Fabian Ernst: Rückkehr auf den Aschenplatz

Früher lief er in vollen Stadien ein und war ein gefeierter Star. Heute ist der Fußball für Fabian Ernst nur noch ein Hobby. Landesliga statt Champions League - beim OSV Hannover ist er ein Amateurfußballer wie Millionen andere Deutsche auch.

Dabei hätte der Mittelfeldspieler durchaus noch im Profifußball mitmischen können. Fabian Ernst ist 35 Jahre alt, körperlich in einer hervorragenden Verfassung, und er bringt die Erfahrung aus 306 Bundesligaspielen sowie 24 Länderspielen mit. Doch irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem die Familienpläne im Vordergrund stehen.

Bei Fabian Ernst ist das im Sommer 2013 so gewesen, als er seinen Vertrag beim türkischen Erstligisten Kasimpasa Istanbul auflöste. „Ich hätte dort noch gutes Geld verdienen können“, erzählt Fabian Ernst im Gespräch mit FUSSBALL.DE. „Aber wir wollten wieder zurück in meine Heimat nach Hannover.” Die Stadt, in der er geboren wurde, in der er als Vierjähriger mit dem Fußball begann und mit 17 Jahren Profi bei Hannover 96 wurde. „Meine beiden Söhne sind fünfeinhalb Jahre alt. Sie kommen in die Schule und schließen Freundschaften. Ihr Leben soll in geregelten Bahnen verlaufen. Daher war es wichtig, einen Lebensmittelpunkt zu finden”, sagt der Ex-Profi.

Hier gibt's weitere bunte Geschichten aus dem Amateurfußball

Die meisten Fußballer hängen nach der Profikarriere ihre Fußballschuhe an den Nagel. Für Fabian Ernst war das keine Option. „Mir macht Fußball noch immer unheimlich Spaß”, sagt er. Zunächst mischte er bei der Ü 32 von Hannover 96 mit. Sein Mannschaftskamerad Biniam Hadera, gleichzeitig Cheftrainer von OSV Hannover, unterbreitete ihm daraufhin den Vorschlag, dem Landesligisten beizutreten.

Für den Ex-Profi war das ein interessantes Angebot. Bei einem professionellen Verein mit fünf Trainingseinheiten die Woche wollte er ohnehin nicht mehr mitmischen. Doch Bestandteil einer Mannschaft zu sein, reizte ihn sehr wohl. Der eine oder andere Spieler des OSV machte große Augen, als plötzlich der berühmte Fußballprofi in ihrer Kabine stand.

„Am Anfang war schon ein bisschen Distanz und Respekt da”, erzählt Fabian Ernst. „Aber sobald wir auf dem Platz standen, waren wir alle gleich. Die Anfangsdistanz war schnell verschwunden.” Möglicherweise auch, weil sich Fabian Ernst problemlos in das Mannschaftsgefüge einpasste. Trainer Biniam Hadera berichtet: „Fabian ist ein total bodenständiger Mensch. Star-Allüren hat er nicht. Er ist einfach ein Teil des Teams und kommt zu jedem Training.“

„Ich bin da nicht pingelig“

Trainingsbedingungen wie bei den Profis gibt es in der Landesliga nicht. Die komplette Saisonvorbereitung fand auf einem Ascheplatz statt. Für Fabian Ernst kein Problem: „Ich bin da nicht pingelig. Als kleiner Junge habe ich teilweise auf Beton gespielt und war froh, wenn ich überhaupt mal einen Ascheplatz hatte. Man sollte nie vergessen, wo man herkommt. Dass ich im Amateurfußball nicht den englischen Rasen erwarten kann, war mir bereits vorher klar.”

Nicht nur die Platzverhältnisse, auch das spielerische Niveau hat mit seinen Erfahrungen im Profifußball eher wenig zu tun. „Das lässt sich überhaupt nicht vergleichen. Ich spiele hier gegen viele junge Leute, die auch taktisch noch nicht so weit sind”, sagt er. Es sei allerdings nicht so, dass er durch die Gegner einfach so durchmarschiere: „Dafür ist das Level dann doch zu hoch.”

