"Es wird Zeit für einen Titel"

Schürrle: Nicht sofort jedenfalls, das dauert schon ein wenig. Wenn man dann häufiger von Beginn an spielt, wenn man merkt, das die Mitspieler einem vertrauen und die Fans anfangen, einen zu mögen, dann kommt nach und nach dieses Gefühl, das man jetzt wirklich dazugehört.

team.dfb.de: Entsteht das Zugehörigkeitsgefühl in der Nationalmannschaft schneller oder langsamer als in der Bundesliga?

Schürrle: Schwer zu sagen. In der Bundesliga geht es schneller, glaube ich. Ganz einfach, weil man durch das tagtägliche Zusammensein viel mehr Gelegenheiten hat, sich zu beweisen. Außerdem hat man jede Woche ein Spiel, hat jede Woche die Chance, seinen Wert für die Mannschaft und den Verein zu belegen.

team.dfb.de: Nach elf Länderspielen – fühlen Sie sich im DFB-Team mittlerweile zu 100 Prozent angekommen?

Schürrle: Ja. Das Gefühl habe ich aber nicht erst seit dieser Zusammenkunft in Bremen. Auch bei der Nationalmannschaft funktioniert das im Grunde nur über Leistung. Und es hilft, wenn man über einen längeren Zeitraum konstant mit dabei ist. Man hat dann die Chance, die Spieler näher kennen zu lernen. Ich war seit einem Jahr bei allen Maßnahmen der Nationalmannschaft dabei. Mittlerweile fühle ich mich hier total integriert und akzeptiert. Ich habe immer sehr viel Spaß bei der Nationalmannschaft.

team.dfb.de: Besonders mit Marco Reus, mit dem Sie auch privat befreundet sind. Was macht den Menschen Reus aus?

Schürrle: Er ist einfach ein ähnlicher Typ wie ich.

team.dfb.de: Das bedeutet?



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Zwei Jahre auf der Überholspur. Debüt in der Bundesliga, Debüt in der Nationalmannschaft, Wechsel nach Leverkusen, Debüt in der Champions League. André Schürrle ist binnen weniger Monate auf den ganz großen Fußball-Bühnen angekommen. Die EM 2008 erlebte er noch als gewöhnlicher Fan, vier Jahr später ist er mittendrin. Vor dem Länderspiel gegen Frankreich (Mittwoch, 20.45 Uhr live im ZDF) hat Schürrle mit Redakteur Steffen Lüdeke über seinen Aufstieg, die Startschwierigkeiten in Leverkusen und über seine Freunde bei der Nationalmannschaft gesprochen.

team.dfb.de: Herr Schürrle, Bayer hat im Derby 2:0 in Köln gewonnen, Mainz hat im Derby 4:0 gegen Kaiserslautern gewonnen. Das Wochenende ist für Sie ziemlich perfekt gelaufen.

André Schürrle: Kann man so sagen, ja.

team.dfb.de: Sie haben nach den Spielen via Facebook Glückwünsche nach Mainz geschickt. Ihre Bindung dorthin ist noch ziemlich groß.

Schürrle: Auf jeden Fall. Ich habe in Mainz noch viele Freunde. Auch unter den Spielern und im Trainerteam. Ich schaue immer sofort, wie der FSV gespielt hat. Und wenn sie gewonnen haben, freue ich mich für die vielen Menschen, die ich dort sehr gut kenne.

team.dfb.de: Sie haben sich also über das 4:0 gefreut - und das, obwohl Sie als Kind Fan der Lauterer waren.

Schürrle: Stimmt, aber das ist lange vorbei. Meine Heimat Ludwigshafen liegt sehr nahe an Lautern, zudem hatten sie zu dieser Zeit sportlich viel Erfolg, sind Deutscher Meister geworden. Man war dann fast gezwungen, Fan dieser Mannschaft zu sein. Nach und nach ist das immer weniger geworden, heute stehe ich dem Verein neutral gegenüber, anders als Mainz.

team.dfb.de: Sie haben am 8. August 2009 für den FSV Ihr erstes Spiel in der Bundesliga absolviert. Wie lange hat es gedauert, bis Sie sich als richtiger Bundesligaspieler gefühlt haben?

Schürrle: Nicht sofort jedenfalls, das dauert schon ein wenig. Wenn man dann häufiger von Beginn an spielt, wenn man merkt, das die Mitspieler einem vertrauen und die Fans anfangen, einen zu mögen, dann kommt nach und nach dieses Gefühl, das man jetzt wirklich dazugehört.

team.dfb.de: Entsteht das Zugehörigkeitsgefühl in der Nationalmannschaft schneller oder langsamer als in der Bundesliga?

Schürrle: Schwer zu sagen. In der Bundesliga geht es schneller, glaube ich. Ganz einfach, weil man durch das tagtägliche Zusammensein viel mehr Gelegenheiten hat, sich zu beweisen. Außerdem hat man jede Woche ein Spiel, hat jede Woche die Chance, seinen Wert für die Mannschaft und den Verein zu belegen.

team.dfb.de: Nach elf Länderspielen – fühlen Sie sich im DFB-Team mittlerweile zu 100 Prozent angekommen?

Schürrle: Ja. Das Gefühl habe ich aber nicht erst seit dieser Zusammenkunft in Bremen. Auch bei der Nationalmannschaft funktioniert das im Grunde nur über Leistung. Und es hilft, wenn man über einen längeren Zeitraum konstant mit dabei ist. Man hat dann die Chance, die Spieler näher kennen zu lernen. Ich war seit einem Jahr bei allen Maßnahmen der Nationalmannschaft dabei. Mittlerweile fühle ich mich hier total integriert und akzeptiert. Ich habe immer sehr viel Spaß bei der Nationalmannschaft.

team.dfb.de: Besonders mit Marco Reus, mit dem Sie auch privat befreundet sind. Was macht den Menschen Reus aus?

