FCI-Trainerin Sabrina Wittmann: "Spagat ist nicht einfach"

Als erste (Interims-)Trainerin in der A-Junioren-Bundesliga hatte Sabrina Wittmann bereits in der Saison 2018/2019 für ein Novum gesorgt. Seit dieser Spielzeit ist die 30-Jährige als dauerhafte Cheftrainerin erneut für die U 19 des FC Ingolstadt 04 verantwortlich. Im DFB.de-Interview spricht Sabrina Wittmann mit Mitarbeiter Peter Haidinger über den Spagat zwischen Ausbildung und Ergebnissen.

DFB.de: Sie sind als Nachwuchstrainerin beim FC Ingolstadt 04 innerhalb kürzester Zeit von der U 16 bis zur U 19 aufgestiegen und seit dieser Saison auch offiziell als Cheftrainerin für die Ausbildung der A-Junioren der "Schanzer" in der höchsten deutschen Spielklasse tätig. In welchen Bereichen haben Sie sich auch persönlich weiterentwickelt, Frau Wittmann?

Wittmann: In den vergangenen Jahren ist viel passiert. Ich hatte nach meinem Kurz-Intermezzo als U 19-Interimstrainerin die U 16 beim FCI übernommen, konnte so die Eindrücke übernehmen, die ich zuvor im Leistungsfußball sammeln konnte. In der vorherigen Saison war ich für die U 17 verantwortlich, habe dort zeitweise den Ergebnisdruck gespürt. Im U 16-Bereich ging es in erster Linie um die Ausbildung, bei der U 17 mussten wir auch Ergebnisse liefern, um in die B-Junioren-Bundesliga zurückzukehren. Und in diesem Jahr geht es mit der U 19 mit bislang elf Punkten aus neun Spielen um die Wurst. (lacht)

DFB.de: Wie hat sich Ihre Ansprache an die Mannschaft während dieser Zeit verändert?

Wittmann: Ich bin, wie ich bin, und habe meinen Führungsstil nicht verändert. In der U 19 betreue ich jetzt sehr viele Spieler, die ich bereits aus der U 16 und auch der U 17 kenne. Von daher hätte es nichts gebracht, wenn ich mich verstellt hätte. Das hätten die Jungs sofort gemerkt.

DFB.de: Worauf kommt es bei Ihrer Arbeit an?

Wittmann: Die U 19 ist die letzte Stufe vor dem Herrenbereich. Das gesamte Trainerteam hat den Anspruch, die Jungs bestmöglich auf diesen Sprung vorzubereiten.

DFB.de: Wie lauten die Ziele für diese Spielzeit?

Wittmann: Wir wollen am Ende des Tages über dem Strich stehen und weiterhin in der A-Junioren-Bundesliga an den Start gehen. Der Spagat zwischen der Ausbildung der einzelnen Spieler und dem Anspruch, mit der U 19 den Klassenverbleib hinzubekommen, ist nicht einfach. Ich bin aber derzeit alles andere als unzufrieden.

DFB.de: Wie schätzen Sie die Chancen im Kampf um den Klassenverbleib ein?

Wittmann: Im aktuellen U 19-Team haben wir sehr viele Jungjahrgänge, die in der Vorsaison noch mit der U 17 in der Bayernliga gespielt hatten. Es hat eine gewisse Zeit gedauert, um die Jungs an das gestiegene Leistungsniveau zu gewöhnen. Wir waren aber in keinem unserer bisherigen neun Spiele unterlegen.

DFB.de: Als Sie vor zweieinhalb Jahren erstmals als U 19-Trainerin eingesprungen waren, hatten Sie in einem DFB.de-Interview das Ziel formuliert, dauerhafte Cheftrainerin für eine U 17 oder U 19 in der Junioren-Bundesliga werden zu wollen. Das haben Sie in sehr kurzer Zeit geschafft. Wie soll es jetzt weitergehen?

Wittmann: Ich lasse alles auf mich zukommen, genieße meine Aufgabe als U 19-Trainerin und fühle mich gut aufgehoben.

DFB.de: Mit der Ausbildung zum Fußball-Lehrer wollen Sie sich mittelfristig einen großen Traum erfüllen. Haben Sie Ihre Bewerbungsunterlagen bereits eingereicht?

Wittmann: Das ist auf jeden Fall mein Ziel. Während der Corona-Pause hatte ich meine A-Lizenz absolviert, für die ich insgesamt eineinhalb Jahre benötigt hatte. Mit der Einreichung der Bewerbungsunterlagen für den Fußball-Lehrer gebe ich mir noch mindestes ein weiteres Jahr Zeit. (lacht)

DFB.de: Worauf legen Sie bei Ihrer Arbeit den größten Wert?

