FCM-Trainer Sander: "Ich hätte das viel früher machen sollen"

Erstmals während seiner langen Karriere ist der frühere Bundesligatrainer Petrik Sander für eine Nachwuchsmannschaft verantwortlich. Mit der U 19 des 1. FC Magdeburg sorgt der 61 Jahre alte Fußball-Lehrer im neuen Jahr in der Staffel Nord/Nordost der A-Junioren-Bundesliga für Furore. Im DFB.de-Interview spricht Sander mit Mitarbeiter Peter Haidinger über die sportliche Wende und den Endspurt.

DFB.de: Nach dem jüngsten 6:2-Heimerfolg gegen den Hamburger SV legt Ihr Team jetzt eine Pause bis Anfang April ein. Wie gerne hätten Sie weitergespielt, Herr Sander?

Petrik Sander: Wir hätten tatsächlich gerne unsere Serie fortgesetzt. Wie wir zuletzt aufgetreten sind, hat mir gut gefallen und ist auch eine Bestätigung unserer Arbeit, die wir geleistet haben.

DFB.de: Aus den zurückliegenden fünf Partien holte Ihr Team 13 von möglichen 15 Punkten. Bis dahin waren es nur drei Zähler aus neun Spielen. Was haben Sie mit Ihrem Team in der Winterpause gemacht?

Sander: Eigentlich gar nicht so viel. Wir sind im Sommer mit einer Heimniederlage im Derby gegen den Hallescher FC schlecht in die Saison gestartet, das ist richtig. Ab dem 3. Spieltag waren wir nicht mehr im Rhythmus, weil uns im Team die Coronawelle erfasste und wir pausieren mussten. Das hat bei uns eine große Delle hinterlassen. Erst am sechsten Spieltag konnten wir wieder am Regelbetrieb teilnehmen. Hinzu kam, dass wir Probleme hatten, die aus der vorherigen U 17 aufgerückten Spieler an das fußballerische Niveau anzupassen. In dieser Phase mussten wir auf aktuelle U 17-Spieler zurückzugreifen, die ihre Sache zwar gut gemacht hatten. Aber die Ergebnisse stimmten nicht.

DFB.de: Haben Sie besondere Maßnahmen ergriffen?

Sander: In der Winterpause wurde die Situation analysiert. Wir hatten festgestellt, dass wir personelle Veränderungen am Kader vornehmen mussten. Deshalb haben wir uns von vier Spielern getrennt und mit Angreifer Jermain Nischalke vom Chemnitzer FC und Mittelfeldspieler Vedat Tunc vom FC Carl Zeiss Jena zwei Zugänge von Ligakonkurrenten verpflichtet. Das Gefüge, das jetzt vorhanden ist, scheint zu funktionieren und trägt Früchte.

DFB.de: Sogar gegen Spitzenmannschaften wie RB Leipzig oder Holstein Kiel gelangen Siege. Was sind die wichtigsten Gründe für den Aufschwung?

Sander: Wir haben fußballerisch zugelegt und sind auch als Mannschaft zusammengewachsen. Auch die jüngeren Spieler haben sich mittlerweile an das gestiegene Niveau in der A-Junioren-Bundesliga gewöhnt. Dazu wächst mit jedem Erfolgserlebnis das Selbstvertrauen bei den Spielern.

DFB.de: Trotz der Erfolgsserie ist für die U 19 des 1. FC Magdeburg der Klassenverbleib aber noch nicht gesichert. Wie wichtig ist für den FCM die Zugehörigkeit zur A-Junioren-Bundesliga?

Sander: Das ist sehr wichtig und wird vom Verein auch so gesehen. Bei einer Staffel, die in einer einfachen Runde gespielt wird und bei der am Ende dieser Saison gleich fünf Mannschaften absteigen, ist es schon eine heiße Kiste. Man hat wegen des fehlenden Rückspiels nicht die Möglichkeit, etwas gutzumachen. Das ist kompliziert, verlangt den Jungs neben der schulischen Belastung einiges ab.

DFB.de: Wie bewerten Sie vier Spieltage vor dem Saisonende die Chancen auf den Klassenverbleib?