Schürrle: Er ist einfach ein ähnlicher Typ wie ich.

team.dfb.de: Das bedeutet?

Schürrle: Er ist ein bisschen verrückt, er nimmt nicht alles so ernst und ist für jeden Spaß zu haben. Das gilt auch für Mario Götze, der ja diesmal leider nicht dabei sein kann. Wir wohnen alle relativ dicht beieinander und treffen uns oft privat zu dritt, gehen in die Stadt, kaufen ein, trinken Kaffee, gehen essen. Mit den beiden macht es riesigen Spaß.

team.dfb.de: Wie wichtig ist es auch für Ihre Leistung, dass Sie in Ihren Mannschaften Freunde haben und Sie sich teamintern wohl fühlen?

Schürrle: Ganz wichtig. Ich brauche Typen um mich herum, mit denen ich auf einer Wellenlänge liege und mit denen es niemals langweilig oder nervig wird. Wenn ich mich innerhalb der Mannschaft nicht wohl fühlen würde, könnte ich niemals meine beste Leistung abrufen.

team.dfb.de: Nach dem Trainingslager zu Jahresbeginn mit Bayer hat Ihr Vereinstrainer Robin Dutt über Sie gesagt, dass Sie oft die richtige Idee haben und oft den richtigen Laufweg wählen. Seine Kritik richtete sich an Ihre Mitspieler, die lernen müssten, Sie mit den richtigen Bällen zu versorgen. Hat sich dies durch das Trainingslager in der Bundesliga-Rückrunde gebessert?

Schürrle: Klar. Wobei ich natürlich auch ganz viel selbst beeinflussen kann. In der Hinrunde habe ich zu sehr versucht, mein Spiel der ballbesitzorientierten Spielweise der Mannschaft anzupassen. In der Rückrunde ziehe ich nun mein gewohntes Spiel durch. Und die Pässe kommen jetzt. Ich kann nun meine Dribblings riskieren, kann meine Geschwindigkeit ausspielen. Das klappt zurzeit sehr gut, wir sind mit Bayer auf einem positiven Weg.

team.dfb.de: Bei der Nationalmannschaft hat das Zusammenspiel sofort geklappt. Mit fünf Treffern in elf Spielen ist Ihre Quote überzeugend. Weil die Spieler individuell über eine höhere Qualität verfügen und deswegen schneller verstehen, wie man Sie richtig einsetzen muss?

Schürrle: Nein. Es hängt ja auch immer an einem Spieler selber. Ich habe in der Hinrunde bei Bayer diverse Chancen ausgelassen, hätte locker sechs oder sieben Tore erzielen können. Ich war leider nicht kaltschnäuzig genug. Meinen Mitspielern kann ich da keine Vorwürfe machen. Bei der Nationalmannschaft habe ich meine Chancen genutzt, das ist der Unterschied.

team.dfb.de: Am Mittwoch kommt Frankreich, am Wochenende geht es gegen den FC Bayern, bevor Sie in der Champions League beim FC Barcelona ein 1:3 aus dem Hinspiel aufholen wollen. Welche Empfindung überwiegt angesichts dieses Programms: Vorfreude. Nervosität. Druck?

Schürrle: Druck haben wir in jedem Spiel, damit muss man umgehen können. Ob es gegen die Bayern ist oder gegen Mannschaften aus dem unteren Tabellendrittel. Wir müssen immer punkten.

team.dfb.de: Vor Beginn der Saison in der Champions League haben Sie gesagt, dass Sie aus den Spielen gegen große Mannschaften wie Barcelona viel lernen können. Was haben Sie aus der Niederlage im Hinspiel gelernt?

Schürrle: Einiges. Es lässt sich aber schwer formulieren. Ganz wichtig ist die Erfahrung, in so einem Spiel auf dem Platz gestanden zu haben. Ein Lerneffekt besteht auch darin, dass wir in der zweiten Halbzeit gesehen haben, dass wir nicht chancenlos sind. Barcelona hat hervorragende Einzelspieler, darüber müssen wir nicht reden. Aber wir haben uns Chancen erspielt, das ist eine gute Erkenntnis.

team.dfb.de: Wie groß ist Ihre Hoffnung auf das Wunder von Camp Nou?

Schürrle: Wir sind realistisch genug, um zu erkennen, dass es sehr schwer wird. Wir fahren aber nicht nach Spanien, um dort nur Spielball zu sein. Wir wollen eine ordentliche Leistung zeigen und Bayer gut präsentieren. Und dann werden wir sehen, wie es nach 90 Minuten steht.

team.dfb.de: Am Mittwoch geht es gegen Frankreich. Deutschland hat gegen die Equipe Tricolore seit 1987 nicht gewonnen. Ist dieser Fakt für die aktuelle Nationalmannschaft relevant?

Schürrle: Wenig. Wir wollen jedes Spiel gewinnen, das ist unsere Motivation. Wenn wir mit einem Sieg eine negative Serie brechen, ist dies ein schöner Nebeneffekt. Gegen Brasilien war das der Fall, aber in der EM-Vorbereitung spielt das kaum eine Rolle.

team.dfb.de: Deutschland hat die EM zuletzt im Jahr 1996 gewonnen. Sie waren damals sechs Jahre alt. Welche Erinnerungen haben Sie an das Turnier in England?

Schürrle: Keine aktiven mehr. Ich habe natürlich später die Bilder von damals gesehen, weiß, dass Oliver Bierhoff im Finale getroffen hat. Aber wann ich wo mit wem die Spiele gesehen habe, dass weiß ich nicht mehr. Ich weiß nur, dass es Zeit wird, mal wieder einen Titel zu holen.