FairplayLiga: Spaß am Lernen steht im Mittelpunkt

Der kleine Fußball ist in Deutschland riesengroß. In fast 26.000 Vereinen wird unter dem Dach des DFB Fußball gespielt, im Schnitt finden 4400 Spiele statt - pro Tag. Das Rampenlicht gehört normalerweise den Stars aus der Bundesliga, der Nationalmannschaft, den Klubs wie Bayern München, Borussia Dortmund oder Schalke 04. Die heimlichen Helden aber spielen woanders, in der Verbands-, Bezirks-, Kreisliga, auf kleinen Sportplätzen, mit hingebungsvollen Ehrenamtlichen an ihrer Seite. Sie alle haben eines gemeinsam: die Liebe zum Fußball.

Diesen heimlichen Helden widmet sich DFB.de in seiner neuen Serie. Auf der Reise durch die Republik stellt die Redaktion jeden Dienstag einen Amateurverein vor - ob aufstrebender Newcomer oder gestrauchelter Traditionsklub, ob kleiner Dorf- oder städtischer Großverein, ob Oberligist oder C-Ligist, ob Jugendspielgemeinschaft oder reine Hobbytruppe. Wir zeigen, wie besonders der deutsche Fußball-Alltag ist. Heute: Ralf Klohr, der Erfinder der FairplayLiga für Kinder.

Fußball kann für die Entwicklung der Kinder einiges beitragen

Ralf Klohr liebt Fußball, und Ralf Klohr liebt Kinder. Das war schon immer so, aber in den vergangenen sieben Jahren ist das für ihn zu einer Berufung geworden. Denn Klohr ist der Erfinder der FairplayLiga, einer Neuerung im Kinderfußball. Er macht das alles ehrenamtlich. Manchmal verfolgen ihn die Gedanken, das Lob, die Kritik Tag und Nacht. Aber er macht das gerne, er macht das aus Überzeugung.

Das Schlüsselerlebnis, der Weckruf, kam im Sommer 2005. Der 50-Jährige stieß in seiner Tageszeitung auf eine Meldung. Ein Jugendspiel musste abgebrochen werden, Zuschauer hatten den Schiedsrichter beschimpft. Aiuf dem Platz standen zwei F-Jugenden. "Das war ein Schock für mich. Ich war zu jener Zeit Jugendleiter beim SuS Herzogenrath. Als ich davon erfahren habe, gab es für mich nur zwei Möglichkeiten, denn unter solchen Bedingungen konnte ich nicht weitermachen: Entweder ich gebe alle Ämter sofort auf – oder ich gebe den Anstoß, um etwas zu ändern."

Und genau das machte Klohr. Auf dem Weg zur Arbeit und nach Hause – jeden Tag zwei Stunden – überlegte er sich, welche Störfaktoren den Kinderfußball so negativ beeinflussen. "Gerade in diesem Alter bietet der Sport großartige Möglichkeiten im Hinblick auf die Entwicklung eines Kindes. Es kann Selbstständigkeit lernen. Es kann lernen, sich durchzusetzen. Es kann lernen, Regeln zu beachten", sagt Klohr: "Und ich wollte nicht, dass das durch einige Unvernünftige aufs Spiel gesetzt wird."

"Kinder brauchen den Sport als Lern- und Entwicklungsfeld"

Er weiß, wovon er spricht, er hat das mit seinen beiden inzwischen erwachsenen Söhnen selbst mitgemacht. "Ich habe mit ihnen beim Fußball viel Positives erlebt", sagt Klohr: "Aber einige Dinge waren eben auch weniger erfreulich." Vor allem der Erfolgsdruck, dem bereits sechs-, sieben- oder achtjährige Kinder ausgesetzt sind, hat ihn gestört. "In den vergangenen Jahren hat sich unsere Gesellschaft, und somit auch der Fußball, im Bereich der Sozialkompetenz negativ entwickelt", sagt Klohr: "Kinder brauchen den Sport als Lern- und Entwicklungsfeld."

