Erinnerungstag: "Im Zweifelsfall verteidigt man die eigenen Leute"

Die Eröffnungsveranstaltung zum "Erinnerungstag im deutschen Fußball" hätten bestimmt mehr Zuschauer*innen mit Interesse verfolgt, wären sie doch nur am Mittwoch um 18 Uhr dabei gewesen. Doch den YouTube-Stream der vom Fanprojekt Stuttgart ermöglichten Podiumsdiskussion hatten in der Spitze leider nur 103 User*innen angeklickt. Die Diskussion wurde allerdings über mehrere Portale gestreamt.

Kenntnisreich durch den Autoren Bernd Sautter moderiert, drehte sich das Gespräch um das Fokusthema des diesjährigen "Erinnerungstages im deutschen Fußball": das Schicksal der Menschen, die von den Nazis aufgrund ihrer sexuellen und geschlechtlichen Identität verfolgt und ermordet wurden. Und die Implikationen für unsere Zeit. Etwa wenn es um Vereinssatzungen geht. In denen steht bis heute meistens verankert, dass der Verein "politisch und weltanschaulich neutral" aufgestellt sei. "Mir war diese Problematik gar nicht bewusst, erst in der Vorbereitung auf diese Diskussion habe ich mich damit auseinandergesetzt", erklärte Matthias Becher.

"Für die Würde des Menschen eintreten"

Wie dem Geschäftsführer der Stuttgarter Kickers wird es vielen, vielleicht den meisten Verantwortlichen der Sportvereine im Land gehen. Holger Edmaier von der Bürgerrechtsorganisation "100% Mensch" machte deutlich, wie wichtig es wäre, wenn endlich auch mehr Sportorganisationen Haltung demonstrierten und für einige wenige, aber wichtige Werte einstünden. "Man muss sich nicht zum Sprachrohr einer Partei machen, aber für die Würde des Menschen muss man schon eintreten. Man verteidigt im Zweifelsfall die Menschenrechte der eigenen Leute."

Christian Rudolph, der die vom DFB finanzierte Anlaufstelle für LSBTI+ Menschen besetzt, und Markus Pfalzgraf vom Verein Abseitz komplettierten das Podium. Thomas Hitzlsperger hatte aufgrund des Auswärtsspiels des VfB Stuttgart abgesagt. Erstmals gab es damit eine Auftaktveranstaltung für die Kampagne zum "Erinnerungstag im deutschen Fußball", der auch in diesem Jahr vom DFB, der DFL, dem DOSB und Maccabi Deutschland unterstützt wird. Bei zahlreichen Spielen von der Bundesliga bis in die Amateurklassen soll in den kommenden Tagen daran erinnert werden, dass auch Fußballer*innen von den Nationalsozialisten stigmatisiert, verfolgt und ermordet wurden. Die Kampagne zum Erinnerungstag wird alljährlich rund um den 27. Januar veranstaltet, dem Tag, als im Winter 1945 Soldaten der Roten Armee die Überlebenden des Konzentrationslagers Auschwitz befreiten.

"Wir setzen Zeichen der Menschenfreundlichkeit"

Organisator des Erinnerungstages ist die Bewegung "!Nie Wieder", die am 27. Januar 2004 in der Versöhnungskirche Dachau gegründet wurde. "Es erwuchs Schritt für Schritt eine bunte, eine starke Erinnerungsbewegung in Deutschland", sagte Eberhard Schulz. Der Mitgründer und Sprecher von "!Nie Wieder" eröffnete den digitalen Kampagnenauftakt mit einem bewegenden Aufruf zum Engagement. Die Grenzen des Sagbaren hätten sich in den vergangenen Jahren verschoben, bis heute sei sexuelle und geschlechtliche Vielfalt keine Selbstverständlichkeit in Deutschland. Homosexuelle und Transgender müssten "an jedem Tag mit physischer Gewalt rechnen", zitierte Schulz die Ergebnisse einer aktuellen Studie. Dem wolle der diesjährige Erinnerungstag etwas entgegensetzen. "Wir setzen Zeichen der Menschenfreundlichkeit."

DFB-Vizepräsident Günter Distelrath hatte zuletzt um weitflächige Unterstützung für den diesjährigen Erinnerungstag gebeten. "Der Kampf gegen das Virus ist für uns alle eine große Herausforderung", schrieb Distelrath in einem Brief an die Präsidenten der 21 DFB-Landesverbände. "Aber es bleibt auch und gerade in schweren Zeiten unsere tägliche Aufgabe, für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, für Vielfalt und Miteinander einzutreten. Auch dazu mahnt dieser Erinnerungstag."

Der DFB und seine Landesverbände sowie die Klubs der FLYERALARM Frauen-Bundesliga und 3. Liga werden in den kommenden Tagen zahlreiche Social-Media-Posts und Onlinetexte zum Erinnerungstag veröffentlichen.

