FCK-Trainer Antwerpen: "Unsere Tabellenposition ist trügerisch"

Nach Boris Schommers und Jeff Saibene ist Marco Antwerpen in dieser Saison bereits der dritte Cheftrainer beim 1. FC Kaiserslautern. Der 49 Jahre alte Fußball-Lehrer soll den viermaligen Deutschen Meister aus dem unteren Tabellendrittel führen - und der Auftakt war vielversprechend. Im DFB.de-Interview spricht Marco Antwerpen mit Mitarbeiter Ralf Debat übers Traumdebüt, Tradition und Trainerwechsel.

DFB.de: Mit dem überzeugenden 2:0-Derbysieg beim zuvor sehr erfolgreichen SV Waldhof Mannheim beendete der FCK bei Ihrem Debüt eine Negativserie von fünf Ligaspielen. Wie haben Sie das in nur drei Tagen geschafft, Herr Antwerpen?

Marco Antwerpen: Es war klar, dass wir eine sehr gute Leistung benötigen, um dort etwas mitnehmen zu können. Dafür haben wir die eine oder andere Veränderung vorgenommen - innerhalb des Teams, aber auch beim Spielsystem. Dazu haben wir versucht, den Spielern Selbstvertrauen zu vermitteln. Es war durchaus erstaunlich, wie gut sie das alles auf Anhieb umgesetzt haben. Allerdings darf man auch nicht vergessen, dass uns der Spielverlauf durch die beiden frühen Tore auch in die Karten gespielt hat.

DFB.de: Obwohl der Abstand zur Gefahrenzone auch nach dem Erfolg in Mannheim gerade einmal drei Punkte beträgt, war bei den Fans fast schon so etwas wie Euphorie zu spüren. Müssen Sie jetzt auch ein wenig bremsen?

Antwerpen: Unsere Tabellenposition ist sogar noch ein wenig trügerisch, denn einige Teams, die hinter uns stehen, haben weniger Spiele absolviert. Bei uns weiß aber ohnehin jeder, dass der Sieg extrem wichtig war, wir aber noch gar nichts erreicht haben.

DFB.de: Worauf lag insgesamt der Fokus seit Ihrem Amtsantritt?

Antwerpen: Es gab viele Einzel- und Gruppengespräche. Es ging aber selbstverständlich auch um mannschaftstaktische Dinge. Die Spieler mussten erkennen, dass es so nicht weitergehen konnte wie in den zurückliegenden Wochen und Monaten. Es liegt vor allem in der Verantwortung des Teams, die bestmögliche Leistung auf den Platz zu bringen.

DFB.de: Einige bisherige Stammspieler wie Kevin Kraus, Marlon Ritter, Philipp Hercher oder Adam Hlousek saßen nur auf der Bank oder gehörten gar nicht zum Aufgebot. Wollten Sie damit auch ganz bewusst ein Zeichen setzen, dass die Karten neu gemischt werden?

Antwerpen: Das nicht, aber ich habe mich ganz bewusst nicht so sehr damit beschäftigt, wer vorher wieviel gespielt hatte, sondern mich auf meine Eindrücke und Erfahrungen verlassen. Nur ein Beispiel: Ein Spieler wie Marius Kleinsorge, der in dieser Saison nicht so oft zum Zug gekommen war, hatte beispielsweise bei seinem vorherigen Verein in Meppen oft genug gezeigt, was in ihm steckt. Deshalb hat mich sehr gefreut, dass er das Vertrauen mit einer starken Leistung und seinem ersten Tor für den FCK bestätigt hat. Grundsätzlich haben wir einen großen Kader und können nur 18 Spieler nominieren. Als Trainer kann ich nur hoffen, dass es in jeder Woche harte Entscheidungen geben muss. Denn das würde ja bedeuten, dass wir wenige Ausfälle zu beklagen haben und sich viele Spieler aufdrängen.