So ist nach und nach die entscheidende Idee für eine modifizierte Spielform für die Kleinsten entstanden, für die Klohr 2010 vom DFB mit der angesehenen "Fair ist mehr"-Auszeichnung belohnt wurde. Dabei machen drei Dinge den entscheidenden Unterschied aus: 1. Zuschauer und Eltern müssen mindestens 15 Meter vom Spielfeldrand weg, um die Beeinflussung der Kinder zu reduzieren – Anfeuern ja, Steuern nein. 2. Die beiden Trainer stehen direkt nebeneinander und sind sozusagen ein Team. Das reduziert die Hektik auf dem Platz. 3. Es wird ohne Schiedsrichter gespielt. Die Kinder sollen lernen, selbst Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu übernehmen. "Früher auf dem Bolzplatz war das auch möglich", sagt Klohr: "Und es hat niemandem geschadet."

Es war die Geburt der FairplayLiga im Jahr 2007, für die er seitdem täglich Werbung macht und kämpft – alles ehrenamtlich. "Ich hätte nie gedacht, dass das so viel Zeit in Anspruch nehmen könnte", sagt er: "Zum Glück steht meine Familie fast immer hinter mir." Abseits seiner beruflichen Aufgabe als Klimatechniker widmet er seiner FairplayLiga viele Stunden. In seinem Büro liegen Fachzeitschriften, an der Wand hängen Poster von Alemannia Aachen. Gerade organisiert er einen Workshop für Trainer im Kinderfußball. Fast jedes Wochenende findet man Ralf Klohr irgendwo am Platz, das Wetter spielt da keine Rolle.

"In der Entwicklung der Kinder spiegelt sich unsere Zukunft wider"

Klohr hat prominente Mitstreiter gefunden. Herbert Fandel, Vorsitzender der Schiedsrichter-Kommission des DFB, Silke Rottenberg, 126-malige Nationaltorhüterin und Prof. Gunter A. Pilz, Fan- und Gewaltforscher an der Uni Hannover, unterstützen das Thema als Schirmherren. Er bekommt positive Rückmeldungen aus der Forschung, besonders von der Deutschen Sporthochschule Köln. "In der Entwicklung der Kinder spiegelt sich unsere Zukunft wider. Wir dürfen nicht müde werden, immer weiter an unserer Zukunft zu arbeiten", ist eine von Klohrs Leitlinien.

Das Konzept verbreitet sich schnell. Es besteht keine Pflicht, von den Bambinis bis zur E-Jugend nach den Regeln der FairplayLiga zu spielen. Aber in den Fußballverbänden Mittelrhein und Niederrhein ist es bereits fester Bestandteil. In Schleswig Holstein, Niedersachsen, Südwest, Hessen, Hamburg, Rheinland und Bayern beginnen Pilotprojekte.

"Ich bin total überzeugt von der Idee", sagt Klohr: "Aber wir treffen auch immer wieder auf Widerstände. In vielen Vereinen geht es zu oft nur um das reine Ergebnis. Das mag im Erwachsenenbereich in Ordnung sein – aber nicht im Kinderfußball. Das kann man nicht vergleichen. Hier ist ein Trainer erst in zweiter Linie Fußballlehrer. Vor allem ist er aber Pädagoge mit einer ganz wichtigen Aufgabe: Die Kinder kommen freiwillig zum Fußball, es macht ihnen Spaß. Da ist es viel leichter, Erziehungsmaßnahmen zu ergreifen. Gemeinsam im Mannschaftssport Ziele zu verfolgen, übt eine große Motivation aus. Wir wollen Fußball nicht neu erfinden, nur für Kinder die Rahmenbedingungen verbessern."

So funktionieren die Regeln der FairplayLiga:

1. Eltern und Zuschauer müssen mindestens 15 Meter weg vom Spielfeld. Warum? "Das sorgt für emotionale Entspannung um das Spielfeld, denn Liebe braucht manchmal ein bisschen Abstand", erklärt Ralf Klohr.
2. Die beiden Kindertrainer stehen direkt nebeneinander. Warum? "Sie beeinflussen sich gegenseitig in ihrem Verhalten und zeigen sich den Kindern als Einheit", erklärt Ralf Klohr.
3. Kein Schiedsrichter. Warum? "Das ist die Königsregel. Darin entfaltet die FairplayLiga ihre ganze Stärke. Da im Kinderfußball die Spielregeln vereinfacht sind, es nicht um Sieg oder Niederlage, Aufstieg oder Abstieg geht, sondern um die persönliche und sportliche Entwicklung der Kinder, fördert man mit der Schiedsrichterregel ihre Konfliktfähigkeit und Entscheidungskompetenz. Sollte dies im Spiel mal nicht funktionieren, können die Trainer aus der gemeinsamen Coachingzone helfend eingreifen", erklärt Ralf Klohr.

