Exklusive Ittrich-Leseprobe: "Die richtige Entscheidung"

Heute erscheint das Buch "Die richtige Entscheidung: Warum ich es liebe, Schiedsrichter zu sein" von DFB-Schiedsrichter Patrick Ittrich. Darin gibt der Unparteiische Einblicke in seine Arbeit und hinter die Kulissen seines Lebens zwischen Leistungssport, Beruf und Familie. Zum Tag der Veröffentlichung gibt es auf DFB.de eine exklusive Leseprobe. Diese beinhaltet zwei Auszüge aus Kapitel 3 "Erfolgserlebnisse - Meine Hochgefühle".

Ich sehe nur einen begrenzten Ausschnitt des Spielfelds, dazu das Rauschen des vollbesetzten Stadions, das in den Spielertunnel dringt, ein Mix aus Jubel, Musikfetzen und den Ansagen des Stadionsprechers. Ich stehe inmitten der Spieler, die meisten von ihnen blicken angespannt geradeaus. Auch die Einlaufkinder sind aufgeregt, ihre Augen leuchten wie die Lichter der TV-Kameras. Endlich geht’s raus. Hochgefühl. Eine Welle der Begeisterung schwappt uns entgegen. Heim- wie Auswärtsfans, alle freuen sich auf das Spiel. Es ist der ultimativ positive Moment. Druck spüre ich keinen, da ist einfach nur Vorfreude. Ich habe denselben Ehrgeiz wie die Spieler: Ich will zeigen, was ich kann, und dies auf der ganz großen Bühne. Schiedsrichter in der Fußball-Bundesliga zu sein, ist ein Privileg. Im Moment des Einlaufens wird mir dies jedes Mal besonders bewusst. Ich versuche die Atmosphäre in mich aufzusaugen.

Auch Schiedsrichter haben Erfolgserlebnisse. Und das sogar regelmäßig, denn die meisten Spiele laufen gut, sowohl im Amateurbereich wie im Profifußball. Chaosspiele mit krassen Fehlentscheidungen bleiben zwar im Gedächtnis, aber sie sind die Ausnahme. Zum Glück, denn sonst wäre es ein grausames Hobby. Eine richtige Entscheidung kann dagegen ein Hochgefühl auslösen.

Das Hochgefühl des Schiedsrichters

Gut, es muss schon ein bisschen mehr sein als ein korrekt angezeigter Einwurf im Mittelfeld. Eine richtig antizipierte Vorteilssituation zum Beispiel. Im April 2015 in Kaiserslautern bot sich mir einmal sogar die Möglichkeit, mein Erfolgserlebnis zu bejubeln. Ich hatte die Arme nämlich eh schon oben. Ein FCK-Spieler lief im Zweitligaspiel gegen Heidenheim auf das Tor zu und wurde im Strafraum gefoult. Klare Sache: Strafstoß, Rote Karte (damals gab es die "Doppelbestrafung" noch). Ich führte die Pfeife schon zum Mund, als ich sah, dass der Ball frei lag und ein Mitspieler des Gefoulten heransprintete. Eine klassische Vorteilsituation, in der es darum geht, dem ersten Reflex zu widerstehen. Der erste Reflex bei einem klar erkannten Foul ist nun mal der Pfiff. Die Ideallösung aber ist kurz zu warten, zu antizipieren, laufen zu lassen. Diese Situationen sind nicht leicht zu erkennen, denn ich muss abschätzen, ob sich tatsächlich ein Vorteil ergeben wird, oder ich das Foul besser pfeife. In Kaiserslautern pfiff ich nicht, hob stattdessen beide Arme und streckte sie leicht nach vorn – das Zeichen für den Vorteil. Der Spieler nutzte die Chance und schob den Ball ins Tor. Perfekt gelaufen.

Nach der Szene nimmt man die Arme normalerweise wieder runter, ich ließ sie aber oben und rannte durch den Strafraum zurück in Richtung Mittelkreis. Fast so, als hätte ich das Tor selbst geschossen. Hochgefühl. Was ist denn mit dem los, werden sich einige Fans wohl gedacht haben. Ich musste keinen Strafstoß geben, konnte das Spiel laufen lassen und der größtmögliche Vorteil entstand: ein Tor. Eine Szene aus dem Regelbilderbuch. Was für den Stürmer der Schuss in den Winkel ist, ist für mich eine solche Entscheidung – ein echtes Erfolgserlebnis eben. Mit einem kleinen Unterschied: mich bejubeln nicht 40.000 Menschen, deswegen muss ich das halt selbst übernehmen. Obwohl, drei potenzielle Jubler gibt es schon im Stadion. Die beiden Assistenten und der Vierte Offizielle wissen natürlich, wie sich diese Entscheidung für mich anfühlt und freuen sich über den Funk mit: "Weltklasse! Sensationell!"


Titel: Die richtige Entscheidung: Warum ich es liebe, Schiedsrichter zu sein
Autor: Patrick Ittrich mit Mats Nickelsen
Erscheinungsdatum: 21. August 2020
Verlag: Edel Books - Ein Verlag der Edel Germany GmbH
ISBN: 978-3841907042
Preis: 18.95 Euro (DE) / 19.50 Euro (AT)
Seitenzahl: 224 Seiten
Bestellmöglichkeiten: https://edelbooks.lnk.to/die-richtige-EntscheidungWE 

Auf der Facebook-Seite der DFB-Schiedsrichter verlost der DFB drei Ausgaben des Buches "Die richtige Entscheidung: Warum ich es liebe, Schiedsrichter zu sein" von Patrick Ittrich. Hier geht's zum Gewinnspiel.

