Fast wie Lewandowski: Vier Heynckes-Tore in 24 Minuten

Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Der Historiker und Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

28. September

Vor 50 Jahren erreicht 1860 München durch ein müheloses 4:0 über Malmö FF die zweite Runde des Messepokals. Die bereits im Hinspiel (0:3) erfolgreichen Rudi Brunnenmeier, Hans Rebele und Peter Grosser treffen erneut, zu ihnen gesellt sich noch Hans Rebele.

Am selben Tag trennen sich der 1. FC Nürnberg und der FC Everton 1:1. Hier ist es erst das Hinspiel. Die Führung der Gastgeber durch Hans Greif (24.) hält bis zur 50. Minute. Die Nürnberger beklagen die rabiate Gangart der Engländer, im Sport Magazin steht: "Die meisten englischen Abwehrspieler handelten nach der Parole: zuerst en Mann, dann den Ball!"

Vor 30 Jahren gibt es in der Bundesliga keine Unentschieden. Werder Bremen ist auch nach neun Spielen ungeschlagen und marschiert nach dem 3:2 in Bochum vorneweg. Das Verfolgerquartett (Gladbach, Bayern, Kaiserslautern und Waldhof Mannheim) liegt drei Zähler zurück, wobei Meister FC Bayern bei Schlusslicht Fortuna Düsseldorf mit 0:4 unter die Räder gerät. Es ist die höchste Bayernniederlage seit vier Jahren. Noch in der Kabine findet eine Krisensitzung mit Vorstand statt. Neues Schlusslicht ist Borussia Dortmund nach einem 0:2 in Kaiserslautern, das auf dem Betzenberg seit 14 Spielen ungeschlagen ist. Die Tore erzielen Andreas Brehme per Elfmeter und Thomas Allofs.

Vor 25 Jahren finden gleich drei Freitagspiele statt. Dabei gelingt Bremens Uli Borowka im Topspiel gegen Bayern München ein spektakuläres Tor aus 35 Metern ins Dreieck. Es bleibt das einzige im Weserstadion und beendet die Superserie des Meisters (23-mal ungeschlagen). Zweiter Sieger des Abends ist der 1. FC Kaiserslautern, der durch ein 2:1 über Bayer Leverkusen die Tabellenführung ausbaut. Aufsteiger Hertha BSC wartet nach dem 0:2 in Mönchengladbach auch nach acht Spielen noch auf den ersten Saisonsieg.

Vor 15 Jahren gewinnt die DFB-Frauenauswahl bei den Olympischen Spielen in Sydney im kleinen Finale gegen Brasilien die Bronzemedaille. Renate Lingor und Birgit Prinz treffen zum 2:0.

Vor zehn Jahren holt Schalke 04 gegen den AC Milan den ersten Punkt in der Champions League 2005/2006. Dabei hätte es schlechter kaum beginnen können, Clarence Seedorf trifft bereits nach 21 Sekunden für die Italiener. Sören Larsen gleicht aber postwendend aus und nach Schewtschenkos Kopfball-Tor (50.) rettet der zwei Minuten zuvor eingewechselte Hamit Altintop noch das Unentschieden. Die Mehrheit der 53.400 Fans verabschiedet die Rangnick-Mannschaft mit Beifall.

29. September

Vor 80 Jahren blamiert sich der HSV in der Gauliga Nord im Derby gegen den Eimsbütteler TV. Vor 8000 Zuschauern quittieren die Hamburger eine 0:7-Heimniederlage, Rudolf Noack fliegt zu allem Überdruss nach einem Frustfoul vom Platz. Der Fußball tadelt: "In Ehren zu unterliegen, ist keine Schande. Aber wie heute der HSV unterging, ist bestimmt kein Ruhmesblatt in der Geschichte des alten traditionsreichen Klubs am Rothenbaum." In Fürth strömen 11.000 zum Frankenderby gegen den Club, der durch ein Tor von Wilhelm Spieß 1:0 gewinnt.

Am selben Tag treffen in der Schalker Glückauf-Kampfbahn die Gauauswahlen Westfalens und des Niederrheins aufeinander. Westfalen besteht ausschließlich aus Schalker Spielern, was das große Publikumsinteresse trotz schlechten Wetters - 40.000 bevölkern ein Stadion mit 30.000 Plätzen - erklärt. Westfalen gewinnt mit 4:2, Adolf Urban (2), Fritz Szepan und Ernst Pörtgen treffen.

