Erndtebrücks Admir Terzic: "Hatte schweres Paket zu tragen"

Die Fußballfans im Sieger- und Wittgensteiner Land fiebern dem 18. August entgegen. An diesem Samstag (ab 18.30 Uhr) stellt sich der ehemalige Bundesliga-Dino Hamburger SV in der ersten Runde des DFB-Pokals beim Westfalen-Oberligisten TuS Erndtebrück vor. Gespielt wird im Siegener Leimbachstadion. Bereits zum dritten Mal in den vergangenen vier Jahren hat sich der Regionalligaabsteiger für die Hauptrunde qualifiziert, unterlag 2015 dem damaligen Bundesligisten SV Darmstadt 98 (0:5) und vor einem Jahr dem späteren Pokalsieger Eintracht Frankfurt (0:3). Nun hofft Erndtebrück im dritten Versuch auf die große Sensation. Mit dabei ist auch TuS-Abwehrspieler Admir Terzic (25), der einst als deutscher U 17-Nationalspieler von der großen Profikarriere träumte. Nicht zuletzt ein schwerer Schicksalsschlag ließ den Traum jedoch zerplatzen.

Im DFB.de-Interview spricht Admir Terzic mit Mitarbeiter Peter Haidinger über das sportliche Highlight gegen den Hamburger SV, ein Intermezzo in der Kreisliga A und seine früheren Mitspieler Mario Götze und Antonio Rüdiger.

DFB.de: Was ging Ihnen durch den Kopf, als der Hamburger SV als Pokalgegner des TuS Erndtebrück aus der Lostrommel gezogen wurde, Herr Terzic?

Admir Terzic: Ich habe mich riesig darüber gefreut. Der HSV ist für mich neben Bayern München, Borussia Dortmund und Schalke 04 einer der größten Traditionsvereine in Deutschland und gefühlt immer noch ein Erstligist.

DFB.de: Wie bereitet sich die Mannschaft auf das Duell mit dem ehemaligen Bundesliga-Dino vor?

Terzic: Viele in unserer Mannschaft werden voraussichtlich nicht noch einmal in ihrem Leben die Gelegenheit bekommen, eine solche Partie zu bestreiten. Deshalb ist jeder heiß. Der HSV ist zwar klarer Favorit. Aber mit Willen, Kampfbereitschaft und Einsatzfreude ist im Fußball in jedem Spiel etwas möglich. Das haben wir doch zuletzt bei der Weltmeisterschaft in Russland gesehen.

DFB.de: Mit möglichen Gegenspielern wie Pierre-Michel Lasogga, Filip Kostic oder Jann-Fiete Arp dürfte für Sie als Abwehrspieler viel Arbeit zukommen. Wie wollen Sie diese Aufgabe lösen?

Terzic: Schon zu meiner Jugendzeit bei Borussia Dortmund habe ich mehrfach gegen Pierre-Michel Lasogga gespielt, der damals für Bayer 04 Leverkusen am Ball war. Ich kenne ihn also schon. Grundsätzlich dürfen wir uns nicht von den Namen blenden lassen, sondern müssen auf unsere eigenen Stärken schauen.

DFB.de: In der vergangenen Saison ist der TuS Erndtebrück in der ersten Runde gegen den späteren DFB-Pokalsieger Eintracht Frankfurt ausgeschieden, hatte aber beim 0:3 lange Zeit gut mitgehalten. Welche Erwartungen haben Sie für das HSV-Spiel?

Terzic: Ich selbst war gegen Frankfurt noch nicht dabei. Wir haben uns die Partie aber oft auf Video angeschaut. Mit etwas Glück war eine Überraschung drin, zumal die Frankfurter nach der Rote Karte gegen David Abraham lange Zeit in Unterzahl spielen mussten. Am Ende waren sie cleverer. Wenn wir gegen den HSV in der Abwehr gut arbeiten und lange die Null halten, dann können wir auch mal in der Offensive Ausrufezeichen setzen. Wir wollen die Partie auf jeden Fall möglichst offen gestalten und uns nicht abschießen lassen.

