EURO 2005: Anja Mittag verbindet Bescheidenheit und große Ziele

Anfang der ersten Halbzeit im Spiel gegen Italien musste Anja Mittag ganz schön kämpfen. Nicht mit den Gegenspielerinnen, sondern mit den eigenen Haaren. Ihr Haarband war gerissen. Zwar war schnell Ersatz zur Hand. Aber bevor die Angreiferin des 1. FFC Turbine Potsdam es anziehen konnte, musste sie zunächst einmal ihre blonde Mähne bändigen. Letztlich gelang ihr dies. Und nicht nur das. Die 20-Jährige trug wesentlich zum 4:0-Sieg der DFB-Auswahl bei und hatte damit einen Anteil daran, dass sich das deutsche Team vorzeitig für das Halbfinale qualifizierte.

Das ist insofern bemerkenswert, als Anja Mittag das Nesthäkchen im Kader der deutschen Mannschaft bei der EURO 2005 ist. Sie sich das aber nicht anmerken lässt. Souverän wirkten ihre Auftritte in den ersten beiden Spielen in England. Auch wenn sie es selbst gar nicht so sehen wollte. „Meine Leistung war ganz okay“, sagt sie, „es gibt viele Dinge, die ich verbessern kann.“ Mal halte sie den Ball noch zu lange, mal verschulde sie unnötige Ballverluste, zählt sie auf. Bliebe genug Platz für Lob. Aber das verbietet der selbstkritische Ansatz. Deswegen lässt sie lieber andere für sich sprechen. „Britta, was habe ich denn gut gemacht?“, fragt sie deswegen in Richtung Kollegin Carlson. Die muss nicht lange überlegen, um nur ein paar Dinge aufzureihen. „Sie hat Bälle erobert, nachgesetzt, sich in Zweikämpfen gut durchgesetzt, ein großes Laufpensum gezeigt und das Tor von Birgit genial vorbereitet“, erklärt die Mannschaftskameradin.

Aber nicht nur den Mitspielerinnen ist Anja Mittag positiv aufgefallen. Auch Tina Theune-Meyer fand Gefallen an ihren Darbietungen. „Anja hat sehr gut gespielt“, so die DFB-Trainerin. So gut sogar, dass sie ihr eine besondere Belohnung zu Teil werden ließ. Weil die etatmäßige Elfmeterschützin Renate Lingor bereits ausgewechselt war, bestimmte Tina Theune-Meyer sie zur Stellvertreterin, als der DFB-Auswahl gegen Italien ein Handelfmeter zugesprochen wurde. „Sie sollte ihr Tor machen“, erklärte die DFB-Trainerin später. Und das machte sie dann auch, zwar im Nachschuss, aber drin ist drin. Im zwölften Länderspiel war es ihr zweiter Treffer.

Das Vertrauen, dass Tina Theune-Meyer in sie steckt, schmeichelt Anja Mittag. „Ich bin stolz, dass ich in der Nationalmannschaft spielen darf, schließlich hat die Trainerin gerade im Angriff eine riesige Auswahl“, argumentiert sie. Auch den Umstand neben einer Birgit Prinz spielen zu dürfen, sieht sie als keine Selbstverständlichkeit an. „Das hilft ungemein. Sie ist nicht von ungefähr Weltfußballerin des Jahres“, erklärt die Mittelstürmerin.

Indes ist das, was Anja Mittag selbst vorweisen kann, aller Ehren wert. Sie ist mit den U 19-Frauen des DFB Europa- und Weltmeister geworden, mit dem 1. FFC Turbine Potsdam wurde sie Deutscher Meister, zweimal DFB-Pokal-Sieger und UEFA-Cup-Sieger. Und das alles in kürzester Zeit. Da könnte man meinen, dass das schwer zu verarbeiten ist. Aber Anja Mittag verneint. „Ich lasse das einfach passieren“, erklärt sie. Angst davor, den Boden unter den Füßen zu verlieren, hat sie jedenfalls nicht. „Ich schätze mich nicht als Typ ein, der gefährdet ist, abzuheben. Außerdem habe ich Freude, die mich runter holen würden“, sagt sie. Das ändert jedoch nichts daran, dass sie hohe Ansprüche hat. Für die EURO formuliert sie ein ganz klares Ziel. Sie will Europameisterin werden. [nb]