Vor 75 Jahren findet im deutschen Pokal das Achtelfinale statt. Für Meister Schalke 04 ist bereits Endstation, in Fürth unterliegt die Elf um Fritz Szepan Ernst Kuzorra mit 1:2. Die Kulisse am Ronhof (16.000) wird nur am Stuttgarter Degerloch übertroffen, wo 20.000 jedoch ein 1:5 der Kickers gegen Rapid Wien erleben. Fortuna Düsseldorf gewinnt bei Eintracht Frankfurt mit 3:2, obwohl mit Ernst Albrecht ein Feldspieler das Tor hüten muss, da sie verletzungsbedingt ohne Torwart angereist ist. Titelverteidiger 1. FC Nürnberg obsiegt mühsam 1:0 bei Union Oberschöneweide in Berlin. Spektakulär verläuft das Wiener Derby zwischen dem SK und Wacker. Wacker führt bereits 4:1, der SK gleicht aus und nach 90 Minuten steht es 5:5. In der 99. Minute entscheidet Franz Jellineks 6:5 das Drama zu Gunsten des SK. Klarere Heimsiege gelingen dem VfB Königsberg (5:1 über BUEV Danzig), Schwarz-Weiß Essen (5:2 contra SG Eschweiler, vier Tore vom künftigen Nationalspieler Horst Trimhold) und Dresdner SC (6:0 contra RW Frankfurt), für den Helmut Schöns Tor den Schlusspunkt setzt.

Vor 25 Jahren gibt es in den sechs Samstagspartien der Bundesliga keinen Heimsieg. Dafür Bewegung an der Spitze. So schießt Andreas Möller Eintracht Frankfurt zum 1:0 beim HSV und damit auf den zweiten Platz hinter dem 1. FC Kaiserslautern. Für großes Aufsehen sorgt das 4:1 von Aufsteiger Wattenscheid 09 beim desolaten VfB Stuttgart, der zur Pause noch führt. VfB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder sagt: "Ich bin seit 15 Jahren im Amt, heute schäme ich mich zum ersten Mal für die Mannschaft." Frust auch bei Kölns Trainer Erich Rutemöller, auf den der Mannschaftsbus nach der 0:1-Heimniederlage gegen Dortmund nicht wartet. Ein Journalist bringt ihn seinen Spielern wieder näher und fährt ihn zum Vereinsheim.

Vor 20 Jahren wartet der HSV auch nach acht Spielen noch auf den ersten Sieg. In Uerdingen erreicht die Mannschaft von Benno Möhlmann bereits das sechste Remis, was bei der gerade eingeführten Drei-Punkte-Regelung nicht mehr viel zählt. Ortsrivale FC St. Pauli muss an diesem Freitag schon seine dritte Heimniederlage (1:3 vs. VfB Stuttgart) quittieren. Dabei müssen die Schwaben ab der 56. Minute (Rot für Marco Haber) in Unterzahl spielen, bauen den Vorsprung aber sogar noch aus. Pauli-Trainer Uli Maslo: "So können wir den Klassenerhalt nicht schaffen."

Vor zehn Jahren erreichen nur drei von fünf Bundesligisten die Gruppenphase des UEFA-Pokals. Der erste internationale Auftritt des FSV Mainz 05 endet jäh, in der ersten UEFA-Cup-Hauptrunde unterliegen die Nullfünfer im Frankfurter Ausweichquartier dem FC Sevilla mit 0:2. Sie ernten aber viel Anerkennung und werden von den 33.400 Zuschauern gefeiert. Dem über die Fairplay-Wertung in den UEFA-Cup gelangten Klub bleibt ein Reingewinn von rund 500.000 Euro. Für den HSV rollt der Rubel weiter, er gewinnt am selben Tag äußerst glücklich beim FC Kopenhagen. Das Tor zum 1:0 entspringt einem Elfmeter von Rafael van der Vaart in der zweiten Minute der Nachspielzeit und verhindert das Aus (Hinspiel: 1:1). Das ereilt hingegen Bayer Leverkusen (0:1 bei ZSKA Sofia). Im Rennen bleiben neben dem HSV der VfB Stuttgart (0:1 in Domzale) und Hertha BSC (3:1 vs. Apoel Nikosia). Das Trio muss mithelfen, einen weiteren Absturz in der UEFA-Fünf-Jahres-Wertung zu verhindern. Die Bundesliga steht im Herbst 2005 auf Platz fünf, Portugal liegt nur um Nuancen zurück. Der Kicker kommentiert: "Erstklassig ist der deutsche Klubfußball längst nicht mehr."