Wittmann: Wir wollen den Jungs die FCI-DNA, die Gier auf Torgefahr mit einer hohen Intensität im Spiel nach vorne, mit auf den Weg geben. Außerdem haben wir den Auftrag, die Spieler in ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu begleiten und zu unterstützen. In der U 17 waren die Jungs teilweise noch pubertär. Mittlerweile sind sie auf dem Weg, vollends erwachsen zu werden. Diese Persönlichkeitsstruktur mitzutragen, macht großen Spaß.

DFB.de: Wie läuft der Austausch mit Profi-Cheftrainer André Schubert?

Wittmann: Unsere beiden Torhüter Maurice Dehler und Julian Bock nehmen bereits am Trainingsbetrieb der Profis teil. Mittelfeldspieler Felix Keidel stößt meist erst am Wochenende zu uns, weil er auch schon komplett mit den Profis trainiert. Der Austausch zwischen der Nachwuchs- und Profiabteilung läuft daher sehr gut.

DFB.de: Frauen bilden im Trainergeschäft nach wie vor die große Ausnahme. Woran liegt das aus Ihrer Sicht?

Wittmann: Tatsächlich kann ich dazu schlecht eine Antwort oder Bewertung abgeben. Ich selbst habe auch noch nicht so viele Frauen getroffen, die den Drive haben, in einem solchen Bereich arbeiten zu wollen. Außerdem ist es auch nicht selbstverständlich, in einem Nachwuchsleistungszentrum durchzustarten und U 19-Trainerin zu werden. Der gesellschaftliche Wandel findet aber seit einigen Jahren auch vermehrt im Fußball statt. Von daher gehe ich davon aus, dass irgendwann auch mehr Frauen den Trainerberuf für sich entdecken werden.

DFB.de: Haben Sie sich auf den Männerbereich festgelegt oder ist auch eine Trainertätigkeit im Frauenfußball für Sie nach wie vor denkbar?

Wittmann: Ich habe mich nicht festgelegt, schaue momentan sogar mehr Frauenfußball, als es in der Vergangenheit der Fall war. Nichtsdestotrotz mag ich die Arbeit mit den Jugendlichen, fühle mich in meinem jetzigen Job pudelwohl. Ich habe aktuell keine Präferenzen, will aber grundsätzlich auch nichts ausschließen.

[mspw]

Als erste (Interims-)Trainerin in der A-Junioren-Bundesliga hatte Sabrina Wittmann bereits in der Saison 2018/2019 für ein Novum gesorgt. Seit dieser Spielzeit ist die 30-Jährige als dauerhafte Cheftrainerin erneut für die U 19 des FC Ingolstadt 04 verantwortlich. Im DFB.de-Interview spricht Sabrina Wittmann mit Mitarbeiter Peter Haidinger über den Spagat zwischen Ausbildung und Ergebnissen.

DFB.de: Sie sind als Nachwuchstrainerin beim FC Ingolstadt 04 innerhalb kürzester Zeit von der U 16 bis zur U 19 aufgestiegen und seit dieser Saison auch offiziell als Cheftrainerin für die Ausbildung der A-Junioren der "Schanzer" in der höchsten deutschen Spielklasse tätig. In welchen Bereichen haben Sie sich auch persönlich weiterentwickelt, Frau Wittmann?

Wittmann: In den vergangenen Jahren ist viel passiert. Ich hatte nach meinem Kurz-Intermezzo als U 19-Interimstrainerin die U 16 beim FCI übernommen, konnte so die Eindrücke übernehmen, die ich zuvor im Leistungsfußball sammeln konnte. In der vorherigen Saison war ich für die U 17 verantwortlich, habe dort zeitweise den Ergebnisdruck gespürt. Im U 16-Bereich ging es in erster Linie um die Ausbildung, bei der U 17 mussten wir auch Ergebnisse liefern, um in die B-Junioren-Bundesliga zurückzukehren. Und in diesem Jahr geht es mit der U 19 mit bislang elf Punkten aus neun Spielen um die Wurst. (lacht)

DFB.de: Wie hat sich Ihre Ansprache an die Mannschaft während dieser Zeit verändert?

Wittmann: Ich bin, wie ich bin, und habe meinen Führungsstil nicht verändert. In der U 19 betreue ich jetzt sehr viele Spieler, die ich bereits aus der U 16 und auch der U 17 kenne. Von daher hätte es nichts gebracht, wenn ich mich verstellt hätte. Das hätten die Jungs sofort gemerkt.

DFB.de: Worauf kommt es bei Ihrer Arbeit an?