Sander: Einige Mannschaften hatten bestimmt nicht damit gerechnet, dass sie plötzlich gegen den Abstieg spielen. Für diese Teams wird es schwierig, den Schalter umzulegen. Das kann für uns ein Vorteil sein, weil wir mit diesem Wissen bereits in die Saison gestartet waren und uns von ganz unten hochgearbeitet haben. Wichtig ist, dass wir weiterhin mutig bleiben, unser Spiel durchdrücken und nicht reagieren, sondern agieren.

DFB.de: In den verbleibenden Partien geht es gegen den Chemnitzer FC, den Eimsbütteler TV, Dynamo Dresden und Viktoria Berlin fast ausschließlich gegen direkte Konkurrenten. Wie schätzen Sie das Restprogramm ein?

Sander: Schwer zu sagen. Unser kommender Gegner Chemnitzer FC hat gegen Tabellenführer Hertha BSC 3:1 und gegen den VfL Wolfsburg 3:0 gewonnen. Das sind ebenfalls sehr beachtliche Ergebnisse und zeigen, dass in jedem Spiel nahezu alles möglich ist. Wir haben jedoch dank der positiven Entwicklung jetzt alles in der eigenen Hand, sind nicht auf Ergebnisse anderer angewiesen und können den Ausgang selbst bestimmen. Ob es unbedingt ein Vorteil ist, wenn man gegen unmittelbare Konkurrenten antritt oder gegen Mannschaften spielt, die nichts mehr zu verlieren haben, lasse ich mal dahingestellt.

DFB.de: Die FCM-Profis stehen als souveräner Tabellenführer vor dem Aufstieg in die 2. Bundesliga. Wie sehr wirken sich die sportlichen Erfolge in der 3. Liga auch auf die Nachwuchsabteilung aus?

Sander: Klar wirkt sich das positiv auf die Leistung der Jungs aus. Es ist gerade für alle Beteiligten, den gesamten Verein und seine Anhänger eine tolle Geschichte.

DFB.de: Wie sehr ist die Durchlässigkeit zur Profiabteilung bereits gegeben und wie würden Sie den Austausch mit Cheftrainer Christian Titz beschreiben, der früher auch selbst viele Jahre im Nachwuchsbereich tätig war?

Sander: Wir haben einige U 19-Spieler, die schon bei den Profis trainieren durften. Torhüter Noah Kruth wurde im Verbandspokal bereits eingesetzt. Abwehrspieler Eldin Dzogovic trainiert regelmäßig mit den Profis. Mit Christian Titz pflege ich einen kollegialen Umgang. Wann immer wir uns über den Weg laufen, tauschen wir uns aus.

DFB.de: Seit inzwischen eineinhalb Jahren sind Sie für den FCM in der Nachwuchsabteilung tätig. Haben Sie als ehemaliger Bundesligatrainer damit Ihre Berufung gefunden?

Sander: Ganz ehrlich: Ich hätte das viel früher machen sollen.

DFB.de: Warum?

Sander: Im Nachwuchsbereich sieht man die Ergebnisse der täglichen Arbeit viel schneller und wird nicht ausschließlich auf die aktuelle Tabellenkonstellation heruntergebrochen. Es macht einfach Spaß und ist genau mein Ding, junge Spieler in ihrer Persönlichkeit weiter zu entwickeln.

DFB.de: Den FC Energie Cottbus führten Sie einst als Cheftrainer zurück in die Bundesliga und dort zum Klassenverbleib. Vermissen Sie nicht die "große Bühne"?

Sander: Gar nicht. Ich bin sehr zufrieden mit dem, was ich tue, arbeite gerne mit den Jungs zusammen. In meinem Job muss man viele Dinge gleichzeitig beachten. Neben der Persönlichkeits- und der fußballerischen Entwicklung ist auch die schulische Komponente ganz wichtig. Das alles zu begleiten - noch dazu in einem Alter, in dem die Jungs noch formbar sind - ist super. Junge Spieler auf das spätere Leben und auf eine mögliche Karriere im Profifußball vorzubereiten, bereitet mir unglaublich viel Freude. Ich hatte das vorher nicht für möglich gehalten, dass mich das so ausfüllt.

DFB.de: Wie lauten Ihre persönlichen Ziele für die nächsten Monate?

Sander: Wir ordnen alles dem Klassenverbleib unter.