30. September

Vor 40 Jahren ist der Bundesliga-Skandal von 1971, als im Abstiegskampf Spiele manipuliert worden waren, immer noch nicht abgehandelt, jedenfalls nicht zivilrechtlich. Vor der Großen Strafkammer des Essener Landgerichts müssen sich die Schalker Herbert Lütkebohmert, Klaus Fichtel, Klaus Fischer, Rolf Rüssmann, Reinhard Libuda und der zu Gladbach gewechselte Hans-Jürgen Wittkamp wegen Meineids verantworten. Befangenheitsanträge und juristische Finessen stehen am Anfang des Prozesses.

Vor 20 Jahren überrascht Aufsteiger Hansa Rostock mit einem 2:0 Karlsruhe und landet den Sprung auf Platz drei. Im Verfolgerduell trennen sich Bayer Leverkusen und Werder Bremen 2:2, Werders Mario Basler trifft per Freistoß aus 25 Metern, Torwart Dirk Heinen gesteht: "Unhaltbar war das Ding nicht". Der 35-jährige Rudi Völler trifft gegen seinen Ex-Klub zum 2:1, doch schon im Gegenzug gleicht Werder-Joker Frank Neubarth aus. Eine Punkteteilung gibt es auch am Betzenberg, wo der FCK auch sein viertes Saisonheimspiel nicht gewinnen kann - beim 1:1 gegen Köln verliert die Elf von Friedel Rausch zudem Bernd Hollerbach (Gelb-Rote Karte).

1860 München verlässt durch einen 2:1-Heimsieg gegen Fortuna Düsseldorf die Abstiegsränge, Präsident Karl-Heinz Wildmoser jubiliert: "Unser Kader ist prima und wird uns den Klassenerhalt sichern." Dann geht es mit allen Löwen aufs Oktoberfest. Nichts zu feiern hat Schlusslicht SC Freiburg nach der dritten Heimniederlage, dem 1:2 gegen Schalke. Das Merkwürdigste an der Partie ist das Nachspiel vor den Mikrofonen. SC-Trainer Volker Finke ist gut gelaunt: "Wenn die Tabellensituation nicht wäre, dann könnte ich mit dem Ergebnis gut leben." Dagegen sagt Schalkes Torschütze Youri Mulder: "Ich hätte heute lieber verloren. Unsere Fans feiern schon wieder, als wären wir Deutscher Meister."

1. Oktober

Vor 40 Jahren feiert der deutsche Fußball einen beachtlichen Erfolg: Alle sieben Bundesligisten überstehen die erste Europapokalrunde. Was bei Bayern München (3:1 gegen Jeunesse Esch) im Landesmeister-Cup nicht anders zu erwarten war, war bei Borussia Mönchengladbach schon zweifelhafter. Doch dem 1:1 im Heimspiel gegen Wacker Innsbruck lässt die Lattek-Elf auswärts ein 6:1 folgen. Dabei geht Wacker in Führung und noch bis zur 63. Minute steht es 1:1, dann trifft Allan Simonsen. Es folgen vier Tore von Jupp Heynckes binnen 24 Minuten. Somit sind beide Vertreter im Landesmeister-Pokal weiter, DDR-Meister 1. FC Magdeburg hingegen scheitert im Elfmeterschießen an Malmö FF. DFB-Pokalsieger Eintracht Frankfurt gewinnt bei Coleraine Belfast, ebenfalls nach Rückstand, mit 6:2. "Jürgen Grabowski ließ sein Licht leuchten", titelt der kicker. Der Weltmeister erzielt drei Tore, auch Bernd Hölzenbein trifft. DDR-Pokalsieger Sachsenring Zwickau nimmt die Hürde Panathinaikos Athen und gewinnt nach torlosem Hinspiel auf eigenem Platz 2:0, Tore von Joachim Schykowski und Heinz Dietzsch lassen die 35.000 jubeln.