Überhaupt sieht er seine Aufgabe vordergründig darin, seine Mitspieler auf dem Platz zu leiten und sie weiterzuentwickeln. „Wenn Fabian auf dem Feld steht, dann läuft das”, sagt Hadera. „Er liest das Spiel und kümmert sich um den Spielaufbau. Das gibt den Mitspielern Sicherheit.”

Hier gibt's weitere bunte Geschichten aus dem Amateurfußball

Sprach Fabian Ernst in seinen Interviews zu Profi-Zeiten von ehrgeizigen Zielen, so erzählt er jetzt hauptsächlich vom Spaß am Fußball. Nicht trotz, sondern gerade wegen dem Amateurstatus. „Der Druck ist total weg. Man kann ganz locker und relaxt zum Training oder Spiel gehen und braucht sich keinen Kopf machen”, sagt er.

Aber es gibt durchaus auch Momente, in denen er den Profifußball vermisst. Vor einer vollen Hütte zu spielen, das Adrenalin und den Nervenkitzel zu spüren - all das sind tolle Erlebnisse. Doch der Amateurfußball habe eben auch seinen Reiz. Nicht zuletzt die Kameradschaft sei etwas Besonderes. „Das sind alles junge Kerle, die miteinander befreundet sind und viel miteinander unternehmen”, erzählt Fabian Ernst.

Ab und zu ist er bei den abendlichen Ausflügen dabei. „Aber mit diesen 20-Jährigen kann ich nicht mehr mithalten”, gibt er grinsend zu. Und wie lange kann er noch auf dem Fußballplatz mithalten? Ein Karriereende ist bei Fabian Ernst jedenfalls nicht in Sicht: „So lange ich Spaß habe, werde ich weiter spielen. Ich kann mir nicht vorstellen, mit dem Fußball irgendwann ganz abzuschließen. Ich möchte dem Sport immer erhalten bleiben. Ob nun als Spieler oder auf anderem Wege.“

[fde/oj]

Früher lief er in vollen Stadien ein und war ein gefeierter Star. Heute ist der Fußball für Fabian Ernst nur noch ein Hobby. Landesliga statt Champions League - beim OSV Hannover ist er ein Amateurfußballer wie Millionen andere Deutsche auch.

Dabei hätte der Mittelfeldspieler durchaus noch im Profifußball mitmischen können. Fabian Ernst ist 35 Jahre alt, körperlich in einer hervorragenden Verfassung, und er bringt die Erfahrung aus 306 Bundesligaspielen sowie 24 Länderspielen mit. Doch irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem die Familienpläne im Vordergrund stehen.

Bei Fabian Ernst ist das im Sommer 2013 so gewesen, als er seinen Vertrag beim türkischen Erstligisten Kasimpasa Istanbul auflöste. „Ich hätte dort noch gutes Geld verdienen können“, erzählt Fabian Ernst im Gespräch mit FUSSBALL.DE. „Aber wir wollten wieder zurück in meine Heimat nach Hannover.” Die Stadt, in der er geboren wurde, in der er als Vierjähriger mit dem Fußball begann und mit 17 Jahren Profi bei Hannover 96 wurde. „Meine beiden Söhne sind fünfeinhalb Jahre alt. Sie kommen in die Schule und schließen Freundschaften. Ihr Leben soll in geregelten Bahnen verlaufen. Daher war es wichtig, einen Lebensmittelpunkt zu finden”, sagt der Ex-Profi.

Hier gibt's weitere bunte Geschichten aus dem Amateurfußball

Die meisten Fußballer hängen nach der Profikarriere ihre Fußballschuhe an den Nagel. Für Fabian Ernst war das keine Option. „Mir macht Fußball noch immer unheimlich Spaß”, sagt er. Zunächst mischte er bei der Ü 32 von Hannover 96 mit. Sein Mannschaftskamerad Biniam Hadera, gleichzeitig Cheftrainer von OSV Hannover, unterbreitete ihm daraufhin den Vorschlag, dem Landesligisten beizutreten.

