FC Bayern: Vizemeister sucht die Sieger-Mentalität

Nein. Einfach sind die Zeiten nicht, die der FC Bayern München gerade durchlebt. Während das Männer-Team schon seit Längerem nach seiner Form sucht, geraten nun auch die Frauen ins Straucheln. Dabei war es doch das Team von Trainer Günther Wörle, das noch zu Saisonbeginn für Furore sorgte – in der Frauen-Bundesliga, der Champions League und dem DFB-Pokal. Zu jener Zeit verkörperten die Bayern-Frauen das, was den Männern offenbar abhanden gekommen war: Die Mir-san-mir-Mentalität.

Und jetzt? Herrscht Tristesse beim Vizemeister. Innerhalb von nur vier Tagen platzten gleich zwei Träume der Bayern. Zuerst schied man im Achtelfinale der Champions League gegen Montpellier auf eigenem Platz nach einem 0:1 in der Verlängerung aus. Zudem verpasste das Team den ersehnten Sprung ins Viertelfinale des DFB-Pokals: Gegen den VfL Wolfsburg gab es ein bitteres 1:3. Nur eine Woche danach kam es zum überraschenden Unentschieden gegen Aufsteiger TeBe Berlin. Der Abstand zur Tabellenspitze der Frauen-Bundesliga beträgt nunmehr sechs Punkte.

Rückschläge haben vielfältige Ursachen

Grund genug für Trainer Günther Wörle, um Tacheles zu reden. Am Montag kam es zwischen Mannschaft und Sportlicher Leitung zu einer offenen und konstruktiven Aussprache. "Wir haben alles angesprochen und ich bin mit einem positiven Gefühl aus diesem Gespräch gegangen", berichtet der Trainer, der vor seiner größten Herausforderung bei den Bayern steht, seit er 2008 die Nachfolge von Sissy Raith antrat. Zweifellos hätten die letzten Rückschläge auch mentale Kraft gekostet, bekennt der Coach. "Wer jemals selbst Fußball gespielt hat ahnt, wie es nach solchen Erlebnissen in einem aussieht." Gleichwohl glaubt der Trainer an seine Mannschaft. Weil er weiß, wie die Rückschläge zustande gekommen sind.

Punkt 1: Die Verletztenmisere. Über Wochen fehlten den Bayern wichtige Stammspielerinnen, lange Zeit musste Günther Wörle auf zehn Leistungsträgerinnen verzichten. Die Folge: Das Gros des Teams musste durchspielen, auch in den vielen englischen Wochen, die durch die Begegnungen in der Bundesliga, dem DFB-Pokal und der Champions League anstanden. Noch zu Beginn konnte das die Mannschaft gut kompensieren. "Doch dann hat man immer am Ende dieser Phasen gemerkt, dass die Kraft und Konzentration nachgelassen hat", erklärt der 60-Jährige.

Wörle: "Wir haben Lehrgeld bezahlt"

Punkt 2: Die ungewohnte Belastung. Noch nie starteten die Bayern in der Champions League, die Teilnahme an drei Wettbewerben war gänzliches Neuland für das Team. Nicht nur die zusätzliche Belastung war eine neue Erfahrung für den Klub. Auch die äußeren Umstände. Im Achtelfinal-Hinspiel trat das Team in Montpellier vor 6000 Zuschauern auf. "Daran muss man sich auch erstmal gewöhnen. Für uns war das alles neu", räumt Günther Wörle ein. "Wir haben Lehrgeld gezahlt."

Punkt 3: Die Champions League-Qualifikation. Ende Juli musste Bayern als Vizemeister schon in der Qualifikation zur europäischen Königsklasse ran. Stieg folglich deshalb als erstes Team der Bundesliga in die Vorbereitung ein. "Wir sind wirklich sehr früh gestartet", sagt Günther Wörle, "Und ein Motor ohne Benzin stottert irgendwann eben." Freilich sucht der Trainer keine Ausreden, akzeptiert das Ausscheiden in zwei Wettbewerben und will "den Blick jetzt nur noch nach vorne richten. Wir müssen uns jetzt voll auf die Bundesliga konzentrieren. Zwangsläufig. Und da gilt es in den letzten drei Spielen vor der Winterpause zu punkten, um nicht noch mehr Boden zur Spitze zu verlieren."



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Nein. Einfach sind die Zeiten nicht, die der FC Bayern München gerade durchlebt. Während das Männer-Team schon seit Längerem nach seiner Form sucht, geraten nun auch die Frauen ins Straucheln. Dabei war es doch das Team von Trainer Günther Wörle, das noch zu Saisonbeginn für Furore sorgte – in der Frauen-Bundesliga, der Champions League und dem DFB-Pokal. Zu jener Zeit verkörperten die Bayern-Frauen das, was den Männern offenbar abhanden gekommen war: Die Mir-san-mir-Mentalität.

