FC-Trainer Glass: "Position überm Strich verteidigen"

Der 1. FC Köln will mit Sascha Glass den Klassenverbleib in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga schaffen. Zum Jahresauftakt muss der FC am 9. Februar (ab 14 Uhr) als Drittletzter beim Vorletzten MSV Duisburg antreten. Im DFB.de-Interview erklärt der 47 Jahre alte Trainer seinen Wechsel vom SC Sand, die komplizierte Wohnungssuche in Köln und wie er zum Karneval steht.

DFB.de: Herr Glass, Ihr Kapitel beim SC Sand war sehr erfolgreich. Was hat Sie dazu bewogen, nun zum 1. FC Köln zu wechseln?

Sascha Glass: Es gab nicht den einen entscheidenden Grund. Vielmehr war es die Kombination aus verschiedenen Aspekten. Ich stand schon länger mit den FC-Verantwortlichen in Kontakt, schon seit Juli des vergangenen Jahres. Es hat sich abgezeichnet, dass ich eigentlich im kommenden Sommer die Mannschaft übernehmen sollte. Durch verschiedene Dinge, die aber intern bleiben sollten, sind wir dann gemeinsam zu dem Entschluss gekommen, dass ich schon jetzt hier Trainer werden soll. Ich danke vor allem auch dem SC Sand, dass die Verantwortlichen mir dort keine Steine in den Weg gelegt haben. Wir haben uns im Guten getrennt.

DFB.de: Haben Sie in Sand in den vergangenen zweieinhalb Jahren am absoluten Maximum gearbeitet? In Köln hingegen ist offenbar noch viel Luft nach oben. Ist das Ihre Perspektive?

Glass: So kann man es gut zusammenfassen. Es war klar, dass ich im Sommer auf jeden Fall in Sand Schluss machen werde. Wir hatten dort aus meiner Sicht mit den gegebenen Voraussetzungen sehr viel erreicht. Ich hatte dort eine großartige und intensive Zeit. Die Bedingungen mit der sehr speziellen Infrastruktur machen die Arbeit in Sand nicht einfach. Dafür ist es ein sehr familiärer Klub mit tollen Fans, mit denen wir im engen Austausch gestanden haben. Sie haben uns in ganz Deutschland unterstützt und sind uns hinterher gereist. Aber langfristig dort etwas aufzubauen, war schwierig. Nach jeder Saison haben uns einige Leistungsträgerinnen verlassen. Vor dieser Saison war es ganz extrem. 13 Spielerinnen haben wir verloren, acht davon waren absolute Stammkräfte. Für viele waren wir deshalb ein Abstiegskandidat. Aber Sand steht gut im Mittelfeld und wird unter normalen Umständen in dieser Saison den Klassenverbleib schaffen. Das ist unter den genannten Voraussetzungen eine kleine Sensation aus meiner Sicht, wenn man bedenkt, dass Sand nach der Hinrunde vor Potsdam und vor Freiburg stand. Wir haben immer hart an der Grenze gearbeitet. In Köln sehe ich wirklich eine tolle Perspektive und viel Luft nach oben. Gemeinsam mit den Verantwortlichen wollen wir hier langfristig etwas aufbauen. Die Infrastruktur ist gut, der Verein ist sehr professionell aufgestellt.

DFB.de: Welche sportliche Perspektive sehen Sie?

Glass: In diesem Jahr geht es natürlich einzig und alleine darum, den Abstieg zu verhindern. Vor allem sind es aktuell Jena, Duisburg und wir, die um den Klassenverbleib kämpfen. Die anderen Teams sind zu stark oder haben schon zu viele Punkte geholt. Im Moment stehen wir dank des besseren Torverhältnisses gegenüber Duisburg über dem Strich. Diese Position wollen wir verteidigen.

DFB.de: Und wenn es nicht klappt?

Glass: Dann müssen wir eben nochmal eine Runde durch die 2. Bundesliga drehen. Dadurch würde sich unser Zeitplan um ein Jahr verzögern. Das wäre bitter, aber kein Weltuntergang. Mein Vertrag hier gilt unabhängig von der Ligazugehörigkeit.

DFB.de: Am 9. Februar treten Sie im Nachholspiel direkt beim MSV Duisburg an. Ein extrem wichtiges Duell direkt zum Start für Sie?