DFB.de: Fast zeitgleich mit Ihrer Verpflichtung nahm der FCK unmittelbar vor dem Abschluss der Wintertransferperiode mit Marvin Senger vom FC St. Pauli und Felix Götze vom FC Augsburg noch zwei junge Innenverteidiger auf Leihbasis unter Vertrag. Welche Rolle spielen sie in Ihren Planungen?

Antwerpen: Wir haben ganz bewusst den Fokus auf die Defensive gelegt, weil ich dort am ehesten Bedarf gesehen hatte. Vorne waren wir aus meiner Sicht schon vorher gut besetzt. Marvin und Felix sind beide vielversprechende Abwehrspieler, erfüllen außerdem noch die U 23-Regelung. Ich bin mir sicher, dass uns beide weiterhelfen werden. Felix war in Mannheim nur deshalb noch nicht dabei, weil er sich im Abschlusstraining leider eine Verletzung im Adduktorenbereich zugezogen hatte und deshalb auch noch einige Tage pausieren muss.

DFB.de: Warum haben Sie mit Jean Zimmer einen neuen Spielführer ernannt?

Antwerpen: Der vorherige Kapitän Carlo Sickinger ist mit 23 Jahren noch sehr jung. Wir waren im Trainerteam der Meinung, dass es für ihn zum aktuellen Zeitpunkt besser ist, wenn er sich ganz auf seine eigene Leistung konzentrieren kann. Jean Zimmer hat schon wesentlich mehr Erfahrung im Profifußball gesammelt. Genau wie Carlo verbindet auch ihn ein großer Identifikationsfaktor mit dem FCK.

DFB.de: Bisher gab es zwar nur sieben Niederlagen und damit gerade einmal eine mehr, als Spitzenreiter Dynamo Dresden auf dem Konto hat. Auf der anderen Seite sprangen erst vier Siege heraus, die wenigsten aller Drittligisten. An welchen Stellschrauben wollen Sie drehen, um das zu ändern?

Antwerpen: Es ist zwar gut zu wissen, dass wir offenbar schwer zu besiegen sind. Klar ist aber auch, dass uns bei der Drei-Punkte-Regel auf Dauer nur Siege entscheidend weiterbringen. Dafür müssen wir in der einen oder anderen Situation auch mal bereit sein, ein größeres Risiko einzugehen. Das fällt mit zunehmendem Selbstvertrauen naturgemäß leichter. Daran arbeiten wir.

DFB.de: Ihre Heimpremiere steigt am heutigen Samstag gegen den FC Bayern München II. Bisher konnte der FCK erst einmal am Betzenberg gewinnen. Haben Sie dafür eine Erklärung?

Antwerpen: Grundsätzlich halte ich nicht viel davon, zwischen Heim- und Auswärtsspielen zu unterscheiden. Am Ende zählt immer die Leistung auf dem Platz. Dass wir auch auf fremden Plätzen gewinnen können, haben wir in Mannheim gezeigt. Dennoch muss ich sagen, dass die Auswirkungen der Corona-Pandemie und damit die Spiele ohne Zuschauer den 1. FC Kaiserslautern in der 3. Liga wohl mit am härtesten treffen. Unsere leidenschaftlichen Anhänger fehlen dem Team. Ich habe große Lust auf den Betzenberg. Die fehlenden Fans trüben jedoch die Vorfreude ein wenig.

DFB.de: Was nehmen Sie sich für das Duell mit dem aktuellen Meister der 3. Liga vor?

Antwerpen: Ganz klar: Wir wollen die drei Punkte in Kaiserslautern behalten.

DFB.de: Sie haben schon für eine ganze Reihe von Traditionsvereinen gespielt und gearbeitet, unter anderem Rot-Weiss Essen, den SC Preußen Münster, Fortuna Köln oder Eintracht Braunschweig. Haben Sie schon gespürt, dass der 1. FC Kaiserslautern als viermaliger Deutscher Meister noch mal eine andere Hausnummer ist?

