Ex-Profi Kneißl begleitet Spiele im VAC

Zu einer Premiere kam es am Wochenende im Video-Assist-Center (VAC) des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in Köln: Mit dem ehemaligen Fußballprofi Sebastian Kneißl begleitete erstmals ein externer Fußballexperte Spiele an einer der Arbeitsstationen für die Video-Assistenten (VA). Kneißl, der als Co-Kommentator für den Streamingdienst DAZN tätig ist, verfolgte am Freitagabend das Spiel in der 2. Bundesliga zwischen dem Hamburger SV und Eintracht Braunschweig (2:1) an der Seite von Video-Assistent Daniel Siebert und dessen Assistent Jan Seidel. Am Samstag wohnte er der Zweitligapartie Hansa Rostock gegen FC St. Pauli (2:3) bei, als Video-Assistent*innen waren Katrin Rafalski und Dr. Justus Zorn im Einsatz.

Sebastian Kneißl nahm dabei jeweils neben dem Operator Platz und hatte die Möglichkeit, die Spiele auf eigenen Monitoren und aus verschiedenen Kameraperspektiven anzusehen. Außerdem konnte er über einen Kopfhörer die Kommunikation innerhalb des Schiedsrichterteams einschließlich der Video-Assistent*innen mithören. In der Halbzeitpause beider Spiele und nach dem Schlusspfiff kam es jeweils zu einem ausführlichen fachlichen Austausch zwischen Kneißl und den Referees.

Drees: "Von Expertise profitieren"

"Wir sind gegenüber neuen Ideen, die uns weiterbringen können, immer aufgeschlossen", sagte Dr. Jochen Drees, Leiter Innovation und Technologie der DFB Schiri GmbH, zur Einladung von Sebastian Kneißl ins VAC. "Dazu gehört es auch, dass wir durch eine solche Kooperation herausfinden wollen, inwieweit wir von der Expertise eines ehemaligen Berufsfußballers profitieren können." Kneißl war bereits Ende März an einem Spieltag als Gast im VAC, begleitete damals jedoch kein Spiel aus der Nähe. "Diesmal ging der Perspektivwechsel noch weiter, der Austausch mit den VA war entsprechend intensiver", so Drees.

Nach den beiden Spielen sprach DFB.de mit Sebastian Kneißl.

DFB.de: Wie fühlt es sich an, als erster "Nicht-Schiedsrichter" mit an der VAR-Station sitzen zu dürfen?

Kneißl: Das ist eine Ehre, deshalb auch vielen Dank vor allem an Dr. Jochen Drees dafür, dass er mir das Vertrauen ausspricht. Es war für mich spannend – ich war zwar schon mal in diesem Raum und habe das alles schon gesehen, diesmal fühlte es sich aber noch realistischer und praxisnäher an.

DFB.de: Es war nicht das erste Mal, dass du zu Gast im VAC warst. Welche Erfahrungen hast du bei deinem Besuch im März schon gesammelt? Und: Was war diesmal anders?

Kneißl: Damals war ich vor Ort, um die Gegebenheiten kennenzulernen und erst Mal einen generellen Einblick in die Arbeit der Video-Assistenten zu bekommen. Da habe ich auch die Konferenz verfolgt, das waren so unfassbar viele Eindrücke, die ganze Kommunikation. Danach habe ich tatsächlich ein, zwei Tage gebraucht, um das alles zu verarbeiten.

DFB.de: Was ist dir in den Prozessen während der Spiele besonders aufgefallen?

Kneißl: Die ruhige, gewissenhafte und konzentrierte Herangehensweise an das Spiel und mögliche Checks. Es war alles sehr strukturiert und klar aufgeteilt.

DFB.de: Wie gestaltete sich der Austausch mit Daniel Siebert und Katrin Rafalski vor und nach den Spielen sowie in den Halbzeit-Pausen?