Glass: Ja, natürlich. Wir sind nicht abgestiegen, wenn wir verlieren. Wir haben den Klassenerhalt nicht geschafft, wenn wir gewinnen. Aber klar ist, dass das eine richtungsweisende Begegnung ist.  Wir bereiten uns gewissenhaft darauf vor. Danach spielen wir in Potsdam und eine Woche später kommt Jena nach Köln. Die ersten Eindrücke stimmen mich sehr positiv, dass wir dort bestehen können und das Fundament für eine erfolgreiche zweite Saisonhälfte legen können, in der wir unsere Ziele erreichen werden. Wir haben alles in der eigenen Hand. Das ist das Schöne an unserer Situation. Im Moment sind wir nicht auf Ergebnisse der Konkurrenz angewiesen. So soll es bleiben.

DFB.de: Duisburg ist traditionell ein schwer zu bespielender Gegner.

Glass: Klar, das haben wir auch schon analysiert. Duisburg steht defensiv sehr gut und agiert viel mit langen Bällen. Darauf sind wir vorbereitet. Wir haben jetzt schon viel gearbeitet. Die Intensität ist hoch. Wir haben mehr Einheiten als geplant angesetzt, einige haben fast zweieinhalb Stunden gedauert. Es war mir wichtig, dass wir als Trainerteam hier einen neuen Reiz setzen. Darauf wollen wir jetzt aufbauen.

DFB.de: Um den 1. FC Köln von einer Fahrstuhlmannschaft zu einem dauerhaften Teil der Frauen-Bundesliga zu entwickeln?

Glass: Das ist unser Vorhaben. Zuletzt ist der Verein oft ab- und wieder aufgestiegen. Das wollen wir gemeinsam ändern.

DFB.de: Fühlt es sich nicht wie ein Rückschritt an, den Tabellensiebten zu verlassen und dafür den Drittletzten zu übernehmen?

Glass: Könnte man auf den ersten Blick so sehen. Aber für mich ist das zu kurz gegriffen. Ich habe den vielen Gesprächen mit den Verantwortlichen entnommen, dass sie den Frauenfußball sehr ernst nehmen und hier wirklich etwas entwickeln wollen. Der FC gehört in die Frauen-Bundesliga. Viele haben natürlich diesen Anspruch, aber wir haben die Voraussetzungen, um diesen auch umzusetzen.

DFB.de: Wie haben Sie die Stadt Köln bisher erlebt?

Glass: Als völlig fußballverrückt. Der FC ist überall präsent – bis hin zur Wohnungssuche bei mir.

DFB.de: Öffnen sich dann im wahrsten Sinne des Wortes Türen, wenn Sie sagen, dass Sie für den 1. FC Köln arbeiten?

Glass: Es ist auf jeden Fall kein Nachteil. Die Wohnungssituation in Köln ist ja grundsätzlich sehr kompliziert. Mit dem FC im Hintergrund ist einiges einfacher. Extrem viele Kölner identifizieren sich mit dem Verein. Die Stadt ist sehr eng mit dem Klub verbunden. Der FC hat mich schon immer gereizt. Es ist schön, jetzt tatsächlich hier zu sein.

DFB.de: Die Stadt ist nicht nur fußballverrückt. Das andere ganz wichtige Thema steuert gerade auf ihren Höhepunkt zu.

Glass: Der Karneval?

DFB.de: Genau.

Glass: Als ich mein Büro das erste Mal betreten habe, habe ich direkt die Eintrittskarte für die Karnevalssitzung des Vereins in die Hand gedrückt bekommen. Das sagt schon viel aus, denke ich. Das Spiel gegen Jena findet mitten im Trubel einen Tag vor Rosenmontag statt. Wir müssen zusehen, dass wir da einen guten Mittelweg finden. Einerseits sollen die Spielerinnen den Karneval natürlich genießen und in Maßen auch feiern. Andererseits ist die Begegnung für uns sehr, sehr wichtig. Ich bin sicher, dass wir das richtige Maß finden werden. Ich freue mich auf den Karneval. Ich war in dieser Zeit noch nie in Köln, habe aber schon viele tolle Geschichten davon gehört. Jetzt komme ich erstmals in den Genuss, live dabei zu sein.

