Elgert: "Mehr Herausforderung geht nicht"

Schon dreimal wurde Norbert Elgert (65) mit einer U 19 des FC Schalke 04 Deutscher A-Junioren-Meister. Auch in dieser Saison steht der Ausbilder der Weltmeister Manuel Neuer, Benedikt Höwedes, Mesut Özil und Julian Draxler sowie von Leroy Sané oder Thilo Kehrer mit S04 im Halbfinale. Im DFB.de-Interview spricht Elgert mit Mitarbeiter Ralf Debat über das Hinspiel beim BVB heute (ab 11 Uhr, live bei Sky).

DFB.de: Sie bereiten die Schalker U 19 gerade zum achten Mal seit 2012 auf eine Endrunde um die Deutsche A-Junioren-Meisterschaft vor. Zwei Spielzeiten wurden wegen der Corona-Pandemie abgebrochen, nur einmal verpasste S04 in diesem Zeitraum die Qualifikation. Ist das für Sie als Trainer Routine oder immer noch etwas Besonderes?

Norbert Elgert: Es wäre schlimm, wenn es Routine wäre. Fußball ist ein Wettkampfsport und ein Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft zu erreichen, ist für sich schon ein großer Erfolg. Erst recht nach einer so schwierigen Saison, wie wir sie diesmal hatten. Uns haben zahlreiche potenzielle Stammspieler wie etwa Nicholas Engels, Elias Kurt, Keke Topp oder Ardy Mfundu über viele Monate, teilweise über die gesamte Saison gefehlt.

DFB.de: So knapp wie diesmal war es wohl noch nie. Sie mussten beim Saisonfinale zuschauen, ob Bayer 04 Leverkusen in der Tabelle noch vorbeizieht oder nicht. Wie hat sich das für Sie angefühlt?

Elgert: Ich muss sagen, dass ich lange Zeit tiefenentspannt war. Erst zur Halbzeit hat mich meine Frau überredet, den Livestream anzuschauen. Wie schon gesagt: Auch der dritte Rang wäre für uns unter den genannten Umständen in dieser starken Liga ein sehr gutes Ergebnis gewesen. Wir haben zehn von 16 Spielen gewonnen, hatten am Ende einen Punkt mehr auf dem Konto als Bayer 04, vier Treffer mehr erzielt und ein Gegentor weniger kassiert. Von daher ist unser zweiter Platz jetzt nicht etwa nur Glück und erst recht kein Zufall, sondern hart erarbeitet. Ich muss allerdings auch zugeben, dass die Leverkusener es sich genauso verdient hätten.

DFB.de: Spätestens nach der 1:2-Heimniederlage im Februar gegen Rot-Weiss Essen schien Schalke 04 aus dem Rennen zu sein. Wie hat das Team dann den Hebel umgelegt und eine Siegesserie gestartet?

Elgert: Das RWE-Spiel war in der Tat ein Knackpunkt. Da hatten wir bei den Grundtugenden definitiv jede Menge Luft nach oben. Das haben wir den Jungs dann auch deutlich vor Augen geführt. Das hat offenbar seine Wirkung nicht verfehlt.

DFB.de: Welche Qualitäten zeichnen Ihre Mannschaft in dieser Saison besonders aus?

Elgert: Das Team ist in der Lage, personelle und sportliche Rückschläge wegzustecken, hat eine gewisse Widerstandsfähigkeit entwickelt. Auch der Zusammenhalt ist stark ausgeprägt. Wir sind schon eine starke Bundesligamannschaft.

DFB.de: Im Halbfinale geht es in Hin- und Rückspiel - wie schon bei der jüngsten Austragung im Jahr 2019 - gegen den zweiten West-Vertreter Borussia Dortmund. Finden Sie das gut, weil Sie den Gegner dadurch schon besser kennen, oder wäre Ihnen ein Duell mit dem Titelträger aus der Staffel Nord/Nordost oder Süd/Südwest lieber gewesen?

Elgert: Um ehrlich zu sein, gefällt es mir nicht besonders. Ich denke, auch der BVB wäre lieber mal woanders hingefahren, um sich mit einem Gegner aus einer anderen Staffel zu messen. Der Wettbewerb ist aber so, also nehmen wir ihn so auch an.

DFB.de: Ist der Reiz wegen der bekannten Rivalität zwischen den beiden Vereinen dafür noch größer, als es ohnehin schon der Fall wäre?

Elgert: Es ist ein deutsches Halbfinale gegen einen bärenstarken Gegner und es geht um den Einzug in das Endspiel um den Titel. Das steht aus meiner Sicht klar im Vordergrund. Da spielt der Derbycharakter eine eher geringere Rolle.

DFB.de: Die ersten beiden von insgesamt fünf Derbys gegen den BVB in dieser Saison gingen in der Meisterschaft 0:4 und im Endspiel um den NRW-Ligapokal 0:2 verloren. Ist die Favoritenrolle damit auch vor den beiden Halbfinalduellen und dem Endspiel im Westfalenpokal, das Ende Mai auch noch wartet, klar verteilt?

