FCC-Trainerin Pochert: "Haben nun eine ganz andere Strahlkraft"

Im Jenaer Frauenfußball beginnt die neue Saison mit einer Zeitenwende. Nach der Fusion zwischen dem FF USV Jena und dem FC Carl Zeiss Jena bündeln beide Klubs unter dem Dach des FCC ihre Kräfte, wollen inhaltliche wie infrastrukturelle Synergien nutzen. Im DFB.de-Interview spricht Trainerin Anne Pochert (34) mit Mitarbeiter Peter Haidinger über die neuen Chancen und Möglichkeiten.

DFB.de: Seit dem 1. Juli ist der langjährige Frauen-Bundesligist FF USV Jena Geschichte. Ab der kommenden Saison tritt Ihre Mannschaft als FC Carl Zeiss Jena in der 2. Frauen-Bundesliga an. Welche Vorteile bringt die Fusion, Frau Pochert?

Anne Pochert: Der Trend im Frauenfußball geht immer mehr dahin, dass sich Frauen- den Männervereinen anschließen. Auch der vielmalige Deutsche Meister und DFB-Pokalsieger 1. FFC Frankfurt wird bekanntlich ab der kommenden Spielzeit unter dem Dach von Eintracht Frankfurt auflaufen. Auch wenn die Männer des FC Carl Zeiss Jena vor wenigen Wochen aus der 3. Liga abgestiegen sind, bleiben die Rahmenbedingungen und Strukturen doch mindestens drittligatauglich. Wir haben im zusammengeführten Verein mit dem Frauen- und Mädchenfußball eine eigene Abteilung, so dass wir in der kommenden Saison volle Handlungsfreiheit haben, was Entscheidungen angeht.

DFB.de: Beim FCC wurde zuletzt schon Frauenfußball angeboten. Wieviel Frauenpower bringt der Verein mit in die Fusion?

Pochert: Die bisherige Frauenmannschaft des FC Carl Zeiss, die bis vor drei Jahren auch noch zu uns gehört und sich dann ausgegliedert hatte, wird in der kommenden Saison als dritte Mannschaft in der Thüringer Verbandsliga für uns an den Start gehen.

DFB.de: Wie viele Frauen- und Mädchenteams wird es zur neuen Saison geben?

Pochert: Im Frauenbereich haben wir insgesamt drei Mannschaften. Neben dem Verbandsliga-Team haben wir noch die erste Frauenmannschaft in der 2. Bundesliga sowie die U 21, die in der Regionalliga Nordost spielen wird. Im Nachwuchsbereich spielt unsere U 17 in der Staffel Nord/Nordost der B-Juniorinnen-Bundesliga. Hinzu kommen die U 17 II in der Verbandsliga, eine U 14 in der Talente-Liga der Jungs und eine U 12-Mannschaft, die in der Kreisliga der Jungs zu Hause ist.

DFB.de: Gibt es personelle Veränderungen im administrativen Bereich?

Pochert: Nein, weil alle Personen, die bislang unter dem Dach des FF USV Jena gearbeitet hatten, eins-zu-eins übernommen wurden. Die Abteilungsleitung der neu strukturierten Frauenfußballabteilung beim FC Carl Zeiss hat etwa unsere langjährige Kapitänin Susann Utes übernommen. Vorstandsmitglied Laura Brosius wird im Präsidium die Interessen der Zweitligafrauen sowie der Mädchenmannschaften vertreten. Unser bisheriger Geschäftsführer Christoph Schliewe, der nach der Fusion seinen Posten abgibt, wird mir künftig als Co-Trainer assistieren. Gerade im ersten Jahr der Fusion wollen wir vor allem auf bewährte Kräfte setzen. Später werden wir schauen, an welchen Stellschrauben wir noch drehen können.

DFB.de: Welche Veränderungen wird es sonst noch geben?

Pochert: Wir werden künftig die Vereinsfarben des FC Carl Zeiss Jena, Blau-Gelb-Weiß, deutschlandweit repräsentieren.

DFB.de: Wie ist der Zusammenschluss der beiden Vereine insgesamt aufgenommen worden?

Pochert: Die Fusion kam nicht kurzfristig zustande, sondern war schon von langer Hand geplant. In den vergangenen drei bis vier Jahren war es ein Dauerthema. Deshalb sind wir froh, dass jetzt alles geklappt hat. Wir gehen die kommenden Aufgaben mit viel Vorfreude an. Der neue Verein bietet uns neue Möglichkeiten, die wir nutzen wollen. Mit dem neuen Namen wollen wir auch über die Landesgrenze hinaus neue Sponsoren gewinnen.

DFB.de: Welche Möglichkeiten meinen Sie konkret?