Wittmann: Die U 19 ist die letzte Stufe vor dem Herrenbereich. Das gesamte Trainerteam hat den Anspruch, die Jungs bestmöglich auf diesen Sprung vorzubereiten.

DFB.de: Wie lauten die Ziele für diese Spielzeit?

Wittmann: Wir wollen am Ende des Tages über dem Strich stehen und weiterhin in der A-Junioren-Bundesliga an den Start gehen. Der Spagat zwischen der Ausbildung der einzelnen Spieler und dem Anspruch, mit der U 19 den Klassenverbleib hinzubekommen, ist nicht einfach. Ich bin aber derzeit alles andere als unzufrieden.

DFB.de: Wie schätzen Sie die Chancen im Kampf um den Klassenverbleib ein?

Wittmann: Im aktuellen U 19-Team haben wir sehr viele Jungjahrgänge, die in der Vorsaison noch mit der U 17 in der Bayernliga gespielt hatten. Es hat eine gewisse Zeit gedauert, um die Jungs an das gestiegene Leistungsniveau zu gewöhnen. Wir waren aber in keinem unserer bisherigen neun Spiele unterlegen.

DFB.de: Als Sie vor zweieinhalb Jahren erstmals als U 19-Trainerin eingesprungen waren, hatten Sie in einem DFB.de-Interview das Ziel formuliert, dauerhafte Cheftrainerin für eine U 17 oder U 19 in der Junioren-Bundesliga werden zu wollen. Das haben Sie in sehr kurzer Zeit geschafft. Wie soll es jetzt weitergehen?

Wittmann: Ich lasse alles auf mich zukommen, genieße meine Aufgabe als U 19-Trainerin und fühle mich gut aufgehoben.

DFB.de: Mit der Ausbildung zum Fußball-Lehrer wollen Sie sich mittelfristig einen großen Traum erfüllen. Haben Sie Ihre Bewerbungsunterlagen bereits eingereicht?

Wittmann: Das ist auf jeden Fall mein Ziel. Während der Corona-Pause hatte ich meine A-Lizenz absolviert, für die ich insgesamt eineinhalb Jahre benötigt hatte. Mit der Einreichung der Bewerbungsunterlagen für den Fußball-Lehrer gebe ich mir noch mindestes ein weiteres Jahr Zeit. (lacht)

DFB.de: Worauf legen Sie bei Ihrer Arbeit den größten Wert?

Wittmann: Wir wollen den Jungs die FCI-DNA, die Gier auf Torgefahr mit einer hohen Intensität im Spiel nach vorne, mit auf den Weg geben. Außerdem haben wir den Auftrag, die Spieler in ihrer Persönlichkeitsentwicklung zu begleiten und zu unterstützen. In der U 17 waren die Jungs teilweise noch pubertär. Mittlerweile sind sie auf dem Weg, vollends erwachsen zu werden. Diese Persönlichkeitsstruktur mitzutragen, macht großen Spaß.

DFB.de: Wie läuft der Austausch mit Profi-Cheftrainer André Schubert?

Wittmann: Unsere beiden Torhüter Maurice Dehler und Julian Bock nehmen bereits am Trainingsbetrieb der Profis teil. Mittelfeldspieler Felix Keidel stößt meist erst am Wochenende zu uns, weil er auch schon komplett mit den Profis trainiert. Der Austausch zwischen der Nachwuchs- und Profiabteilung läuft daher sehr gut.

DFB.de: Frauen bilden im Trainergeschäft nach wie vor die große Ausnahme. Woran liegt das aus Ihrer Sicht?

Wittmann: Tatsächlich kann ich dazu schlecht eine Antwort oder Bewertung abgeben. Ich selbst habe auch noch nicht so viele Frauen getroffen, die den Drive haben, in einem solchen Bereich arbeiten zu wollen. Außerdem ist es auch nicht selbstverständlich, in einem Nachwuchsleistungszentrum durchzustarten und U 19-Trainerin zu werden. Der gesellschaftliche Wandel findet aber seit einigen Jahren auch vermehrt im Fußball statt. Von daher gehe ich davon aus, dass irgendwann auch mehr Frauen den Trainerberuf für sich entdecken werden.

DFB.de: Haben Sie sich auf den Männerbereich festgelegt oder ist auch eine Trainertätigkeit im Frauenfußball für Sie nach wie vor denkbar?

Wittmann: Ich habe mich nicht festgelegt, schaue momentan sogar mehr Frauenfußball, als es in der Vergangenheit der Fall war. Nichtsdestotrotz mag ich die Arbeit mit den Jugendlichen, fühle mich in meinem jetzigen Job pudelwohl. Ich habe aktuell keine Präferenzen, will aber grundsätzlich auch nichts ausschließen.

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