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Der 1. FC Köln will mit Sascha Glass den Klassenverbleib in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga schaffen. Zum Jahresauftakt muss der FC am 9. Februar (ab 14 Uhr) als Drittletzter beim Vorletzten MSV Duisburg antreten. Im DFB.de-Interview erklärt der 47 Jahre alte Trainer seinen Wechsel vom SC Sand, die komplizierte Wohnungssuche in Köln und wie er zum Karneval steht.

DFB.de: Herr Glass, Ihr Kapitel beim SC Sand war sehr erfolgreich. Was hat Sie dazu bewogen, nun zum 1. FC Köln zu wechseln?

Sascha Glass: Es gab nicht den einen entscheidenden Grund. Vielmehr war es die Kombination aus verschiedenen Aspekten. Ich stand schon länger mit den FC-Verantwortlichen in Kontakt, schon seit Juli des vergangenen Jahres. Es hat sich abgezeichnet, dass ich eigentlich im kommenden Sommer die Mannschaft übernehmen sollte. Durch verschiedene Dinge, die aber intern bleiben sollten, sind wir dann gemeinsam zu dem Entschluss gekommen, dass ich schon jetzt hier Trainer werden soll. Ich danke vor allem auch dem SC Sand, dass die Verantwortlichen mir dort keine Steine in den Weg gelegt haben. Wir haben uns im Guten getrennt.

DFB.de: Haben Sie in Sand in den vergangenen zweieinhalb Jahren am absoluten Maximum gearbeitet? In Köln hingegen ist offenbar noch viel Luft nach oben. Ist das Ihre Perspektive?

Glass: So kann man es gut zusammenfassen. Es war klar, dass ich im Sommer auf jeden Fall in Sand Schluss machen werde. Wir hatten dort aus meiner Sicht mit den gegebenen Voraussetzungen sehr viel erreicht. Ich hatte dort eine großartige und intensive Zeit. Die Bedingungen mit der sehr speziellen Infrastruktur machen die Arbeit in Sand nicht einfach. Dafür ist es ein sehr familiärer Klub mit tollen Fans, mit denen wir im engen Austausch gestanden haben. Sie haben uns in ganz Deutschland unterstützt und sind uns hinterher gereist. Aber langfristig dort etwas aufzubauen, war schwierig. Nach jeder Saison haben uns einige Leistungsträgerinnen verlassen. Vor dieser Saison war es ganz extrem. 13 Spielerinnen haben wir verloren, acht davon waren absolute Stammkräfte. Für viele waren wir deshalb ein Abstiegskandidat. Aber Sand steht gut im Mittelfeld und wird unter normalen Umständen in dieser Saison den Klassenverbleib schaffen. Das ist unter den genannten Voraussetzungen eine kleine Sensation aus meiner Sicht, wenn man bedenkt, dass Sand nach der Hinrunde vor Potsdam und vor Freiburg stand. Wir haben immer hart an der Grenze gearbeitet. In Köln sehe ich wirklich eine tolle Perspektive und viel Luft nach oben. Gemeinsam mit den Verantwortlichen wollen wir hier langfristig etwas aufbauen. Die Infrastruktur ist gut, der Verein ist sehr professionell aufgestellt.

DFB.de: Welche sportliche Perspektive sehen Sie?

Glass: In diesem Jahr geht es natürlich einzig und alleine darum, den Abstieg zu verhindern. Vor allem sind es aktuell Jena, Duisburg und wir, die um den Klassenverbleib kämpfen. Die anderen Teams sind zu stark oder haben schon zu viele Punkte geholt. Im Moment stehen wir dank des besseren Torverhältnisses gegenüber Duisburg über dem Strich. Diese Position wollen wir verteidigen.

DFB.de: Und wenn es nicht klappt?

Glass: Dann müssen wir eben nochmal eine Runde durch die 2. Bundesliga drehen. Dadurch würde sich unser Zeitplan um ein Jahr verzögern. Das wäre bitter, aber kein Weltuntergang. Mein Vertrag hier gilt unabhängig von der Ligazugehörigkeit.

DFB.de: Am 9. Februar treten Sie im Nachholspiel direkt beim MSV Duisburg an. Ein extrem wichtiges Duell direkt zum Start für Sie?