Pochert: Wir können auf einen ganz anderen Sponsorenpool zurückgreifen. Die Geschäftsstelle im Stadion wird künftig von uns genutzt, dadurch haben wir kurze Wege. Der Name FC Carl Zeiss Jena hat grundsätzlich - nicht zuletzt wegen seiner großen Tradition - eine ganz andere Strahlkraft als unser vorheriger Vereinsname.

DFB.de: Wo werden die Heimspiele künftig ausgetragen? Wie haben sich die Trainingsbedingungen nach der Fusion verändert?

Pochert: Wir wollen unsere Heimspiele wie schon vor zwei Jahren auf dem Nebenplatz am Stadion austragen. Auf diesem Platz trägt auch die U 23 der Männer ihre Heimspiele in der Oberliga aus. Die Atmosphäre ist dort einfach besser, weil sich die 400 Zuschauer im großen Stadion verlaufen. (lacht) Auf dem Nebenplatz sind die Fans viel näher dabei.

DFB.de: Sie selbst hatten bislang ausschließlich im Nachwuchsbereich des FF USV Jena gearbeitet und zuletzt die U 17-Mädchenmannschaft betreut. Ab sofort sind Sie Cheftrainerin bei den Frauen. Wie kam es dazu?

Pochert: Die Verträge mit Trainer Christopher Heck und seinem Assistenten Thilo Osterbrink wurden nicht verlängert. Der Verein wollte auf dieser Position etwas verändern und hatte mich angesprochen. Wir haben in den vergangenen Jahren im Nachwuchsbereich etwas aufgebaut, dieses Konzept wollte der Verein fortführen. Ich kenne die Abläufe, den Nachwuchs und die Strukturen im Verein bestens. Von daher war es für mich auch eine logische Entscheidung, den nächsten Schritt in meiner Karriere zu gehen.

DFB.de: Wie sieht die Zusammenarbeit mit Abteilungsleiterin Susann Utes aus?

Pochert: Susann Utes ist meine unmittelbare Vorgesetzte und Ansprechpartnerin für alle sportlichen Belange. Wir sind im täglichen Austausch, sprechen über Verpflichtungen von Spielerinnen und über alle anderen Abläufe.

DFB.de: Als Aufsteiger war Ihre neue Mannschaft mit nur vier Punkten aus 22 Partien und ohne einen Sieg direkt wieder aus der FLYERALARM Frauen-Bundesliga abgestiegen, hatte am Saisonende 13 Zähler Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz. Wie groß ist aus Ihrer Sicht der Unterschied zur 2. Frauen-Bundesliga?

Pochert: Die Mannschaften, die in die FLYERALARM Frauen-Bundesliga aufsteigen, kämpfen in der Regel immer gegen den Abstieg. Das Gefälle ist vor allem deshalb so groß, weil die etablierten Bundesligavereine über wesentlich bessere wirtschaftliche Möglichkeiten verfügen. Dennoch ist der Klassenverbleib mit viel Engagement und Arbeit möglich.

DFB.de: Nach dem ersten Abstieg aus der Frauen-Bundesliga im Jahr 2018 war Jena sofort wieder aufgestiegen, konnte sich aber erneut nicht in der Liga halten. Was muss passieren, damit der neue Verein langfristig konkurrenzfähig bleibt?

Pochert: Wir dürfen uns nichts vormachen: Dafür muss insgesamt mehr Geld in den Frauenfußball fließen. Sobald dies gewährleistet ist, kann man Strukturen ausbauen und Spielerinnen nach Jena locken. Wir wollen aber erst einmal das nutzen, was uns der neue Verein bietet, setzen auf unsere gute Nachwuchsarbeit und wollen noch mehr jüngere Spielerinnen an den Kader der Frauenmannschaft heranführen.

DFB.de: Wie viele Spielerinnen sind den Weg nach dem Abstieg mitgegangen?

Pochert: Bis auf sieben Abgänge steht mir der bisherige Kader auch in der 2. Frauen-Bundesliga zur Verfügung. Aktuell haben wir 22 Spielerinnen im Aufgebot. Aus der U 17 wurden die Mittelfeldspielerinnen Hannah Lehmann und Hannah Mesch hochgezogen. Mit Annalena Breitenbach von der SGS Essen steht ein externer Zugang fest. Da die Transferperiode wegen der Corona-Pandemie bis Oktober verlängert wurde, haben wir ausreichend Zeit, um noch zwei bis drei Spielerinnen zu verpflichten.

DFB.de: Wann beginnt die Vorbereitung?

Pochert: Da wir nach der Corona-Pause noch bis Ende Juni gespielt haben, legen wir jetzt noch rund vier Wochen Pause ein, bevor ich am 18. August die erste Trainingseinheit leiten werde. Bis zum ersten Spieltag in der 2. Frauen-Bundesliga, der nach aktuellem Stand für Anfang Oktober geplant ist, werden wir uns intensiv vorbereiten.

