Es darf gejubelt werden: Mehr Platz für die gute Idee

Zwei Tage nachdem er seine Kandidatur für das Amt des DFB-Präsidenten zurückgezogen hatte, besuchte DFB-Botschafter Jimmy Hartwig eine Fußball-Ferienfreizeit für 8 bis 12-jährige Kinder im niedersächsischen Lüneburg. Zu den 50 Jungen und Mädchen sprach er über die wichtigen Dinge des Lebens. Dass sie stolz sein sollen. Dass sie Streitigkeiten schnell beenden müssen ("sonst entstehen blöde Worte im Kopf und die werden immer mehr"). Dass alle zusammengehören, eigentlich überall aber gerade auch beim Fußball.

Am Freitag bei der "Fußballschule für finanziell und migrationsbedingt benachteiligte Kinder" des Kreisligaklubs Ochtmisser SV konnte Jimmy Hartwig also "wieder das machen, was ich am besten kann – mitten im Fußball mit den Leuten sprechen." Der ehemalige HSV-Profi coachte, kickte und entertainte für sein gebannt zuhörendes Publikum. Aus Afghanistan, Syrien, Ghana und dem Iran waren die Eltern der kleinen Fußballer*innen nach Deutschland geflohen. 42 der 50 teilnehmenden Kinder stammten aus geflüchteten Familien oder aus Familien mit stark reduzierten finanziellen Möglichkeiten. Irgendwann hallten durch die Sporthalle des Vereins sogar "Jimmy, Jimmy, Jimmy"-Sprechchöre – und ein wenig erinnerte die Kulisse an die großen Momente im Hamburger Volkspark Anfang der Achtziger.

Günter Distelrath hatte die Fußball-Ferienfreizeit des eher untypischen Kreisligavereins Ochtmisser SV bereits im Vorjahr besucht. "Diversität, Respekt, Fair Play - hier werden alle die Werte gelebt, die wir auch im DFB hochhalten", sagte der Präsident des Niedersächsischen Fußballverbandes. "Dazu läuft das Training auf hohem Niveau. Viel besser geht es wirklich nicht."

Kicken wie Ronaldo

Uwe Plikat leitet diese bemerkenswerte Fußballschule. "Andere Vereine bieten während der Sommermonate ähnliche Camps an, aber was ist mit den Familien, die sich die Teilnahmegebühr nicht leisten können. Diese Frage haben wir uns gestellt", erzählt Plikat. "Für diese Kinder sind wir da". Das Training dauert von morgens 9 Uhr bis in den Nachmittag und wird durch junge Lizenztrainer geleitet, die eine Woche unentgeltlich mithelfen. Der Verein stellt ein Mittagessen, dazu bekommt jedes Kind ein Trikot, einen Trainingsanzug und einen Fußball geschenkt. Vor elf Jahren entstand die Idee, unermüdlich hat man sich auf ein hohes Niveau gearbeitet. "Die Nachfrage wuchs im Laufe der Jahre, heute müssen wir Kinder abweisen", berichtet Plikat, der gemeinsam mit seinem Mitstreiter Michael Gimball ein Netzwerk aufgebaut hat, dem etwa auch die AWO und die Caritas angehören. Busse bringen die Mädchen und Jungen aus einem Umkreis von 20 Kilometern morgens nach Ochtmissen. Zielgenau unterstützt man so bedürftige Familien, deren Kinder aufgrund enger Wohnungen vielleicht noch etwas mehr als ihre Altersgenossen unter der Pandemie leiden mussten.

Der neunjährige Ahmad Akbari ist einer der Jungs im Camp. Er wurde in Deutschland geboren, seine Eltern kamen aus dem Iran hierher. Nach 2015 war die Zahl der Asylanträge nicht zuletzt aufgrund des syrischen Bürgerkriegs auf oft fast hunderttausend pro Monat angestiegen. Die Lage hat sich entspannt, aktuell gehen beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge keine 10.000 Anträge pro Monat ein. Doch die Familien, die nach dem Verfahren tatsächlich bleiben dürfen, brauchen noch Unterstützung. Die Ehrenamtler*innen in tausenden Fußballvereinen im Land leisten hierfür viel. "Alles ist perfekt", sagt denn auch Ahmad. Sonst spiele er nur in den Schulpausen Fußball, nun sei es einfach toll ganz wie sein Idol Cristiano Ronaldo auf einem richtigen Rasenplatz zu kicken.

"Fußball kann etwas bewegen"

Lüneburgs Oberbürgermeister ist wie vielen andere auch begeistert vom Ochtmisser SV. "Fußball kann etwas bewegen und natürlich sind wir schon sehr weit in Deutschland, was Vielfalt und Weltoffenheit angeht. Aber man darf nie locker lassen", sagte Ulrich Mädge als er einen Scheck über 50.000 Euro an Uwe Plikat und Michael Gimball überreichte. Die andere Hälfte der Kosten für den Bau eines vierten Platzes finanziert der Verein selbst.

Und mehr Platz für eine gute Idee ist schließlich nie verkehrt.