Elgert: Wer jetzt Favorit ist oder auch nicht, will ich gar nicht bewerten. Da kann jeder auf die Statistik schauen und seine eigenen Rückschlüsse ziehen. Die Dortmunder sind ungeschlagen, verfügen nicht nur über viele deutsche, sondern vor allem auch über zahlreiche europäische Toptalente. Sogar in der UEFA Youth League stand das Team kurz vor der Qualifikation für das Final-Four-Turnier - und hätte dort sicher gute Chancen gehabt. Der BVB ist das Nonplusultra in dieser Saison. Mehr Herausforderung für uns geht nicht.

DFB.de: Die Dortmunder sind West-Meister und stehen auch im Endspiel um den DFB-Pokal, treffen dort am 20. Mai in Potsdam auf den VfB Stuttgart. Könnte der BVB das historische erste Double im U 19-Bereich holen?

Elgert: Das ist sicher möglich, kann aber nicht unser Thema sein. Wir spielen nicht, um ein Dortmunder Double zu verhindern, sondern nur für uns. Wir wollen das Endspiel erreichen.

DFB.de: Worauf wird es ankommen?

Elgert: Wir werden zwei perfekte Tage und zweimal unsere bestmögliche Leistung benötigen. Das wird schwierig, aber es ist möglich.

DFB.de: Könnte es ein Vorteil sein, dass das Hinspiel diesmal in Dortmund stattfindet und Schalke 04 entsprechend beim zweiten Duell zu Hause antritt?

Elgert: Ich denke nicht, dass das eine wesentliche Rolle spielt. Wer das Finale erreichen will, muss auswärts und vor eigenem Publikum seine Leistung bringen.

DFB.de: Der TV-Sender Sky überträgt die Begegnungen live, es werden deutlich mehr Zuschauer als bei regulären Ligaspielen vor Ort sein. Hat das Einfluss auf die Partien?

Elgert: Wir werden während der Vorbereitung sicherlich über die Rahmenbedingungen reden. Aber genau diese Faktoren wie größeres Zuschaueraufkommen und gesteigertes Medieninteresse wollen die Jungs doch später als Fußballprofis haben. Gerade solche Topspiele zu bestreiten, ist doch auch ein wesentlicher Bestandteil unserer Ausbildung. Jeder bekommt in diesen Partien eine Rückmeldung, wo er wirklich steht.

DFB.de: Setzen Sie im Vorfeld der Duelle ganz bewusst auf die normalen Abläufe oder wird es eine besondere Vorbereitung geben?

Elgert: Wir werden ganz sicher nicht in einen Klettergarten gehen, wenn Sie so etwas meinen. (lacht) Aber Spaß beiseite: Wir machen alles genau wie sonst auch, denn es wäre falsch, diese Spiele jetzt noch künstlich zu überhöhen. Jeder weiß auch so ganz genau, um was es geht. Da müssen wir in dieser Woche die Jungs vielleicht sogar eher ein wenig beruhigen. Sie sollen mit Spaß und Freude an diese Aufgabe herangehen.

DFB.de: Allein seit der Einführung der A-Junioren-Bundesliga im Jahr 2003 haben Sie die Schalker U 19 in exakt 500 Partien in der Meisterschaft und im DFB-Pokal betreut. Dabei sind die Spiele im Westfalenpokal und in der UEFA Youth League noch gar nicht mitgezählt. Insgesamt dürften es seit 1996 mehr als 750 Pflichtspiele sein. Halten Sie das selbst nach?

Elgert: Nein, nicht wirklich. Meine Frau verfolgt das schon eher mal. Aber es ist schön, mal eine solche Zahl zu hören.

DFB.de: Was bedeutet Ihnen das?

Elgert: Es zeigt, wie alt ich geworden bin. (lacht) Insgesamt arbeite ich seit mehr als 30 Jahren als Trainer. Außerdem habe ich schon in jungen Jahren E- und D-Junioren-Teams betreut. Von daher werden es inzwischen weit über 1000 Spiele sein. Durch die gesammelten Erfahrungen eignet man sich auf jeden Fall mehr Ruhe und Gelassenheit an.

DFB.de: Als Nachwuchstrainer haben Sie sportlich alles erreicht, einige der besten Spieler der Welt sowie zahllose spätere Profis gefördert und ausgebildet. Wie motivieren Sie sich immer wieder, zu Beginn jeder Saison ein neues Team aufzubauen?

Elgert: Das ist einfach. Ich liebe das Spiel, ich liebe meinen Klub und ich liebe vor allem meine Aufgabe als Trainer und Coach. Diese Aufgabe, junge Menschen zu fördern und zu begleiten, geht schließlich weit über das Training und das Spiel hinaus. Ich kann ihnen ein wenig dabei helfen, ihre Ziele und Träume zu verwirklichen.

