EM 1995: Viertes Turnier, dritter Titel

Der Frauenfußball stand zu allen Zeiten im Schatten der Männer, auch in Ländern wo er besondere Erfolge feierte. Heute vor 25 Jahren gelang der deutschen Frauen-Nationalmannschaft bereits im vierten Versuch der dritte Triumph bei einer Europameisterschaft. Dafür brauchten die Männer schon etwas länger, Titel Nummer drei - bisher der letzte - kam erst nach sieben Turnieren zustande. Und ein Jahr nach dem Frauen-Triumph von Kaiserslautern.

Die Mannschaft von Bundestrainer Gero Bisanz genoss 1995 nämlich Heimvorteil im Finale gegen die Schwedinnen, die 1984 die erste Frauen-WM gewonnen und immer noch eine positive Bilanz gegen Deutschland hatten. Davon gab es nur noch ein weiteres Land auf der Welt, die USA.

Von einem Turnier konnte damals keine Rede sein. Es gab ab Ende 1993 die Qualifikationsspiele in Gruppen, wie üblich mit Hin- und Rückspielen, danach ging es mit den Viertelfinals weiter. Die Spiele machten die Niveauunterschiede im europäischen Frauenfußball überaus deutlich und verständlich, warum ein Endrundenturnier nur wenig Sinn machte. Die deutschen Resultate erinnerten an Pokalergebnisse von Bundesligisten gegen Landesligisten: 5:0 und 11:0 gegen die Schweiz, zweimal 12:0 gegen Wales, 7:0 und 8:0 gegen Kroatien. Gruppensieger mit 55:0 Toren.

Erstes Gegentor im Halbfinale

Die Schützenfeste gegen Wales markierten die Rekordsiege der DFB-Frauen, das 11:0 gegen die Schweiz rundete das Jubiläumsländerspiel Nummer 100 ab. Gefordert wurde die Mannschaft erst ab dem Viertelfinale, als in Moskau ein geradezu spärliches 1:0 heraussprang. Im Osnabrücker Rückspiel wurde es mit 4:0 deutlicher.

Das Halbfinale in Watford gegen die Engländerinnen war nach dem Hinspiel (4:1) schon fast entschieden, brachte aber im neunten Spiel tatsächlich das erste Gegentor. In Bochum (2:1) kam eins dazu, aber wer wollte ernstlich meckern nach einer Bilanz von 66:2 Toren und zwölf Siegen in zwölf Spielen. Das ominöse 13. Spiel gegen die Schwedinnen wurde naturgemäß das schwerste, es war ja das Finale.

"Viel wird von der Tagesform abhängig sein", sagte Assistenztrainerin Tina Theune-Meyer betont zurückhaltend und lobte den Gegner als "technisch gut und hervorragend organisiert." Sie hatten immerhin die favorisierten Norwegerinnen im Halbfinale eliminiert. Zur gedämpften Erwartung trug gewiss auch der Ausfall der Abwehrstammkräfte Doris Fitschen (Kreuzbandriss) und Jutta Nardenbach (Zehenverletzung) bei. Das Finale vom 25. März 1995 wurde an jenem Sonntag um 13 Uhr angepfiffen und live in der ARD übertragen.

Prinz: "Ich war froh, dass ich endlich reinkam"

Auf dem Betzenberg, der damals noch nicht Fritz-Walter-Stadion hieß, fanden sich 8500 Zuschauer ein, von vollen Rängen bei Frauenspielen konnte man damals nur träumen. Das Spiel begann mit zwei Tiefschlägen für das DFB-Team. In der sechsten Minute ging Schweden durch Anneli Olsson in Führung, in der achten setzte Dagmar Pohlmann einen Handelfmeter an den Pfosten. Das ungewohnte Gefühl, einem Rückstand hinterlaufen zu müssen, währte 25 Minuten, dann glich Maren Meinert aus.