Und jetzt? Herrscht Tristesse beim Vizemeister. Innerhalb von nur vier Tagen platzten gleich zwei Träume der Bayern. Zuerst schied man im Achtelfinale der Champions League gegen Montpellier auf eigenem Platz nach einem 0:1 in der Verlängerung aus. Zudem verpasste das Team den ersehnten Sprung ins Viertelfinale des DFB-Pokals: Gegen den VfL Wolfsburg gab es ein bitteres 1:3. Nur eine Woche danach kam es zum überraschenden Unentschieden gegen Aufsteiger TeBe Berlin. Der Abstand zur Tabellenspitze der Frauen-Bundesliga beträgt nunmehr sechs Punkte.

Rückschläge haben vielfältige Ursachen

Grund genug für Trainer Günther Wörle, um Tacheles zu reden. Am Montag kam es zwischen Mannschaft und Sportlicher Leitung zu einer offenen und konstruktiven Aussprache. "Wir haben alles angesprochen und ich bin mit einem positiven Gefühl aus diesem Gespräch gegangen", berichtet der Trainer, der vor seiner größten Herausforderung bei den Bayern steht, seit er 2008 die Nachfolge von Sissy Raith antrat. Zweifellos hätten die letzten Rückschläge auch mentale Kraft gekostet, bekennt der Coach. "Wer jemals selbst Fußball gespielt hat ahnt, wie es nach solchen Erlebnissen in einem aussieht." Gleichwohl glaubt der Trainer an seine Mannschaft. Weil er weiß, wie die Rückschläge zustande gekommen sind.

Punkt 1: Die Verletztenmisere. Über Wochen fehlten den Bayern wichtige Stammspielerinnen, lange Zeit musste Günther Wörle auf zehn Leistungsträgerinnen verzichten. Die Folge: Das Gros des Teams musste durchspielen, auch in den vielen englischen Wochen, die durch die Begegnungen in der Bundesliga, dem DFB-Pokal und der Champions League anstanden. Noch zu Beginn konnte das die Mannschaft gut kompensieren. "Doch dann hat man immer am Ende dieser Phasen gemerkt, dass die Kraft und Konzentration nachgelassen hat", erklärt der 60-Jährige.

Wörle: "Wir haben Lehrgeld bezahlt"

Punkt 2: Die ungewohnte Belastung. Noch nie starteten die Bayern in der Champions League, die Teilnahme an drei Wettbewerben war gänzliches Neuland für das Team. Nicht nur die zusätzliche Belastung war eine neue Erfahrung für den Klub. Auch die äußeren Umstände. Im Achtelfinal-Hinspiel trat das Team in Montpellier vor 6000 Zuschauern auf. "Daran muss man sich auch erstmal gewöhnen. Für uns war das alles neu", räumt Günther Wörle ein. "Wir haben Lehrgeld gezahlt."

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Punkt 3: Die Champions League-Qualifikation. Ende Juli musste Bayern als Vizemeister schon in der Qualifikation zur europäischen Königsklasse ran. Stieg folglich deshalb als erstes Team der Bundesliga in die Vorbereitung ein. "Wir sind wirklich sehr früh gestartet", sagt Günther Wörle, "Und ein Motor ohne Benzin stottert irgendwann eben." Freilich sucht der Trainer keine Ausreden, akzeptiert das Ausscheiden in zwei Wettbewerben und will "den Blick jetzt nur noch nach vorne richten. Wir müssen uns jetzt voll auf die Bundesliga konzentrieren. Zwangsläufig. Und da gilt es in den letzten drei Spielen vor der Winterpause zu punkten, um nicht noch mehr Boden zur Spitze zu verlieren."

Hoffen auf den "Potsdam-Effekt"

Gegen den Hamburger SV, den FCR 2001 Duisburg und die SG Essen-Schönebeck müssen die Bayern noch antreten. Hoffnung macht die Rückkehr von Nationalspielerin Isabell Bachor, die nach langer Verletzungspause wieder im Kader steht. Europameisterin Melanie Behringer kann mit einer Fersenverletzung dagegen noch nicht wieder dabei sein. Trotzdem ist Günther Wörle zuversichtlich. "Wenn wir bis zur Winterpause dran bleiben, geht noch was."

Denn in der zweiten Saisonhälfte, so des Trainers Rechnung, könne man mit vollständigem Kader wieder angreifen. Zudem bestreiten die Bayern die Mehrzahl ihrer restlichen Spiele im heimischen Stadion. Dass das Team dann eine Aufholjagd starten kann, ist jedenfalls nicht ausgeschlossen. Die Hoffnung auf den "Potsdam-Effekt" ist jedenfalls groß. "Potsdam hatte vergangene Saison zwischenzeitlich auch niemand mehr auf der Rechnung", erklärt Günther Wörle. Wie die Geschichte ausging ist leidlich bekannt. Der 1. FFC Turbine Potsdam wurde am letzten Spieltag Deutscher Meister – vor den Bayern, denen nur ein Tor zum Glück fehlte.