Erfurts Orlishausen: "Die 2. Bundesliga ist mein Traum"

1,97 Meter groß, 93 Kilo schwer. Dirk Orlishausen, Torhüter von Drittligist Rot-Weiß Erfurt, ist nur schwer zu übersehen.

Der 28-jährige Hüne ist der unumstrittene Rückhalt der Thüringer, die in der 3. Liga seit vier Partien nicht mehr verloren haben und um den Anschluss an die Spitzengruppe kämpfen. Das ist unter anderem ein Verdienst von Blondschopf Orlishausen. Denn der Schlussmann hielt seinen Kasten dabei immer sauber.

Insgesamt ist „Orle“ bereits seit 365 Minuten, also über sechs Stunden, ohne Gegentor. „Das ist die längste Zeitspanne ohne Gegentreffer, seitdem ich bei Erfurt bin“, sagt der professionelle Toreverhinderer nicht ohne Stolz. Seine Serie hat ihm zusätzliches Selbstvertrauen gegeben.

Findungsphase ist vorbei

Nach einem alles andere als optimalem Saisonstart mit nur vier Punkten aus den ersten fünf Spielen sind die von Ex-Profi Stefan Emmerling trainierten Rot-Weißen immer besser in Schwung gekommen. In den vergangenen zehn Begegnungen gab es lediglich eine Niederlage.

„Unsere Findungsphase zu Saisonbeginn hat zu lange gedauert“, erinnert sich Orlishausen. „Mittlerweile haben wir uns aber gefunden. In der Defensive werden die meisten Fehler sofort ausgebügelt. Und in der Offensive sind wir in der Lage, in jedem Spiel Tore zu erzielen.“

Der Lohn der positive Entwicklung: Erfurt ist auf den sechsten Platz geklettert. Der Rückstand auf Platz vier, der zum Start im DFB-Pokal berechtigt, beträgt nur einen Punkt. „Das muss unser erstes Ziel sein. Denn für uns gibt es keinen anderen Weg mehr in den DFB-Pokal“, sagt Orlishausen mit Blick auf das Aus im Verbandspokal beim Ligakonkurrenten Carl Zeiss Jena (1:2 nach Verlängerung).

Aufstieg noch nicht ganz abgeschrieben

Eher vorsichtig antwortet Orlishausen auf die Frage, ob es - bei aktuell acht Punkten Rückstand auf den Relegationsrang drei - sogar noch zu mehr als zum vierten Platz reichen könnnte: „Braunschweig, Rostock und Offenbach machen aktuell einen sehr starken Eindruck. Aber wir spielen ja in der Rückrunde noch einmal gegen die drei Topteams.“

Das gilt auch für Trainer Stefan Emmerling. „Ahlen und St. Pauli haben es in den vergangenen Jahren schon einmal vorgemacht und in der Rückrunde zehn Punkte und mehr auf die Spitze aufgeholt“, weiß der Ex-Profi.

Emmerling setzt dabei auch auf seinen sicheren Rückhalt zwischen den Pfosten. Dirk Orlishausen kam bisher in allen 19 Ligaspielen von Beginn an zum Einsatz. Nur beim 0:1 in Burghausen musste der Torwart wegen einer Oberschenkelverletzung zur Halbzeit ausgewechselt werden. Die Blessur hatte er sich in Hälfte eins bei einem gehaltenen Strafstoß von Eric Agyemang zugezogen.

Timing und Sprungkraft sind wichtig

Die überdurchschnittliche Größe von 1,97 Meter hilft Orlishausen zwar bei seiner Aufgabe, keine Bälle ins Tor zu lassen. „Viel wichtiger sind aber Timing und Sprungkraft“, stellt der in Sömmerda, nur 20 Kilometer von Erfurt entfernt, geborene Orlishausen klar.

Gemeinsam mit Torwarttrainer René Twardzik, früher selbst Schlussmann bei Rot-Weiß, arbeitet „Orle“ täglich daran, sich zu verbessern. „Im Mittelpunkt stehen derzeit Strafraumbeherrschung und Beweglichkeit“, so Orlishausen, der mit Freundin Monique (25) in einer Zwei-Zimmer-Wohnung in Erfurt lebt.

Schon als Junge in der Fankurve

Die Beziehung zu Rot-Weiß Erfurt ist für Orlishausen eine ganz besondere. Schon als Junge stand der kleine Dirk in der Kurve des Steigerwaldstadions und feuerte die Rot-Weißen an. Schon damals war für ihn klar: „Ich möchte auch einmal für Erfurt auflaufen.“

Es dauerte allerdings bis 2005, ehe Orlishausen dann tatsächlich nach Erfurt wechselte. Bis dahin stand er bei seinem Heimatverein FSV Sömmerda zwischen den Pfosten.