Antwerpen: Ja, das muss man schon so sagen. Das liegt an der unglaublichen Leidenschaft der Fans, aber auch am Stellenwert und an der Bedeutung in der Region. Und natürlich an der unglaublichen Historie des Klubs, die man immer und überall zu spüren bekommt. Deshalb ist auch die bundesweite Aufmerksamkeit noch einmal ein ganzes Stück größer als bei anderen Traditionsvereinen in der 3. oder 4. Liga.

DFB.de: Wie haben Sie die "Roten Teufel" zuvor aus der Ferne wahrgenommen?

Antwerpen: Auch ich denke da zuerst an die großen Erfolge und Persönlichkeiten, die den FCK geprägt haben: Angefangen vom Kern der Weltmeister-Mannschaft von 1954 um Fritz und Ottmar Walter oder Horst Eckel bis zu den Meistertiteln in den 1990er Jahren unter den Trainerlegenden Karl-Heinz Feldkamp und Otto Rehhagel. Als Aufsteiger Deutscher Meister zu werden, ist und bleibt einmalig. Der FCK ist ein ganz besonderer Klub. Auch wenn er schon lange nicht mehr in der Bundesliga spielt und aktuell ganz andere Sorgen hat.

DFB.de: Haben sich Ihre Eindrücke schon bestätigt?

Antwerpen: Absolut. Auch in der kurzen Zeit, in der ich jetzt hier bin, habe ich schon mitbekommen, was der Verein für viele Menschen bedeutet. Viele Fans haben Angst, dass es für den FCK in dieser schwierigen Zeit noch weiter nach unten gehen könnte. Das ist eine große Verantwortung, der ich mich aber gerne stelle.

DFB.de: Die zurückliegenden Jahre waren geprägt von einigen Turbulenzen. Auch sportlich blieben die Erfolge aus. Sie sind der 13. Trainer in knapp neun Jahren. Hat Sie das nicht abgeschreckt?

Antwerpen: Grundsätzlich verfolgt ganz sicher niemand den Plan, immer wieder den Trainer zu wechseln. Auch ich würde gerne über einen längeren Zeitraum in einem Verein arbeiten. Ich werde alles geben, um mit dem FCK die richtige Richtung einzuschlagen und erfolgreich zu arbeiten. Wenn das gelingt, ist das schon mal eine gute Voraussetzung.

DFB.de: Persönlich haben Sie 2020 innerhalb weniger Monate mit dem Aufstieg mit Eintracht Braunschweig, dem überraschenden Abschied und dem kurzen Engagement bei den Würzburger Kickers in der 2. Bundesliga eine echte Achterbahnfahrt hinter sich. Hatten Sie überhaupt genügend Zeit, um das alles zu verarbeiten?

Antwerpen: Das würde ich schon sagen, es lag ja auch immer ein wenig Zeit dazwischen. Aus meiner Braunschweiger Zeit bleibt, dass wir mit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga unser großes Ziel erreicht haben. Danach lief mein Vertrag aus, der Verein hat sich neu orientiert. Das habe ich akzeptiert. Danach habe ich mich gefreut, in Würzburg in der 2. Bundesliga arbeiten zu können. Trotz allem war auch diese Zeit eine wertvolle Erfahrung für mich.

DFB.de: Welche Schlüsse haben Sie für sich daraus gezogen?

Antwerpen: Jede Erfahrung bringt einen Trainer weiter. Selbstverständlich werde ich das auch in die neue Tätigkeit beim FCK einfließen lassen.

DFB.de: Was nehmen Sie sich für Ihre Amtszeit in Kaiserslautern vor? Gibt es eine mittelfristige Zielsetzung?

Antwerpen: Der Verein hat mir den Auftrag gegeben, das Team zu stabilisieren. Wir haben nach wie vor eine sehr schwierige Situation und noch 15 Spiele in dieser Saison, in denen wir so gut wie möglich abschneiden wollen. Aktuell haben wir aber nur ein Ziel: das Heimspiel gegen den FC Bayern München II zu gewinnen.

