EM-Fahrer Neuhaus: "Wir haben ambitionierte Ziele"

Mit der U 21 wurde Florian Neuhaus vor zwei Jahren Vizeeuropameister. Jetzt freut sich der Mittelfeldspieler auf die EURO mit der A-Nationalmannschaft. Der 24 Jahre alte Gladbacher spricht im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Tobias Gonscherowski über seine EM-Ziele, persönliche Rückschläge und sein Verbesserungspotenzial.

DFB.de: Florian Neuhaus, die EURO 2020 steht vor der Tür. Sie findet coronabedingt ein Jahr später statt, als ursprünglich geplant. Empfinden Sie das auch ein wenig als Glücksfall? Vor einem Jahr wären Sie vermutlich noch nicht dabei gewesen...

Florian Neuhaus: So gesehen ein wenig schon. Im vergangenen Jahr habe ich mir sicher nicht allzu viele Gedanken darüber gemacht. Jetzt ist es so gekommen. Ich bin grundsätzlich ein Typ, der gerne eine Situation nimmt, wie sie kommt. Jetzt freue ich mich natürlich auf dieses Turnier und hoffe, dass auch vor Zuschauern gespielt werden kann.

DFB.de: Vor zwei Jahren haben Sie Turniererfahrung mit der U 21 sammeln können, die Vizeeuropameister wurde. Aber die Endrunde der A-Nationalmannschaften dürfte noch eine Nummer größer sein, oder?

Neuhaus: Genau. Die U 21-EM vor zwei Jahren war bereits ein tolles Erlebnis. Wir haben meiner Meinung nach auch eine gute EM gespielt und leider unglücklich im Finale gegen Spanien verloren. Klar ist die EM mit der A-Mannschaft noch mal etwas anderes und für mich etwas ganz Besonderes.

DFB.de: Wie gut fühlen Sie sich aktuell in Form?

Neuhaus: Bei Borussia Mönchengladbach hatten wir zuletzt ein paar Formschwankungen. Ich persönlich fühle mich fit und bin gesund. Ich bin voll im Rhythmus und denke, dass ich ganz gut drauf bin.

DFB.de: Trotz der vielen Spiele in allen Wettbewerben in dieser Saison haben Sie praktisch ein Jahr durchgespielt. Sie mussten in der Bundesliga nur einmal wegen einer Gelbsperre passen. Welches Geheimnis steckt hinter Ihrer Fitness?

Neuhaus: Ich glaube, dass es sehr wichtig ist, auf seinen Körper zu achten und zu wissen, was einem gut tut. Ich spüre in dieser Saison extrem das Vertrauen unseres Trainers Marco Rose. Das tut mir gut. Ich bin froh, so viele Spiele absolviert zu haben.

DFB.de: Wenn man Ihre neun Gelben Karten in der Bundesliga in dieser Saison sieht, sind Sie wohl ein Typ, der keinem Zweikampf aus dem Weg geht.

Neuhaus: Das gehört zu meiner Spielweise auf der Sechs dazu. Die Zweikampfführung ist aber ein Punkt, in dem ich mich weiter verbessern muss, um ein kompletterer Spieler zu werden. Auf meiner Position muss ich auch spielerische Akzente setzen, darf aber auch Zweikämpfen nicht aus dem Weg gehen.

DFB.de: Haben Sie in Ihrer Jugend ein Vorbild auf der Sechserposition gehabt?

Neuhaus: Nicht direkt, ich mochte mehrere Spieler. Ich habe gerne etwas offensiveren Spielern wie Diego, Mesut Özil oder Kevin de Bruyne zugeschaut. Toni Kroos und Luka Modric gehörten mit ihrem Offensivdrang auch dazu.

DFB.de: Wie zufrieden sind Sie mit dem sportlichen Abschneiden in dieser Saison?

Neuhaus: Ich bin etwas zwiegespalten. Mit der Borussia hatten wir viele sehr gute Auftritte in der Bundesliga und in der Champions League. Wir sind in einer sehr schweren Gruppe weitergekommen. Aber in der Liga hatten wir zu viele Spiele, in denen wir unnötig Punkte haben liegen lassen. Gerade auch nach eigener Führung haben wir es zu selten geschafft, weiter dominant zu bleiben und das zweite oder dritte Tor nachzulegen. Das spiegelt sich dann in der Tabelle wider.

