Magdeburgs Erdmann: Ehrgeizig auch im Kampf um einen Joghurt

Für Dennis Erdmann und seine Mitspieler vom Drittliga-Tabellenführer 1. FC Magdeburg geht es schon vor den Trainingseinheiten um einiges. "Wir spielen regelmäßig das Kartenspiel UNO", verrät Mittelfeldspieler Erdmann im Gespräch mit DFB.de. "Der Einsatz ist ein Joghurt. Daher ist der Druck bei diesen nervenaufreibenden Duellen auch um einiges höher als bei den Spielen am Wochenende", sagt der 27-Jährige mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht.

Die Episode zeigt: Die Stimmung bei den Magdeburgern ist exzellent. Und Erdmann, erst zu Saisonbeginn vom Ligakonkurrenten FC Hansa Rostock zum FCM gekommen, längst bei seinem neuen Klub heimisch geworden. Von 25 Meisterschaftspartien verpasste Erdmann nur sechs. Er leistete damit seinen Beitrag dazu, dass Magdeburg die Tabelle mit beachtlichen 53 Zählern - das bedeutet einen Punkteschnitt von 2,12 - anführt.

Verfolger SC Paderborn 07 hat zwei Punkte weniger auf dem Konto, allerdings auch eine Begegnung weniger absolviert. Der Vorsprung des FCM auf Relegationsplatz drei (SV Wehen Wiesbaden) beträgt dagegen schon recht komfortable neun Zähler.

Nach Negativserie zu Jahresbeginn wieder auf Kurs

Der Blick auf die Tabelle stimmt den ehrgeizigen Erdmann dennoch nicht restlos zufrieden. Grund ist der nicht optimale Start in die Rückrunde mit nur einem von neun möglichen Punkten aus den ersten drei Partien in diesem Jahr. "Da war mehr für uns drin. Auf der anderen Seite ist so eine Serie in dieser ausgeglichenen 3. Liga immer mal möglich", sagt der gebürtige Rheinländer (in Frechen bei Köln).

Mit seiner Mannschaft kam Erdmann aber schnell wieder in die Spur. Die vergangenen beiden Duelle mit Preußen Münster und der U 23 von Werder Bremen gewann Magdeburg jeweils 3:1, rückte auf Rang eins vor. Dennis Erdmann sagt: "Die Überzeugung und die Selbstverständlichkeit, Spiele für uns zu entscheiden, sind wieder da."

Erstmalige Rückkehr nach Rostock am Samstag

Diese Einstellung wollen die von Jens Härtel trainierten Magdeburger auch in das Schlagerspiel am Samstag (ab 14 Uhr) beim Tabellenfünften FC Hansa Rostock mitnehmen. Für Erdmann ist es keine Partie wie jede andere. Insgesamt zwei Jahre trug er das Trikot der Hansestädter. Nun kehrt er zum ersten Mal im Magdeburger Dress zurück.

"Ich freue mich darauf, einige bekannte Gesichter wiederzusehen. Ehemalige Mitspieler gibt es in Rostock zwar nicht mehr so viele, aber das Funktionsteam ist weitgehend zusammengeblieben." Gegenwind von den Rängen erwartet Erdmann nicht. "Ich bin ja nicht im Clinch gegangen. Dass es zum Saisonende zu Veränderungen kommt, ist im Fußballgeschäft doch gang und gäbe. Ich habe dann eben ein neues Kapitel in meiner Laufbahn aufgeschlagen."

Begonnen hatte die Fußballer-Karriere von Erdmann einst in Kerpen bei seinem Jugendverein Spvg. Balkhausen-Brüggen-Türnich. Weitere Stationen waren Blau-Weiß Kerpen, der SC Brühl und der SV Bergisch Gladbach 09. Von dort aus ging es 2012 zur Regionalliga-Mannschaft des Bundesligisten FC Schalke 04. Nach zwei Jahren folgte der Sprung in die 3. Liga zu Dynamo Dresden. Eine Saison später wechselte er nach Rostock, ehe er in Magdeburg landete.

51 Gelbe Karten in 107 Drittligaspielen

Insgesamt kommt Erdmann bisher auf 107 Einsätze in der 3. Liga. Was beim Blick auf seine Bilanz recht schnell ins Auge fällt, sind die hohe Anzahl an Gelben Karten. In bemerkenswerten 51 Partien wurde der defensive Mittelfeldspieler mit Gelb verwarnt. Kein anderer Spieler in der Geschichte der 3. Liga kommt auf eine ähnlich hohe Quote. Die Gelb-Rote und die Rote Karte sah Erdmann dagegen jeweils nur ein einziges Mal.

"Das ist nun einmal so", sagt Erdmann zu seinen Verwarnungen. "Meine Spielweise ist sicher robust. Groß ändern werde ich mich aber bestimmt nicht mehr. Die im Vergleich zu den Gelben Karten geringe Anzahl an Platzverweisen zeigt doch, dass es in der Regel auch nur bei einer Verwarnung bleibt."

Im Magdeburger Mannschaftskreis blüht beim Thema Gelbe Karten jedenfalls manchmal der Flachs. Dass in dieser Saison der 22 Jahre alte Mittelfeldspieler Björn Rother - und eben nicht Erdmann - als erster FCM-Spieler die Marke von zehn Gelben Karten geknackt hat, führte zu so manchem Schmunzler. "Ich bin da Björn gar nicht böse. Er ist jung und muss noch viel lernen", sagt Erdmann lachend.

Roter Kussmund ziert den Hals

Außerhalb des Fußballplatzes beschreibt sich Erdmann eher als ruhigen Typen. Schlecht gelaunt sei er - eben typisch gebürtiger Rheinländer - so gut wie nie. Auffallen tut er trotzdem. Ein roter Kussmund ziert seinen Hals, auch die Arme sind tätowiert. "Manche Tattoos haben eine Bedeutung, andere weniger. Die Idee zu dem Kussmund kam mir zum Beispiel spontan und ich habe sie gleich umsetzen lassen", erklärt Erdmann.

Obwohl er selbst Profifußballer ist, steht Erdmann der Entwicklung der vergangenen Jahre in seinem Sport nicht unkritisch gegenüber: "Gerade im internationalen Bereich ist es mir viel zu viel Show geworden. Ich vermisse Ecken und Kanten sowie die Typen, die auch einmal dazwischenhauen, wenn es nicht läuft. Nehmen wir nur das Champions-League-Spiel zwischen Real Madrid und Paris St. Germain. Für mich ist das Rasenschach mit 22 Leuten. Da schaue ich lieber Curling."

Noch kein Zweitligaspiel in der Bilanz

Erdmann schätzt den kampfbetonten Fußball mit jeder Menge Leidenschaft. "Wie eben in Dresden, Rostock oder Magdeburg", sagt der Defensivspieler, der sich genau deshalb in der Region so wohl fühlt. Die Begeisterung der Fans kommt noch obendrauf. "Zu unseren Heimspielen kommen im Schnitt mehr als 17.000 Zuschauer und auch auswärts begleiten uns unsere Anhänger zahlreich. Das macht schon richtig viel Spaß", meint Erdmann.

Nur zu gerne würde der Mittelfeldspieler am Ende der Saison mit den Fans den Aufstieg in die 2. Bundesliga feiern. "Wir sind aktuell Erster und wollen diese Position am liebsten nicht mehr hergeben. Wir müssen uns in den kommenden Wochen für das große Ziel zerreißen. Dann werden wir es auch schaffen", so Erdmann, in dessen Bilanz noch kein Zweitligaspiel zu finden ist: "Ich bin jetzt 27 Jahre - langsam wird es Zeit dafür."