[th]

Zwei Tage nachdem er seine Kandidatur für das Amt des DFB-Präsidenten zurückgezogen hatte, besuchte DFB-Botschafter Jimmy Hartwig eine Fußball-Ferienfreizeit für 8 bis 12-jährige Kinder im niedersächsischen Lüneburg. Zu den 50 Jungen und Mädchen sprach er über die wichtigen Dinge des Lebens. Dass sie stolz sein sollen. Dass sie Streitigkeiten schnell beenden müssen ("sonst entstehen blöde Worte im Kopf und die werden immer mehr"). Dass alle zusammengehören, eigentlich überall aber gerade auch beim Fußball.

Am Freitag bei der "Fußballschule für finanziell und migrationsbedingt benachteiligte Kinder" des Kreisligaklubs Ochtmisser SV konnte Jimmy Hartwig also "wieder das machen, was ich am besten kann – mitten im Fußball mit den Leuten sprechen." Der ehemalige HSV-Profi coachte, kickte und entertainte für sein gebannt zuhörendes Publikum. Aus Afghanistan, Syrien, Ghana und dem Iran waren die Eltern der kleinen Fußballer*innen nach Deutschland geflohen. 42 der 50 teilnehmenden Kinder stammten aus geflüchteten Familien oder aus Familien mit stark reduzierten finanziellen Möglichkeiten. Irgendwann hallten durch die Sporthalle des Vereins sogar "Jimmy, Jimmy, Jimmy"-Sprechchöre – und ein wenig erinnerte die Kulisse an die großen Momente im Hamburger Volkspark Anfang der Achtziger.

Günter Distelrath hatte die Fußball-Ferienfreizeit des eher untypischen Kreisligavereins Ochtmisser SV bereits im Vorjahr besucht. "Diversität, Respekt, Fair Play - hier werden alle die Werte gelebt, die wir auch im DFB hochhalten", sagte der Präsident des Niedersächsischen Fußballverbandes. "Dazu läuft das Training auf hohem Niveau. Viel besser geht es wirklich nicht."

Kicken wie Ronaldo

Uwe Plikat leitet diese bemerkenswerte Fußballschule. "Andere Vereine bieten während der Sommermonate ähnliche Camps an, aber was ist mit den Familien, die sich die Teilnahmegebühr nicht leisten können. Diese Frage haben wir uns gestellt", erzählt Plikat. "Für diese Kinder sind wir da". Das Training dauert von morgens 9 Uhr bis in den Nachmittag und wird durch junge Lizenztrainer geleitet, die eine Woche unentgeltlich mithelfen. Der Verein stellt ein Mittagessen, dazu bekommt jedes Kind ein Trikot, einen Trainingsanzug und einen Fußball geschenkt. Vor elf Jahren entstand die Idee, unermüdlich hat man sich auf ein hohes Niveau gearbeitet. "Die Nachfrage wuchs im Laufe der Jahre, heute müssen wir Kinder abweisen", berichtet Plikat, der gemeinsam mit seinem Mitstreiter Michael Gimball ein Netzwerk aufgebaut hat, dem etwa auch die AWO und die Caritas angehören. Busse bringen die Mädchen und Jungen aus einem Umkreis von 20 Kilometern morgens nach Ochtmissen. Zielgenau unterstützt man so bedürftige Familien, deren Kinder aufgrund enger Wohnungen vielleicht noch etwas mehr als ihre Altersgenossen unter der Pandemie leiden mussten.

Der neunjährige Ahmad Akbari ist einer der Jungs im Camp. Er wurde in Deutschland geboren, seine Eltern kamen aus dem Iran hierher. Nach 2015 war die Zahl der Asylanträge nicht zuletzt aufgrund des syrischen Bürgerkriegs auf oft fast hunderttausend pro Monat angestiegen. Die Lage hat sich entspannt, aktuell gehen beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge keine 10.000 Anträge pro Monat ein. Doch die Familien, die nach dem Verfahren tatsächlich bleiben dürfen, brauchen noch Unterstützung. Die Ehrenamtler*innen in tausenden Fußballvereinen im Land leisten hierfür viel. "Alles ist perfekt", sagt denn auch Ahmad. Sonst spiele er nur in den Schulpausen Fußball, nun sei es einfach toll ganz wie sein Idol Cristiano Ronaldo auf einem richtigen Rasenplatz zu kicken.

"Fußball kann etwas bewegen"

Lüneburgs Oberbürgermeister ist wie vielen andere auch begeistert vom Ochtmisser SV. "Fußball kann etwas bewegen und natürlich sind wir schon sehr weit in Deutschland, was Vielfalt und Weltoffenheit angeht. Aber man darf nie locker lassen", sagte Ulrich Mädge als er einen Scheck über 50.000 Euro an Uwe Plikat und Michael Gimball überreichte. Die andere Hälfte der Kosten für den Bau eines vierten Platzes finanziert der Verein selbst.

Und mehr Platz für eine gute Idee ist schließlich nie verkehrt.