DFB.de: Was können Sie und Ihre Mitspieler aus einer solchen Begegnung mitnehmen?

Terzic: Vor allem unsere jungen Spieler sollen die Atmosphäre genießen und dürfen sich nicht unter Druck setzen lassen, nur weil das Fernsehen vor Ort sein wird und mehr Leute als sonst im Stadion sind.

DFB.de: Sie haben bei Borussia Dortmund in der Jugend unter anderem mit Weltmeister Mario Götze zusammengespielt. Welche Erinnerungen haben Sie noch an diese Zeit?

Terzic: Mario ist der talentierteste Spieler, den ich jemals gesehen habe. Er hat als U 17-Spieler bereits im A-Junioren-Finale gespielt und war dort der beste Mann auf dem Platz.

DFB.de: Als deutscher U 17-Nationalspieler deutete auch bei Ihnen vieles auf eine Profikarriere hin. Warum haben Ihre damaligen DFB-Teamkollegen wie Mario Götze, Marvin Plattenhardt sowie die beiden Torhüter Bernd Leno und Marc-André ter Stegen den Sprung geschafft und Sie nicht?

Terzic: Nach meinem Wechsel von Alemannia Aachen zu Borussia Dortmund habe ich beim BVB in der Innenverteidigung auch noch zusammen mit Antonio Rüdiger gespielt. In meinem zweiten Jahr als A-Jugendlicher wurde ich vom damaligen BVB-Trainer Hannes Wolf sogar zum Kapitän bestimmt. Ich wurde vom DFB weiter zu Sichtungsturnieren eingeladen. Eigentlich lief alles nach Plan. Bis mich 2011 ein schwerer Schicksalsschlag getroffen hat.

DFB.de: Was war passiert?

Terzic: Mein Vater brannte damals unser Haus ab und wählte den Freitod. Danach bin ich in ein tiefes Loch gefallen, war für ein halbes Jahr erst einmal weg vom Fenster.

DFB.de: Wie haben Sie diese schwere Zeit überstanden?

Terzic: Mit ganz viel Liebe meiner Familie. Ich habe mich für mehrere Monate in psychiatrische Behandlung begeben. Auch Borussia Dortmund hat mir für meine Genesung alle Zeit der Welt gegeben. Beim BVB wohnte ich damals im Internat bei der Familie Conny und Matthias Kleinsteiber, der jetzt Torwarttrainer bei den Profis ist. Beide waren immer für mich da und haben mir sehr geholfen.

DFB.de: Wie ging es dann weiter?

Terzic: Nach meiner Therapie bin ich zunächst zur U 23 des BVB in die Regionalligamannschaft zurückgekehrt. In der Rückrunde habe ich alle 15 Spiele gemacht und bin mit dem BVB in die 3. Liga aufgestiegen. Dort konnte ich mich letztlich nicht durchsetzen. Ein geplanter Wechsel zu Alemannia Aachen platzte und ich war plötzlich für ein halbes Jahr vereinslos. Das war schon schwer zu verdauen.

DFB.de: Wie sehr haben die traumatischen Ereignisse im privaten Bereich Ihrer möglichen Karriere geschadet?

Terzic: Ich will das nicht als Ausrede benutzen. Aber ich hatte schon ein schweres Paket zu tragen.

DFB.de: Nach einem Kurzintermezzo beim SV Lippstadt 08 spielten Sie 2014 plötzlich für den FC Roetgen in der Kreisliga A, ehe es langsam wieder bergauf ging!

Terzic: Während dieser Zeit hatte ich meine Ausbildung zum Immobilien-Kaufmann begonnen und mittlerweile auch abgeschlossen. Das zwischenzeitliche Tief habe ich überwunden und mich nach und nach zurückgekämpft. Ich will wieder höherklassig spielen und den Leuten beweisen, dass ich es noch draufhabe.

DFB.de: Ist die HSV-Partie für Sie auch so etwas eine Entschädigung für die verpasste Profikarriere?

Terzic: Definitiv. Obwohl ich schon mit der U 23 des BVB bei Alemannia Aachen in der 3. Liga vor 20.000 Zuschauern am Ball, ist das HSV-Spiel auch für mich etwas ganz Besonderes.

