Erich Beer: "Jucken würde es schon"

Vielleicht ist er heute noch der beliebteste Fußballer Berlins. Aus München angereist, wo er seit mehr als zwei Jahrzehnten mit seiner Familie lebt, verfolgte Erich Beer am Samstag die Spiele des DFB-Ü 40-Cup im Berliner Olympiapark.

Zwischen 1968 und 1979 hat der heute 63-Jährige Franke in 341 Bundesliga-Spielen 95 Tore geschossen. Er war der Toptorschütze in der Geschichte von Hertha BSC, bis ihm Michael Preetz kurz vor dessen Karriere-Ende den Rekord abjagte. Erich Beers Ruf, den sie in Berlin nur „Ete“ nannten, hat das nicht geschmälert. Bis heute bekommt er auf Jahreshauptversammlung den größten Applaus.

In der Hinrunde der Saison 1975/76 machte Beer in 21 Pflichtspielen für Hertha 23 Tore. Und auch für Deutschland spielte Erich Beer. 24 Spiele, darunter das EM-Finale 1976 gegen die Tschechoslowakei, in dem nach seiner späten Einwechslung die DFB-Elf noch den 3:3-Ausgleich erzielte, nur um durch den frechsten Strafstoß der EM-Geschichte geschlagen zu werden.

Im DFB.de-Interview wirbt Erich Beer für den Ü 40-Fußball, erzählt, wie man vor dem Finale von Belgrad mit Sepp Maier übers Elfmeterschießen geflachst hatte, und verrät, welcher junge Nationalspieler ihn an seine Jugend erinnert.

DFB.de: Herr Beer, Sie unterstützen den DFB-Ü 40-Cup, das jährliche Turnier für Deutschlands zehn beste „Altherrenmannschaften“. Warum?

Erich Beer: Fußball für Ältere ist eine tolle Sache, und er wird in unserer Gesellschaft immer bedeutender. Gut, dass sich der DFB diesem Thema mit großem Engagement widmet. Viele ältere Spieler wollen länger spielen und einfach fit bleiben. Außerdem sind gerade diese älteren Mitglieder unersetzliche Stützen im Verein, als Jugendbetreuer und Trainer.

DFB.de: Spielen Sie selbst noch?

Beer: Nach einer Knieoperation vor vier Jahren hat mit der Arzt zum Aufhören geraten. Bis zum sechzigsten Lebensjahr habe ich fleißig gespielt, und wenn ich jetzt hier zuschaue, juckt es schon wieder.



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Vielleicht ist er heute noch der beliebteste Fußballer Berlins. Aus München angereist, wo er seit mehr als zwei Jahrzehnten mit seiner Familie lebt, verfolgte Erich Beer am Samstag die Spiele des DFB-Ü 40-Cup im Berliner Olympiapark.

Zwischen 1968 und 1979 hat der heute 63-Jährige Franke in 341 Bundesliga-Spielen 95 Tore geschossen. Er war der Toptorschütze in der Geschichte von Hertha BSC, bis ihm Michael Preetz kurz vor dessen Karriere-Ende den Rekord abjagte. Erich Beers Ruf, den sie in Berlin nur „Ete“ nannten, hat das nicht geschmälert. Bis heute bekommt er auf Jahreshauptversammlung den größten Applaus.

In der Hinrunde der Saison 1975/76 machte Beer in 21 Pflichtspielen für Hertha 23 Tore. Und auch für Deutschland spielte Erich Beer. 24 Spiele, darunter das EM-Finale 1976 gegen die Tschechoslowakei, in dem nach seiner späten Einwechslung die DFB-Elf noch den 3:3-Ausgleich erzielte, nur um durch den frechsten Strafstoß der EM-Geschichte geschlagen zu werden.

Im DFB.de-Interview wirbt Erich Beer für den Ü 40-Fußball, erzählt, wie man vor dem Finale von Belgrad mit Sepp Maier übers Elfmeterschießen geflachst hatte, und verrät, welcher junge Nationalspieler ihn an seine Jugend erinnert.

DFB.de: Herr Beer, Sie unterstützen den DFB-Ü 40-Cup, das jährliche Turnier für Deutschlands zehn beste „Altherrenmannschaften“. Warum?

Erich Beer: Fußball für Ältere ist eine tolle Sache, und er wird in unserer Gesellschaft immer bedeutender. Gut, dass sich der DFB diesem Thema mit großem Engagement widmet. Viele ältere Spieler wollen länger spielen und einfach fit bleiben. Außerdem sind gerade diese älteren Mitglieder unersetzliche Stützen im Verein, als Jugendbetreuer und Trainer.

DFB.de: Spielen Sie selbst noch?

Beer: Nach einer Knieoperation vor vier Jahren hat mit der Arzt zum Aufhören geraten. Bis zum sechzigsten Lebensjahr habe ich fleißig gespielt, und wenn ich jetzt hier zuschaue, juckt es schon wieder.

DFB.de: Waren Sie gestern Abend beim Stadtderby Union gegen Hertha?