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Heute erscheint das Buch "Die richtige Entscheidung: Warum ich es liebe, Schiedsrichter zu sein" von DFB-Schiedsrichter Patrick Ittrich. Darin gibt der Unparteiische Einblicke in seine Arbeit und hinter die Kulissen seines Lebens zwischen Leistungssport, Beruf und Familie. Zum Tag der Veröffentlichung gibt es auf DFB.de eine exklusive Leseprobe. Diese beinhaltet zwei Auszüge aus Kapitel 3 "Erfolgserlebnisse - Meine Hochgefühle".

Ich sehe nur einen begrenzten Ausschnitt des Spielfelds, dazu das Rauschen des vollbesetzten Stadions, das in den Spielertunnel dringt, ein Mix aus Jubel, Musikfetzen und den Ansagen des Stadionsprechers. Ich stehe inmitten der Spieler, die meisten von ihnen blicken angespannt geradeaus. Auch die Einlaufkinder sind aufgeregt, ihre Augen leuchten wie die Lichter der TV-Kameras. Endlich geht’s raus. Hochgefühl. Eine Welle der Begeisterung schwappt uns entgegen. Heim- wie Auswärtsfans, alle freuen sich auf das Spiel. Es ist der ultimativ positive Moment. Druck spüre ich keinen, da ist einfach nur Vorfreude. Ich habe denselben Ehrgeiz wie die Spieler: Ich will zeigen, was ich kann, und dies auf der ganz großen Bühne. Schiedsrichter in der Fußball-Bundesliga zu sein, ist ein Privileg. Im Moment des Einlaufens wird mir dies jedes Mal besonders bewusst. Ich versuche die Atmosphäre in mich aufzusaugen.

Auch Schiedsrichter haben Erfolgserlebnisse. Und das sogar regelmäßig, denn die meisten Spiele laufen gut, sowohl im Amateurbereich wie im Profifußball. Chaosspiele mit krassen Fehlentscheidungen bleiben zwar im Gedächtnis, aber sie sind die Ausnahme. Zum Glück, denn sonst wäre es ein grausames Hobby. Eine richtige Entscheidung kann dagegen ein Hochgefühl auslösen.

Das Hochgefühl des Schiedsrichters

Gut, es muss schon ein bisschen mehr sein als ein korrekt angezeigter Einwurf im Mittelfeld. Eine richtig antizipierte Vorteilssituation zum Beispiel. Im April 2015 in Kaiserslautern bot sich mir einmal sogar die Möglichkeit, mein Erfolgserlebnis zu bejubeln. Ich hatte die Arme nämlich eh schon oben. Ein FCK-Spieler lief im Zweitligaspiel gegen Heidenheim auf das Tor zu und wurde im Strafraum gefoult. Klare Sache: Strafstoß, Rote Karte (damals gab es die "Doppelbestrafung" noch). Ich führte die Pfeife schon zum Mund, als ich sah, dass der Ball frei lag und ein Mitspieler des Gefoulten heransprintete. Eine klassische Vorteilsituation, in der es darum geht, dem ersten Reflex zu widerstehen. Der erste Reflex bei einem klar erkannten Foul ist nun mal der Pfiff. Die Ideallösung aber ist kurz zu warten, zu antizipieren, laufen zu lassen. Diese Situationen sind nicht leicht zu erkennen, denn ich muss abschätzen, ob sich tatsächlich ein Vorteil ergeben wird, oder ich das Foul besser pfeife. In Kaiserslautern pfiff ich nicht, hob stattdessen beide Arme und streckte sie leicht nach vorn – das Zeichen für den Vorteil. Der Spieler nutzte die Chance und schob den Ball ins Tor. Perfekt gelaufen.

Nach der Szene nimmt man die Arme normalerweise wieder runter, ich ließ sie aber oben und rannte durch den Strafraum zurück in Richtung Mittelkreis. Fast so, als hätte ich das Tor selbst geschossen. Hochgefühl. Was ist denn mit dem los, werden sich einige Fans wohl gedacht haben. Ich musste keinen Strafstoß geben, konnte das Spiel laufen lassen und der größtmögliche Vorteil entstand: ein Tor. Eine Szene aus dem Regelbilderbuch. Was für den Stürmer der Schuss in den Winkel ist, ist für mich eine solche Entscheidung – ein echtes Erfolgserlebnis eben. Mit einem kleinen Unterschied: mich bejubeln nicht 40.000 Menschen, deswegen muss ich das halt selbst übernehmen. Obwohl, drei potenzielle Jubler gibt es schon im Stadion. Die beiden Assistenten und der Vierte Offizielle wissen natürlich, wie sich diese Entscheidung für mich anfühlt und freuen sich über den Funk mit: "Weltklasse! Sensationell!"


Titel: Die richtige Entscheidung: Warum ich es liebe, Schiedsrichter zu sein
Autor: Patrick Ittrich mit Mats Nickelsen
Erscheinungsdatum: 21. August 2020
Verlag: Edel Books - Ein Verlag der Edel Germany GmbH
ISBN: 978-3841907042
Preis: 18.95 Euro (DE) / 19.50 Euro (AT)
Seitenzahl: 224 Seiten
Bestellmöglichkeiten: https://edelbooks.lnk.to/die-richtige-EntscheidungWE 

Auf der Facebook-Seite der DFB-Schiedsrichter verlost der DFB drei Ausgaben des Buches "Die richtige Entscheidung: Warum ich es liebe, Schiedsrichter zu sein" von Patrick Ittrich. Hier geht's zum Gewinnspiel.

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