"Ich habe mit meinem linken Fuß, mit dem ich eigentlich nie den Ball spielte, Pia Sundhage, der heutigen Nationaltrainerin der USA, durch die Beine geschossen. Mein Schuss war sehr genau und flog in die lange Ecke", erinnerte sich Meinert noch 2011. 1:1 stand es auch noch eine halbe Spielstunde später, als Bisanz seinen 17 Jahre alten Rohdiamanten Birgit Prinz ins Spiel warf. Sie hatte schon mit 16 debütiert und ihre Torgefährlichkeit unter Beweis gestellt.

"Ich war froh, dass ich endlich reinkam, aber auf der anderen Seite will jeder Fußballer von Anfang an spielen", sagte sie später den Reportern, die sie aus gutem Grund umlagerten. Zwei Minuten nach ihrer Einwechslung stach der Joker bereits, was Bisanz nicht weiter verblüffte: "Ich bin gewohnt dass sie ein Tor macht, wenn ich sie bringe. Auf der anderen Seite kann man so etwas nicht vorhersehen."

Meinert: "Ich habe alles um mich herum vergessen"

Der kicker bastelte am Montag die naheliegendste Überschrift: "Prinz war die Königin". Nun nahm die Mannschaft Fahrt auf, angetrieben vom Publikum und der Aussicht Geschichte zu schreiben, legte sie nach: Bettina Wiegmanns 3:1 (84.) war die Vorentscheidung. Erst in der Schlussminute verkürzten die Schwedinnen durch Anneli Andelen noch auf 3:2.

Es änderte nichts mehr am dritten EM-Titel der Deutschen, deren Kapitän Silvia Neid anschließend den Pokal in Empfang nahm. Ebenso wie eine Medaille, die Maren Meinert übrigens nie bekam: "In meiner ganzen Euphorie und Freude habe ich die Medaillenübergabe verpasst. Ich bin damals einfach Silvia Neid hinterhergestiefelt, weil sie den Pokal in den Händen hielt. Ich habe alles um mich herum vergessen. Bis zum heutigen Tag habe ich keine Medaille."

Alles etwas anders eben beim Frauenfußball anno 1995. Auch dass die Deutschen ihren Gegner schon drei Monate später wiedersahen. Bei der WM, die im selben Jahr stattfand. Da wurden sie dann ehrenvolle Zweite.

[um]

Der Frauenfußball stand zu allen Zeiten im Schatten der Männer, auch in Ländern wo er besondere Erfolge feierte. Heute vor 25 Jahren gelang der deutschen Frauen-Nationalmannschaft bereits im vierten Versuch der dritte Triumph bei einer Europameisterschaft. Dafür brauchten die Männer schon etwas länger, Titel Nummer drei - bisher der letzte - kam erst nach sieben Turnieren zustande. Und ein Jahr nach dem Frauen-Triumph von Kaiserslautern.

Die Mannschaft von Bundestrainer Gero Bisanz genoss 1995 nämlich Heimvorteil im Finale gegen die Schwedinnen, die 1984 die erste Frauen-WM gewonnen und immer noch eine positive Bilanz gegen Deutschland hatten. Davon gab es nur noch ein weiteres Land auf der Welt, die USA.

Von einem Turnier konnte damals keine Rede sein. Es gab ab Ende 1993 die Qualifikationsspiele in Gruppen, wie üblich mit Hin- und Rückspielen, danach ging es mit den Viertelfinals weiter. Die Spiele machten die Niveauunterschiede im europäischen Frauenfußball überaus deutlich und verständlich, warum ein Endrundenturnier nur wenig Sinn machte. Die deutschen Resultate erinnerten an Pokalergebnisse von Bundesligisten gegen Landesligisten: 5:0 und 11:0 gegen die Schweiz, zweimal 12:0 gegen Wales, 7:0 und 8:0 gegen Kroatien. Gruppensieger mit 55:0 Toren.

Erstes Gegentor im Halbfinale

Die Schützenfeste gegen Wales markierten die Rekordsiege der DFB-Frauen, das 11:0 gegen die Schweiz rundete das Jubiläumsländerspiel Nummer 100 ab. Gefordert wurde die Mannschaft erst ab dem Viertelfinale, als in Moskau ein geradezu spärliches 1:0 heraussprang. Im Osnabrücker Rückspiel wurde es mit 4:0 deutlicher.