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Der kleine Fußball ist in Deutschland riesengroß. In fast 26.000 Vereinen wird unter dem Dach des DFB Fußball gespielt, im Schnitt finden 4400 Spiele statt - pro Tag. Das Rampenlicht gehört normalerweise den Stars aus der Bundesliga, der Nationalmannschaft, den Klubs wie Bayern München, Borussia Dortmund oder Schalke 04. Die heimlichen Helden aber spielen woanders, in der Verbands-, Bezirks-, Kreisliga, auf kleinen Sportplätzen, mit hingebungsvollen Ehrenamtlichen an ihrer Seite. Sie alle haben eines gemeinsam: die Liebe zum Fußball.

Diesen heimlichen Helden widmet sich DFB.de in seiner neuen Serie. Auf der Reise durch die Republik stellt die Redaktion jeden Dienstag einen Amateurverein vor - ob aufstrebender Newcomer oder gestrauchelter Traditionsklub, ob kleiner Dorf- oder städtischer Großverein, ob Oberligist oder C-Ligist, ob Jugendspielgemeinschaft oder reine Hobbytruppe. Wir zeigen, wie besonders der deutsche Fußball-Alltag ist. Heute: Ralf Klohr, der Erfinder der FairplayLiga für Kinder.

Fußball kann für die Entwicklung der Kinder einiges beitragen

Ralf Klohr liebt Fußball, und Ralf Klohr liebt Kinder. Das war schon immer so, aber in den vergangenen sieben Jahren ist das für ihn zu einer Berufung geworden. Denn Klohr ist der Erfinder der FairplayLiga, einer Neuerung im Kinderfußball. Er macht das alles ehrenamtlich. Manchmal verfolgen ihn die Gedanken, das Lob, die Kritik Tag und Nacht. Aber er macht das gerne, er macht das aus Überzeugung.

Das Schlüsselerlebnis, der Weckruf, kam im Sommer 2005. Der 50-Jährige stieß in seiner Tageszeitung auf eine Meldung. Ein Jugendspiel musste abgebrochen werden, Zuschauer hatten den Schiedsrichter beschimpft. Aiuf dem Platz standen zwei F-Jugenden. "Das war ein Schock für mich. Ich war zu jener Zeit Jugendleiter beim SuS Herzogenrath. Als ich davon erfahren habe, gab es für mich nur zwei Möglichkeiten, denn unter solchen Bedingungen konnte ich nicht weitermachen: Entweder ich gebe alle Ämter sofort auf – oder ich gebe den Anstoß, um etwas zu ändern."

Und genau das machte Klohr. Auf dem Weg zur Arbeit und nach Hause – jeden Tag zwei Stunden – überlegte er sich, welche Störfaktoren den Kinderfußball so negativ beeinflussen. "Gerade in diesem Alter bietet der Sport großartige Möglichkeiten im Hinblick auf die Entwicklung eines Kindes. Es kann Selbstständigkeit lernen. Es kann lernen, sich durchzusetzen. Es kann lernen, Regeln zu beachten", sagt Klohr: "Und ich wollte nicht, dass das durch einige Unvernünftige aufs Spiel gesetzt wird."

"Kinder brauchen den Sport als Lern- und Entwicklungsfeld"

Er weiß, wovon er spricht, er hat das mit seinen beiden inzwischen erwachsenen Söhnen selbst mitgemacht. "Ich habe mit ihnen beim Fußball viel Positives erlebt", sagt Klohr: "Aber einige Dinge waren eben auch weniger erfreulich." Vor allem der Erfolgsdruck, dem bereits sechs-, sieben- oder achtjährige Kinder ausgesetzt sind, hat ihn gestört. "In den vergangenen Jahren hat sich unsere Gesellschaft, und somit auch der Fußball, im Bereich der Sozialkompetenz negativ entwickelt", sagt Klohr: "Kinder brauchen den Sport als Lern- und Entwicklungsfeld."

So ist nach und nach die entscheidende Idee für eine modifizierte Spielform für die Kleinsten entstanden, für die Klohr 2010 vom DFB mit der angesehenen "Fair ist mehr"-Auszeichnung belohnt wurde. Dabei machen drei Dinge den entscheidenden Unterschied aus: 1. Zuschauer und Eltern müssen mindestens 15 Meter vom Spielfeldrand weg, um die Beeinflussung der Kinder zu reduzieren – Anfeuern ja, Steuern nein. 2. Die beiden Trainer stehen direkt nebeneinander und sind sozusagen ein Team. Das reduziert die Hektik auf dem Platz. 3. Es wird ohne Schiedsrichter gespielt. Die Kinder sollen lernen, selbst Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu übernehmen. "Früher auf dem Bolzplatz war das auch möglich", sagt Klohr: "Und es hat niemandem geschadet."