DFB.de: Sie haben bislang eine Karriere hingelegt, in der es kontinuierlich steil bergauf ging. Ab und zu gab es aber auch Nackenschläge wie das 0:6 mit der Nationalmannschaft in Spanien oder das 0:6 mit Borussia bei den Bayern. Wie lange haben Sie an solch happigen Niederlagen zu knabbern?

Neuhaus: Solche Niederlagen gehören ein Stück weit zum Fußball dazu. Das darf sicher nicht passieren, aber es geschieht manchmal. Ich kann das aushalten und schaue nach vorne. Die Spiele wurden aufgearbeitet, die Schlüsse daraus gezogen und die Fehler werden hoffentlich in Zukunft abgestellt. Das Schöne am Fußball ist, dass es ein Tagesgeschäft ist. Man bekommt am nächsten Wochenende direkt wieder die Gelegenheit, das wiedergutzumachen.

DFB.de: In der Nationalmannschaft gehören Sie seit dem Herbst 2020 zum festen Stamm. Fühlen Sie sich inzwischen als fester Bestandteil des Kaders?

Neuhaus: Ich bin jetzt seit September dabei und fühle mich wahnsinnig wohl im Kreis der Nationalmannschaft. Wir haben eine positive Stimmung, die bei einem Turnier sicher noch etwas anders sein wird als bei einem normalen Lehrgang. Wir werden als Mannschaft noch enger zusammenrücken. Wir haben viele sehr gute Spieler. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich im Kreis der Besten dabei bin. Ich kann viel aufsaugen, viel lernen. Ich hatte schon ein paar Startelfeinsätze und konnte zeigen, welche Leistungen ich abrufen kann. Alles andere wird sich zeigen.

DFB.de: Mit welcher Gefühlslage reisen Sie zur Nationalmannschaft, nachdem die Niederlage im letzten Spiel gegen Nordmazedonien als Stimmungskiller wahrgenommen wurde?

Neuhaus: Dieses Spiel hatte sich jeder ein bisschen anders vorgestellt. Die beiden Partien davor waren noch richtig gut. Da waren Fortschritte zu sehen. Aber solche Spiele wie gegen Nordmazedonien gehören zu einer Entwicklung auch dazu. Das wird uns nicht umwerfen. Vielleicht kamen dieses Spiel und dieses Ergebnis sogar zur richtigen Zeit. Ich glaube, dass es kein großes Thema mehr sein wird. Wir wollen positiv nach vorne blicken und uns auf die bevorstehenden Aufgaben konzentrieren.

DFB.de: Wie ist Ihr Verhältnis zu Bundestrainer Joachim Löw?

Neuhaus: Ich habe einen guten Austausch mit dem Bundestrainer. Seit ich bei der Nationalmannschaft dabei bin, haben wir auch schon das eine oder andere Einzelgespräch geführt. Sein guter Draht zu den Spielern gehört zu seinen Stärken. Ich fühle mich immer wohl bei der Nationalmannschaft und spüre das Vertrauen des Trainers.

DFB.de: Deutschland spielt in einer EM-Gruppe mit Weltmeister Frankreich, Europameister Portugal und Ungarn. Viel schwerer hätte es auf dem Papier nicht werden können.

Neuhaus: Wir haben von Anfang an knackige Gegner, gegen die wir Topleistungen bringen müssen. Aber das kann auch gut sein. Da weißt du gleich, wo du stehst.

DFB.de: Welche Ziele haben Sie bei der EM? Trauen Sie der deutschen Mannschaft den Titel zu?

Neuhaus: Grundsätzlich ja. Wir sind alle Sportler durch und durch und haben ambitionierte Ziele. Wir wissen, dass wir eine schwierige Gruppe haben. Aber bei einer EM kann immer viel passieren. Wir spielen das Turnier, um so erfolgreich wie möglich abzuschneiden.