„Ich hatte in meiner Jugend einige Chancen, höherklassig Fuß zu fassen. Die habe ich aber schlicht und einfach verhauen. Deshalb hat es relativ lange gedauert, ehe ich den Schritt gewagt habe, Sömmerda zu verlassen. Glücklicherweise kam das Angebot aus Erfurt zum richtigen Zeitpunkt", erinnert sich Torhüter Orlishausen, für den nie eine andere Position in Frage gekommen war.

Konkurrenten: erst Ratajczak, dann Maczkowiak

Nicht immer war er in Erfurt die unumstrittene Nummer eins. Zunächst kämpfte er mit Michael Ratajczak (jetzt Fortuna Düsseldorf) um den Platz zwischen den Pfosten, später mit André Maczkowiak (inzwischen Rot Weiss Ahlen).

„Diese Zweikämpfe haben mich in meiner Entwicklung weit voran gebracht. In diesen Situationen musst du als Torwart Zähne zeigen. Das ist mir gelungen“, so Orlishausen, der mit der Konkurrenzsituation keine Probleme hatte. Seit Einführung der 3. Liga ist er Stammtorhüter in Erfurt.

Ein möglicher Wechsel kommt für Orlishausen nur unter ganz bestimmten Bedingungen in Frage. „Rot-Weiß Erfurt ist mein Verein“, macht er deutlich. „Es ist ein Traum von mir, einmal 2. Bundesliga zu spielen. Aber ich würde Erfurt nur dann verlassen, wenn alles passt. Ich gehe nicht in die zweite Liga, um mich auf die Bank zu setzen. Sollte ein entsprechendes Angebot kommen, würde ich aber sogar auf Geld verzichten.“

Zahn-OP vor dem Weihnachtsfest

Da das für Freitag angesetzte Heimspiel gegen den VfB Stuttgart II aufgrund der winterlichen Wetterbedingungen heute abgesagt worden ist, hat für Erfurt und Orlishausen die Winterpause bereits begonnen. Bevor er die Weihnachtstage genießen kann, muss er sich aber noch einer eher unangenehmen Operation unterziehen.

„Vor knapp einem Jahr mussten mir ein Weisheits- und ein Backenzahn gezogen werden. Dieses Loch wird jetzt mit einem Implantat gefüllt“, sagt der Keeper, der die Winterpause für den Eingriff und seine Gesundung nutzen will. „Der Arzt hat mir gesagt, dass ich rechtzeitig zum Weihnachtsessen wieder zubeißen kann.“

[mspw]

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1,97 Meter groß, 93 Kilo schwer. Dirk Orlishausen, Torhüter von Drittligist Rot-Weiß Erfurt, ist nur schwer zu übersehen.

Der 28-jährige Hüne ist der unumstrittene Rückhalt der Thüringer, die in der 3. Liga seit vier Partien nicht mehr verloren haben und um den Anschluss an die Spitzengruppe kämpfen. Das ist unter anderem ein Verdienst von Blondschopf Orlishausen. Denn der Schlussmann hielt seinen Kasten dabei immer sauber.

Insgesamt ist „Orle“ bereits seit 365 Minuten, also über sechs Stunden, ohne Gegentor. „Das ist die längste Zeitspanne ohne Gegentreffer, seitdem ich bei Erfurt bin“, sagt der professionelle Toreverhinderer nicht ohne Stolz. Seine Serie hat ihm zusätzliches Selbstvertrauen gegeben.

Findungsphase ist vorbei

Nach einem alles andere als optimalem Saisonstart mit nur vier Punkten aus den ersten fünf Spielen sind die von Ex-Profi Stefan Emmerling trainierten Rot-Weißen immer besser in Schwung gekommen. In den vergangenen zehn Begegnungen gab es lediglich eine Niederlage.

„Unsere Findungsphase zu Saisonbeginn hat zu lange gedauert“, erinnert sich Orlishausen. „Mittlerweile haben wir uns aber gefunden. In der Defensive werden die meisten Fehler sofort ausgebügelt. Und in der Offensive sind wir in der Lage, in jedem Spiel Tore zu erzielen.“

Der Lohn der positive Entwicklung: Erfurt ist auf den sechsten Platz geklettert. Der Rückstand auf Platz vier, der zum Start im DFB-Pokal berechtigt, beträgt nur einen Punkt. „Das muss unser erstes Ziel sein. Denn für uns gibt es keinen anderen Weg mehr in den DFB-Pokal“, sagt Orlishausen mit Blick auf das Aus im Verbandspokal beim Ligakonkurrenten Carl Zeiss Jena (1:2 nach Verlängerung).

