffel Süd der B-Juniorinnen-Bundesliga zurück. Trainiert werden die FCN-Talente von Isabel Bauer, die in Nürnberg geboren wurde und auch selbst beim "Club" im Tor stand. Im DFB.de-Interview spricht die 23 Jahre alte Bau-Ingenieurin mit Mitarbeiter Peter Haidinger über den Aufstieg und ihre Ziele.

DFB.de: Nach einer überragenden Saison qualifizierte sich Ihr Team als Meister der Bayernliga im Rahmen eines Relegationsturniers endgültig für die B-Juniorinnen-Bundesliga. Mit welchen Erinnerungen blicken Sie auf diese Veranstaltung zurück, Frau Bauer?

Isabel Bauer: Am Ende war die Erleichterung groß, dass wir uns zusammen mit dem Karlsruher SC durchsetzen konnten. Wir haben unser Ziel erreicht, aber über den Modus kann man diskutieren. Dass die Aufstiegsspiele alle an einem Tag im Rahmen eines Turniers mit drei Mannschaften stattgefunden haben, war aus meiner Sicht nicht optimal.

DFB.de: Warum?

Bauer: Mein Team war wegen der Umstände unfassbar nervös, die Entscheidungen fielen allesamt sehr knapp aus. Wir haben im Hin- und Rückspielmodus gegen den KSC aus der Oberliga Baden-Württemberg und gegen den Hessenmeister MSG Gläserzell/Pilgerzell gespielt. Jede Partie dauerte nur 30 Minuten. Gegen den KSC haben wir zweimal 0:0 gespielt. Nach dem 1:0 gegen die MSG Gläserzell/Pilgerzell standen wir als Aufsteiger fest, gewannen dann das "Rückspiel" 4:0, weil die Mädels endlich befreit aufspielen konnten. Unter dem Strich sind mit einem Tor aus drei Spielen aufgestiegen, weil wir keinen Gegentreffer hinnehmen mussten. Bei einer regulären Austragung der Aufstiegsspiele hätten die Ergebnisse eine größere Aussagekraft gehabt.

DFB.de: Wie wichtig war der Aufstieg auch im Hinblick auf den Unterbau für die erste Frauenmannschaft, die in der zurückliegenden Saison in der 2. Frauen-Bundesliga als Liganeuling einen guten sechsten Tabellenplatz belegt hatte?

Bauer: Für uns war wichtig, dass wir künftig mehr gefordert werden. In der B-Juniorinnen-Bundesliga herrscht eine viel höhere Leistungsdichte, was allen Beteiligten zu Gute kommen wird. Außerdem erhoffen wir uns durch den Aufstieg eine größere Strahlkraft, so dass wir einige talentierte Spielerinnen für uns gewinnen können.

DFB.de: Was zeichnet Ihr Team vor allem aus?

Bauer: Wir befinden uns erst seit einer Woche in der Vorbereitung. In der zurückliegenden Saison blieb das Team immer fokussiert und gierig, auch wenn unsere Gegner oftmals nicht so stark waren. Wir haben trotz unserer Überlegenheit in der Bayernliga niemals einen Gegner auf die leichte Schulter genommen, hatten unser Ziel fest im Blick und fast immer am Leistungslimit gespielt.

DFB.de: Wie lauten die Ziele für die kommende Spielzeit?

Bauer: Ich sehe unser Team nicht als Abstiegskandidaten, sondern eher unter den ersten fünf Mannschaften. Diesen Anspruch sollten wir auch haben, wenn wir das Wappen des 1. FC Nürnberg tragen.

DFB.de: Nehmen einige Spielerinnen regelmäßig im Training der ersten Mannschaft teil?

Bauer: Unsere U 16-Nationaltorhüterin Sina Tölzel wird an den Trainingseinheiten der Frauen teilnehmen und bei uns in der U 17 weiter Spielpraxis sammeln. Angreiferin Anabel Keul macht ebenfalls die komplette Vorbereitung bei der ersten Mannschaft mit. Der Austausch zwischen beiden Teams könnte kaum besser sein.

DFB.de: Sie waren selbst Torhüterin, haben Ihre Karriere aber schon im Alter von 21 Jahren beendet. Warum?