Es war die Geburt der FairplayLiga im Jahr 2007, für die er seitdem täglich Werbung macht und kämpft – alles ehrenamtlich. "Ich hätte nie gedacht, dass das so viel Zeit in Anspruch nehmen könnte", sagt er: "Zum Glück steht meine Familie fast immer hinter mir." Abseits seiner beruflichen Aufgabe als Klimatechniker widmet er seiner FairplayLiga viele Stunden. In seinem Büro liegen Fachzeitschriften, an der Wand hängen Poster von Alemannia Aachen. Gerade organisiert er einen Workshop für Trainer im Kinderfußball. Fast jedes Wochenende findet man Ralf Klohr irgendwo am Platz, das Wetter spielt da keine Rolle.

"In der Entwicklung der Kinder spiegelt sich unsere Zukunft wider"

Klohr hat prominente Mitstreiter gefunden. Herbert Fandel, Vorsitzender der Schiedsrichter-Kommission des DFB, Silke Rottenberg, 126-malige Nationaltorhüterin und Prof. Gunter A. Pilz, Fan- und Gewaltforscher an der Uni Hannover, unterstützen das Thema als Schirmherren. Er bekommt positive Rückmeldungen aus der Forschung, besonders von der Deutschen Sporthochschule Köln. "In der Entwicklung der Kinder spiegelt sich unsere Zukunft wider. Wir dürfen nicht müde werden, immer weiter an unserer Zukunft zu arbeiten", ist eine von Klohrs Leitlinien.

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Das Konzept verbreitet sich schnell. Es besteht keine Pflicht, von den Bambinis bis zur E-Jugend nach den Regeln der FairplayLiga zu spielen. Aber in den Fußballverbänden Mittelrhein und Niederrhein ist es bereits fester Bestandteil. In Schleswig Holstein, Niedersachsen, Südwest, Hessen, Hamburg, Rheinland und Bayern beginnen Pilotprojekte.

"Ich bin total überzeugt von der Idee", sagt Klohr: "Aber wir treffen auch immer wieder auf Widerstände. In vielen Vereinen geht es zu oft nur um das reine Ergebnis. Das mag im Erwachsenenbereich in Ordnung sein – aber nicht im Kinderfußball. Das kann man nicht vergleichen. Hier ist ein Trainer erst in zweiter Linie Fußballlehrer. Vor allem ist er aber Pädagoge mit einer ganz wichtigen Aufgabe: Die Kinder kommen freiwillig zum Fußball, es macht ihnen Spaß. Da ist es viel leichter, Erziehungsmaßnahmen zu ergreifen. Gemeinsam im Mannschaftssport Ziele zu verfolgen, übt eine große Motivation aus. Wir wollen Fußball nicht neu erfinden, nur für Kinder die Rahmenbedingungen verbessern."

So funktionieren die Regeln der FairplayLiga:

1. Eltern und Zuschauer müssen mindestens 15 Meter weg vom Spielfeld. Warum? "Das sorgt für emotionale Entspannung um das Spielfeld, denn Liebe braucht manchmal ein bisschen Abstand", erklärt Ralf Klohr.
2. Die beiden Kindertrainer stehen direkt nebeneinander. Warum? "Sie beeinflussen sich gegenseitig in ihrem Verhalten und zeigen sich den Kindern als Einheit", erklärt Ralf Klohr.
3. Kein Schiedsrichter. Warum? "Das ist die Königsregel. Darin entfaltet die FairplayLiga ihre ganze Stärke. Da im Kinderfußball die Spielregeln vereinfacht sind, es nicht um Sieg oder Niederlage, Aufstieg oder Abstieg geht, sondern um die persönliche und sportliche Entwicklung der Kinder, fördert man mit der Schiedsrichterregel ihre Konfliktfähigkeit und Entscheidungskompetenz. Sollte dies im Spiel mal nicht funktionieren, können die Trainer aus der gemeinsamen Coachingzone helfend eingreifen", erklärt Ralf Klohr.