[mspw]

Die Fußballfans im Sieger- und Wittgensteiner Land fiebern dem 18. August entgegen. An diesem Samstag (ab 18.30 Uhr) stellt sich der ehemalige Bundesliga-Dino Hamburger SV in der ersten Runde des DFB-Pokals beim Westfalen-Oberligisten TuS Erndtebrück vor. Gespielt wird im Siegener Leimbachstadion. Bereits zum dritten Mal in den vergangenen vier Jahren hat sich der Regionalligaabsteiger für die Hauptrunde qualifiziert, unterlag 2015 dem damaligen Bundesligisten SV Darmstadt 98 (0:5) und vor einem Jahr dem späteren Pokalsieger Eintracht Frankfurt (0:3). Nun hofft Erndtebrück im dritten Versuch auf die große Sensation. Mit dabei ist auch TuS-Abwehrspieler Admir Terzic (25), der einst als deutscher U 17-Nationalspieler von der großen Profikarriere träumte. Nicht zuletzt ein schwerer Schicksalsschlag ließ den Traum jedoch zerplatzen.

Im DFB.de-Interview spricht Admir Terzic mit Mitarbeiter Peter Haidinger über das sportliche Highlight gegen den Hamburger SV, ein Intermezzo in der Kreisliga A und seine früheren Mitspieler Mario Götze und Antonio Rüdiger.

DFB.de: Was ging Ihnen durch den Kopf, als der Hamburger SV als Pokalgegner des TuS Erndtebrück aus der Lostrommel gezogen wurde, Herr Terzic?

Admir Terzic: Ich habe mich riesig darüber gefreut. Der HSV ist für mich neben Bayern München, Borussia Dortmund und Schalke 04 einer der größten Traditionsvereine in Deutschland und gefühlt immer noch ein Erstligist.

DFB.de: Wie bereitet sich die Mannschaft auf das Duell mit dem ehemaligen Bundesliga-Dino vor?

Terzic: Viele in unserer Mannschaft werden voraussichtlich nicht noch einmal in ihrem Leben die Gelegenheit bekommen, eine solche Partie zu bestreiten. Deshalb ist jeder heiß. Der HSV ist zwar klarer Favorit. Aber mit Willen, Kampfbereitschaft und Einsatzfreude ist im Fußball in jedem Spiel etwas möglich. Das haben wir doch zuletzt bei der Weltmeisterschaft in Russland gesehen.

DFB.de: Mit möglichen Gegenspielern wie Pierre-Michel Lasogga, Filip Kostic oder Jann-Fiete Arp dürfte für Sie als Abwehrspieler viel Arbeit zukommen. Wie wollen Sie diese Aufgabe lösen?

Terzic: Schon zu meiner Jugendzeit bei Borussia Dortmund habe ich mehrfach gegen Pierre-Michel Lasogga gespielt, der damals für Bayer 04 Leverkusen am Ball war. Ich kenne ihn also schon. Grundsätzlich dürfen wir uns nicht von den Namen blenden lassen, sondern müssen auf unsere eigenen Stärken schauen.

DFB.de: In der vergangenen Saison ist der TuS Erndtebrück in der ersten Runde gegen den späteren DFB-Pokalsieger Eintracht Frankfurt ausgeschieden, hatte aber beim 0:3 lange Zeit gut mitgehalten. Welche Erwartungen haben Sie für das HSV-Spiel?

Terzic: Ich selbst war gegen Frankfurt noch nicht dabei. Wir haben uns die Partie aber oft auf Video angeschaut. Mit etwas Glück war eine Überraschung drin, zumal die Frankfurter nach der Rote Karte gegen David Abraham lange Zeit in Unterzahl spielen mussten. Am Ende waren sie cleverer. Wenn wir gegen den HSV in der Abwehr gut arbeiten und lange die Null halten, dann können wir auch mal in der Offensive Ausrufezeichen setzen. Wir wollen die Partie auf jeden Fall möglichst offen gestalten und uns nicht abschießen lassen.

DFB.de: Was können Sie und Ihre Mitspieler aus einer solchen Begegnung mitnehmen?