[th]

Die Eröffnungsveranstaltung zum "Erinnerungstag im deutschen Fußball" hätten bestimmt mehr Zuschauer*innen mit Interesse verfolgt, wären sie doch nur am Mittwoch um 18 Uhr dabei gewesen. Doch den YouTube-Stream der vom Fanprojekt Stuttgart ermöglichten Podiumsdiskussion hatten in der Spitze leider nur 103 User*innen angeklickt. Die Diskussion wurde allerdings über mehrere Portale gestreamt.

Kenntnisreich durch den Autoren Bernd Sautter moderiert, drehte sich das Gespräch um das Fokusthema des diesjährigen "Erinnerungstages im deutschen Fußball": das Schicksal der Menschen, die von den Nazis aufgrund ihrer sexuellen und geschlechtlichen Identität verfolgt und ermordet wurden. Und die Implikationen für unsere Zeit. Etwa wenn es um Vereinssatzungen geht. In denen steht bis heute meistens verankert, dass der Verein "politisch und weltanschaulich neutral" aufgestellt sei. "Mir war diese Problematik gar nicht bewusst, erst in der Vorbereitung auf diese Diskussion habe ich mich damit auseinandergesetzt", erklärte Matthias Becher.

"Für die Würde des Menschen eintreten"

Wie dem Geschäftsführer der Stuttgarter Kickers wird es vielen, vielleicht den meisten Verantwortlichen der Sportvereine im Land gehen. Holger Edmaier von der Bürgerrechtsorganisation "100% Mensch" machte deutlich, wie wichtig es wäre, wenn endlich auch mehr Sportorganisationen Haltung demonstrierten und für einige wenige, aber wichtige Werte einstünden. "Man muss sich nicht zum Sprachrohr einer Partei machen, aber für die Würde des Menschen muss man schon eintreten. Man verteidigt im Zweifelsfall die Menschenrechte der eigenen Leute."

Christian Rudolph, der die vom DFB finanzierte Anlaufstelle für LSBTI+ Menschen besetzt, und Markus Pfalzgraf vom Verein Abseitz komplettierten das Podium. Thomas Hitzlsperger hatte aufgrund des Auswärtsspiels des VfB Stuttgart abgesagt. Erstmals gab es damit eine Auftaktveranstaltung für die Kampagne zum "Erinnerungstag im deutschen Fußball", der auch in diesem Jahr vom DFB, der DFL, dem DOSB und Maccabi Deutschland unterstützt wird. Bei zahlreichen Spielen von der Bundesliga bis in die Amateurklassen soll in den kommenden Tagen daran erinnert werden, dass auch Fußballer*innen von den Nationalsozialisten stigmatisiert, verfolgt und ermordet wurden. Die Kampagne zum Erinnerungstag wird alljährlich rund um den 27. Januar veranstaltet, dem Tag, als im Winter 1945 Soldaten der Roten Armee die Überlebenden des Konzentrationslagers Auschwitz befreiten.

"Wir setzen Zeichen der Menschenfreundlichkeit"

Organisator des Erinnerungstages ist die Bewegung "!Nie Wieder", die am 27. Januar 2004 in der Versöhnungskirche Dachau gegründet wurde. "Es erwuchs Schritt für Schritt eine bunte, eine starke Erinnerungsbewegung in Deutschland", sagte Eberhard Schulz. Der Mitgründer und Sprecher von "!Nie Wieder" eröffnete den digitalen Kampagnenauftakt mit einem bewegenden Aufruf zum Engagement. Die Grenzen des Sagbaren hätten sich in den vergangenen Jahren verschoben, bis heute sei sexuelle und geschlechtliche Vielfalt keine Selbstverständlichkeit in Deutschland. Homosexuelle und Transgender müssten "an jedem Tag mit physischer Gewalt rechnen", zitierte Schulz die Ergebnisse einer aktuellen Studie. Dem wolle der diesjährige Erinnerungstag etwas entgegensetzen. "Wir setzen Zeichen der Menschenfreundlichkeit."

DFB-Vizepräsident Günter Distelrath hatte zuletzt um weitflächige Unterstützung für den diesjährigen Erinnerungstag gebeten. "Der Kampf gegen das Virus ist für uns alle eine große Herausforderung", schrieb Distelrath in einem Brief an die Präsidenten der 21 DFB-Landesverbände. "Aber es bleibt auch und gerade in schweren Zeiten unsere tägliche Aufgabe, für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, für Vielfalt und Miteinander einzutreten. Auch dazu mahnt dieser Erinnerungstag."

Der DFB und seine Landesverbände sowie die Klubs der FLYERALARM Frauen-Bundesliga und 3. Liga werden in den kommenden Tagen zahlreiche Social-Media-Posts und Onlinetexte zum Erinnerungstag veröffentlichen.

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