FC livingroom Mainz: Im Verein zu Hause fühlen

Der kleine Fußball ist in Deutschland riesengroß. In fast 26.000 Vereinen wird unter dem Dach des DFB Fußball gespielt. Das Rampenlicht gehört normalerweise den Stars aus der Bundesliga und der Nationalmannschaft. Die heimlichen Helden aber spielen und engagieren sich woanders, in der Verbands-, Bezirks- oder Kreisliga, auf kleinen Sportplätzen.

Ihnen widmet sich DFB.de jeden Dienstag in seiner Serie. Sie zeigt, wie besonders der deutsche Fußballalltag ist. Heute: der FC livingroom Mainz, der etwas andere Verein.

Kirchenmitgliedschaft nicht notwendig

Bei den englischen Vokabeln "living room" denkt man erst mal ans heimische Wohnzimmer. Es klingt nach Gemütlichkeit, Geborgenheit und Füße hochlegen. Mit genau dieser Wohlfühlintention wurde 2007 in Mainz eine Gemeinde namens "livingroom" gegründet, die zu einer Freikirche gehört. Ihre Mitglieder sollen sich wie zu Hause fühlen. Seit wenigen Monaten gibt es auch den dazugehörigen Fußballklub, den FC livingroom.

Mit der häuslichen Gemütlichkeit ist es bei den Kickern nicht weit her. Schließlich kämpft die Mannschaft in der Kreisklasse Mainz-Bingen-Ost seit Anfang August um Punkte. Allerdings steht - in Anlehnung an den Vereinsnamen - nicht der Wettkampf, sondern ein anderer Aspekt im Vordergrund. "Der FC livingroom soll ein Ort sein, an dem die Freude des Fußballs vermittelt wird", sagt Vereinsgründer Vita Eisfeld, der selbst Mitglied der Freikirche ist. "Wer hierher kommt, soll sich wohlfühlen und Spaß haben."

Der junge Verein ist zwar nach der Kirche benannt, aber autark. "Das ist ganz wichtig, die Spieler unserer Mannschaft müssen kein Mitglied der Jugendkirche livingroom sein", betont Eisfeld. Der Initiator des Klubs nimmt möglichen Kritikern, denen der christliche Hintergrund ein Dorn im Auge sein könnte, damit gleich den Wind aus den Segeln. Der Verein diene nicht dazu, die Leute mit der ersten Ballberührung zu taufen, sagt der 25-Jährige. "Der FCL ist zwar an die Kirche angebunden, aber wir sind nur eines von zahlreichen Projekten."

"Wenn du nichts kannst, bist du genau der Richtige"

Stattdessen soll der Klub ein Auffangbecken für all jene sein, die ihr Hobby Fußball lieben und es andernorts nicht recht ausleben können oder wollen. "Wir möchten Jungs, die sich woanders vielleicht nicht trauen würden, die Möglichkeit geben, im Verein Fußball zu spielen", unterstreicht Eisfeld. "Jeder kann zu uns kommen, auch wenn er noch nie vereinsmäßig gekickt hat oder denkt, er könne gar nicht Fußball spielen. Ich sage unseren Zugängen immer: ’Wenn du nichts kannst, bist du genau der Richtige.’"

Argumente, die bei Gesprächen mit potenziellen Neuen ziehen. "Wenn ich das interessierten Spielern so schildere, sind sie schon begeistert", berichtet der ehemalige Sport- und BWL-Student, der selbst die Stiefel für den FCL schnürt und als Trainer und Manager die Geschicke des jungen Vereins lenkt. Eisfeld ist Inhaber des C-Scheins im Fußball und der A-Lizenz als Fitnesstrainer.

Der Torwart ist 58 und hat Riesenspaß

Ihm ist es auch zu verdanken, dass es den Verein überhaupt gibt. "Der Traum, eine Mannschaft zu gründen, ist bei mir vor etwa einem Jahr gereift", sagt Eisfeld. Interessierte Mitstreiter fanden sich schnell, auch der erste Satz Trikots lag rasch bereit. Weil Eisfeld während seines Studiums ein Praktikum bei einem großen Sportartikelhersteller gemacht hatte, konnte er zur Gründung seine Kontakte spielen lassen und besorgte seiner Elf brandneue Jerseys.

