Erfolgstrainer Meyer wird 80: "Fürs Mitdenken bin ich immer"

Von Hans Meyer hat sicher jeder Fußballfan schon mal gehört. Denn dieser Mann hat sich stets Gehör verschafft, ist für seine Sprüche noch bekannter als für seine Erfolge. Was ihn noch lange nicht zum Sprücheklopfer macht, Fein- und Hintersinn zeichneten seine meisten Bonmots aus und nur selten waren sie frei von Ironie. So ging Hans Meyer durchs Leben, im Osten und Westen der Republik, und in beiden Deutschlands hinterließ er seine Spuren. Heute feiert er seinen 80. Geburtstag im "engsten Familienkreis", was bei der Familie Meyer bedeutet: 42 Personen. Schließlich hat der Jubilar allein zehn Enkel und dass er sie hat und ein glückliches Privatleben, das hat "eine größere Bedeutung für mich" als die über 40 Jahre im Fußballgeschäft – wie er nun dem kicker sagte. Hans Meyer hat dem Fußball bei aller Distanz trotzdem viel gegeben und der ihm auch.

Geboren mitten im Krieg im Sudetenland (Briesen), wuchs Hans-Joachim Meyer als Heimatvertriebener in Roßleben (Thüringen) auf. Das Schul-Praktikum als Maschinenschlosser führte "zum Glück für die DDR-Industrie" nicht dazu, dass er sein Berufsleben in einer Fabrikhalle verbrachte. Er machte sein Abitur, studierte Sport und Geschichte und war auch praktisch ein guter Sportler. Es reichte zu einer Karriere bei Carl Zeiss Jena, in drei Oberligajahren (1. Liga) kam er auf 30 Einsätze. 1968 und 1970 wurde er als Reservist DDR-Meister. Schon als Spieler wurde er Co-Trainer von Georg Buschner und machte sein Trainerdiplom. 1971 trat er mit 28 die Nachfolge von Buschner, der sich auf die Nationalmannschaft konzentrierte, an und wurde zum jüngsten Trainer der DDR-Oberliga. Das war sein erster Superlativ.

Europacupfinale mit Jena

Jugend schützte vor Erfolgen nicht, 1972, 1974 und 1980 gewann er mit Carl Zeiss den DDR-Pokal (FDGB-Pokal) und führte die Mannschaft 1981 sensationell ins Europapokalfinale. Im Wettbewerb der Pokalsieger warf Jena damals Topklubs wie den FC Valencia, Benfica Lissabon und AS Rom (4:0 nach 0:3 im Hinspiel) raus. Finalgegner Dynamo Tiflis im fast leeren Düsseldorfer Rheinstadion schien da fast schon ein Leichtgewicht, doch trotz Führung wurde es nichts mit dem erhofften Sieg (1:2).

Meyer sprach noch lange nach dem 13. Mai 1981 von "der bittersten Niederlage meines Lebens." 1983 ereilte ihn das Schicksal eines jeden Trainers, wenn auch sehr spät: Im zwölften Jahr wurde er in Jena auf dem vorletzten Platz entlassen. Seinem Ruf tat das keinen Abbruch, er war gefragt und übernahm vor der Wende noch zwei Oberligisten: Rot-Weiß Erfurt (1984-1987) und den FC Karl-Marx-Stadt (1988-1993), der nach der Wiedervereinigung Chemnitzer FC hieß. Mit dem CFC kam er noch zweimal in den UEFA-Pokal und weil kein DDR-Trainer öfter bei internationalen Spielen auf der Bank saß (65 Mal), verdiente er sich einen Titel ohne zugehörige Trophäe: Mister Europacup. Das war sein zweiter Superlativ. Sein Credo war schon damals: "Innere Disziplin muss sein. Fürs Mitdenken bin ich immer, das kann aber nicht nur meckern oder weniger trainieren bedeuten."

Vertragsverlängerung bei Mönchengladbach

Zunächst erging es ihm, wie vielen Trainern aus der DDR. Im Westen hatte keiner auf sie gewartet. So kehrte er 1993 nach Jena, nun ein Zweitligist, zurück. Ein Jahr später coachte er das drittklassige Union Berlin. Im Januar 1996 endlich die erste Station im Westen, wenn auch in einem anderen Land: Bei Twente Enschede sammelte er dreieinhalb Jahre lang Erfahrung in der ersten niederländischen Liga und führte den Klub überraschend in den UEFA-Cup. Was er da tat, bekam man in Mönchengladbach etwas eher mit als anderswo. Der Verein scoutete oft und gern Spieler jenseits der nahen Grenze zur Niederlande. Als Weltmeister Rainer Bonhof nach einem Fehlstart in die 2. Liga, in die Borussia 1999 erstmals gestürzt war, zurücktrat, begann eine bis heute währende Allianz.