Kneißl: Daniel Siebert kannte ich schon aus diversen Bundesligaspielen, die ich als Experte begleitet habe, Katrin Rafalski noch nicht. Daher war der Kontakt etwas anders. Dennoch war es interessant, wie fokussiert ich beide in ihren jeweiligen Arbeitssituationen erlebt habe. So nah war ich noch nie dran. Katrin war sehr wissbegierig, hat nach dem Spiel und in der Halbzeit viele Fragen gestellt und wollte wissen, wie ich etwas aus Spielersicht beurteile. In beiden Spielen gab es Szenen, die wir konstruktiv diskutieren konnten.

DFB.de: Denkst du, dass ein Input durch ehemalige Profis auf Dauer sinnvoll sein und einen Mehrwert haben könnte? Anders gefragt: Können externe Berater langfristig eine Hilfe für die DFB-Schiris sein?

Kneißl: Langfristig definitiv. Wichtig ist natürlich, dass sie genau wissen, wie sie sich dort zu verhalten haben, denn es ist immer noch der Bereich der Schiedsrichter, da müssen "wir" uns anpassen. Es geht um klare, präzise Kommunikation, da darf man nicht weit ausholen. Denn je mehr Stimmen mitreden, desto länger zieht sich die Spielunterbrechung – falls es irgendwann im Livebetrieb dazu kommt. 

DFB.de: Wie beurteilst du die bisherige Zusammenarbeit mit dem DFB in Bezug auf das Projekt "Experten im VAC"?

Kneißl: Ich stehe jetzt schon länger mit Jochen Drees und dem DFB in Kontakt und habe wirklich Spaß an diesem Austausch, weil von beiden Seiten eine Offenheit und Neugier da ist, sich anzunähern und gegenseitig zu unterstützen. 

DFB.de: Welche Ideen hast du noch, was ist aus deiner Sicht der nächste Schritt?

Kneißl: Ein großer Wunsch ist, eine schnellere und transparentere Kommunikation nach außen zu erreichen. Denn es ist mir wichtig, dass während der 90 Minuten nicht nur Entscheidungen transportiert werden, sondern idealerweise auch gleich eine Begründung dazu.

[mv/af]

Zu einer Premiere kam es am Wochenende im Video-Assist-Center (VAC) des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in Köln: Mit dem ehemaligen Fußballprofi Sebastian Kneißl begleitete erstmals ein externer Fußballexperte Spiele an einer der Arbeitsstationen für die Video-Assistenten (VA). Kneißl, der als Co-Kommentator für den Streamingdienst DAZN tätig ist, verfolgte am Freitagabend das Spiel in der 2. Bundesliga zwischen dem Hamburger SV und Eintracht Braunschweig (2:1) an der Seite von Video-Assistent Daniel Siebert und dessen Assistent Jan Seidel. Am Samstag wohnte er der Zweitligapartie Hansa Rostock gegen FC St. Pauli (2:3) bei, als Video-Assistent*innen waren Katrin Rafalski und Dr. Justus Zorn im Einsatz.

Sebastian Kneißl nahm dabei jeweils neben dem Operator Platz und hatte die Möglichkeit, die Spiele auf eigenen Monitoren und aus verschiedenen Kameraperspektiven anzusehen. Außerdem konnte er über einen Kopfhörer die Kommunikation innerhalb des Schiedsrichterteams einschließlich der Video-Assistent*innen mithören. In der Halbzeitpause beider Spiele und nach dem Schlusspfiff kam es jeweils zu einem ausführlichen fachlichen Austausch zwischen Kneißl und den Referees.

Drees: "Von Expertise profitieren"

"Wir sind gegenüber neuen Ideen, die uns weiterbringen können, immer aufgeschlossen", sagte Dr. Jochen Drees, Leiter Innovation und Technologie der DFB Schiri GmbH, zur Einladung von Sebastian Kneißl ins VAC. "Dazu gehört es auch, dass wir durch eine solche Kooperation herausfinden wollen, inwieweit wir von der Expertise eines ehemaligen Berufsfußballers profitieren können." Kneißl war bereits Ende März an einem Spieltag als Gast im VAC, begleitete damals jedoch kein Spiel aus der Nähe. "Diesmal ging der Perspektivwechsel noch weiter, der Austausch mit den VA war entsprechend intensiver", so Drees.