[bild1]Anfang der ersten Halbzeit im Spiel gegen Italien musste Anja Mittag ganz schön kämpfen. Nicht mit den Gegenspielerinnen, sondern mit den eigenen Haaren. Ihr Haarband war gerissen. Zwar war schnell Ersatz zur Hand. Aber bevor die Angreiferin des 1. FFC Turbine Potsdam es anziehen konnte, musste sie zunächst einmal ihre blonde Mähne bändigen. Letztlich gelang ihr dies. Und nicht nur das. Die 20-Jährige trug wesentlich zum 4:0-Sieg der DFB-Auswahl bei und hatte damit einen Anteil daran, dass sich das deutsche Team vorzeitig für das Halbfinale qualifizierte.



Das ist insofern bemerkenswert, als Anja Mittag das Nesthäkchen im Kader der deutschen Mannschaft bei der EURO 2005 ist. Sie sich das aber nicht anmerken lässt. Souverän wirkten ihre Auftritte in den ersten beiden Spielen in England. Auch wenn sie es selbst gar nicht so sehen wollte. „Meine Leistung war ganz okay“, sagt sie, „es gibt viele Dinge, die ich verbessern kann.“ Mal halte sie den Ball noch zu lange, mal verschulde sie unnötige Ballverluste, zählt sie auf. Bliebe genug Platz für Lob. Aber das verbietet der selbstkritische Ansatz. Deswegen lässt sie lieber andere für sich sprechen. „Britta, was habe ich denn gut gemacht?“, fragt sie deswegen in Richtung Kollegin Carlson. Die muss nicht lange überlegen, um nur ein paar Dinge aufzureihen. „Sie hat Bälle erobert, nachgesetzt, sich in Zweikämpfen gut durchgesetzt, ein großes Laufpensum gezeigt und das Tor von Birgit genial vorbereitet“, erklärt die Mannschaftskameradin.



Aber nicht nur den Mitspielerinnen ist Anja Mittag positiv aufgefallen. Auch Tina Theune-Meyer fand Gefallen an ihren Darbietungen. „Anja hat sehr gut gespielt“, so die DFB-Trainerin. So gut sogar, dass sie ihr eine besondere Belohnung zu Teil werden ließ. Weil die etatmäßige Elfmeterschützin Renate Lingor bereits ausgewechselt war, bestimmte Tina Theune-Meyer sie zur Stellvertreterin, als der DFB-Auswahl gegen Italien ein Handelfmeter zugesprochen wurde. „Sie sollte ihr Tor machen“, erklärte die DFB-Trainerin später. Und das machte sie dann auch, zwar im Nachschuss, aber drin ist drin. Im zwölften Länderspiel war es ihr zweiter Treffer.



Das Vertrauen, dass Tina Theune-Meyer in sie steckt, schmeichelt Anja Mittag. „Ich bin stolz, dass ich in der Nationalmannschaft spielen darf, schließlich hat die Trainerin gerade im Angriff eine riesige Auswahl“, argumentiert sie. Auch den Umstand neben einer Birgit Prinz spielen zu dürfen, sieht sie als keine Selbstverständlichkeit an. „Das hilft ungemein. Sie ist nicht von ungefähr Weltfußballerin des Jahres“, erklärt die Mittelstürmerin.



[bild2]Indes ist das, was Anja Mittag selbst vorweisen kann, aller Ehren wert. Sie ist mit den U 19-Frauen des DFB Europa- und Weltmeister geworden, mit dem 1. FFC Turbine Potsdam wurde sie Deutscher Meister, zweimal DFB-Pokal-Sieger und UEFA-Cup-Sieger. Und das alles in kürzester Zeit. Da könnte man meinen, dass das schwer zu verarbeiten ist. Aber Anja Mittag verneint. „Ich lasse das einfach passieren“, erklärt sie. Angst davor, den Boden unter den Füßen zu verlieren, hat sie jedenfalls nicht. „Ich schätze mich nicht als Typ ein, der gefährdet ist, abzuheben. Außerdem habe ich Freude, die mich runter holen würden“, sagt sie. Das ändert jedoch nichts daran, dass sie hohe Ansprüche hat. Für die EURO formuliert sie ein ganz klares Ziel. Sie will Europameisterin werden.