Das ahnte damals natürlich keiner. "Ein Herr Meyer soll Mönchengladbach retten", schrieb die Welt skeptisch. Der Retter brachte den Letzten noch auf den fünften Platz und schon im zweiten Jahr glückte der Aufstieg. Das war noch keinem Ost-Trainer mit einem Westklub gelungen. Das war sein dritter Superlativ. Mit 59 war Hans-Joachim Meyer endlich in der Bundesliga angelangt und nach einem guten ersten Jahr wurde der Vertrag verlängert. Meyer gab zum Besten: "Wir mussten das Training eine halbe Stunde unterbrechen, weil die Spieler sich so gefreut haben. Einige haben sogar geweint."

Erst Rettung, dann Pokalsieger mit Nürnberg

Gegenüber der Welt am Sonntag witzelte er, er habe aus "purer Geldgier" verlängert. Die Branche merkte: Da ist ein echter Typ am Werk. Obwohl Meyer am alten Bökelberg Kultstatus erlangte, entschloss er sich im März 2003 wegen allzu kritischer Berichterstattung, den Vertrag aufzulösen und übergab an Ewald Lienen. Arm in Arm standen der alte und der neue Trainer vor der Kurve und winkten den Fans, es war ein rührender Abschied.

Neun Monate war er arbeitslos, dann rief Hertha BSC in höchster Not um Hilfe und Meyer rettete die Hauptstädter vor dem Abstieg. Doch mit Saisonende endete auch seine Mission, eine Vertragsverlängerung lehnte er ab und arbeitete noch ein wenig als Scout für die Hertha. Nun aber hatte er das Feuerwehrmann-Image und in der Bundesliga brannte es unentwegt. Am 9. November 2005 begann sein Löschauftrag in der Stadt, in der er heute noch lebt: Nürnberg. Meyer übernahm den "Club" auf dem letzten Platz und führte ihn auf Platz 14 in die Sommerpause.

Er wurde mit einem unbefristeten Vertrag belohnt und das Arrangement sollte sich für beide Seiten lohnen. In der legendären Saison 2006/2007 führte Meyer die Nürnberger in den UEFA-Cup und ins Pokalfinale. In Berlin schlugen die Franken den amtierenden Meister VfB Stuttgart in einem der packendsten Endspiele aller Zeiten mit 3:2 nach Verlängerung. Schon Ende 2006 kürte ihn der kicker als ersten Mann aus dem Osten zum Trainer des Jahres. Das war sein vierter Superlativ. Ein Mann ganz oben.

EM-Finale mit der Autorennationalmannschaft

Der Ruf der Fans nach einem Denkmal in Lebensgröße für Meyer wurde zwar nicht erhört, wohl aber gab es eine Miniaturausgabe in Größe eines Bierglases. "Da habe ich meine Stifte drin", erzählte Meyer anlässlich seines Jubiläums, "da ich aber relativ wenig schreibe, sehe ich das Ding auch selten."

Dass kein Denkmal errichtet wurde, hatte sein Gutes, sonst wäre Meyers Befürchtung "dass die es irgendwann anpinkeln", schon bald wahr geworden. In der nächsten Saison geriet der Club in Abstiegsgefahr und Meyer wurde am 11. Februar 2008 zum elften Mal in einer Karriere entlassen. Es folgte ein zäher Streit um die Abfindung, der nach einem halben Jahr vor dem Arbeitsgericht einigermaßen gütlich beendet wurde. "In sieben von elf Entlassungen wollte ich lieber bleiben", gestand er nun dem Kicker. Die Trainerkarriere des Hans Meyer, da waren sich alle sicher, war nun unwiderruflich beendet. Mal abgesehen davon, dass er 2007 die deutsche Autorennationalmannschaft trainierte und mit ihr auf Anhieb ins EM-Finale rauschte. Aber er war nun 65 und da Fußball auch nie sein Leben war, wie er gestand, winkte der Ruhestand.

