FC St. Pauli: Fußball hinter Gefängnismauern

Am 28. März 1897 wurde Sepp Herberger in Mannheim geboren. Genau 125 Jahre später werden die Sepp-Herberger-Urkunden in Berlin vergeben. DFB.de stellt die diesjährigen Preisträger vor. Platz eins in der Kategorie Resozialisierung belegte der FC St. Pauli aus dem Hamburger Fußball-Verband.

Die Mauern sind nicht nur dick und hoch, sie werden zusätzlich auch noch von Kameras bewacht und mit Stacheldraht verstärkt. Bis zu 130 Jugendliche und junge Erwachsene verbüßen ihre Haftstrafen in der Jugendanstalt Schleswig. Einige davon sind Teil der Mannschaft "Anstoß für ein neues Leben", einer bundesweiten Initiative der DFB-Stiftung Sepp Herberger.

Patenschaft über JA Schleswig seit 2014

Einmal in der Woche haben die jugendlichen Strafgefangenen Fußballtraining. Dabei stehen neben dem Spaß am Fußballspielen vor allem Teamgeist, der Fair Play-Gedanke und der Erwerb weiterer sozialer Kompetenzen im Mittelpunkt. Der FC St. Pauli hat bereits 2014 die Patenschaft über die Fußballmannschaft der Jugendanstalt Schleswig übernommen.

"Diese Kooperation ist uns als Verein sehr wichtig, weil wir einen Beitrag zur Resozialisierung leisten möchten", sagt Dr. Natascha Clasen, die beim FC St. Pauli die sozialen Projekte koordiniert. "Fußball ist nicht nur ein wichtiger Motivator, sondern vermittelt auch Werte und soziale Kompetenzen, wie beispielsweise Teamfähigkeit, Toleranz, Kritikfähigkeit und Respekt." Ziel der Initiative "Anstoß für ein neues Leben" ist es, jungen Strafgefangenen systematische Unterstützung bei der sozialen und beruflichen Wiedereingliederung durch Partner aus Sport, Justiz und Arbeitsmarkt zu geben.

Ewald Lienen trainiert die Anstoß-Mannschaft

Der FC St. Pauli engagiert sich auf vielfältige Art und Weise in der Jugendanstalt Schleswig. Mindestens zweimal im Jahr besuchen Vertreterinnen und Vertreter des Vereins die Inhaftierten, um mit ihnen in den Austausch zu kommen, aber auch um gemeinsam Fußball zu spielen. Dafür waren bereits Profis aus dem Zweitligakader vor Ort. Zuletzt hat Ewald Lienen, der als Repräsentant für den FC St. Pauli tätig ist, dort eine Trainingseinheit der Anstoß-Mannschaft geleitet und später alle Fragen der Inhaftierten beantwortet. Zudem hat der frühere Bundesliga-Trainer die Anstoß-Mannschaft bei verschiedenen Turnieren betreut.

Auch das nächste Projekt ist bereits in Planung: Die St. Pauli-Verantwortlichen organisieren gerade mit dem Team der Jugendanstalt einen Besuch des Blindenfußball-Teams in der Jugendanstalt. Der FC St. Pauli hat sich Ende vergangenen Jahres die deutsche Meisterschaft im Blindenfußball gesichert.

Praktika für Inhaftierte im Verein

"In den vergangenen beiden Jahren waren die Möglichkeiten wegen der Pandemie und den Bestimmungen in der Haftanstalt sehr eingeschränkt", erläutert Natascha Clasen. "Wir alle haben die Hoffnung, dass sich die Lage zumindest in dieser Hinsicht etwas entspannt und wieder mehr möglich sein wird. Ideen dazu gibt es reichlich."

Denn eines ist klar: Der FC St. Pauli hat nicht nur sportlich ambitionierte Ziele, auch in sozialer Hinsicht ist noch vieles möglich. So ist beispielsweise angedacht, dass Inhaftierte, soweit es die Haftvorgaben erlauben, den FC St. Pauli bei Trainingseinheiten oder sogar Heimspielen besuchen. "Für uns ist selbstverständlich auch denkbar, dass wir Inhaftierten die Perspektive bieten, nach ihrer Entlassung bei uns ein Praktikum zu absolvieren", sagt St. Paulis CSR-Leiterin.

Einstieg in den Ausbildungsmarkt

Gemeinsam mit weiteren starken Partnern wie dem Schleswig-Holsteinischen Fußballverband, dem Berufsbildungszentrum Schleswig, der Agentur für Arbeit und dem Jobcenter Schleswig-Flensburg ist es so möglich, Grundlagen für den Einstieg in den Ausbildungsmarkt zu legen. Der FC St. Pauli zeigt – wie zahlreiche weitere Vereine in Deutschland - in vorbildlicher Art und Weise, welche Möglichkeiten der Fußball weit über die reinen sportlichen Aspekte bietet.

Der mit 12.500 Euro dotierte erste Preis bei den Sepp-Herberger-Awards 2022 in der Kategorie Resozialisierung geht an den FC St. Pauli. Auf Rang zwei folgt die SG 1927 Melbach in Kooperation mit der JVA Rockenberg aus dem Hessischen Fußball-Verband. Den dritten Platz belegt Swen Coralic mit dem SuS Grün-Weiß Barkenberg 72 aus dem Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen.