Terzic: Vor allem unsere jungen Spieler sollen die Atmosphäre genießen und dürfen sich nicht unter Druck setzen lassen, nur weil das Fernsehen vor Ort sein wird und mehr Leute als sonst im Stadion sind.

DFB.de: Sie haben bei Borussia Dortmund in der Jugend unter anderem mit Weltmeister Mario Götze zusammengespielt. Welche Erinnerungen haben Sie noch an diese Zeit?

Terzic: Mario ist der talentierteste Spieler, den ich jemals gesehen habe. Er hat als U 17-Spieler bereits im A-Junioren-Finale gespielt und war dort der beste Mann auf dem Platz.

DFB.de: Als deutscher U 17-Nationalspieler deutete auch bei Ihnen vieles auf eine Profikarriere hin. Warum haben Ihre damaligen DFB-Teamkollegen wie Mario Götze, Marvin Plattenhardt sowie die beiden Torhüter Bernd Leno und Marc-André ter Stegen den Sprung geschafft und Sie nicht?

Terzic: Nach meinem Wechsel von Alemannia Aachen zu Borussia Dortmund habe ich beim BVB in der Innenverteidigung auch noch zusammen mit Antonio Rüdiger gespielt. In meinem zweiten Jahr als A-Jugendlicher wurde ich vom damaligen BVB-Trainer Hannes Wolf sogar zum Kapitän bestimmt. Ich wurde vom DFB weiter zu Sichtungsturnieren eingeladen. Eigentlich lief alles nach Plan. Bis mich 2011 ein schwerer Schicksalsschlag getroffen hat.

DFB.de: Was war passiert?

Terzic: Mein Vater brannte damals unser Haus ab und wählte den Freitod. Danach bin ich in ein tiefes Loch gefallen, war für ein halbes Jahr erst einmal weg vom Fenster.

DFB.de: Wie haben Sie diese schwere Zeit überstanden?

Terzic: Mit ganz viel Liebe meiner Familie. Ich habe mich für mehrere Monate in psychiatrische Behandlung begeben. Auch Borussia Dortmund hat mir für meine Genesung alle Zeit der Welt gegeben. Beim BVB wohnte ich damals im Internat bei der Familie Conny und Matthias Kleinsteiber, der jetzt Torwarttrainer bei den Profis ist. Beide waren immer für mich da und haben mir sehr geholfen.

DFB.de: Wie ging es dann weiter?

Terzic: Nach meiner Therapie bin ich zunächst zur U 23 des BVB in die Regionalligamannschaft zurückgekehrt. In der Rückrunde habe ich alle 15 Spiele gemacht und bin mit dem BVB in die 3. Liga aufgestiegen. Dort konnte ich mich letztlich nicht durchsetzen. Ein geplanter Wechsel zu Alemannia Aachen platzte und ich war plötzlich für ein halbes Jahr vereinslos. Das war schon schwer zu verdauen.

DFB.de: Wie sehr haben die traumatischen Ereignisse im privaten Bereich Ihrer möglichen Karriere geschadet?

Terzic: Ich will das nicht als Ausrede benutzen. Aber ich hatte schon ein schweres Paket zu tragen.

DFB.de: Nach einem Kurzintermezzo beim SV Lippstadt 08 spielten Sie 2014 plötzlich für den FC Roetgen in der Kreisliga A, ehe es langsam wieder bergauf ging!

Terzic: Während dieser Zeit hatte ich meine Ausbildung zum Immobilien-Kaufmann begonnen und mittlerweile auch abgeschlossen. Das zwischenzeitliche Tief habe ich überwunden und mich nach und nach zurückgekämpft. Ich will wieder höherklassig spielen und den Leuten beweisen, dass ich es noch draufhabe.

DFB.de: Ist die HSV-Partie für Sie auch so etwas eine Entschädigung für die verpasste Profikarriere?

Terzic: Definitiv. Obwohl ich schon mit der U 23 des BVB bei Alemannia Aachen in der 3. Liga vor 20.000 Zuschauern am Ball, ist das HSV-Spiel auch für mich etwas ganz Besonderes.

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