[mspw]

Nach Boris Schommers und Jeff Saibene ist Marco Antwerpen in dieser Saison bereits der dritte Cheftrainer beim 1. FC Kaiserslautern. Der 49 Jahre alte Fußball-Lehrer soll den viermaligen Deutschen Meister aus dem unteren Tabellendrittel führen - und der Auftakt war vielversprechend. Im DFB.de-Interview spricht Marco Antwerpen mit Mitarbeiter Ralf Debat übers Traumdebüt, Tradition und Trainerwechsel.

DFB.de: Mit dem überzeugenden 2:0-Derbysieg beim zuvor sehr erfolgreichen SV Waldhof Mannheim beendete der FCK bei Ihrem Debüt eine Negativserie von fünf Ligaspielen. Wie haben Sie das in nur drei Tagen geschafft, Herr Antwerpen?

Marco Antwerpen: Es war klar, dass wir eine sehr gute Leistung benötigen, um dort etwas mitnehmen zu können. Dafür haben wir die eine oder andere Veränderung vorgenommen - innerhalb des Teams, aber auch beim Spielsystem. Dazu haben wir versucht, den Spielern Selbstvertrauen zu vermitteln. Es war durchaus erstaunlich, wie gut sie das alles auf Anhieb umgesetzt haben. Allerdings darf man auch nicht vergessen, dass uns der Spielverlauf durch die beiden frühen Tore auch in die Karten gespielt hat.

DFB.de: Obwohl der Abstand zur Gefahrenzone auch nach dem Erfolg in Mannheim gerade einmal drei Punkte beträgt, war bei den Fans fast schon so etwas wie Euphorie zu spüren. Müssen Sie jetzt auch ein wenig bremsen?

Antwerpen: Unsere Tabellenposition ist sogar noch ein wenig trügerisch, denn einige Teams, die hinter uns stehen, haben weniger Spiele absolviert. Bei uns weiß aber ohnehin jeder, dass der Sieg extrem wichtig war, wir aber noch gar nichts erreicht haben.

DFB.de: Worauf lag insgesamt der Fokus seit Ihrem Amtsantritt?

Antwerpen: Es gab viele Einzel- und Gruppengespräche. Es ging aber selbstverständlich auch um mannschaftstaktische Dinge. Die Spieler mussten erkennen, dass es so nicht weitergehen konnte wie in den zurückliegenden Wochen und Monaten. Es liegt vor allem in der Verantwortung des Teams, die bestmögliche Leistung auf den Platz zu bringen.

DFB.de: Einige bisherige Stammspieler wie Kevin Kraus, Marlon Ritter, Philipp Hercher oder Adam Hlousek saßen nur auf der Bank oder gehörten gar nicht zum Aufgebot. Wollten Sie damit auch ganz bewusst ein Zeichen setzen, dass die Karten neu gemischt werden?

Antwerpen: Das nicht, aber ich habe mich ganz bewusst nicht so sehr damit beschäftigt, wer vorher wieviel gespielt hatte, sondern mich auf meine Eindrücke und Erfahrungen verlassen. Nur ein Beispiel: Ein Spieler wie Marius Kleinsorge, der in dieser Saison nicht so oft zum Zug gekommen war, hatte beispielsweise bei seinem vorherigen Verein in Meppen oft genug gezeigt, was in ihm steckt. Deshalb hat mich sehr gefreut, dass er das Vertrauen mit einer starken Leistung und seinem ersten Tor für den FCK bestätigt hat. Grundsätzlich haben wir einen großen Kader und können nur 18 Spieler nominieren. Als Trainer kann ich nur hoffen, dass es in jeder Woche harte Entscheidungen geben muss. Denn das würde ja bedeuten, dass wir wenige Ausfälle zu beklagen haben und sich viele Spieler aufdrängen.