Im UEFA-Pokal ereignet sich in Kopenhagen ein kleines Wunder für den 1. FC Köln, der nach 90 Minuten in die Verlängerung muss, der 2:0-Vorsprung ist aufgebraucht. Dann kommt die große Zeit des Jokers Matthias Brücken. In der Verlängerung gelingt ihm ein Hattrick - einmalig in der Europacupgeschichte deutscher Mannschaften. In der Bundesliga hatte Brücken in drei Einsätzen noch nie getroffen. Einen zweimaligen Torschützen braucht auch der HSV beim 4:2 gegen Young Boys Bern: Horst Bertl. Für die Berner trifft der spätere DFB-Scout Urs Siegenthaler. Hertha BSC gewinnt vor nur 2000 Zuschauern bei HJK Helsinki mit 2:1. Die glorreichen Sieben vervollständigt der bereits in der Vorwoche qualifizierte MSV Duisburg. Die DDR-Fans freuen sich auch über das Weiterkommen von Dynamo Dresden, wenn Gegner ASA Tirgu-Mures auch aus dem sozialistischen Bruderstatt Rumänien stammt. Beim 4:1-Heimsieg hat der dreimalige Torschütze Gert Heidler einen großen Tag. Nach dem 3:0 im Hinspiel ist das Weiterkommen von Carl Zeiss Jena gegen Olympique Marseille keine Überraschung mehr, das 1:0 (Tor: Harald Irmscher) aber schon.

Vor 20 Jahren wechselt Ottmar Hitzfeld im Bundesliga-Schlager Borussia Dortmund gegen Bayern München den Sieg ein. Die Borussen-Joker Michael Zorc und Ruben Sosa verwandeln ein 1:1 in ein 3:1 und fügen Otto Rehhagels Bayern nach sieben Siegen die erste Saisonniederlage zu. Am selben Tag erzielt Stefan Effenberg zwei Treffer für Borussia Mönchengladbach gegen Eintracht Frankfurt, die nach Führung noch 1:4 untergeht.

Vor zehn Jahren beginnt der achte Spieltag der Bundesliga, an dem nur 17 Tore fallen. Das 2:0 von Tabellenführer Bayern München gegen den VfL Wolfsburg ist schon das höchste Ergebnis. Im Bayern-Tor steht Kahn-Vertreter Bernd Dreher, der nach vierjähriger Pause wieder ein Bundesliga-Spiel bereitet. Die meisten Tore fallen in Nürnberg, wo der Club sich gegen den 1. FC Köln mit 2:1 durchsetzt. Damit verlässt Nürnberg den letzten Platz, den Aufsteiger Eintracht Frankfurt nach der dritten Niederlage in Folge (0:1 zu Hause gegen Schalke) nunmehr einnimmt.

2. Oktober

Vor 60 Jahren spielt Weltmeister Hans Schäfer groß auf. Im Kölner Oberligaderby trifft er für seinen 1. FC vor 31.000 dreimal gegen Preußen Dellbrück und wandelt die drohende Niederlage fast allein in ein 4:3 um. Die Preußen bleiben trotz der ersten Saisonniederlage Erster, da es Verfolger Fortuna Düsseldorf (1:3 gegen den SV Sodingen) nicht besser ergeht. So sind Schalke 04 (4:2 in Mönchengladbach) und Borussia Dortmund (3:2 in Aachen) die Sieger des Tages im Westen. Die ersten Acht der Tabelle liegen nach dem sechsten Spieltag nur zwei Punkte auseinander.