Beer: Selbstverständlich, das 1:1 ist aus Sicht von Union verdient, denn Hertha konnte nur die ersten zwanzig Minuten überlegen gestalten. Union hat mehr Einsatz gezeigt, ist mehr in die Zweikämpfe gegangen. Das gehört in der 2. Bundesliga einfach dazu. Hier muss Hertha BSC noch dazulernen, wenn sie wirklich gleich wieder aufsteigen wollen. Gott sei Dank haben sie schon zehn Punkte. Natürlich drücke ich meiner Hertha die Daumen.

DFB.de: Sie sind vergangene Saison sehr häufig zu den Heimspielen von Hertha BSC angereist.

Beer: Ja klar. Schließlich hatte ich meine schönsten Jahre hier in Berlin. Zweimal haben wir das Pokalendspiel erreicht, 1975 wurden wir Vizemeister, wir haben das Europacup-Halbfinale erreicht. Das waren schon erfolgreiche Jahre. Der Abstieg letzte Saison hat mir unheimlich weh getan. Das war unnötig, aber wenn man nur sechs Punkte in der Hinrunde holt, wird es nun mal sehr schwer.

DFB.de: Haben Sie Michael Preetz verziehen, dass er ihnen den Rekord als ewiger Torschützenkönig der Hertha abgejagt hat?

Beer: Wir sind seitdem gute Freunde, denn wir haben damals zusammen einige Fernseh- und Zeitungsinterviews gegeben. Da haben wir uns besser kennengelernt. Man muss auch bedenken, dass er Mittelstürmer spielte und ich nur im offensiven Mittelfeld.

DFB.de: Nach dem verlorenen EM-Finale 1976 haben sie vor Wut ihre Schuhe weggeworfen.

Beer: Ich wurde in der 80. Minute für Hannes Bongartz eingewechselt und hatte dann noch zwei Torchancen - leider nicht genutzt. Nach dem 3:5 im Elfmeterschießen war ich so wütend, dass ich meine Schuhe, die ich vorher drei Jahre getragen und die mir viel Glück gebracht hatten, aus Enttäuschung weggeworfen habe. Es war das EM-Finale, es war das 100. Länderspiel von Franz Beckenbauer. Dreimal konnten wir den Rückstand aufholen. Zweiter Torwart der Nationalmannschaft war damals Rudi Kargus, der in der Bundesliga ein paar Strafstöße gehalten hatte. Vor dem Spiel haben wir noch mit Sepp Maier geflachst: ‚Wenn es kurz vor Schluss unentschieden steht, wirst Du heute zum ersten Mal ausgewechselt’. Was natürlich nicht geschehen ist. Und dann kam Panenka mit seinem Elfer…schade. Aber das ist Vergangenheit.

DFB.de: Vor ein paar Tagen wäre Helmut Schön 95 Jahre alt geworden. Wie sind Ihre Erinnerungen an ihn?

Beer: Es war nicht immer leicht für ihn, einen Berliner zu nominieren, denn damals setzte man eigentlich ganz auf die Blöcke aus München und Mönchengladbach. Aber ich habe immerhin sieben Tore in 24 Länderspielen erzielt. Schön hat mir jedenfalls immer den Rücken gestärkt. Er war schon der väterliche Typ, er hat viele Einzelgespräche geführt. Ich war ein Spieler, der viel Selbstvertrauen brauchte, da war Helmut Schön für mich sehr wichtig.

DFB.de: Sie waren ein torgefährlicher Mittelfeldspieler. Gibt es einen jungen Spieler, der über ähnliche Qualitäten verfügt?

Beer: Thomas Müller hat eine ähnliche Spielart wie ich damals. Er kommt aus der Tiefe, spielt gerne Doppelpass, ist schussstark. In München habe ich ihn zweimal privat getroffen, und er macht auf mich einen sehr, sehr vernünftigen und klaren Eindruck. Für sein Alter ist er spielerisch und menschlich unglaublich weit.

DFB.de: Wie sind Ihre Hoffnungen für die EURO 2012?

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Beer: Die Mannschaft ist jung und hat noch viel Potenzial. Mesut Özil und Sammi Khedira können sich in Madrid stark entwickeln und dann noch mehr zu tragenden Stützen unseres Spiels werden. Die Mischung aus kämpferischen und spielerischen Momenten im Team stimmt schon jetzt. Die Tore bei der WM, gegen Argentinien und England besonders, waren toll herausgespielt. Gegen Spanien war vielleicht noch zuviel Respekt im Spiel, aber die Mannschaft ist jung. Bei der Europameisterschaft schaut das anders aus.

DFB.de: Haben Sie im Alter das Golfspielen entdeckt?

Beer: Nein, da habe ich keinen Draht zu. Schon die englischen Begriffe sind mit fremd. Da gehe ich lieber mit meiner Frau in die Berge wandern.

DFB.de:Sie haben KFZ-Schlosser gelernt. Holen Sie noch manchmal den Blaumann raus?

Beer: Nur beim Reifenwechsel im Frühjahr und Spätherbst. Das mache ich selbst.