[mspw]

Erstmals während seiner langen Karriere ist der frühere Bundesligatrainer Petrik Sander für eine Nachwuchsmannschaft verantwortlich. Mit der U 19 des 1. FC Magdeburg sorgt der 61 Jahre alte Fußball-Lehrer im neuen Jahr in der Staffel Nord/Nordost der A-Junioren-Bundesliga für Furore. Im DFB.de-Interview spricht Sander mit Mitarbeiter Peter Haidinger über die sportliche Wende und den Endspurt.

DFB.de: Nach dem jüngsten 6:2-Heimerfolg gegen den Hamburger SV legt Ihr Team jetzt eine Pause bis Anfang April ein. Wie gerne hätten Sie weitergespielt, Herr Sander?

Petrik Sander: Wir hätten tatsächlich gerne unsere Serie fortgesetzt. Wie wir zuletzt aufgetreten sind, hat mir gut gefallen und ist auch eine Bestätigung unserer Arbeit, die wir geleistet haben.

DFB.de: Aus den zurückliegenden fünf Partien holte Ihr Team 13 von möglichen 15 Punkten. Bis dahin waren es nur drei Zähler aus neun Spielen. Was haben Sie mit Ihrem Team in der Winterpause gemacht?

Sander: Eigentlich gar nicht so viel. Wir sind im Sommer mit einer Heimniederlage im Derby gegen den Hallescher FC schlecht in die Saison gestartet, das ist richtig. Ab dem 3. Spieltag waren wir nicht mehr im Rhythmus, weil uns im Team die Coronawelle erfasste und wir pausieren mussten. Das hat bei uns eine große Delle hinterlassen. Erst am sechsten Spieltag konnten wir wieder am Regelbetrieb teilnehmen. Hinzu kam, dass wir Probleme hatten, die aus der vorherigen U 17 aufgerückten Spieler an das fußballerische Niveau anzupassen. In dieser Phase mussten wir auf aktuelle U 17-Spieler zurückzugreifen, die ihre Sache zwar gut gemacht hatten. Aber die Ergebnisse stimmten nicht.

DFB.de: Haben Sie besondere Maßnahmen ergriffen?

Sander: In der Winterpause wurde die Situation analysiert. Wir hatten festgestellt, dass wir personelle Veränderungen am Kader vornehmen mussten. Deshalb haben wir uns von vier Spielern getrennt und mit Angreifer Jermain Nischalke vom Chemnitzer FC und Mittelfeldspieler Vedat Tunc vom FC Carl Zeiss Jena zwei Zugänge von Ligakonkurrenten verpflichtet. Das Gefüge, das jetzt vorhanden ist, scheint zu funktionieren und trägt Früchte.

DFB.de: Sogar gegen Spitzenmannschaften wie RB Leipzig oder Holstein Kiel gelangen Siege. Was sind die wichtigsten Gründe für den Aufschwung?

Sander: Wir haben fußballerisch zugelegt und sind auch als Mannschaft zusammengewachsen. Auch die jüngeren Spieler haben sich mittlerweile an das gestiegene Niveau in der A-Junioren-Bundesliga gewöhnt. Dazu wächst mit jedem Erfolgserlebnis das Selbstvertrauen bei den Spielern.

DFB.de: Trotz der Erfolgsserie ist für die U 19 des 1. FC Magdeburg der Klassenverbleib aber noch nicht gesichert. Wie wichtig ist für den FCM die Zugehörigkeit zur A-Junioren-Bundesliga?

Sander: Das ist sehr wichtig und wird vom Verein auch so gesehen. Bei einer Staffel, die in einer einfachen Runde gespielt wird und bei der am Ende dieser Saison gleich fünf Mannschaften absteigen, ist es schon eine heiße Kiste. Man hat wegen des fehlenden Rückspiels nicht die Möglichkeit, etwas gutzumachen. Das ist kompliziert, verlangt den Jungs neben der schulischen Belastung einiges ab.

DFB.de: Wie bewerten Sie vier Spieltage vor dem Saisonende die Chancen auf den Klassenverbleib?