Nach den beiden Spielen sprach DFB.de mit Sebastian Kneißl.

DFB.de: Wie fühlt es sich an, als erster "Nicht-Schiedsrichter" mit an der VAR-Station sitzen zu dürfen?

Kneißl: Das ist eine Ehre, deshalb auch vielen Dank vor allem an Dr. Jochen Drees dafür, dass er mir das Vertrauen ausspricht. Es war für mich spannend – ich war zwar schon mal in diesem Raum und habe das alles schon gesehen, diesmal fühlte es sich aber noch realistischer und praxisnäher an.

DFB.de: Es war nicht das erste Mal, dass du zu Gast im VAC warst. Welche Erfahrungen hast du bei deinem Besuch im März schon gesammelt? Und: Was war diesmal anders?

Kneißl: Damals war ich vor Ort, um die Gegebenheiten kennenzulernen und erst Mal einen generellen Einblick in die Arbeit der Video-Assistenten zu bekommen. Da habe ich auch die Konferenz verfolgt, das waren so unfassbar viele Eindrücke, die ganze Kommunikation. Danach habe ich tatsächlich ein, zwei Tage gebraucht, um das alles zu verarbeiten.

DFB.de: Was ist dir in den Prozessen während der Spiele besonders aufgefallen?

Kneißl: Die ruhige, gewissenhafte und konzentrierte Herangehensweise an das Spiel und mögliche Checks. Es war alles sehr strukturiert und klar aufgeteilt.

DFB.de: Wie gestaltete sich der Austausch mit Daniel Siebert und Katrin Rafalski vor und nach den Spielen sowie in den Halbzeit-Pausen?

Kneißl: Daniel Siebert kannte ich schon aus diversen Bundesligaspielen, die ich als Experte begleitet habe, Katrin Rafalski noch nicht. Daher war der Kontakt etwas anders. Dennoch war es interessant, wie fokussiert ich beide in ihren jeweiligen Arbeitssituationen erlebt habe. So nah war ich noch nie dran. Katrin war sehr wissbegierig, hat nach dem Spiel und in der Halbzeit viele Fragen gestellt und wollte wissen, wie ich etwas aus Spielersicht beurteile. In beiden Spielen gab es Szenen, die wir konstruktiv diskutieren konnten.

DFB.de: Denkst du, dass ein Input durch ehemalige Profis auf Dauer sinnvoll sein und einen Mehrwert haben könnte? Anders gefragt: Können externe Berater langfristig eine Hilfe für die DFB-Schiris sein?

Kneißl: Langfristig definitiv. Wichtig ist natürlich, dass sie genau wissen, wie sie sich dort zu verhalten haben, denn es ist immer noch der Bereich der Schiedsrichter, da müssen "wir" uns anpassen. Es geht um klare, präzise Kommunikation, da darf man nicht weit ausholen. Denn je mehr Stimmen mitreden, desto länger zieht sich die Spielunterbrechung – falls es irgendwann im Livebetrieb dazu kommt. 

DFB.de: Wie beurteilst du die bisherige Zusammenarbeit mit dem DFB in Bezug auf das Projekt "Experten im VAC"?

Kneißl: Ich stehe jetzt schon länger mit Jochen Drees und dem DFB in Kontakt und habe wirklich Spaß an diesem Austausch, weil von beiden Seiten eine Offenheit und Neugier da ist, sich anzunähern und gegenseitig zu unterstützen. 

DFB.de: Welche Ideen hast du noch, was ist aus deiner Sicht der nächste Schritt?

Kneißl: Ein großer Wunsch ist, eine schnellere und transparentere Kommunikation nach außen zu erreichen. Denn es ist mir wichtig, dass während der 90 Minuten nicht nur Entscheidungen transportiert werden, sondern idealerweise auch gleich eine Begründung dazu.

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