Glass: Ja, natürlich. Wir sind nicht abgestiegen, wenn wir verlieren. Wir haben den Klassenerhalt nicht geschafft, wenn wir gewinnen. Aber klar ist, dass das eine richtungsweisende Begegnung ist.  Wir bereiten uns gewissenhaft darauf vor. Danach spielen wir in Potsdam und eine Woche später kommt Jena nach Köln. Die ersten Eindrücke stimmen mich sehr positiv, dass wir dort bestehen können und das Fundament für eine erfolgreiche zweite Saisonhälfte legen können, in der wir unsere Ziele erreichen werden. Wir haben alles in der eigenen Hand. Das ist das Schöne an unserer Situation. Im Moment sind wir nicht auf Ergebnisse der Konkurrenz angewiesen. So soll es bleiben.

DFB.de: Duisburg ist traditionell ein schwer zu bespielender Gegner.

Glass: Klar, das haben wir auch schon analysiert. Duisburg steht defensiv sehr gut und agiert viel mit langen Bällen. Darauf sind wir vorbereitet. Wir haben jetzt schon viel gearbeitet. Die Intensität ist hoch. Wir haben mehr Einheiten als geplant angesetzt, einige haben fast zweieinhalb Stunden gedauert. Es war mir wichtig, dass wir als Trainerteam hier einen neuen Reiz setzen. Darauf wollen wir jetzt aufbauen.

DFB.de: Um den 1. FC Köln von einer Fahrstuhlmannschaft zu einem dauerhaften Teil der Frauen-Bundesliga zu entwickeln?

Glass: Das ist unser Vorhaben. Zuletzt ist der Verein oft ab- und wieder aufgestiegen. Das wollen wir gemeinsam ändern.

DFB.de: Fühlt es sich nicht wie ein Rückschritt an, den Tabellensiebten zu verlassen und dafür den Drittletzten zu übernehmen?

Glass: Könnte man auf den ersten Blick so sehen. Aber für mich ist das zu kurz gegriffen. Ich habe den vielen Gesprächen mit den Verantwortlichen entnommen, dass sie den Frauenfußball sehr ernst nehmen und hier wirklich etwas entwickeln wollen. Der FC gehört in die Frauen-Bundesliga. Viele haben natürlich diesen Anspruch, aber wir haben die Voraussetzungen, um diesen auch umzusetzen.

DFB.de: Wie haben Sie die Stadt Köln bisher erlebt?

Glass: Als völlig fußballverrückt. Der FC ist überall präsent – bis hin zur Wohnungssuche bei mir.

DFB.de: Öffnen sich dann im wahrsten Sinne des Wortes Türen, wenn Sie sagen, dass Sie für den 1. FC Köln arbeiten?

Glass: Es ist auf jeden Fall kein Nachteil. Die Wohnungssituation in Köln ist ja grundsätzlich sehr kompliziert. Mit dem FC im Hintergrund ist einiges einfacher. Extrem viele Kölner identifizieren sich mit dem Verein. Die Stadt ist sehr eng mit dem Klub verbunden. Der FC hat mich schon immer gereizt. Es ist schön, jetzt tatsächlich hier zu sein.

DFB.de: Die Stadt ist nicht nur fußballverrückt. Das andere ganz wichtige Thema steuert gerade auf ihren Höhepunkt zu.

Glass: Der Karneval?

DFB.de: Genau.

Glass: Als ich mein Büro das erste Mal betreten habe, habe ich direkt die Eintrittskarte für die Karnevalssitzung des Vereins in die Hand gedrückt bekommen. Das sagt schon viel aus, denke ich. Das Spiel gegen Jena findet mitten im Trubel einen Tag vor Rosenmontag statt. Wir müssen zusehen, dass wir da einen guten Mittelweg finden. Einerseits sollen die Spielerinnen den Karneval natürlich genießen und in Maßen auch feiern. Andererseits ist die Begegnung für uns sehr, sehr wichtig. Ich bin sicher, dass wir das richtige Maß finden werden. Ich freue mich auf den Karneval. Ich war in dieser Zeit noch nie in Köln, habe aber schon viele tolle Geschichten davon gehört. Jetzt komme ich erstmals in den Genuss, live dabei zu sein.

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