Essens Klasen übers Finale: "Nicht chancenlos gegen Wolfsburg"

Die SGS Essen hat es geschafft: Nach sechs Jahren steht die Mannschaft wieder im DFB-Pokalfinale der Frauen. Damals schon dabei war die dreimalige deutsche Nationalspielerin Jacqueline Klasen. Im DFB.de-Interview spricht die 26 Jahre alte Mittelfeldspielerin über den Sieg im Halbfinale gegen Leverkusen und das Duell mit Titelverteidiger VfL Wolfsburg am 4. Juli in Köln.

DFB.de: Frau Klasen, nach sechs Jahren steht die SGS Essen mal wieder im DFB-Pokalfinale. Wie ordnen Sie diesen Erfolg ein?

Jacqueline Klasen: Wir sind überglücklich und freuen uns auf einen tollen Saisonabschluss. Einige Spielerinnen werden uns in diesem Sommer bekanntlich verlassen. Umso schöner ist es, dass diese sehr spezielle Serie mit einem Highlight für uns zu Ende gehen wird.

DFB.de: Sie waren 2014 auch schon dabei. Was haben Sie von damals mitgenommen?

Klasen: Ich war 20 Jahre alt und noch eine der jüngeren Spielerinnen. Seitdem sind sechs Jahre vergangen, und ich gehöre zu den Erfahreneren. Unglaublich, dass seitdem schon wieder sechs Jahre vergangenen sind. Ich habe schöne Erinnerungen an diesen Tag, auch wenn wir 0:3 gegen den 1. FFC Frankfurt verloren haben. Es war ein unvergessliches Erlebnis für alle, die dabei waren.

DFB.de: Die SGS Essen stand damals erstmals im DFB-Pokalfinale.

Klasen: Es ist bis heute einer der größten Erfolge in der Vereinsgeschichte. Und jetzt wird es eine Wiederholung geben - hoffentlich mit anderem Ausgang. Der Titelgewinn ist jetzt unser riesiges Ziel. Für den Klub wäre das der größtmögliche Erfolg zum aktuellen Zeitpunkt. Mehr ist nicht möglich. Die Qualifikation für die Champions League halte ich bei der Konkurrenz derzeit nicht für realistisch. Also bleibt uns in erster Linie der DFB-Pokal.

DFB.de: Im Halbfinale haben Sie in Leverkusen 3:1 gewonnen. Wie haben Sie die Partie erlebt?

Klasen: Wir hatten einen sehr, sehr guten Start mit einem ganz frühen Tor. Das hat uns Sicherheit gegeben, nachdem wir in der Meisterschaft ja einen nicht so überzeugenden Auftritt beim 1. FC Köln gehabt hatten. Wir wussten, dass die Leverkusenerinnen ein sehr gefährlicher Gegner sein kann, wenn man sie spielen lässt. Das haben sie zum Beispiel bei ihrem Sieg im Viertelfinale gegen die TSG Hoffenheim gezeigt.

DFB.de: Kurz vor der Pause haben Sie dann auf 2:0 erhöht.

Klasen: Das war wichtig, weil es nach der Pause ja noch mal richtig eng geworden ist. Leverkusen hatte einige gute Phasen, in denen wir Probleme hatten. Aber über weite Strecken haben wir es gut gemacht. Das 3:1 in der Nachspielzeit war dann natürlich die Erlösung für uns.

DFB.de: Wird der Erfolg gefeiert?

Klasen: Das ist ja leider wegen Corona nicht richtig möglich. Wir sind glücklich und stolz, aber wir können keine große Party machen. Wir haben eine Kleinigkeit geplant, mehr aber auch nicht. Vielleicht können wir die große Party dann nach dem Finale nachholen.

DFB.de: Da geht es allerdings gegen den VfL Wolfsburg...

Klasen: Ich weiß, dass der Spruch abgegriffen ist. Aber ich habe es in meiner Karriere schon öfter erlebt, dass er wirklich zutreffend ist: Im DFB-Pokal ist alles möglich. Dieser Wettbewerb hat wirklich seine eigenen Gesetze. Aber logischerweise wird der VfL Wolfsburg der große Favorit sein. Das bedeutet im Umkehrschluss allerdings nicht, dass wir chancenlos sein werden. Gegen Teams wie den VfL oder auch Bayern München haben wir zuletzt nicht immer schlecht ausgesehen. Ich denke schon, dass auch Wolfsburg Schwachpunkte hat. Diese müssen wir finden und angreifen.