Im Süden gibt es einen neuen Tabellenführer, da Kickers Offenbach zuhause dem VfB Stuttgart 1:3 unterliegt. Erwin Waldners Doppelschlag ernüchtert die 20.000 schon vor der Pause. Neuer Primus ist der KSC, obwohl auch der erstmals Federn lässt - aber nur halb so viele (0:0 gegen BC Augsburg). Dem 1. FC Nürnberg verhilft der höchste Tagessieg (5:0 vs. SSV Reutlingen) zum Sprung auf Platz zwei. Im Norden gibt es auch einen neuen Tabellenführer; Hannover 96 löst mit dem 3:0 gegen Göttingen die erstmals geschlagenen Kieler ab. Holstein lockt in Neumünster eine Rekordkulisse für die Stadt an (14.000) und lässt die Punkte da (1:2). Auch der HSV kann in Nordhorn, wo 18.000 die Ränge füllen, nicht gewinnen (1:1). Lokalrivale St. Pauli hat den Sieg vor Augen, als es in der 90. Minute gegen Wolfsburg Elfmeter gibt, doch Hans Wehrmann schießt weit neben das Tor. Es bleibt beim 0:0. Im Südwesten kann sich der 1. FC Kaiserslautern Experimente leisten, WM-Verteidiger Werner Kohlmeyer läuft Kreuznach als Linksaußen auf und schießt beim 4:2 zwei Tore. FCK-Verfolger 1. FC Saarbrücken quittiert in Frankenthal (0:2) seine erste Niederlage. So gehen nur die Lauterer unter allen Oberligisten ohne Verlustpunkte in den Oktober 1955.

Vor 50 Jahren treffen in der Bundesliga erstmals Borussia Mönchengladbach und Bayern München aufeinander. Der spätere Klassiker ist 1965 noch ein Aufsteigerduell, aber kein unbedeutendes. Denn die Bayern kommen als Tabellenführer an den Bökelberg und verlassen ihn auch als solcher - dank Toren von Rainer Ohlhauser und Gerd Müller, die Günters Netzers 1:0 entwerten. München regiert den deutschen Fußball in jenen Tagen, denn auf Platz zwei stehen die Löwen nach einem 2:1 über den 1. FC Köln, für die Entscheidung sorgt Neu-Nationalspieler Peter Grosser. Borussia Dortmund und der HSV trennen sich im Verfolgerduell 2:2, vor der Partie wird BVB-Keeper Hans Tilkowski als Fußballer des Jahres 1965 geehrt. Meister Werder Bremen rückt durch ein 2:0 gegen Schalke, das sieglos bleibt, auf Platz vier vor. Die meisten Tore fallen in Berlin, wo Aufsteiger Tasmania erneut die Grenzen aufgezeigt werden. Nach dem 1:5 gegen Hannover 96 - trotz früher Führung - baumelt die Rote Laterne weiterhin an der Spree. Ironischer Kommentar von den Rängen: "Ha-ho-he, Hertha BSC!" Deprimiert sagt Tasmane Horst Szymaniak: "Ich möchte einmal in einer Mannschaft spielen, die siegen kann."

Vor 30 Jahren ziehen die Deutschen Meister Bayern München und Dynamo Berlin (DDR) ins Achtelfinale des Europacups ein. Die Bayern haben beim 4:1 gegen Gornik Zabrze nur bis zur Pause (1:1) Probleme und überstehen auch ihr 25. Heimspiel im Landesmeister-Cup ungeschlagen. Sogar Verteidiger Hansi Pflügler gelingt ein Tor. Unangemessen trist ist dagegen die Jubiläumskulisse von nur 13.500 Zuschauern. DDR-Meister Dynamo Berlin setzt sich gegen den FC Aberdeen im Elfmeterschießen mit 5:4 durch, zuvor treffen Andreas Thom und Rainer Ernst (zum 2:1).

Im Pokalsieger-Cup zertrümmert Bayer Uerdingen die Malteser von FC Zurrieq mit 9:0, auch DDR-Vertreter Dynamo Dresden nimmt seine Hürde (2:1 vs. CS Brügge). Im UEFA-Pokal scheiden zwei Bundesligisten schon in der ersten Runde aus. Werder Bremen reicht das 3:2 über Schwarzmeer Odessa nicht, obwohl zum Schluss sogar Torwart Dieter Burdenski mitstürmt. Der HSV macht gegen Sparta Rotterdam zwar einen 0:2-Rückstand wett, scheitert dann aber am Elfmeterpunkt, Marc McGhee und Michael Schröder verschießen. Die rheinischen Klubs haben mehr Glück im UEFA-Cup: Borussia Mönchengladbach gewinnt ihr 100. Europacupspiel bei Lech Posen 2:0, der 1. FC Köln 2:1 bei Sporting Gijon, Torschütze Norbert Dickel wird zum Retter der Geißböcke. Müheloser erfolgt der Einzug von DDR-Vertreter Lok Leipzig, der Coleraine Belfast 5:0 abfertigt - mit fünf verschiedenen Torschützen. Wismut Aue scheidet dagegen nach einem 1:2 in Dnjepropetrowsk aus.