Bauer: Nach meinem Stipendium in den USA spielte ich für das damalige Regionalligateam des FCN und war parallel als Torwarttrainerin bei der U 17 im Einsatz. Dabei habe ich gemerkt, dass mir der Trainerjob mehr Spaß machte. Über die Stationen als Torwart- und Co-Trainerin bin ich seit der Saison 2019/2020 bei den U 17-Juniorinnen als Cheftrainerin tätig. Die Zusammenarbeit mit den Mädels bereitet mir riesige Freude.

DFB.de: Wie sehr hat sich das Torhüterinnenspiel in den vergangenen Jahren aus Ihrer Sicht verändert?

Bauer: Insgesamt ist das Spiel komplexer geworden. Auf der Torhüterinnenposition ist man inzwischen mehr als Fußballerin gefragt, als es noch vor einigen Jahren der Fall war, weil man auch immer mehr am Spielaufbau beteiligt wird. Früher haben Torhüterinnen oft ihr eigenes Ding gemacht, jetzt sind sie mehr in mannschaftstaktischen Dingen eingebunden.

DFB.de: Was sind Sie die größten Unterschiede zu Ihrer eigenen Jugendzeit, die ja noch gar nicht so lange zurückliegt?

Bauer: Der Verein 1. FC Nürnberg hat sich unfassbar weiterentwickelt und ist deutlich professioneller aufgestellt. Ich bin seit zehn Jahren FCN-Mitglied, habe alle Prozesse miterlebt. Im neuen FCN-Internat sind in dieser Saison erstmals zwölf Spielerinnen untergebracht. Die Kooperation mit der Bertolt-Brecht-Schule, die komplett neu gebaut wurde und als Eliteschule des Mädchenfußballs eingestuft wird, verfügt jetzt beispielsweise über zwei Krafträume sowie eine Vierfach- und eine Dreifachturnhalle, die wir nutzen können. Insgesamt 13 Spielerinnen aus der U 17 besuchen diese Schule, die sich direkt neben unserem Trainingsgelände befindet.

DFB.de: Welche Eindrücke nehmen Sie aktuell von der Frauen-EM in England mit?

Bauer: Ich hoffe, dass unsere Mannschaft in diesem Turnier weit kommen wird und durch das gute Abschneiden ein zusätzlicher Push ausgelöst wird. Was die Anstoßzeiten zur Prime Time im TV angeht, wurden bereits signifikante Fortschritte gemacht. Der Frauenfußball wird jetzt von einer breiten Öffentlichkeit wahrgenommen und bekommt viel Aufmerksamkeit.

DFB.de: Was macht für Sie den Reiz des Trainerjobs aus?

Bauer: Die Arbeit mit sehr begeisterten jungen Menschen, die sehr viel Zeit und Mühe investieren, obwohl sie wenig bis gar nichts dafür bekommen, fasziniert mich. Die Spielerinnen bei ihrer Entwicklung zu begleiten, macht mir großen Spaß.

DFB.de: Wie würden Sie sich selbst als Trainertyp beschreiben?

Bauer: Ich bin in meinem Handeln sehr strukturiert und will auf dem Platz möglichst auch ein strukturiertes Spiel von meiner Mannschaft sehen. Ich erwarte besonders bei taktischen Dingen viel von den Spielerinnen. Ich kann auch durchaus mal sauer werden, wenn Dinge nicht so umgesetzt werden, wie sie besprochen wurden. Deshalb muss aber niemand Angst vor mir haben. (lacht)

DFB.de: Was bedeutet Ihnen der "Club"?

Bauer: Ich wurde in Nürnberg geboren, bin dort aufgewachsen und als Fußballerin beim FCN ausgebildet worden. Der Club ist Heimat für mich. Durch die Zeit beim FCN habe ich Freunde fürs Leben kennengelernt. Mit Jessica May habe ich damals in der U 17 zusammengespielt. In der Aufstiegssaison war sie meine Co-Trainerin.

DFB.de: Welche persönlichen Ziele verfolgen Sie?

Bauer: Ich freue mich auf die anstehende Bundesligasaison und das professionelle Umfeld, möchte als Trainerin noch viele Erfahrungen sammeln. Ich habe in Nürnberg acht Semester Bau-Ingenieurwesen an der Technischen Hochschule studiert und vor wenigen Tagen meine Bachelor-Arbeit mit der Note 2,3 bestanden. In den zurückliegenden drei Jahren war ich als Werksstudentin tätig. Ab dem 1. September werde ich in Festanstellung als Junior-Projektleiterin verschiedene Bauprojekte betreuen.

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