[tg]

Mit der U 21 wurde Florian Neuhaus vor zwei Jahren Vizeeuropameister. Jetzt freut sich der Mittelfeldspieler auf die EURO mit der A-Nationalmannschaft. Der 24 Jahre alte Gladbacher spricht im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Tobias Gonscherowski über seine EM-Ziele, persönliche Rückschläge und sein Verbesserungspotenzial.

DFB.de: Florian Neuhaus, die EURO 2020 steht vor der Tür. Sie findet coronabedingt ein Jahr später statt, als ursprünglich geplant. Empfinden Sie das auch ein wenig als Glücksfall? Vor einem Jahr wären Sie vermutlich noch nicht dabei gewesen...

Florian Neuhaus: So gesehen ein wenig schon. Im vergangenen Jahr habe ich mir sicher nicht allzu viele Gedanken darüber gemacht. Jetzt ist es so gekommen. Ich bin grundsätzlich ein Typ, der gerne eine Situation nimmt, wie sie kommt. Jetzt freue ich mich natürlich auf dieses Turnier und hoffe, dass auch vor Zuschauern gespielt werden kann.

DFB.de: Vor zwei Jahren haben Sie Turniererfahrung mit der U 21 sammeln können, die Vizeeuropameister wurde. Aber die Endrunde der A-Nationalmannschaften dürfte noch eine Nummer größer sein, oder?

Neuhaus: Genau. Die U 21-EM vor zwei Jahren war bereits ein tolles Erlebnis. Wir haben meiner Meinung nach auch eine gute EM gespielt und leider unglücklich im Finale gegen Spanien verloren. Klar ist die EM mit der A-Mannschaft noch mal etwas anderes und für mich etwas ganz Besonderes.

DFB.de: Wie gut fühlen Sie sich aktuell in Form?

Neuhaus: Bei Borussia Mönchengladbach hatten wir zuletzt ein paar Formschwankungen. Ich persönlich fühle mich fit und bin gesund. Ich bin voll im Rhythmus und denke, dass ich ganz gut drauf bin.

DFB.de: Trotz der vielen Spiele in allen Wettbewerben in dieser Saison haben Sie praktisch ein Jahr durchgespielt. Sie mussten in der Bundesliga nur einmal wegen einer Gelbsperre passen. Welches Geheimnis steckt hinter Ihrer Fitness?

Neuhaus: Ich glaube, dass es sehr wichtig ist, auf seinen Körper zu achten und zu wissen, was einem gut tut. Ich spüre in dieser Saison extrem das Vertrauen unseres Trainers Marco Rose. Das tut mir gut. Ich bin froh, so viele Spiele absolviert zu haben.

DFB.de: Wenn man Ihre neun Gelben Karten in der Bundesliga in dieser Saison sieht, sind Sie wohl ein Typ, der keinem Zweikampf aus dem Weg geht.

Neuhaus: Das gehört zu meiner Spielweise auf der Sechs dazu. Die Zweikampfführung ist aber ein Punkt, in dem ich mich weiter verbessern muss, um ein kompletterer Spieler zu werden. Auf meiner Position muss ich auch spielerische Akzente setzen, darf aber auch Zweikämpfen nicht aus dem Weg gehen.

DFB.de: Haben Sie in Ihrer Jugend ein Vorbild auf der Sechserposition gehabt?

Neuhaus: Nicht direkt, ich mochte mehrere Spieler. Ich habe gerne etwas offensiveren Spielern wie Diego, Mesut Özil oder Kevin de Bruyne zugeschaut. Toni Kroos und Luka Modric gehörten mit ihrem Offensivdrang auch dazu.

DFB.de: Wie zufrieden sind Sie mit dem sportlichen Abschneiden in dieser Saison?

Neuhaus: Ich bin etwas zwiegespalten. Mit der Borussia hatten wir viele sehr gute Auftritte in der Bundesliga und in der Champions League. Wir sind in einer sehr schweren Gruppe weitergekommen. Aber in der Liga hatten wir zu viele Spiele, in denen wir unnötig Punkte haben liegen lassen. Gerade auch nach eigener Führung haben wir es zu selten geschafft, weiter dominant zu bleiben und das zweite oder dritte Tor nachzulegen. Das spiegelt sich dann in der Tabelle wider.