DFB.de: Am Samstag steht dieses Duell bereits in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga auf dem Programm. Eine gute Generalprobe?

Klasen: Ja, so kann man es durchaus sehen. Aber grundsätzlich tue ich mich schwer damit, Begegnungen in der Bundesliga mit denen im DFB-Pokal zu vergleichen. Das sind einfach zwei völlig unterschiedliche Wettbewerbe. In der Meisterschaft geht es für uns nicht mehr um allzu viel. Weiter nach oben werden wir nicht mehr kommen, mit dem Abstieg haben wir auch nichts zu tun. Wir nehmen die vier noch ausstehenden Aufgaben selbstverständlich ernst. Aber unser Fokus richtet sich jetzt auf das Endspiel Anfang Juli.

DFB.de: Vor sechs Jahren waren mehr als 16.000 Menschen im Stadion. Jetzt wird voraussichtlich fast niemand da sein. Wie gehen Sie damit um?

Klasen: Das trübt die Vorfreude ein wenig. Aber die aktuelle Situation lässt es nicht anders zu. Es bringt nichts, darüber zu jammern. Es ist dieses Jahr eben so, wir können es nicht ändern. Wir nehmen es so an, wie es ist, und versuchen, das Beste daraus zu machen. Vielleicht werden die Regeln ja noch so gelockert, dass zumindest Freunde und Familie dabei sein können. Das wäre schön. Aber wenn es nicht möglich sein wird, werden wir den Tag trotzdem genießen und unser Bestes geben. Man kann es ja auch so sehen: Ohne Einflussnahme von außen können wir uns voll und ganz auf den Fußball konzentrieren.

DFB.de: Im DFB-Pokal lief es zuletzt sehr gut, in der Bundesliga nicht. Warum ist das so?

Klasen: Schwer zu sagen. In der Bundesliga haben wir in Köln 0:1 verloren. Ich glaube, da hätten wir noch fünf Stunden spielen können und kein Tor erzielt. Solche Spiele gibt es leider einfach manchmal. Aber wir haben keine Zeit, um uns darüber Gedanken zu machen, warum es an dem einen Tag läuft und an dem anderen wiederum nicht. Im Moment sind wir echt im Stress und schauen nur nach vorne auf die jeweils nächste Aufgabe. Alles andere raubt uns Energie, die wir für die anstehenden Aufgaben einsetzen sollten.

[sw]

Die SGS Essen hat es geschafft: Nach sechs Jahren steht die Mannschaft wieder im DFB-Pokalfinale der Frauen. Damals schon dabei war die dreimalige deutsche Nationalspielerin Jacqueline Klasen. Im DFB.de-Interview spricht die 26 Jahre alte Mittelfeldspielerin über den Sieg im Halbfinale gegen Leverkusen und das Duell mit Titelverteidiger VfL Wolfsburg am 4. Juli in Köln.

DFB.de: Frau Klasen, nach sechs Jahren steht die SGS Essen mal wieder im DFB-Pokalfinale. Wie ordnen Sie diesen Erfolg ein?

Jacqueline Klasen: Wir sind überglücklich und freuen uns auf einen tollen Saisonabschluss. Einige Spielerinnen werden uns in diesem Sommer bekanntlich verlassen. Umso schöner ist es, dass diese sehr spezielle Serie mit einem Highlight für uns zu Ende gehen wird.

DFB.de: Sie waren 2014 auch schon dabei. Was haben Sie von damals mitgenommen?

Klasen: Ich war 20 Jahre alt und noch eine der jüngeren Spielerinnen. Seitdem sind sechs Jahre vergangen, und ich gehöre zu den Erfahreneren. Unglaublich, dass seitdem schon wieder sechs Jahre vergangenen sind. Ich habe schöne Erinnerungen an diesen Tag, auch wenn wir 0:3 gegen den 1. FFC Frankfurt verloren haben. Es war ein unvergessliches Erlebnis für alle, die dabei waren.

DFB.de: Die SGS Essen stand damals erstmals im DFB-Pokalfinale.

Klasen: Es ist bis heute einer der größten Erfolge in der Vereinsgeschichte. Und jetzt wird es eine Wiederholung geben - hoffentlich mit anderem Ausgang. Der Titelgewinn ist jetzt unser riesiges Ziel. Für den Klub wäre das der größtmögliche Erfolg zum aktuellen Zeitpunkt. Mehr ist nicht möglich. Die Qualifikation für die Champions League halte ich bei der Konkurrenz derzeit nicht für realistisch. Also bleibt uns in erster Linie der DFB-Pokal.