Dann kam der 18. Oktober 2008 und der Hilferuf von guten alten Bekannten. Borussia Mönchengladbach stand im Tabellenkeller und man erinnerte sich des Mannes, der sie einst in die Liga geführt hatte und sich danach als Retter einen Namen machte. Meyer sagte zu, zum Leidwesen des "Doppelpass", wo er Sonntagmorgens als Experte seine pointierte Sicht der Dinge wieder gab. Kostprobe: "In schöner Regelmäßigkeit ist Fußball doch immer das Gleiche." Dafür bekam er den Kulturpreis 2007 der Deutschen Fußballakademie in der Kategorie "bester Fußballspruch".

"Trainiere heute mehr als in meiner Spielerzeit"

Nun aber musste er seine Weisheiten noch ein letztes Mal an 40 Jahre jüngere Männer weitergeben, der Vertrag solle bis Juni 2010 laufen. Doch als der Retterjob ein drittes Mal in der Bundesliga getan war, bat Meyer im Mai 2009 um Vertragsauflösung. So standen am Ende 175 Bundesligaspiele, das letzte im Alter von 66 Jahren und 201 Tagen. Platz elf im Ranking der ältesten Trainer. Zum Thema alte Trainer hat Meyer seine dezidierte Meinung dem kicker in den Block diktiert: "Erfahrung ist unschätzbar; und überheblich der, der das leugnet." Seine Borussia bedient sich ihr weiter, seit 2011 ist er Berater des Vorstands und regelmäßig im Stadion.

Sein Rat ist gefragt, manchmal kommt er auch ungefragt. Dem jungen Jürgen Klopp habe er mal nach einem Ausraster ins Ohr geflüstert, es gebe "kein Fußballspiel der Welt, das einen Herzinfarkt rechtfertigt."

Es gibt so viele Weisheiten und Bonmots aus dem Munde von Hans Meyers, das im Internet diverse Sammlungen angelegt wurden, aus denen sich die Medien anlässlich des 80. Geburtstags mit Freuden bedienen. Dass er den trotz einer Halswirbel-OP bei guter Gesundheit erleben darf, verdankt er seinem Fitnessprogramm, das aus E-Bike-Fahren und Schwimmen besteht – und einem moderaten Krafttraining. "Vom Umfang her trainiere ich heute mehr als in meiner Spielerzeit." sagt der Mann, der die wunderbare Eigenschaft besitzt, über sich selbst lachen zu können – und von sich sagt: "Ich war fast ein komplettes Glücksschwein."

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Von Hans Meyer hat sicher jeder Fußballfan schon mal gehört. Denn dieser Mann hat sich stets Gehör verschafft, ist für seine Sprüche noch bekannter als für seine Erfolge. Was ihn noch lange nicht zum Sprücheklopfer macht, Fein- und Hintersinn zeichneten seine meisten Bonmots aus und nur selten waren sie frei von Ironie. So ging Hans Meyer durchs Leben, im Osten und Westen der Republik, und in beiden Deutschlands hinterließ er seine Spuren. Heute feiert er seinen 80. Geburtstag im "engsten Familienkreis", was bei der Familie Meyer bedeutet: 42 Personen. Schließlich hat der Jubilar allein zehn Enkel und dass er sie hat und ein glückliches Privatleben, das hat "eine größere Bedeutung für mich" als die über 40 Jahre im Fußballgeschäft – wie er nun dem kicker sagte. Hans Meyer hat dem Fußball bei aller Distanz trotzdem viel gegeben und der ihm auch.

Geboren mitten im Krieg im Sudetenland (Briesen), wuchs Hans-Joachim Meyer als Heimatvertriebener in Roßleben (Thüringen) auf. Das Schul-Praktikum als Maschinenschlosser führte "zum Glück für die DDR-Industrie" nicht dazu, dass er sein Berufsleben in einer Fabrikhalle verbrachte. Er machte sein Abitur, studierte Sport und Geschichte und war auch praktisch ein guter Sportler. Es reichte zu einer Karriere bei Carl Zeiss Jena, in drei Oberligajahren (1. Liga) kam er auf 30 Einsätze. 1968 und 1970 wurde er als Reservist DDR-Meister. Schon als Spieler wurde er Co-Trainer von Georg Buschner und machte sein Trainerdiplom. 1971 trat er mit 28 die Nachfolge von Buschner, der sich auf die Nationalmannschaft konzentrierte, an und wurde zum jüngsten Trainer der DDR-Oberliga. Das war sein erster Superlativ.