Auch ein geeigneter Platz war schnell gefunden. Der FC livingroom trainiert zweimal die Woche auf dem Hartplatz von Croatia Mainz, die Punktspiele werden auf dem Kunstrasen des Mainzer Stadtteilklubs Alemannia Laubenheim ausgetragen.

Die Rahmenbedingungen stimmen also, auch innerhalb der Mannschaft passt alles. Der Altersdurchschnitt des neuen Teams ist sehr gering. "Wir haben sehr viele Studenten, die meisten Jungs sind so um die 22 oder 23 Jahre alt", erzählt Eisfeld und ergänzt lachend: "Nur unser Torwart fällt aus dem Rahmen. Er ist bereits 58 Jahre alt, hat aber einen Riesenspaß."

Nächstenliebe, Fairness und Respekt

Mit der Entwicklung ist der Vereinsgründer sehr zufrieden. "Am Anfang waren wir zehn bis 15 Leute, innerhalb von wenigen Monaten ist die Zahl unserer Fußballer auf 35 angewachsen", sagt er. "Und die Tendenz ist weiter steigend." Die Mischung macht seiner Meinung nach den Reiz des neuen Klubs aus: "Die eine Hälfte hat schon höherklassig gespielt, die andere Hälfte sind absolute Neuanfänger."

Obwohl eine Mitgliedschaft in der Kirche nicht Pflicht ist, sollen christliche Tugenden im Wettkampf transportiert werden. Werte wie Nächstenliebe, Fairness und Respekt hat sich der junge Klub auf die Fahne geschrieben. Das klingt wieder ein bisschen nach Zuhause.

Das meinen die DFB.de-User:

"Toll! Endlich mal ein Fußballverein mit Werten, die über den Fußball hinaus gehen. Viel Erfolg!" (Ruben Grieco, Holzgerlingen)

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Der kleine Fußball ist in Deutschland riesengroß. In fast 26.000 Vereinen wird unter dem Dach des DFB Fußball gespielt. Das Rampenlicht gehört normalerweise den Stars aus der Bundesliga und der Nationalmannschaft. Die heimlichen Helden aber spielen und engagieren sich woanders, in der Verbands-, Bezirks- oder Kreisliga, auf kleinen Sportplätzen.

Ihnen widmet sich DFB.de jeden Dienstag in seiner Serie. Sie zeigt, wie besonders der deutsche Fußballalltag ist. Heute: der FC livingroom Mainz, der etwas andere Verein.

Kirchenmitgliedschaft nicht notwendig

Bei den englischen Vokabeln "living room" denkt man erst mal ans heimische Wohnzimmer. Es klingt nach Gemütlichkeit, Geborgenheit und Füße hochlegen. Mit genau dieser Wohlfühlintention wurde 2007 in Mainz eine Gemeinde namens "livingroom" gegründet, die zu einer Freikirche gehört. Ihre Mitglieder sollen sich wie zu Hause fühlen. Seit wenigen Monaten gibt es auch den dazugehörigen Fußballklub, den FC livingroom.

Mit der häuslichen Gemütlichkeit ist es bei den Kickern nicht weit her. Schließlich kämpft die Mannschaft in der Kreisklasse Mainz-Bingen-Ost seit Anfang August um Punkte. Allerdings steht - in Anlehnung an den Vereinsnamen - nicht der Wettkampf, sondern ein anderer Aspekt im Vordergrund. "Der FC livingroom soll ein Ort sein, an dem die Freude des Fußballs vermittelt wird", sagt Vereinsgründer Vita Eisfeld, der selbst Mitglied der Freikirche ist. "Wer hierher kommt, soll sich wohlfühlen und Spaß haben."