DFB.de: Fast zeitgleich mit Ihrer Verpflichtung nahm der FCK unmittelbar vor dem Abschluss der Wintertransferperiode mit Marvin Senger vom FC St. Pauli und Felix Götze vom FC Augsburg noch zwei junge Innenverteidiger auf Leihbasis unter Vertrag. Welche Rolle spielen sie in Ihren Planungen?

Antwerpen: Wir haben ganz bewusst den Fokus auf die Defensive gelegt, weil ich dort am ehesten Bedarf gesehen hatte. Vorne waren wir aus meiner Sicht schon vorher gut besetzt. Marvin und Felix sind beide vielversprechende Abwehrspieler, erfüllen außerdem noch die U 23-Regelung. Ich bin mir sicher, dass uns beide weiterhelfen werden. Felix war in Mannheim nur deshalb noch nicht dabei, weil er sich im Abschlusstraining leider eine Verletzung im Adduktorenbereich zugezogen hatte und deshalb auch noch einige Tage pausieren muss.

DFB.de: Warum haben Sie mit Jean Zimmer einen neuen Spielführer ernannt?

Antwerpen: Der vorherige Kapitän Carlo Sickinger ist mit 23 Jahren noch sehr jung. Wir waren im Trainerteam der Meinung, dass es für ihn zum aktuellen Zeitpunkt besser ist, wenn er sich ganz auf seine eigene Leistung konzentrieren kann. Jean Zimmer hat schon wesentlich mehr Erfahrung im Profifußball gesammelt. Genau wie Carlo verbindet auch ihn ein großer Identifikationsfaktor mit dem FCK.

DFB.de: Bisher gab es zwar nur sieben Niederlagen und damit gerade einmal eine mehr, als Spitzenreiter Dynamo Dresden auf dem Konto hat. Auf der anderen Seite sprangen erst vier Siege heraus, die wenigsten aller Drittligisten. An welchen Stellschrauben wollen Sie drehen, um das zu ändern?

Antwerpen: Es ist zwar gut zu wissen, dass wir offenbar schwer zu besiegen sind. Klar ist aber auch, dass uns bei der Drei-Punkte-Regel auf Dauer nur Siege entscheidend weiterbringen. Dafür müssen wir in der einen oder anderen Situation auch mal bereit sein, ein größeres Risiko einzugehen. Das fällt mit zunehmendem Selbstvertrauen naturgemäß leichter. Daran arbeiten wir.

DFB.de: Ihre Heimpremiere steigt am heutigen Samstag gegen den FC Bayern München II. Bisher konnte der FCK erst einmal am Betzenberg gewinnen. Haben Sie dafür eine Erklärung?

Antwerpen: Grundsätzlich halte ich nicht viel davon, zwischen Heim- und Auswärtsspielen zu unterscheiden. Am Ende zählt immer die Leistung auf dem Platz. Dass wir auch auf fremden Plätzen gewinnen können, haben wir in Mannheim gezeigt. Dennoch muss ich sagen, dass die Auswirkungen der Corona-Pandemie und damit die Spiele ohne Zuschauer den 1. FC Kaiserslautern in der 3. Liga wohl mit am härtesten treffen. Unsere leidenschaftlichen Anhänger fehlen dem Team. Ich habe große Lust auf den Betzenberg. Die fehlenden Fans trüben jedoch die Vorfreude ein wenig.

DFB.de: Was nehmen Sie sich für das Duell mit dem aktuellen Meister der 3. Liga vor?

Antwerpen: Ganz klar: Wir wollen die drei Punkte in Kaiserslautern behalten.

DFB.de: Sie haben schon für eine ganze Reihe von Traditionsvereinen gespielt und gearbeitet, unter anderem Rot-Weiss Essen, den SC Preußen Münster, Fortuna Köln oder Eintracht Braunschweig. Haben Sie schon gespürt, dass der 1. FC Kaiserslautern als viermaliger Deutscher Meister noch mal eine andere Hausnummer ist?