[sw]

Am 28. März 1897 wurde Sepp Herberger in Mannheim geboren. Genau 125 Jahre später werden die Sepp-Herberger-Urkunden in Berlin vergeben. DFB.de stellt die diesjährigen Preisträger vor. Platz eins in der Kategorie Resozialisierung belegte der FC St. Pauli aus dem Hamburger Fußball-Verband.

Die Mauern sind nicht nur dick und hoch, sie werden zusätzlich auch noch von Kameras bewacht und mit Stacheldraht verstärkt. Bis zu 130 Jugendliche und junge Erwachsene verbüßen ihre Haftstrafen in der Jugendanstalt Schleswig. Einige davon sind Teil der Mannschaft "Anstoß für ein neues Leben", einer bundesweiten Initiative der DFB-Stiftung Sepp Herberger.

Patenschaft über JA Schleswig seit 2014

Einmal in der Woche haben die jugendlichen Strafgefangenen Fußballtraining. Dabei stehen neben dem Spaß am Fußballspielen vor allem Teamgeist, der Fair Play-Gedanke und der Erwerb weiterer sozialer Kompetenzen im Mittelpunkt. Der FC St. Pauli hat bereits 2014 die Patenschaft über die Fußballmannschaft der Jugendanstalt Schleswig übernommen.

"Diese Kooperation ist uns als Verein sehr wichtig, weil wir einen Beitrag zur Resozialisierung leisten möchten", sagt Dr. Natascha Clasen, die beim FC St. Pauli die sozialen Projekte koordiniert. "Fußball ist nicht nur ein wichtiger Motivator, sondern vermittelt auch Werte und soziale Kompetenzen, wie beispielsweise Teamfähigkeit, Toleranz, Kritikfähigkeit und Respekt." Ziel der Initiative "Anstoß für ein neues Leben" ist es, jungen Strafgefangenen systematische Unterstützung bei der sozialen und beruflichen Wiedereingliederung durch Partner aus Sport, Justiz und Arbeitsmarkt zu geben.

Ewald Lienen trainiert die Anstoß-Mannschaft

Der FC St. Pauli engagiert sich auf vielfältige Art und Weise in der Jugendanstalt Schleswig. Mindestens zweimal im Jahr besuchen Vertreterinnen und Vertreter des Vereins die Inhaftierten, um mit ihnen in den Austausch zu kommen, aber auch um gemeinsam Fußball zu spielen. Dafür waren bereits Profis aus dem Zweitligakader vor Ort. Zuletzt hat Ewald Lienen, der als Repräsentant für den FC St. Pauli tätig ist, dort eine Trainingseinheit der Anstoß-Mannschaft geleitet und später alle Fragen der Inhaftierten beantwortet. Zudem hat der frühere Bundesliga-Trainer die Anstoß-Mannschaft bei verschiedenen Turnieren betreut.

Auch das nächste Projekt ist bereits in Planung: Die St. Pauli-Verantwortlichen organisieren gerade mit dem Team der Jugendanstalt einen Besuch des Blindenfußball-Teams in der Jugendanstalt. Der FC St. Pauli hat sich Ende vergangenen Jahres die deutsche Meisterschaft im Blindenfußball gesichert.

Praktika für Inhaftierte im Verein

"In den vergangenen beiden Jahren waren die Möglichkeiten wegen der Pandemie und den Bestimmungen in der Haftanstalt sehr eingeschränkt", erläutert Natascha Clasen. "Wir alle haben die Hoffnung, dass sich die Lage zumindest in dieser Hinsicht etwas entspannt und wieder mehr möglich sein wird. Ideen dazu gibt es reichlich."

Denn eines ist klar: Der FC St. Pauli hat nicht nur sportlich ambitionierte Ziele, auch in sozialer Hinsicht ist noch vieles möglich. So ist beispielsweise angedacht, dass Inhaftierte, soweit es die Haftvorgaben erlauben, den FC St. Pauli bei Trainingseinheiten oder sogar Heimspielen besuchen. "Für uns ist selbstverständlich auch denkbar, dass wir Inhaftierten die Perspektive bieten, nach ihrer Entlassung bei uns ein Praktikum zu absolvieren", sagt St. Paulis CSR-Leiterin.

Einstieg in den Ausbildungsmarkt

Gemeinsam mit weiteren starken Partnern wie dem Schleswig-Holsteinischen Fußballverband, dem Berufsbildungszentrum Schleswig, der Agentur für Arbeit und dem Jobcenter Schleswig-Flensburg ist es so möglich, Grundlagen für den Einstieg in den Ausbildungsmarkt zu legen. Der FC St. Pauli zeigt – wie zahlreiche weitere Vereine in Deutschland - in vorbildlicher Art und Weise, welche Möglichkeiten der Fußball weit über die reinen sportlichen Aspekte bietet.

Der mit 12.500 Euro dotierte erste Preis bei den Sepp-Herberger-Awards 2022 in der Kategorie Resozialisierung geht an den FC St. Pauli. Auf Rang zwei folgt die SG 1927 Melbach in Kooperation mit der JVA Rockenberg aus dem Hessischen Fußball-Verband. Den dritten Platz belegt Swen Coralic mit dem SuS Grün-Weiß Barkenberg 72 aus dem Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen.

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