FCA-Trainer Haidl: "Jeder Jahrgang hat seine eigene DNA"

Mit 13 Punkten aus den ersten fünf Spielen ist die U 17 des FC Augsburg in der Staffel Süd/Südwest der B-Junioren-Bundesliga Tabellenführer und so gut wie noch nie in die Saison gestartet. Trainer Andreas Haidl, der bereits seit 2015 für den FCA-Nachwuchs arbeitet, hat ein Spitzenteam geformt. Der 36-Jährige spricht im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Peter Haidinger über die Saisonziele.

DFB.de: Ihr Team ist nach fünf Spieltagen ungeschlagener Tabellenführer. Sind Sie rundum zufrieden oder muss in einigen Bereichen noch nachgebessert werden, Herr Haidl?

Andreas Haidl: Was die Ergebnisse anbelangt, sind wir sehr zufrieden. Beim jüngsten 2:1 bei der SpVgg Unterhaching haben wir allerdings zu viele Chancen liegengelassen, waren vor dem Tor nicht konsequent genug. Insgesamt müssen wir bei der Chancenverwertung effizienter werden. Gegen einen Gegner aus dem oberen Tabellendrittel kann man sich solche Nachlässigkeiten nicht leisten. Das ist aber ein Entwicklungsprozess, der bei jungen Spielern nicht von heute auf morgen abgeschlossen ist.

DFB.de: Was zeichnet Ihre Mannschaft in dieser Spielzeit besonders aus?

Haidl: Wir verfügen über einen extremen Teamgeist und profitieren auch davon, dass wir fast die komplette U 16-Mannschaft hochgezogen und in dieser Spielzeit keinen externen Neuzugang verpflichtet haben. Dass ist für eine U 17-Mannschaft in der Bundesliga wahrscheinlich deutschlandweit einzigartig. Wir schenken den Jungs viel Vertrauen und sie zahlen es mit guten Leistungen zurück.

DFB.de: Sie sind seit drei Jahren für die U 17 beim FCA verantwortlich. Wie sehr unterscheidet sich der aktuelle Kader von den vorherigen?

Haidl: Jeder Jahrgang ist anders und hat seine eigene DNA. Bereits in der vergangenen Saison hatten wir einen guten Kader, aber in diesem Jahr sind wir auch in der Breite ganz gut aufgestellt. Diesen Jahrgang zeichnet eine gute Balance zwischen Athletik und fußballerischer Klasse aus. Die Mannschaft ist willig und verfügt über eine gute Mentalität, will in jeder Übungs- oder Spielform immer gewinnen. Wir als Trainerteam leben eine gewisse Siegermentalität vor und die Spieler saugen das auf wie ein Schwamm.

DFB.de: Ihr Team ist seit der Einführung der dreigleisigen Bundesliga noch nie so gut gestartet. Wird in Augsburg bereits vom Staffelsieg geträumt?

Haidl: Klares Nein! Die TSG Hoffenheim, der FC Bayern München, der 1. FSV Mainz 05 und der VfB Stuttgart sind wahrscheinlich noch einen Tick weiter und deshalb die Favoriten. Wir haben uns sehr viel Selbstvertrauen erarbeitet, fühlen uns in der Underdogrolle wohl. Wir wissen aber auch, dass in einer verkürzten Spielrunde viel passieren kann.

DFB.de: Ihr Trainerkollege Danny Galm, der die U 17 der TSG Hoffenheim betreut, zählt den FC Augsburg zu den chancenreichen Titelaspiranten und meinte, dass Sie gerne ein wenig "tiefstapeln". Liegt er damit so falsch?

Haidl: Wir sind gut beraten, wenn wir den Ball nach fünf Spieltagen flach halten. (lacht) Bei genauerer Betrachtung des Spielplans sieht man, dass wir noch gegen keinen der vermeintlichen Favoriten gespielt haben. Warten wir es mal ab. Klar ist, dass auch ich meinem Team einiges zutraue.

DFB.de: Die B-Junioren-Bundesliga wird wegen der Auswirkungen der Corona-Pandemie in einer "einfachen Runde" ausgespielt. Kommt Ihnen das entgegen?

Haidl: Grundsätzlich finde ich den Modus mit der einfachen Runde sehr gut, weil dadurch eine terminliche Flexibilität geschaffen wurde, die gerade in diesen Zeiten sehr wichtig ist. Hätten wir keinen guten Start gehabt, wäre es vielleicht ein Nachteil gewesen. Nach dem gelungenen Start geht es jetzt darum, konstant die guten Leistungen abzurufen. Das zeichnet eine Topmannschaft aus und das müssen wir noch beweisen.