Sander: Einige Mannschaften hatten bestimmt nicht damit gerechnet, dass sie plötzlich gegen den Abstieg spielen. Für diese Teams wird es schwierig, den Schalter umzulegen. Das kann für uns ein Vorteil sein, weil wir mit diesem Wissen bereits in die Saison gestartet waren und uns von ganz unten hochgearbeitet haben. Wichtig ist, dass wir weiterhin mutig bleiben, unser Spiel durchdrücken und nicht reagieren, sondern agieren.

DFB.de: In den verbleibenden Partien geht es gegen den Chemnitzer FC, den Eimsbütteler TV, Dynamo Dresden und Viktoria Berlin fast ausschließlich gegen direkte Konkurrenten. Wie schätzen Sie das Restprogramm ein?

Sander: Schwer zu sagen. Unser kommender Gegner Chemnitzer FC hat gegen Tabellenführer Hertha BSC 3:1 und gegen den VfL Wolfsburg 3:0 gewonnen. Das sind ebenfalls sehr beachtliche Ergebnisse und zeigen, dass in jedem Spiel nahezu alles möglich ist. Wir haben jedoch dank der positiven Entwicklung jetzt alles in der eigenen Hand, sind nicht auf Ergebnisse anderer angewiesen und können den Ausgang selbst bestimmen. Ob es unbedingt ein Vorteil ist, wenn man gegen unmittelbare Konkurrenten antritt oder gegen Mannschaften spielt, die nichts mehr zu verlieren haben, lasse ich mal dahingestellt.

DFB.de: Die FCM-Profis stehen als souveräner Tabellenführer vor dem Aufstieg in die 2. Bundesliga. Wie sehr wirken sich die sportlichen Erfolge in der 3. Liga auch auf die Nachwuchsabteilung aus?

Sander: Klar wirkt sich das positiv auf die Leistung der Jungs aus. Es ist gerade für alle Beteiligten, den gesamten Verein und seine Anhänger eine tolle Geschichte.

DFB.de: Wie sehr ist die Durchlässigkeit zur Profiabteilung bereits gegeben und wie würden Sie den Austausch mit Cheftrainer Christian Titz beschreiben, der früher auch selbst viele Jahre im Nachwuchsbereich tätig war?

Sander: Wir haben einige U 19-Spieler, die schon bei den Profis trainieren durften. Torhüter Noah Kruth wurde im Verbandspokal bereits eingesetzt. Abwehrspieler Eldin Dzogovic trainiert regelmäßig mit den Profis. Mit Christian Titz pflege ich einen kollegialen Umgang. Wann immer wir uns über den Weg laufen, tauschen wir uns aus.

DFB.de: Seit inzwischen eineinhalb Jahren sind Sie für den FCM in der Nachwuchsabteilung tätig. Haben Sie als ehemaliger Bundesligatrainer damit Ihre Berufung gefunden?

Sander: Ganz ehrlich: Ich hätte das viel früher machen sollen.

DFB.de: Warum?

Sander: Im Nachwuchsbereich sieht man die Ergebnisse der täglichen Arbeit viel schneller und wird nicht ausschließlich auf die aktuelle Tabellenkonstellation heruntergebrochen. Es macht einfach Spaß und ist genau mein Ding, junge Spieler in ihrer Persönlichkeit weiter zu entwickeln.

DFB.de: Den FC Energie Cottbus führten Sie einst als Cheftrainer zurück in die Bundesliga und dort zum Klassenverbleib. Vermissen Sie nicht die "große Bühne"?

Sander: Gar nicht. Ich bin sehr zufrieden mit dem, was ich tue, arbeite gerne mit den Jungs zusammen. In meinem Job muss man viele Dinge gleichzeitig beachten. Neben der Persönlichkeits- und der fußballerischen Entwicklung ist auch die schulische Komponente ganz wichtig. Das alles zu begleiten - noch dazu in einem Alter, in dem die Jungs noch formbar sind - ist super. Junge Spieler auf das spätere Leben und auf eine mögliche Karriere im Profifußball vorzubereiten, bereitet mir unglaublich viel Freude. Ich hatte das vorher nicht für möglich gehalten, dass mich das so ausfüllt.

DFB.de: Wie lauten Ihre persönlichen Ziele für die nächsten Monate?

Sander: Wir ordnen alles dem Klassenverbleib unter.

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