Für den Ex-Profi war das ein interessantes Angebot. Bei einem professionellen Verein mit fünf Trainingseinheiten die Woche wollte er ohnehin nicht mehr mitmischen. Doch Bestandteil einer Mannschaft zu sein, reizte ihn sehr wohl. Der eine oder andere Spieler des OSV machte große Augen, als plötzlich der berühmte Fußballprofi in ihrer Kabine stand.

„Am Anfang war schon ein bisschen Distanz und Respekt da”, erzählt Fabian Ernst. „Aber sobald wir auf dem Platz standen, waren wir alle gleich. Die Anfangsdistanz war schnell verschwunden.” Möglicherweise auch, weil sich Fabian Ernst problemlos in das Mannschaftsgefüge einpasste. Trainer Biniam Hadera berichtet: „Fabian ist ein total bodenständiger Mensch. Star-Allüren hat er nicht. Er ist einfach ein Teil des Teams und kommt zu jedem Training.“

„Ich bin da nicht pingelig“

Trainingsbedingungen wie bei den Profis gibt es in der Landesliga nicht. Die komplette Saisonvorbereitung fand auf einem Ascheplatz statt. Für Fabian Ernst kein Problem: „Ich bin da nicht pingelig. Als kleiner Junge habe ich teilweise auf Beton gespielt und war froh, wenn ich überhaupt mal einen Ascheplatz hatte. Man sollte nie vergessen, wo man herkommt. Dass ich im Amateurfußball nicht den englischen Rasen erwarten kann, war mir bereits vorher klar.”

Nicht nur die Platzverhältnisse, auch das spielerische Niveau hat mit seinen Erfahrungen im Profifußball eher wenig zu tun. „Das lässt sich überhaupt nicht vergleichen. Ich spiele hier gegen viele junge Leute, die auch taktisch noch nicht so weit sind”, sagt er. Es sei allerdings nicht so, dass er durch die Gegner einfach so durchmarschiere: „Dafür ist das Level dann doch zu hoch.”

Überhaupt sieht er seine Aufgabe vordergründig darin, seine Mitspieler auf dem Platz zu leiten und sie weiterzuentwickeln. „Wenn Fabian auf dem Feld steht, dann läuft das”, sagt Hadera. „Er liest das Spiel und kümmert sich um den Spielaufbau. Das gibt den Mitspielern Sicherheit.”

Hier gibt's weitere bunte Geschichten aus dem Amateurfußball

Sprach Fabian Ernst in seinen Interviews zu Profi-Zeiten von ehrgeizigen Zielen, so erzählt er jetzt hauptsächlich vom Spaß am Fußball. Nicht trotz, sondern gerade wegen dem Amateurstatus. „Der Druck ist total weg. Man kann ganz locker und relaxt zum Training oder Spiel gehen und braucht sich keinen Kopf machen”, sagt er.

Aber es gibt durchaus auch Momente, in denen er den Profifußball vermisst. Vor einer vollen Hütte zu spielen, das Adrenalin und den Nervenkitzel zu spüren - all das sind tolle Erlebnisse. Doch der Amateurfußball habe eben auch seinen Reiz. Nicht zuletzt die Kameradschaft sei etwas Besonderes. „Das sind alles junge Kerle, die miteinander befreundet sind und viel miteinander unternehmen”, erzählt Fabian Ernst.

Ab und zu ist er bei den abendlichen Ausflügen dabei. „Aber mit diesen 20-Jährigen kann ich nicht mehr mithalten”, gibt er grinsend zu. Und wie lange kann er noch auf dem Fußballplatz mithalten? Ein Karriereende ist bei Fabian Ernst jedenfalls nicht in Sicht: „So lange ich Spaß habe, werde ich weiter spielen. Ich kann mir nicht vorstellen, mit dem Fußball irgendwann ganz abzuschließen. Ich möchte dem Sport immer erhalten bleiben. Ob nun als Spieler oder auf anderem Wege.“