Antwerpen: Ja, das muss man schon so sagen. Das liegt an der unglaublichen Leidenschaft der Fans, aber auch am Stellenwert und an der Bedeutung in der Region. Und natürlich an der unglaublichen Historie des Klubs, die man immer und überall zu spüren bekommt. Deshalb ist auch die bundesweite Aufmerksamkeit noch einmal ein ganzes Stück größer als bei anderen Traditionsvereinen in der 3. oder 4. Liga.

DFB.de: Wie haben Sie die "Roten Teufel" zuvor aus der Ferne wahrgenommen?

Antwerpen: Auch ich denke da zuerst an die großen Erfolge und Persönlichkeiten, die den FCK geprägt haben: Angefangen vom Kern der Weltmeister-Mannschaft von 1954 um Fritz und Ottmar Walter oder Horst Eckel bis zu den Meistertiteln in den 1990er Jahren unter den Trainerlegenden Karl-Heinz Feldkamp und Otto Rehhagel. Als Aufsteiger Deutscher Meister zu werden, ist und bleibt einmalig. Der FCK ist ein ganz besonderer Klub. Auch wenn er schon lange nicht mehr in der Bundesliga spielt und aktuell ganz andere Sorgen hat.

DFB.de: Haben sich Ihre Eindrücke schon bestätigt?

Antwerpen: Absolut. Auch in der kurzen Zeit, in der ich jetzt hier bin, habe ich schon mitbekommen, was der Verein für viele Menschen bedeutet. Viele Fans haben Angst, dass es für den FCK in dieser schwierigen Zeit noch weiter nach unten gehen könnte. Das ist eine große Verantwortung, der ich mich aber gerne stelle.

DFB.de: Die zurückliegenden Jahre waren geprägt von einigen Turbulenzen. Auch sportlich blieben die Erfolge aus. Sie sind der 13. Trainer in knapp neun Jahren. Hat Sie das nicht abgeschreckt?

Antwerpen: Grundsätzlich verfolgt ganz sicher niemand den Plan, immer wieder den Trainer zu wechseln. Auch ich würde gerne über einen längeren Zeitraum in einem Verein arbeiten. Ich werde alles geben, um mit dem FCK die richtige Richtung einzuschlagen und erfolgreich zu arbeiten. Wenn das gelingt, ist das schon mal eine gute Voraussetzung.

DFB.de: Persönlich haben Sie 2020 innerhalb weniger Monate mit dem Aufstieg mit Eintracht Braunschweig, dem überraschenden Abschied und dem kurzen Engagement bei den Würzburger Kickers in der 2. Bundesliga eine echte Achterbahnfahrt hinter sich. Hatten Sie überhaupt genügend Zeit, um das alles zu verarbeiten?

Antwerpen: Das würde ich schon sagen, es lag ja auch immer ein wenig Zeit dazwischen. Aus meiner Braunschweiger Zeit bleibt, dass wir mit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga unser großes Ziel erreicht haben. Danach lief mein Vertrag aus, der Verein hat sich neu orientiert. Das habe ich akzeptiert. Danach habe ich mich gefreut, in Würzburg in der 2. Bundesliga arbeiten zu können. Trotz allem war auch diese Zeit eine wertvolle Erfahrung für mich.

DFB.de: Welche Schlüsse haben Sie für sich daraus gezogen?

Antwerpen: Jede Erfahrung bringt einen Trainer weiter. Selbstverständlich werde ich das auch in die neue Tätigkeit beim FCK einfließen lassen.

DFB.de: Was nehmen Sie sich für Ihre Amtszeit in Kaiserslautern vor? Gibt es eine mittelfristige Zielsetzung?

Antwerpen: Der Verein hat mir den Auftrag gegeben, das Team zu stabilisieren. Wir haben nach wie vor eine sehr schwierige Situation und noch 15 Spiele in dieser Saison, in denen wir so gut wie möglich abschneiden wollen. Aktuell haben wir aber nur ein Ziel: das Heimspiel gegen den FC Bayern München II zu gewinnen.

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