Aufstieg noch nicht ganz abgeschrieben

Eher vorsichtig antwortet Orlishausen auf die Frage, ob es - bei aktuell acht Punkten Rückstand auf den Relegationsrang drei - sogar noch zu mehr als zum vierten Platz reichen könnnte: „Braunschweig, Rostock und Offenbach machen aktuell einen sehr starken Eindruck. Aber wir spielen ja in der Rückrunde noch einmal gegen die drei Topteams.“

Das gilt auch für Trainer Stefan Emmerling. „Ahlen und St. Pauli haben es in den vergangenen Jahren schon einmal vorgemacht und in der Rückrunde zehn Punkte und mehr auf die Spitze aufgeholt“, weiß der Ex-Profi.

Emmerling setzt dabei auch auf seinen sicheren Rückhalt zwischen den Pfosten. Dirk Orlishausen kam bisher in allen 19 Ligaspielen von Beginn an zum Einsatz. Nur beim 0:1 in Burghausen musste der Torwart wegen einer Oberschenkelverletzung zur Halbzeit ausgewechselt werden. Die Blessur hatte er sich in Hälfte eins bei einem gehaltenen Strafstoß von Eric Agyemang zugezogen.

Timing und Sprungkraft sind wichtig

Die überdurchschnittliche Größe von 1,97 Meter hilft Orlishausen zwar bei seiner Aufgabe, keine Bälle ins Tor zu lassen. „Viel wichtiger sind aber Timing und Sprungkraft“, stellt der in Sömmerda, nur 20 Kilometer von Erfurt entfernt, geborene Orlishausen klar.

Gemeinsam mit Torwarttrainer René Twardzik, früher selbst Schlussmann bei Rot-Weiß, arbeitet „Orle“ täglich daran, sich zu verbessern. „Im Mittelpunkt stehen derzeit Strafraumbeherrschung und Beweglichkeit“, so Orlishausen, der mit Freundin Monique (25) in einer Zwei-Zimmer-Wohnung in Erfurt lebt.

Schon als Junge in der Fankurve

Die Beziehung zu Rot-Weiß Erfurt ist für Orlishausen eine ganz besondere. Schon als Junge stand der kleine Dirk in der Kurve des Steigerwaldstadions und feuerte die Rot-Weißen an. Schon damals war für ihn klar: „Ich möchte auch einmal für Erfurt auflaufen.“

Es dauerte allerdings bis 2005, ehe Orlishausen dann tatsächlich nach Erfurt wechselte. Bis dahin stand er bei seinem Heimatverein FSV Sömmerda zwischen den Pfosten.

„Ich hatte in meiner Jugend einige Chancen, höherklassig Fuß zu fassen. Die habe ich aber schlicht und einfach verhauen. Deshalb hat es relativ lange gedauert, ehe ich den Schritt gewagt habe, Sömmerda zu verlassen. Glücklicherweise kam das Angebot aus Erfurt zum richtigen Zeitpunkt", erinnert sich Torhüter Orlishausen, für den nie eine andere Position in Frage gekommen war.

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Konkurrenten: erst Ratajczak, dann Maczkowiak

Nicht immer war er in Erfurt die unumstrittene Nummer eins. Zunächst kämpfte er mit Michael Ratajczak (jetzt Fortuna Düsseldorf) um den Platz zwischen den Pfosten, später mit André Maczkowiak (inzwischen Rot Weiss Ahlen).

„Diese Zweikämpfe haben mich in meiner Entwicklung weit voran gebracht. In diesen Situationen musst du als Torwart Zähne zeigen. Das ist mir gelungen“, so Orlishausen, der mit der Konkurrenzsituation keine Probleme hatte. Seit Einführung der 3. Liga ist er Stammtorhüter in Erfurt.

Ein möglicher Wechsel kommt für Orlishausen nur unter ganz bestimmten Bedingungen in Frage. „Rot-Weiß Erfurt ist mein Verein“, macht er deutlich. „Es ist ein Traum von mir, einmal 2. Bundesliga zu spielen. Aber ich würde Erfurt nur dann verlassen, wenn alles passt. Ich gehe nicht in die zweite Liga, um mich auf die Bank zu setzen. Sollte ein entsprechendes Angebot kommen, würde ich aber sogar auf Geld verzichten.“

Zahn-OP vor dem Weihnachtsfest

Da das für Freitag angesetzte Heimspiel gegen den VfB Stuttgart II aufgrund der winterlichen Wetterbedingungen heute abgesagt worden ist, hat für Erfurt und Orlishausen die Winterpause bereits begonnen. Bevor er die Weihnachtstage genießen kann, muss er sich aber noch einer eher unangenehmen Operation unterziehen.

„Vor knapp einem Jahr mussten mir ein Weisheits- und ein Backenzahn gezogen werden. Dieses Loch wird jetzt mit einem Implantat gefüllt“, sagt der Keeper, der die Winterpause für den Eingriff und seine Gesundung nutzen will. „Der Arzt hat mir gesagt, dass ich rechtzeitig zum Weihnachtsessen wieder zubeißen kann.“