DFB.de: Sie haben bislang eine Karriere hingelegt, in der es kontinuierlich steil bergauf ging. Ab und zu gab es aber auch Nackenschläge wie das 0:6 mit der Nationalmannschaft in Spanien oder das 0:6 mit Borussia bei den Bayern. Wie lange haben Sie an solch happigen Niederlagen zu knabbern?

Neuhaus: Solche Niederlagen gehören ein Stück weit zum Fußball dazu. Das darf sicher nicht passieren, aber es geschieht manchmal. Ich kann das aushalten und schaue nach vorne. Die Spiele wurden aufgearbeitet, die Schlüsse daraus gezogen und die Fehler werden hoffentlich in Zukunft abgestellt. Das Schöne am Fußball ist, dass es ein Tagesgeschäft ist. Man bekommt am nächsten Wochenende direkt wieder die Gelegenheit, das wiedergutzumachen.

DFB.de: In der Nationalmannschaft gehören Sie seit dem Herbst 2020 zum festen Stamm. Fühlen Sie sich inzwischen als fester Bestandteil des Kaders?

Neuhaus: Ich bin jetzt seit September dabei und fühle mich wahnsinnig wohl im Kreis der Nationalmannschaft. Wir haben eine positive Stimmung, die bei einem Turnier sicher noch etwas anders sein wird als bei einem normalen Lehrgang. Wir werden als Mannschaft noch enger zusammenrücken. Wir haben viele sehr gute Spieler. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich im Kreis der Besten dabei bin. Ich kann viel aufsaugen, viel lernen. Ich hatte schon ein paar Startelfeinsätze und konnte zeigen, welche Leistungen ich abrufen kann. Alles andere wird sich zeigen.

DFB.de: Mit welcher Gefühlslage reisen Sie zur Nationalmannschaft, nachdem die Niederlage im letzten Spiel gegen Nordmazedonien als Stimmungskiller wahrgenommen wurde?

Neuhaus: Dieses Spiel hatte sich jeder ein bisschen anders vorgestellt. Die beiden Partien davor waren noch richtig gut. Da waren Fortschritte zu sehen. Aber solche Spiele wie gegen Nordmazedonien gehören zu einer Entwicklung auch dazu. Das wird uns nicht umwerfen. Vielleicht kamen dieses Spiel und dieses Ergebnis sogar zur richtigen Zeit. Ich glaube, dass es kein großes Thema mehr sein wird. Wir wollen positiv nach vorne blicken und uns auf die bevorstehenden Aufgaben konzentrieren.

DFB.de: Wie ist Ihr Verhältnis zu Bundestrainer Joachim Löw?

Neuhaus: Ich habe einen guten Austausch mit dem Bundestrainer. Seit ich bei der Nationalmannschaft dabei bin, haben wir auch schon das eine oder andere Einzelgespräch geführt. Sein guter Draht zu den Spielern gehört zu seinen Stärken. Ich fühle mich immer wohl bei der Nationalmannschaft und spüre das Vertrauen des Trainers.

DFB.de: Deutschland spielt in einer EM-Gruppe mit Weltmeister Frankreich, Europameister Portugal und Ungarn. Viel schwerer hätte es auf dem Papier nicht werden können.

Neuhaus: Wir haben von Anfang an knackige Gegner, gegen die wir Topleistungen bringen müssen. Aber das kann auch gut sein. Da weißt du gleich, wo du stehst.

DFB.de: Welche Ziele haben Sie bei der EM? Trauen Sie der deutschen Mannschaft den Titel zu?

Neuhaus: Grundsätzlich ja. Wir sind alle Sportler durch und durch und haben ambitionierte Ziele. Wir wissen, dass wir eine schwierige Gruppe haben. Aber bei einer EM kann immer viel passieren. Wir spielen das Turnier, um so erfolgreich wie möglich abzuschneiden.

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