DFB.de: Mit nur einem Gegentor stellt der FCA auf die beste Defensive. Worauf legen Sie bei Ihrer Arbeit am meisten Wert?

Haidl: Eigentlich auf die Offensive. Der FC Augsburg mag es nicht, wenn seine Mannschaften passiv agieren. Wir wollen immer möglichst schnell den Ball haben und bei Verlust sofort zurückerobern. Die Defensive, die bekanntlich schon im Angriff anfängt, war vor der Saison eigentlich unser "Sorgenkind". Das Trainerteam hat gerade in diesem Bereich bislang gute Arbeit geleistet. Die Jungs haben das super angenommen und eine extreme Entwicklung gemacht. Das zeigt sich auch in den Ergebnissen.

DFB.de: Mit Julian Nagelsmann, Pellegrino Matarazzo, Florian Kohfeldt, Sebastian Hoeneß, Christian Streich, Manuel Baum, Markus Gisdol und nicht zuletzt auch FCA-Cheftrainer Heiko Herrlich sind viele ehemalige Nachwuchstrainer mittlerweile Cheftrainer in der Bundesliga. Welche persönlichen Ziele verfolgen Sie?

Haidl: Ich fühle mich pudelwohl im Nachwuchsbereich und finde, dass es viel zu wenig Trainer gibt, die ihre Aufgabe langfristig im Juniorenfußball sehen. Ganz ehrlich: Aktuell kann ich mir eine Tätigkeit im Profibereich nicht vorstellen.

DFB.de: Streben Sie denn mittelfristig eine Ausbildung zum Fußball-Lehrer an?

Haidl: Wenn sich für mich die Möglichkeit ergibt, wäre ich nicht abgeneigt. Ich bin seit 15 Jahren hauptberuflicher Fußballtrainer und lasse die Sache in aller Ruhe auf mich zukommen.

DFB.de: Warum hat es bei Ihnen als Aktiver nicht für den höherklassigen Fußball gereicht?

Haidl: In der Nachwuchsabteilung war ich für den TSV 1860 München und die SpVgg Unterhaching am Ball. Nach zwei Kreuzbandrissen, einmal links und einmal rechts, musste ich meine aktive Karriere beenden. Mein Körper war einfach nicht geschaffen für den Leistungssport. Frühzeitig eine Trainerkarriere zu starten, war offenbar kein Fehler. (lacht)

DFB.de: Zurück zu Ihrer Mannschaft: Wie lautet Ihre Zielsetzung für den weiteren Saisonverlauf?

Haidl: Vor der Saison hätte ich gesagt, dass wir bei fünf Absteigern möglichst früh den Klassenverbleib sichern wollen. Dass noch etwas mehr drin sein könnte, haben wir die bisherigen Spiele gezeigt. Nach unserem guten Start wollen wir jetzt auch möglichst lange oben dabeibleiben und wollen die vermeintlichen Favoriten ärgern.

DFB.de: Wäre die erstmalige Teilnahme an der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft ein Traum, den Sie sich mit Ihrer Mannschaft gerne erfüllen würden?

Haidl: Wenn wir fünf Spieltage vor dem Saisonende immer noch oben stehen, würde ich mit dieser Frage ernsthaft befassen. Aktuell ist das bei uns überhaupt kein Thema.

DFB.de: Die Durchlässigkeit beim FCA ist im Nachwuchs sehr hoch. Ist das der Weg, um trotz großer und wirtschaftlich starker Konkurrenz dauerhaft Erfolg zu haben?

Haidl: Diesen Weg, viele Spieler in die nächste Jahrgangsstufe zu bringen, sollten möglichst alle Nachwuchsleistungszentren verfolgen. Meiner Meinung nach wird zu oft zu viel ausgetauscht. Manchmal geht es nicht anders, weil jeder einzelne Spieler sich anders entwickelt. Beim FCA gilt aber: Bevor wir einen Zugang von außen holen, der genau so gut ist wie ein vergleichbarer Spieler unseres jüngeren Jahrgangs, dann halten wir lieber an unseren eigenen Talenten fest und geben ihnen etwas mehr Zeit, um sich zu entwickeln. Die Jungs in diesem und auch im zurückliegenden Jahrgang zahlen das in sie gesteckte Vertrauen definitiv zurück.

