EM: Erst zum zweiten Mal gegen Frankreich

Es kommt nicht oft vor, dass sich zwei große Fußballnationen bei Turnieren regelmäßig aus dem Weg gehen. Dagegen stehen schon die Gesetze der Wahrscheinlichkeit. Aber so wie es Deutschland bei Weltmeisterschaften bis 2002 mit Brasilien ging, so war es auch bei EM-Endrunden mit den Franzosen. Das Auftaktspiel der EM 2020 ist erst das zweite Duell der Ex-Europameister. Die Premiere gab es erst beim vergangenen Turnier in Frankreich, und so ist der letzte EM-Gegner auch der nächste. Theoretisch hätten sie übrigens schon bei acht Endrunden gegeneinander spielen können.

Der Bann wurde am 7. Juli 2016 endlich gebrochen, als der Gastgeber in Marseille im Halbfinale auf den Weltmeister traf. Die Fachleute waren sich einig, dass der Sieger dieses Spiels auch das Turnier gewinnen würde. Für Frankreich sprach nach meist durchwachsenen Leistungen nicht viel mehr als der Heimvorteil. Aber auch der war gegen die Deutschen, die bei EM-Turnieren alle fünf Duelle gegen Gastgeber gewonnen hatten, eher ein Nachteil. Bundestrainer Joachim Löw sah sich zu zwei Änderungen gezwungen und machte freiwillig noch eine dritte: für den gesperrten Mats Hummels und den verletzten Sami Khedira rückten erstmals bei der EM Bastian Schweinsteiger und Emre Can in die Startelf, für Mario Gomez stürmte wieder Julian Draxler, während der auch nach 13 EM-Spielen noch torlose Thomas Müller in die vorderste Spitze rückte. Es war ja scheinbar egal, wen er aufstellte, die Idee blieb dieselbe und die Spiele glichen sich wie ein Ei dem anderen. Nur nicht die Ergebnisse und so kam es, dass nach einem weiteren Ballbesitzfestival (68 %) der Männer in Schwarz und Weiß diesmal eine Niederlage stand.

Löw: "Heute hatten wir das Glück nicht auf unserer Seite"

Wie kam es dazu? Wie schon im Viertelfinale gegen Italien gab es einen ärgerlichen Handelfmeter gegen das DFB-Team, diesmal ausgerechnet von Rückkehrer Schweinsteiger verursacht, der an diesem Tag Weltrekordspieler nach Turniereinsätzen (38) wurde. "Meine Hand hat da nichts zu suchen, das weiß ich auch. Ich kann leider nicht erklären, warum sie hochging", gab der Pechvogel zu Protokoll. Oliver Kahn stöhnte im ZDF: "Ein klarer Elfmeter. Ich weiß nicht, was Basti da will. Völlig unnötig." Antoine Griezmann verwandelte den Elfmeter Sekunden vor der Pause zum schmeichelhaften 1:0, dem ersten Rückstand bei dieser EM liefen die Deutschen bis zuletzt erfolglos hinterher. Jerome Boateng schied nach einer Stunde verletzt aus und sein Vertreter Shkodran Mustafi ließ sich nach Kimmichs Fehlpass von Paul Pogba austanzen. Dessen Flanke klatschte Manuel Neuer vor die Füße von Griezmann, der ihn tunnelte und auf 2:0 (72.) stellte. Das war der entscheidende Schlag, auch die spät ins Rennen geworfenen Mario Götze und Leroy Sané konnten das Spiel nicht mehr drehen und so kam es nicht nur für Bild zur "bittersten Niederlage seit langem." Die eigentliche Leistung gab wenig Anlass zur Sorge. "Wir haben heute unser bestes Spiel bei der EM gemacht, so komisch das klingt nach einem 0:2. Ich kann der Mannschaft nichts vorwerfen", sagte Toni Kroos und sein Bundestrainer gab ihm Recht. "Heute hatten wir das Glück nicht auf unserer Seite, aber ich kann keinem einen Vorwurf machen", vernahm man beinahe gleichlautende Worte von Löw, der zum zweiten Mal in Folge im Halbfinale gescheitert war.

Raus mit Applaus? Nicht nur. Wenn Ballbesitz zum Selbstzweck und das Toreschießen vergessen wird (nur sieben Treffer in sechs Spielen), kommt man zwangsläufig irgendwann an eine Endstation. "Sich selbst besiegt", titelte die Frankfurter Rundschau, die ebenfalls anerkannte: "Beste Turnierleistung reicht nicht für Deutschland."

Beckenbauer: "Trotz des Ausscheidens haben wir eine gute EM gespielt"

Auch im Ausland sah man die Diskrepanz zwischen Aufwand und Ertrag des amtierenden Weltmeisters. "Übertriebene Taktik hat Deutschland nicht geholfen", schrieb Italiens Corriere della Sera und Spaniens El Mundo stellte fest: "Das deutsche Team spielt weltweit den besten Fußball. Aber es ist in brenzligen Situationen zu gutmütig." Auch die Zweikampfbilanz (43% gewonnen) gab etwas zu bedenken.

Im Gegensatz zu 2012 brach diesmal keine Trainer-Diskussion los, der WM-Kredit reichte noch aus. So sahen es zumindest 84% der Teilnehmer an einer Umfrage von Bild am Sonntag. Der Tenor: In Frankreich war ein tolles Team in Schönheit gestorben, aber es blieb ein tolles Team – das die Gunst der Massen nicht verspielt hatte. Es verlangte auch niemand kategorisch einen Umbruch. Franz Beckenbauer kommentierte: "Trotz des Ausscheidens haben wir eine gute EM gespielt."