[mspw]

Im Jenaer Frauenfußball beginnt die neue Saison mit einer Zeitenwende. Nach der Fusion zwischen dem FF USV Jena und dem FC Carl Zeiss Jena bündeln beide Klubs unter dem Dach des FCC ihre Kräfte, wollen inhaltliche wie infrastrukturelle Synergien nutzen. Im DFB.de-Interview spricht Trainerin Anne Pochert (34) mit Mitarbeiter Peter Haidinger über die neuen Chancen und Möglichkeiten.

DFB.de: Seit dem 1. Juli ist der langjährige Frauen-Bundesligist FF USV Jena Geschichte. Ab der kommenden Saison tritt Ihre Mannschaft als FC Carl Zeiss Jena in der 2. Frauen-Bundesliga an. Welche Vorteile bringt die Fusion, Frau Pochert?

Anne Pochert: Der Trend im Frauenfußball geht immer mehr dahin, dass sich Frauen- den Männervereinen anschließen. Auch der vielmalige Deutsche Meister und DFB-Pokalsieger 1. FFC Frankfurt wird bekanntlich ab der kommenden Spielzeit unter dem Dach von Eintracht Frankfurt auflaufen. Auch wenn die Männer des FC Carl Zeiss Jena vor wenigen Wochen aus der 3. Liga abgestiegen sind, bleiben die Rahmenbedingungen und Strukturen doch mindestens drittligatauglich. Wir haben im zusammengeführten Verein mit dem Frauen- und Mädchenfußball eine eigene Abteilung, so dass wir in der kommenden Saison volle Handlungsfreiheit haben, was Entscheidungen angeht.

DFB.de: Beim FCC wurde zuletzt schon Frauenfußball angeboten. Wieviel Frauenpower bringt der Verein mit in die Fusion?

Pochert: Die bisherige Frauenmannschaft des FC Carl Zeiss, die bis vor drei Jahren auch noch zu uns gehört und sich dann ausgegliedert hatte, wird in der kommenden Saison als dritte Mannschaft in der Thüringer Verbandsliga für uns an den Start gehen.

DFB.de: Wie viele Frauen- und Mädchenteams wird es zur neuen Saison geben?

Pochert: Im Frauenbereich haben wir insgesamt drei Mannschaften. Neben dem Verbandsliga-Team haben wir noch die erste Frauenmannschaft in der 2. Bundesliga sowie die U 21, die in der Regionalliga Nordost spielen wird. Im Nachwuchsbereich spielt unsere U 17 in der Staffel Nord/Nordost der B-Juniorinnen-Bundesliga. Hinzu kommen die U 17 II in der Verbandsliga, eine U 14 in der Talente-Liga der Jungs und eine U 12-Mannschaft, die in der Kreisliga der Jungs zu Hause ist.

DFB.de: Gibt es personelle Veränderungen im administrativen Bereich?

Pochert: Nein, weil alle Personen, die bislang unter dem Dach des FF USV Jena gearbeitet hatten, eins-zu-eins übernommen wurden. Die Abteilungsleitung der neu strukturierten Frauenfußballabteilung beim FC Carl Zeiss hat etwa unsere langjährige Kapitänin Susann Utes übernommen. Vorstandsmitglied Laura Brosius wird im Präsidium die Interessen der Zweitligafrauen sowie der Mädchenmannschaften vertreten. Unser bisheriger Geschäftsführer Christoph Schliewe, der nach der Fusion seinen Posten abgibt, wird mir künftig als Co-Trainer assistieren. Gerade im ersten Jahr der Fusion wollen wir vor allem auf bewährte Kräfte setzen. Später werden wir schauen, an welchen Stellschrauben wir noch drehen können.

DFB.de: Welche Veränderungen wird es sonst noch geben?

Pochert: Wir werden künftig die Vereinsfarben des FC Carl Zeiss Jena, Blau-Gelb-Weiß, deutschlandweit repräsentieren.

DFB.de: Wie ist der Zusammenschluss der beiden Vereine insgesamt aufgenommen worden?

Pochert: Die Fusion kam nicht kurzfristig zustande, sondern war schon von langer Hand geplant. In den vergangenen drei bis vier Jahren war es ein Dauerthema. Deshalb sind wir froh, dass jetzt alles geklappt hat. Wir gehen die kommenden Aufgaben mit viel Vorfreude an. Der neue Verein bietet uns neue Möglichkeiten, die wir nutzen wollen. Mit dem neuen Namen wollen wir auch über die Landesgrenze hinaus neue Sponsoren gewinnen.

DFB.de: Welche Möglichkeiten meinen Sie konkret?