Europacupfinale mit Jena

Jugend schützte vor Erfolgen nicht, 1972, 1974 und 1980 gewann er mit Carl Zeiss den DDR-Pokal (FDGB-Pokal) und führte die Mannschaft 1981 sensationell ins Europapokalfinale. Im Wettbewerb der Pokalsieger warf Jena damals Topklubs wie den FC Valencia, Benfica Lissabon und AS Rom (4:0 nach 0:3 im Hinspiel) raus. Finalgegner Dynamo Tiflis im fast leeren Düsseldorfer Rheinstadion schien da fast schon ein Leichtgewicht, doch trotz Führung wurde es nichts mit dem erhofften Sieg (1:2).

Meyer sprach noch lange nach dem 13. Mai 1981 von "der bittersten Niederlage meines Lebens." 1983 ereilte ihn das Schicksal eines jeden Trainers, wenn auch sehr spät: Im zwölften Jahr wurde er in Jena auf dem vorletzten Platz entlassen. Seinem Ruf tat das keinen Abbruch, er war gefragt und übernahm vor der Wende noch zwei Oberligisten: Rot-Weiß Erfurt (1984-1987) und den FC Karl-Marx-Stadt (1988-1993), der nach der Wiedervereinigung Chemnitzer FC hieß. Mit dem CFC kam er noch zweimal in den UEFA-Pokal und weil kein DDR-Trainer öfter bei internationalen Spielen auf der Bank saß (65 Mal), verdiente er sich einen Titel ohne zugehörige Trophäe: Mister Europacup. Das war sein zweiter Superlativ. Sein Credo war schon damals: "Innere Disziplin muss sein. Fürs Mitdenken bin ich immer, das kann aber nicht nur meckern oder weniger trainieren bedeuten."

Vertragsverlängerung bei Mönchengladbach

Zunächst erging es ihm, wie vielen Trainern aus der DDR. Im Westen hatte keiner auf sie gewartet. So kehrte er 1993 nach Jena, nun ein Zweitligist, zurück. Ein Jahr später coachte er das drittklassige Union Berlin. Im Januar 1996 endlich die erste Station im Westen, wenn auch in einem anderen Land: Bei Twente Enschede sammelte er dreieinhalb Jahre lang Erfahrung in der ersten niederländischen Liga und führte den Klub überraschend in den UEFA-Cup. Was er da tat, bekam man in Mönchengladbach etwas eher mit als anderswo. Der Verein scoutete oft und gern Spieler jenseits der nahen Grenze zur Niederlande. Als Weltmeister Rainer Bonhof nach einem Fehlstart in die 2. Liga, in die Borussia 1999 erstmals gestürzt war, zurücktrat, begann eine bis heute währende Allianz.

Das ahnte damals natürlich keiner. "Ein Herr Meyer soll Mönchengladbach retten", schrieb die Welt skeptisch. Der Retter brachte den Letzten noch auf den fünften Platz und schon im zweiten Jahr glückte der Aufstieg. Das war noch keinem Ost-Trainer mit einem Westklub gelungen. Das war sein dritter Superlativ. Mit 59 war Hans-Joachim Meyer endlich in der Bundesliga angelangt und nach einem guten ersten Jahr wurde der Vertrag verlängert. Meyer gab zum Besten: "Wir mussten das Training eine halbe Stunde unterbrechen, weil die Spieler sich so gefreut haben. Einige haben sogar geweint."

Erst Rettung, dann Pokalsieger mit Nürnberg

Gegenüber der Welt am Sonntag witzelte er, er habe aus "purer Geldgier" verlängert. Die Branche merkte: Da ist ein echter Typ am Werk. Obwohl Meyer am alten Bökelberg Kultstatus erlangte, entschloss er sich im März 2003 wegen allzu kritischer Berichterstattung, den Vertrag aufzulösen und übergab an Ewald Lienen. Arm in Arm standen der alte und der neue Trainer vor der Kurve und winkten den Fans, es war ein rührender Abschied.

Neun Monate war er arbeitslos, dann rief Hertha BSC in höchster Not um Hilfe und Meyer rettete die Hauptstädter vor dem Abstieg. Doch mit Saisonende endete auch seine Mission, eine Vertragsverlängerung lehnte er ab und arbeitete noch ein wenig als Scout für die Hertha. Nun aber hatte er das Feuerwehrmann-Image und in der Bundesliga brannte es unentwegt. Am 9. November 2005 begann sein Löschauftrag in der Stadt, in der er heute noch lebt: Nürnberg. Meyer übernahm den "Club" auf dem letzten Platz und führte ihn auf Platz 14 in die Sommerpause.