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Es kommt nicht oft vor, dass sich zwei große Fußballnationen bei Turnieren regelmäßig aus dem Weg gehen. Dagegen stehen schon die Gesetze der Wahrscheinlichkeit. Aber so wie es Deutschland bei Weltmeisterschaften bis 2002 mit Brasilien ging, so war es auch bei EM-Endrunden mit den Franzosen. Das Auftaktspiel der EM 2020 ist erst das zweite Duell der Ex-Europameister. Die Premiere gab es erst beim vergangenen Turnier in Frankreich, und so ist der letzte EM-Gegner auch der nächste. Theoretisch hätten sie übrigens schon bei acht Endrunden gegeneinander spielen können.

Der Bann wurde am 7. Juli 2016 endlich gebrochen, als der Gastgeber in Marseille im Halbfinale auf den Weltmeister traf. Die Fachleute waren sich einig, dass der Sieger dieses Spiels auch das Turnier gewinnen würde. Für Frankreich sprach nach meist durchwachsenen Leistungen nicht viel mehr als der Heimvorteil. Aber auch der war gegen die Deutschen, die bei EM-Turnieren alle fünf Duelle gegen Gastgeber gewonnen hatten, eher ein Nachteil. Bundestrainer Joachim Löw sah sich zu zwei Änderungen gezwungen und machte freiwillig noch eine dritte: für den gesperrten Mats Hummels und den verletzten Sami Khedira rückten erstmals bei der EM Bastian Schweinsteiger und Emre Can in die Startelf, für Mario Gomez stürmte wieder Julian Draxler, während der auch nach 13 EM-Spielen noch torlose Thomas Müller in die vorderste Spitze rückte. Es war ja scheinbar egal, wen er aufstellte, die Idee blieb dieselbe und die Spiele glichen sich wie ein Ei dem anderen. Nur nicht die Ergebnisse und so kam es, dass nach einem weiteren Ballbesitzfestival (68 %) der Männer in Schwarz und Weiß diesmal eine Niederlage stand.

Löw: "Heute hatten wir das Glück nicht auf unserer Seite"

Wie kam es dazu? Wie schon im Viertelfinale gegen Italien gab es einen ärgerlichen Handelfmeter gegen das DFB-Team, diesmal ausgerechnet von Rückkehrer Schweinsteiger verursacht, der an diesem Tag Weltrekordspieler nach Turniereinsätzen (38) wurde. "Meine Hand hat da nichts zu suchen, das weiß ich auch. Ich kann leider nicht erklären, warum sie hochging", gab der Pechvogel zu Protokoll. Oliver Kahn stöhnte im ZDF: "Ein klarer Elfmeter. Ich weiß nicht, was Basti da will. Völlig unnötig." Antoine Griezmann verwandelte den Elfmeter Sekunden vor der Pause zum schmeichelhaften 1:0, dem ersten Rückstand bei dieser EM liefen die Deutschen bis zuletzt erfolglos hinterher. Jerome Boateng schied nach einer Stunde verletzt aus und sein Vertreter Shkodran Mustafi ließ sich nach Kimmichs Fehlpass von Paul Pogba austanzen. Dessen Flanke klatschte Manuel Neuer vor die Füße von Griezmann, der ihn tunnelte und auf 2:0 (72.) stellte. Das war der entscheidende Schlag, auch die spät ins Rennen geworfenen Mario Götze und Leroy Sané konnten das Spiel nicht mehr drehen und so kam es nicht nur für Bild zur "bittersten Niederlage seit langem." Die eigentliche Leistung gab wenig Anlass zur Sorge. "Wir haben heute unser bestes Spiel bei der EM gemacht, so komisch das klingt nach einem 0:2. Ich kann der Mannschaft nichts vorwerfen", sagte Toni Kroos und sein Bundestrainer gab ihm Recht. "Heute hatten wir das Glück nicht auf unserer Seite, aber ich kann keinem einen Vorwurf machen", vernahm man beinahe gleichlautende Worte von Löw, der zum zweiten Mal in Folge im Halbfinale gescheitert war.

Raus mit Applaus? Nicht nur. Wenn Ballbesitz zum Selbstzweck und das Toreschießen vergessen wird (nur sieben Treffer in sechs Spielen), kommt man zwangsläufig irgendwann an eine Endstation. "Sich selbst besiegt", titelte die Frankfurter Rundschau, die ebenfalls anerkannte: "Beste Turnierleistung reicht nicht für Deutschland."

Beckenbauer: "Trotz des Ausscheidens haben wir eine gute EM gespielt"

Auch im Ausland sah man die Diskrepanz zwischen Aufwand und Ertrag des amtierenden Weltmeisters. "Übertriebene Taktik hat Deutschland nicht geholfen", schrieb Italiens Corriere della Sera und Spaniens El Mundo stellte fest: "Das deutsche Team spielt weltweit den besten Fußball. Aber es ist in brenzligen Situationen zu gutmütig." Auch die Zweikampfbilanz (43% gewonnen) gab etwas zu bedenken.

Im Gegensatz zu 2012 brach diesmal keine Trainer-Diskussion los, der WM-Kredit reichte noch aus. So sahen es zumindest 84% der Teilnehmer an einer Umfrage von Bild am Sonntag. Der Tenor: In Frankreich war ein tolles Team in Schönheit gestorben, aber es blieb ein tolles Team – das die Gunst der Massen nicht verspielt hatte. Es verlangte auch niemand kategorisch einen Umbruch. Franz Beckenbauer kommentierte: "Trotz des Ausscheidens haben wir eine gute EM gespielt."

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