DFB.de: Im Halbfinale haben Sie in Leverkusen 3:1 gewonnen. Wie haben Sie die Partie erlebt?

Klasen: Wir hatten einen sehr, sehr guten Start mit einem ganz frühen Tor. Das hat uns Sicherheit gegeben, nachdem wir in der Meisterschaft ja einen nicht so überzeugenden Auftritt beim 1. FC Köln gehabt hatten. Wir wussten, dass die Leverkusenerinnen ein sehr gefährlicher Gegner sein kann, wenn man sie spielen lässt. Das haben sie zum Beispiel bei ihrem Sieg im Viertelfinale gegen die TSG Hoffenheim gezeigt.

DFB.de: Kurz vor der Pause haben Sie dann auf 2:0 erhöht.

Klasen: Das war wichtig, weil es nach der Pause ja noch mal richtig eng geworden ist. Leverkusen hatte einige gute Phasen, in denen wir Probleme hatten. Aber über weite Strecken haben wir es gut gemacht. Das 3:1 in der Nachspielzeit war dann natürlich die Erlösung für uns.

DFB.de: Wird der Erfolg gefeiert?

Klasen: Das ist ja leider wegen Corona nicht richtig möglich. Wir sind glücklich und stolz, aber wir können keine große Party machen. Wir haben eine Kleinigkeit geplant, mehr aber auch nicht. Vielleicht können wir die große Party dann nach dem Finale nachholen.

DFB.de: Da geht es allerdings gegen den VfL Wolfsburg...

Klasen: Ich weiß, dass der Spruch abgegriffen ist. Aber ich habe es in meiner Karriere schon öfter erlebt, dass er wirklich zutreffend ist: Im DFB-Pokal ist alles möglich. Dieser Wettbewerb hat wirklich seine eigenen Gesetze. Aber logischerweise wird der VfL Wolfsburg der große Favorit sein. Das bedeutet im Umkehrschluss allerdings nicht, dass wir chancenlos sein werden. Gegen Teams wie den VfL oder auch Bayern München haben wir zuletzt nicht immer schlecht ausgesehen. Ich denke schon, dass auch Wolfsburg Schwachpunkte hat. Diese müssen wir finden und angreifen.

DFB.de: Am Samstag steht dieses Duell bereits in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga auf dem Programm. Eine gute Generalprobe?

Klasen: Ja, so kann man es durchaus sehen. Aber grundsätzlich tue ich mich schwer damit, Begegnungen in der Bundesliga mit denen im DFB-Pokal zu vergleichen. Das sind einfach zwei völlig unterschiedliche Wettbewerbe. In der Meisterschaft geht es für uns nicht mehr um allzu viel. Weiter nach oben werden wir nicht mehr kommen, mit dem Abstieg haben wir auch nichts zu tun. Wir nehmen die vier noch ausstehenden Aufgaben selbstverständlich ernst. Aber unser Fokus richtet sich jetzt auf das Endspiel Anfang Juli.

DFB.de: Vor sechs Jahren waren mehr als 16.000 Menschen im Stadion. Jetzt wird voraussichtlich fast niemand da sein. Wie gehen Sie damit um?

Klasen: Das trübt die Vorfreude ein wenig. Aber die aktuelle Situation lässt es nicht anders zu. Es bringt nichts, darüber zu jammern. Es ist dieses Jahr eben so, wir können es nicht ändern. Wir nehmen es so an, wie es ist, und versuchen, das Beste daraus zu machen. Vielleicht werden die Regeln ja noch so gelockert, dass zumindest Freunde und Familie dabei sein können. Das wäre schön. Aber wenn es nicht möglich sein wird, werden wir den Tag trotzdem genießen und unser Bestes geben. Man kann es ja auch so sehen: Ohne Einflussnahme von außen können wir uns voll und ganz auf den Fußball konzentrieren.

DFB.de: Im DFB-Pokal lief es zuletzt sehr gut, in der Bundesliga nicht. Warum ist das so?

Klasen: Schwer zu sagen. In der Bundesliga haben wir in Köln 0:1 verloren. Ich glaube, da hätten wir noch fünf Stunden spielen können und kein Tor erzielt. Solche Spiele gibt es leider einfach manchmal. Aber wir haben keine Zeit, um uns darüber Gedanken zu machen, warum es an dem einen Tag läuft und an dem anderen wiederum nicht. Im Moment sind wir echt im Stress und schauen nur nach vorne auf die jeweils nächste Aufgabe. Alles andere raubt uns Energie, die wir für die anstehenden Aufgaben einsetzen sollten.

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