Vor zehn Jahren stürmt der HSV an einem Sonntag den Kaiserslauterer Betzenberg, wo er seit 1996 nur einen Punkt geholt hat. Rafael van der Vaart (zwei Tore) und Sergej Barbarez sichern den 3:0-Triumph und den zweiten Platz in der Tabelle - natürlich hinter den Bayern. FCK-Trainer Michael Henke konzediert nach der bereits dritten Heimniederlage: "Alle sehen es realistisch, das Potenzial ist einfach begrenzt." Im zweiten Sonntagsspiel gilt das auch für den Unterhaltungswert: Borussia Dortmund und der VfB Stuttgart trennen sich torlos. Bezeichnend, dass das nur Defensivexperte Giovanni Trapattoni gefällt, dem VfB-Trainer: "Ich bin zufrieden." Für Aufsehen sorgt nur die Rote Karte für Stuttgarts Schweden Jon-Dahl Tomasson nach einer Tätlichkeit gegen Roman Weidenfeller. Und nur Statistiker können sich darüber erregen, dass Lars Ricken an diesem Tag Rekordauswechselspieler der Bundesliga wird. Bereits zum 125. Mal muss er früher vom Platz.

3. Oktober

Vor 100 Jahren gewinnt der FC Bayern München auch sein drittes Punktspiel der Kriegssaison 1915/1916 - mit 3:1 gegen den MTV Ingolstadt.

Vor 25 Jahren verliert der 1. FC Kaiserslautern bei Sampdoria Genua eine regelrechte Wasserschlacht. Wolkenbrüche verzögern den Anpfiff der Europacuppartie um 70 Minuten, Manager Reiner Geye spricht von "irregulären Bedingungen". Sie verhelfen den Italienern zum 2:0, und der FCK ist nach dem 2:1 im Hinspiel aus dem Rennen. Auch Eintracht Frankfurt bleibt im UEFA-Cup auf der Strecke, das 0:5 gegen Bröndby kann im Waldstadion (4:1) nicht mehr aufgeholt werden. Der 1. FC Köln (3:1 über Norköpping) und Bayer Leverkusen (1:1 in Enschede) sowie Borussia Dortmund (2:0 in Chemnitz) kommen weiter - ebenso Meister FC Bayern, der erst durch einen Mihajlovic-Hattrick in den letzten 20 Minuten Apoel Nikosia 4:0 distanziert.

4. Oktober

Vor 40 Jahren heißt der Tabellenführer der Bundesliga weiterhin Eintracht Braunschweig. Das Team von Trainer Branko Zebec ertrotzt am Gladbacher Bökelberg ein 0:0 und führt mit einem Zähler vor dem HSV (4:2 gegen Frankfurt) und den Gladbachern. Die Braunschweiger verkraften sogar den Ausfall des zweiten Torhüters Uwe Hain, für den der 18 Jahre alte Amateur Eckhard Vofrei eingewechselt wird. Der Debütant macht seine Sache glänzend - und wird doch nie mehr spielen in der Bundesliga. Die Bayern sind nur noch Vierter, nach der schon obligatorischen Niederlage in Kaiserslautern (1:2 nach zwei Toppmöller-Toren).

Hertha BSC sorgt durch ein 6:2 in Hannover für Aufsehen, beim höchsten Auswärtssieg ihrer Bundesligageschichte überragt der viermalige Torschütze Erich Beer. Der Nationalspieler führt die Torjägerliste (12) souverän an, vor Schalkes Klaus Fischer (9). Dabei trifft Fischer beim 4:2 gegen Werder Bremen nicht - nur auf einen etwas taktlosen Referee. Nach einem Zwist mit Gästetorwart Dieter Burdenski eilt der Unparteiische Dreher zu ihm und fragt in Anspielung auf den Meineid-Prozess (siehe 30. September): "Haben Sie mit einem Prozess noch nicht genug?"