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Mit 13 Punkten aus den ersten fünf Spielen ist die U 17 des FC Augsburg in der Staffel Süd/Südwest der B-Junioren-Bundesliga Tabellenführer und so gut wie noch nie in die Saison gestartet. Trainer Andreas Haidl, der bereits seit 2015 für den FCA-Nachwuchs arbeitet, hat ein Spitzenteam geformt. Der 36-Jährige spricht im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Peter Haidinger über die Saisonziele.

DFB.de: Ihr Team ist nach fünf Spieltagen ungeschlagener Tabellenführer. Sind Sie rundum zufrieden oder muss in einigen Bereichen noch nachgebessert werden, Herr Haidl?

Andreas Haidl: Was die Ergebnisse anbelangt, sind wir sehr zufrieden. Beim jüngsten 2:1 bei der SpVgg Unterhaching haben wir allerdings zu viele Chancen liegengelassen, waren vor dem Tor nicht konsequent genug. Insgesamt müssen wir bei der Chancenverwertung effizienter werden. Gegen einen Gegner aus dem oberen Tabellendrittel kann man sich solche Nachlässigkeiten nicht leisten. Das ist aber ein Entwicklungsprozess, der bei jungen Spielern nicht von heute auf morgen abgeschlossen ist.

DFB.de: Was zeichnet Ihre Mannschaft in dieser Spielzeit besonders aus?

Haidl: Wir verfügen über einen extremen Teamgeist und profitieren auch davon, dass wir fast die komplette U 16-Mannschaft hochgezogen und in dieser Spielzeit keinen externen Neuzugang verpflichtet haben. Dass ist für eine U 17-Mannschaft in der Bundesliga wahrscheinlich deutschlandweit einzigartig. Wir schenken den Jungs viel Vertrauen und sie zahlen es mit guten Leistungen zurück.

DFB.de: Sie sind seit drei Jahren für die U 17 beim FCA verantwortlich. Wie sehr unterscheidet sich der aktuelle Kader von den vorherigen?

Haidl: Jeder Jahrgang ist anders und hat seine eigene DNA. Bereits in der vergangenen Saison hatten wir einen guten Kader, aber in diesem Jahr sind wir auch in der Breite ganz gut aufgestellt. Diesen Jahrgang zeichnet eine gute Balance zwischen Athletik und fußballerischer Klasse aus. Die Mannschaft ist willig und verfügt über eine gute Mentalität, will in jeder Übungs- oder Spielform immer gewinnen. Wir als Trainerteam leben eine gewisse Siegermentalität vor und die Spieler saugen das auf wie ein Schwamm.

DFB.de: Ihr Team ist seit der Einführung der dreigleisigen Bundesliga noch nie so gut gestartet. Wird in Augsburg bereits vom Staffelsieg geträumt?

Haidl: Klares Nein! Die TSG Hoffenheim, der FC Bayern München, der 1. FSV Mainz 05 und der VfB Stuttgart sind wahrscheinlich noch einen Tick weiter und deshalb die Favoriten. Wir haben uns sehr viel Selbstvertrauen erarbeitet, fühlen uns in der Underdogrolle wohl. Wir wissen aber auch, dass in einer verkürzten Spielrunde viel passieren kann.

DFB.de: Ihr Trainerkollege Danny Galm, der die U 17 der TSG Hoffenheim betreut, zählt den FC Augsburg zu den chancenreichen Titelaspiranten und meinte, dass Sie gerne ein wenig "tiefstapeln". Liegt er damit so falsch?

Haidl: Wir sind gut beraten, wenn wir den Ball nach fünf Spieltagen flach halten. (lacht) Bei genauerer Betrachtung des Spielplans sieht man, dass wir noch gegen keinen der vermeintlichen Favoriten gespielt haben. Warten wir es mal ab. Klar ist, dass auch ich meinem Team einiges zutraue.

DFB.de: Die B-Junioren-Bundesliga wird wegen der Auswirkungen der Corona-Pandemie in einer "einfachen Runde" ausgespielt. Kommt Ihnen das entgegen?

Haidl: Grundsätzlich finde ich den Modus mit der einfachen Runde sehr gut, weil dadurch eine terminliche Flexibilität geschaffen wurde, die gerade in diesen Zeiten sehr wichtig ist. Hätten wir keinen guten Start gehabt, wäre es vielleicht ein Nachteil gewesen. Nach dem gelungenen Start geht es jetzt darum, konstant die guten Leistungen abzurufen. Das zeichnet eine Topmannschaft aus und das müssen wir noch beweisen.