Pochert: Wir können auf einen ganz anderen Sponsorenpool zurückgreifen. Die Geschäftsstelle im Stadion wird künftig von uns genutzt, dadurch haben wir kurze Wege. Der Name FC Carl Zeiss Jena hat grundsätzlich - nicht zuletzt wegen seiner großen Tradition - eine ganz andere Strahlkraft als unser vorheriger Vereinsname.

DFB.de: Wo werden die Heimspiele künftig ausgetragen? Wie haben sich die Trainingsbedingungen nach der Fusion verändert?

Pochert: Wir wollen unsere Heimspiele wie schon vor zwei Jahren auf dem Nebenplatz am Stadion austragen. Auf diesem Platz trägt auch die U 23 der Männer ihre Heimspiele in der Oberliga aus. Die Atmosphäre ist dort einfach besser, weil sich die 400 Zuschauer im großen Stadion verlaufen. (lacht) Auf dem Nebenplatz sind die Fans viel näher dabei.

DFB.de: Sie selbst hatten bislang ausschließlich im Nachwuchsbereich des FF USV Jena gearbeitet und zuletzt die U 17-Mädchenmannschaft betreut. Ab sofort sind Sie Cheftrainerin bei den Frauen. Wie kam es dazu?

Pochert: Die Verträge mit Trainer Christopher Heck und seinem Assistenten Thilo Osterbrink wurden nicht verlängert. Der Verein wollte auf dieser Position etwas verändern und hatte mich angesprochen. Wir haben in den vergangenen Jahren im Nachwuchsbereich etwas aufgebaut, dieses Konzept wollte der Verein fortführen. Ich kenne die Abläufe, den Nachwuchs und die Strukturen im Verein bestens. Von daher war es für mich auch eine logische Entscheidung, den nächsten Schritt in meiner Karriere zu gehen.

DFB.de: Wie sieht die Zusammenarbeit mit Abteilungsleiterin Susann Utes aus?

Pochert: Susann Utes ist meine unmittelbare Vorgesetzte und Ansprechpartnerin für alle sportlichen Belange. Wir sind im täglichen Austausch, sprechen über Verpflichtungen von Spielerinnen und über alle anderen Abläufe.

DFB.de: Als Aufsteiger war Ihre neue Mannschaft mit nur vier Punkten aus 22 Partien und ohne einen Sieg direkt wieder aus der FLYERALARM Frauen-Bundesliga abgestiegen, hatte am Saisonende 13 Zähler Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz. Wie groß ist aus Ihrer Sicht der Unterschied zur 2. Frauen-Bundesliga?

Pochert: Die Mannschaften, die in die FLYERALARM Frauen-Bundesliga aufsteigen, kämpfen in der Regel immer gegen den Abstieg. Das Gefälle ist vor allem deshalb so groß, weil die etablierten Bundesligavereine über wesentlich bessere wirtschaftliche Möglichkeiten verfügen. Dennoch ist der Klassenverbleib mit viel Engagement und Arbeit möglich.

DFB.de: Nach dem ersten Abstieg aus der Frauen-Bundesliga im Jahr 2018 war Jena sofort wieder aufgestiegen, konnte sich aber erneut nicht in der Liga halten. Was muss passieren, damit der neue Verein langfristig konkurrenzfähig bleibt?

Pochert: Wir dürfen uns nichts vormachen: Dafür muss insgesamt mehr Geld in den Frauenfußball fließen. Sobald dies gewährleistet ist, kann man Strukturen ausbauen und Spielerinnen nach Jena locken. Wir wollen aber erst einmal das nutzen, was uns der neue Verein bietet, setzen auf unsere gute Nachwuchsarbeit und wollen noch mehr jüngere Spielerinnen an den Kader der Frauenmannschaft heranführen.

DFB.de: Wie viele Spielerinnen sind den Weg nach dem Abstieg mitgegangen?

Pochert: Bis auf sieben Abgänge steht mir der bisherige Kader auch in der 2. Frauen-Bundesliga zur Verfügung. Aktuell haben wir 22 Spielerinnen im Aufgebot. Aus der U 17 wurden die Mittelfeldspielerinnen Hannah Lehmann und Hannah Mesch hochgezogen. Mit Annalena Breitenbach von der SGS Essen steht ein externer Zugang fest. Da die Transferperiode wegen der Corona-Pandemie bis Oktober verlängert wurde, haben wir ausreichend Zeit, um noch zwei bis drei Spielerinnen zu verpflichten.

DFB.de: Wann beginnt die Vorbereitung?

Pochert: Da wir nach der Corona-Pause noch bis Ende Juni gespielt haben, legen wir jetzt noch rund vier Wochen Pause ein, bevor ich am 18. August die erste Trainingseinheit leiten werde. Bis zum ersten Spieltag in der 2. Frauen-Bundesliga, der nach aktuellem Stand für Anfang Oktober geplant ist, werden wir uns intensiv vorbereiten.

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