Der junge Verein ist zwar nach der Kirche benannt, aber autark. "Das ist ganz wichtig, die Spieler unserer Mannschaft müssen kein Mitglied der Jugendkirche livingroom sein", betont Eisfeld. Der Initiator des Klubs nimmt möglichen Kritikern, denen der christliche Hintergrund ein Dorn im Auge sein könnte, damit gleich den Wind aus den Segeln. Der Verein diene nicht dazu, die Leute mit der ersten Ballberührung zu taufen, sagt der 25-Jährige. "Der FCL ist zwar an die Kirche angebunden, aber wir sind nur eines von zahlreichen Projekten."

"Wenn du nichts kannst, bist du genau der Richtige"

Stattdessen soll der Klub ein Auffangbecken für all jene sein, die ihr Hobby Fußball lieben und es andernorts nicht recht ausleben können oder wollen. "Wir möchten Jungs, die sich woanders vielleicht nicht trauen würden, die Möglichkeit geben, im Verein Fußball zu spielen", unterstreicht Eisfeld. "Jeder kann zu uns kommen, auch wenn er noch nie vereinsmäßig gekickt hat oder denkt, er könne gar nicht Fußball spielen. Ich sage unseren Zugängen immer: ’Wenn du nichts kannst, bist du genau der Richtige.’"

Argumente, die bei Gesprächen mit potenziellen Neuen ziehen. "Wenn ich das interessierten Spielern so schildere, sind sie schon begeistert", berichtet der ehemalige Sport- und BWL-Student, der selbst die Stiefel für den FCL schnürt und als Trainer und Manager die Geschicke des jungen Vereins lenkt. Eisfeld ist Inhaber des C-Scheins im Fußball und der A-Lizenz als Fitnesstrainer.

Der Torwart ist 58 und hat Riesenspaß

Ihm ist es auch zu verdanken, dass es den Verein überhaupt gibt. "Der Traum, eine Mannschaft zu gründen, ist bei mir vor etwa einem Jahr gereift", sagt Eisfeld. Interessierte Mitstreiter fanden sich schnell, auch der erste Satz Trikots lag rasch bereit. Weil Eisfeld während seines Studiums ein Praktikum bei einem großen Sportartikelhersteller gemacht hatte, konnte er zur Gründung seine Kontakte spielen lassen und besorgte seiner Elf brandneue Jerseys.

Auch ein geeigneter Platz war schnell gefunden. Der FC livingroom trainiert zweimal die Woche auf dem Hartplatz von Croatia Mainz, die Punktspiele werden auf dem Kunstrasen des Mainzer Stadtteilklubs Alemannia Laubenheim ausgetragen.

Die Rahmenbedingungen stimmen also, auch innerhalb der Mannschaft passt alles. Der Altersdurchschnitt des neuen Teams ist sehr gering. "Wir haben sehr viele Studenten, die meisten Jungs sind so um die 22 oder 23 Jahre alt", erzählt Eisfeld und ergänzt lachend: "Nur unser Torwart fällt aus dem Rahmen. Er ist bereits 58 Jahre alt, hat aber einen Riesenspaß."

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Nächstenliebe, Fairness und Respekt

Mit der Entwicklung ist der Vereinsgründer sehr zufrieden. "Am Anfang waren wir zehn bis 15 Leute, innerhalb von wenigen Monaten ist die Zahl unserer Fußballer auf 35 angewachsen", sagt er. "Und die Tendenz ist weiter steigend." Die Mischung macht seiner Meinung nach den Reiz des neuen Klubs aus: "Die eine Hälfte hat schon höherklassig gespielt, die andere Hälfte sind absolute Neuanfänger."

Obwohl eine Mitgliedschaft in der Kirche nicht Pflicht ist, sollen christliche Tugenden im Wettkampf transportiert werden. Werte wie Nächstenliebe, Fairness und Respekt hat sich der junge Klub auf die Fahne geschrieben. Das klingt wieder ein bisschen nach Zuhause.

Das meinen die DFB.de-User:

"Toll! Endlich mal ein Fußballverein mit Werten, die über den Fußball hinaus gehen. Viel Erfolg!" (Ruben Grieco, Holzgerlingen)