DFB.de: Mit nur einem Gegentor stellt der FCA auf die beste Defensive. Worauf legen Sie bei Ihrer Arbeit am meisten Wert?

Haidl: Eigentlich auf die Offensive. Der FC Augsburg mag es nicht, wenn seine Mannschaften passiv agieren. Wir wollen immer möglichst schnell den Ball haben und bei Verlust sofort zurückerobern. Die Defensive, die bekanntlich schon im Angriff anfängt, war vor der Saison eigentlich unser "Sorgenkind". Das Trainerteam hat gerade in diesem Bereich bislang gute Arbeit geleistet. Die Jungs haben das super angenommen und eine extreme Entwicklung gemacht. Das zeigt sich auch in den Ergebnissen.

DFB.de: Mit Julian Nagelsmann, Pellegrino Matarazzo, Florian Kohfeldt, Sebastian Hoeneß, Christian Streich, Manuel Baum, Markus Gisdol und nicht zuletzt auch FCA-Cheftrainer Heiko Herrlich sind viele ehemalige Nachwuchstrainer mittlerweile Cheftrainer in der Bundesliga. Welche persönlichen Ziele verfolgen Sie?

Haidl: Ich fühle mich pudelwohl im Nachwuchsbereich und finde, dass es viel zu wenig Trainer gibt, die ihre Aufgabe langfristig im Juniorenfußball sehen. Ganz ehrlich: Aktuell kann ich mir eine Tätigkeit im Profibereich nicht vorstellen.

DFB.de: Streben Sie denn mittelfristig eine Ausbildung zum Fußball-Lehrer an?

Haidl: Wenn sich für mich die Möglichkeit ergibt, wäre ich nicht abgeneigt. Ich bin seit 15 Jahren hauptberuflicher Fußballtrainer und lasse die Sache in aller Ruhe auf mich zukommen.

DFB.de: Warum hat es bei Ihnen als Aktiver nicht für den höherklassigen Fußball gereicht?

Haidl: In der Nachwuchsabteilung war ich für den TSV 1860 München und die SpVgg Unterhaching am Ball. Nach zwei Kreuzbandrissen, einmal links und einmal rechts, musste ich meine aktive Karriere beenden. Mein Körper war einfach nicht geschaffen für den Leistungssport. Frühzeitig eine Trainerkarriere zu starten, war offenbar kein Fehler. (lacht)

DFB.de: Zurück zu Ihrer Mannschaft: Wie lautet Ihre Zielsetzung für den weiteren Saisonverlauf?

Haidl: Vor der Saison hätte ich gesagt, dass wir bei fünf Absteigern möglichst früh den Klassenverbleib sichern wollen. Dass noch etwas mehr drin sein könnte, haben wir die bisherigen Spiele gezeigt. Nach unserem guten Start wollen wir jetzt auch möglichst lange oben dabeibleiben und wollen die vermeintlichen Favoriten ärgern.

DFB.de: Wäre die erstmalige Teilnahme an der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft ein Traum, den Sie sich mit Ihrer Mannschaft gerne erfüllen würden?

Haidl: Wenn wir fünf Spieltage vor dem Saisonende immer noch oben stehen, würde ich mit dieser Frage ernsthaft befassen. Aktuell ist das bei uns überhaupt kein Thema.

DFB.de: Die Durchlässigkeit beim FCA ist im Nachwuchs sehr hoch. Ist das der Weg, um trotz großer und wirtschaftlich starker Konkurrenz dauerhaft Erfolg zu haben?

Haidl: Diesen Weg, viele Spieler in die nächste Jahrgangsstufe zu bringen, sollten möglichst alle Nachwuchsleistungszentren verfolgen. Meiner Meinung nach wird zu oft zu viel ausgetauscht. Manchmal geht es nicht anders, weil jeder einzelne Spieler sich anders entwickelt. Beim FCA gilt aber: Bevor wir einen Zugang von außen holen, der genau so gut ist wie ein vergleichbarer Spieler unseres jüngeren Jahrgangs, dann halten wir lieber an unseren eigenen Talenten fest und geben ihnen etwas mehr Zeit, um sich zu entwickeln. Die Jungs in diesem und auch im zurückliegenden Jahrgang zahlen das in sie gesteckte Vertrauen definitiv zurück.

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