Das Halbfinale in Watford gegen die Engländerinnen war nach dem Hinspiel (4:1) schon fast entschieden, brachte aber im neunten Spiel tatsächlich das erste Gegentor. In Bochum (2:1) kam eins dazu, aber wer wollte ernstlich meckern nach einer Bilanz von 66:2 Toren und zwölf Siegen in zwölf Spielen. Das ominöse 13. Spiel gegen die Schwedinnen wurde naturgemäß das schwerste, es war ja das Finale.

"Viel wird von der Tagesform abhängig sein", sagte Assistenztrainerin Tina Theune-Meyer betont zurückhaltend und lobte den Gegner als "technisch gut und hervorragend organisiert." Sie hatten immerhin die favorisierten Norwegerinnen im Halbfinale eliminiert. Zur gedämpften Erwartung trug gewiss auch der Ausfall der Abwehrstammkräfte Doris Fitschen (Kreuzbandriss) und Jutta Nardenbach (Zehenverletzung) bei. Das Finale vom 25. März 1995 wurde an jenem Sonntag um 13 Uhr angepfiffen und live in der ARD übertragen.

Prinz: "Ich war froh, dass ich endlich reinkam"

Auf dem Betzenberg, der damals noch nicht Fritz-Walter-Stadion hieß, fanden sich 8500 Zuschauer ein, von vollen Rängen bei Frauenspielen konnte man damals nur träumen. Das Spiel begann mit zwei Tiefschlägen für das DFB-Team. In der sechsten Minute ging Schweden durch Anneli Olsson in Führung, in der achten setzte Dagmar Pohlmann einen Handelfmeter an den Pfosten. Das ungewohnte Gefühl, einem Rückstand hinterlaufen zu müssen, währte 25 Minuten, dann glich Maren Meinert aus.

"Ich habe mit meinem linken Fuß, mit dem ich eigentlich nie den Ball spielte, Pia Sundhage, der heutigen Nationaltrainerin der USA, durch die Beine geschossen. Mein Schuss war sehr genau und flog in die lange Ecke", erinnerte sich Meinert noch 2011. 1:1 stand es auch noch eine halbe Spielstunde später, als Bisanz seinen 17 Jahre alten Rohdiamanten Birgit Prinz ins Spiel warf. Sie hatte schon mit 16 debütiert und ihre Torgefährlichkeit unter Beweis gestellt.

"Ich war froh, dass ich endlich reinkam, aber auf der anderen Seite will jeder Fußballer von Anfang an spielen", sagte sie später den Reportern, die sie aus gutem Grund umlagerten. Zwei Minuten nach ihrer Einwechslung stach der Joker bereits, was Bisanz nicht weiter verblüffte: "Ich bin gewohnt dass sie ein Tor macht, wenn ich sie bringe. Auf der anderen Seite kann man so etwas nicht vorhersehen."

Meinert: "Ich habe alles um mich herum vergessen"

Der kicker bastelte am Montag die naheliegendste Überschrift: "Prinz war die Königin". Nun nahm die Mannschaft Fahrt auf, angetrieben vom Publikum und der Aussicht Geschichte zu schreiben, legte sie nach: Bettina Wiegmanns 3:1 (84.) war die Vorentscheidung. Erst in der Schlussminute verkürzten die Schwedinnen durch Anneli Andelen noch auf 3:2.

Es änderte nichts mehr am dritten EM-Titel der Deutschen, deren Kapitän Silvia Neid anschließend den Pokal in Empfang nahm. Ebenso wie eine Medaille, die Maren Meinert übrigens nie bekam: "In meiner ganzen Euphorie und Freude habe ich die Medaillenübergabe verpasst. Ich bin damals einfach Silvia Neid hinterhergestiefelt, weil sie den Pokal in den Händen hielt. Ich habe alles um mich herum vergessen. Bis zum heutigen Tag habe ich keine Medaille."

Alles etwas anders eben beim Frauenfußball anno 1995. Auch dass die Deutschen ihren Gegner schon drei Monate später wiedersahen. Bei der WM, die im selben Jahr stattfand. Da wurden sie dann ehrenvolle Zweite.

###more###