Er wurde mit einem unbefristeten Vertrag belohnt und das Arrangement sollte sich für beide Seiten lohnen. In der legendären Saison 2006/2007 führte Meyer die Nürnberger in den UEFA-Cup und ins Pokalfinale. In Berlin schlugen die Franken den amtierenden Meister VfB Stuttgart in einem der packendsten Endspiele aller Zeiten mit 3:2 nach Verlängerung. Schon Ende 2006 kürte ihn der kicker als ersten Mann aus dem Osten zum Trainer des Jahres. Das war sein vierter Superlativ. Ein Mann ganz oben.

EM-Finale mit der Autorennationalmannschaft

Der Ruf der Fans nach einem Denkmal in Lebensgröße für Meyer wurde zwar nicht erhört, wohl aber gab es eine Miniaturausgabe in Größe eines Bierglases. "Da habe ich meine Stifte drin", erzählte Meyer anlässlich seines Jubiläums, "da ich aber relativ wenig schreibe, sehe ich das Ding auch selten."

Dass kein Denkmal errichtet wurde, hatte sein Gutes, sonst wäre Meyers Befürchtung "dass die es irgendwann anpinkeln", schon bald wahr geworden. In der nächsten Saison geriet der Club in Abstiegsgefahr und Meyer wurde am 11. Februar 2008 zum elften Mal in einer Karriere entlassen. Es folgte ein zäher Streit um die Abfindung, der nach einem halben Jahr vor dem Arbeitsgericht einigermaßen gütlich beendet wurde. "In sieben von elf Entlassungen wollte ich lieber bleiben", gestand er nun dem Kicker. Die Trainerkarriere des Hans Meyer, da waren sich alle sicher, war nun unwiderruflich beendet. Mal abgesehen davon, dass er 2007 die deutsche Autorennationalmannschaft trainierte und mit ihr auf Anhieb ins EM-Finale rauschte. Aber er war nun 65 und da Fußball auch nie sein Leben war, wie er gestand, winkte der Ruhestand.

Dann kam der 18. Oktober 2008 und der Hilferuf von guten alten Bekannten. Borussia Mönchengladbach stand im Tabellenkeller und man erinnerte sich des Mannes, der sie einst in die Liga geführt hatte und sich danach als Retter einen Namen machte. Meyer sagte zu, zum Leidwesen des "Doppelpass", wo er Sonntagmorgens als Experte seine pointierte Sicht der Dinge wieder gab. Kostprobe: "In schöner Regelmäßigkeit ist Fußball doch immer das Gleiche." Dafür bekam er den Kulturpreis 2007 der Deutschen Fußballakademie in der Kategorie "bester Fußballspruch".

"Trainiere heute mehr als in meiner Spielerzeit"

Nun aber musste er seine Weisheiten noch ein letztes Mal an 40 Jahre jüngere Männer weitergeben, der Vertrag solle bis Juni 2010 laufen. Doch als der Retterjob ein drittes Mal in der Bundesliga getan war, bat Meyer im Mai 2009 um Vertragsauflösung. So standen am Ende 175 Bundesligaspiele, das letzte im Alter von 66 Jahren und 201 Tagen. Platz elf im Ranking der ältesten Trainer. Zum Thema alte Trainer hat Meyer seine dezidierte Meinung dem kicker in den Block diktiert: "Erfahrung ist unschätzbar; und überheblich der, der das leugnet." Seine Borussia bedient sich ihr weiter, seit 2011 ist er Berater des Vorstands und regelmäßig im Stadion.

Sein Rat ist gefragt, manchmal kommt er auch ungefragt. Dem jungen Jürgen Klopp habe er mal nach einem Ausraster ins Ohr geflüstert, es gebe "kein Fußballspiel der Welt, das einen Herzinfarkt rechtfertigt."

Es gibt so viele Weisheiten und Bonmots aus dem Munde von Hans Meyers, das im Internet diverse Sammlungen angelegt wurden, aus denen sich die Medien anlässlich des 80. Geburtstags mit Freuden bedienen. Dass er den trotz einer Halswirbel-OP bei guter Gesundheit erleben darf, verdankt er seinem Fitnessprogramm, das aus E-Bike-Fahren und Schwimmen besteht – und einem moderaten Krafttraining. "Vom Umfang her trainiere ich heute mehr als in meiner Spielerzeit." sagt der Mann, der die wunderbare Eigenschaft besitzt, über sich selbst lachen zu können – und von sich sagt: "Ich war fast ein komplettes Glücksschwein."

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