DFB.de: Wie wichtig sind Ihnen sportliche Erfolge persönlich?

Elgert: Auch ich bin Wettkämpfer und liebe es zu gewinnen. Ich weiß aber, dass nicht nur Siege, sondern auch Niederlagen zum Sport gehören. Verlieren gehört dazu. Wirklich verloren hat man nur, wenn man nicht alles gegeben und versucht hat.

DFB.de: Ist es vielleicht sogar Ihr größter Erfolg, dass es keinen ehemaligen Spieler gibt, der jemals etwas Negatives über Sie geäußert hat?

Elgert: Ein guter Trainer wird niemals "Everybody's Darling" sein. Auch mit mir macht es den Spielern ganz sicher nicht immer nur Spaß. Eine gewisse Konsequenz und auch Härte müssen manchmal sein. Schließlich verfolgen wir alle gemeinsam große Ziele. Das merken dann auch die Spieler. Menschlichkeit, Wertschätzung und gegenseitiger Respekt sind dabei aber unersetzliche Grundpfeiler. Und das kommt dann auch von den Jungs zurück.

DFB.de: Ihr Vertrag gilt unbefristet, Ihr 65. Geburtstag liegt wenige Monate zurück. Können Sie sich vorstellen, auch noch mit 70 Jahren Trainer zu sein? Oder könnte es auch passieren, dass Sie von dem einen auf den anderen Tag aufhören?

Elgert: Beides ist möglich. Grundsätzlich habe ich für mich die Entscheidung getroffen, 65 Jahre jung und nicht 65 Jahre alt zu sein. Warum sollte ich aufhören? Solange es mir große Freude bereitet, solange es meine Gesundheit erlaubt, solange der Verein es möchte, solange ich den Spielern für ihren weiteren Weg etwas mitgeben kann und solange mich meine Familie dabei so hervorragend unterstützt?

[mspw]

Schon dreimal wurde Norbert Elgert (65) mit einer U 19 des FC Schalke 04 Deutscher A-Junioren-Meister. Auch in dieser Saison steht der Ausbilder der Weltmeister Manuel Neuer, Benedikt Höwedes, Mesut Özil und Julian Draxler sowie von Leroy Sané oder Thilo Kehrer mit S04 im Halbfinale. Im DFB.de-Interview spricht Elgert mit Mitarbeiter Ralf Debat über das Hinspiel beim BVB heute (ab 11 Uhr, live bei Sky).

DFB.de: Sie bereiten die Schalker U 19 gerade zum achten Mal seit 2012 auf eine Endrunde um die Deutsche A-Junioren-Meisterschaft vor. Zwei Spielzeiten wurden wegen der Corona-Pandemie abgebrochen, nur einmal verpasste S04 in diesem Zeitraum die Qualifikation. Ist das für Sie als Trainer Routine oder immer noch etwas Besonderes?

Norbert Elgert: Es wäre schlimm, wenn es Routine wäre. Fußball ist ein Wettkampfsport und ein Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft zu erreichen, ist für sich schon ein großer Erfolg. Erst recht nach einer so schwierigen Saison, wie wir sie diesmal hatten. Uns haben zahlreiche potenzielle Stammspieler wie etwa Nicholas Engels, Elias Kurt, Keke Topp oder Ardy Mfundu über viele Monate, teilweise über die gesamte Saison gefehlt.

DFB.de: So knapp wie diesmal war es wohl noch nie. Sie mussten beim Saisonfinale zuschauen, ob Bayer 04 Leverkusen in der Tabelle noch vorbeizieht oder nicht. Wie hat sich das für Sie angefühlt?

Elgert: Ich muss sagen, dass ich lange Zeit tiefenentspannt war. Erst zur Halbzeit hat mich meine Frau überredet, den Livestream anzuschauen. Wie schon gesagt: Auch der dritte Rang wäre für uns unter den genannten Umständen in dieser starken Liga ein sehr gutes Ergebnis gewesen. Wir haben zehn von 16 Spielen gewonnen, hatten am Ende einen Punkt mehr auf dem Konto als Bayer 04, vier Treffer mehr erzielt und ein Gegentor weniger kassiert. Von daher ist unser zweiter Platz jetzt nicht etwa nur Glück und erst recht kein Zufall, sondern hart erarbeitet. Ich muss allerdings auch zugeben, dass die Leverkusener es sich genauso verdient hätten.

DFB.de: Spätestens nach der 1:2-Heimniederlage im Februar gegen Rot-Weiss Essen schien Schalke 04 aus dem Rennen zu sein. Wie hat das Team dann den Hebel umgelegt und eine Siegesserie gestartet?

Elgert: Das RWE-Spiel war in der Tat ein Knackpunkt. Da hatten wir bei den Grundtugenden definitiv jede Menge Luft nach oben. Das haben wir den Jungs dann auch deutlich vor Augen geführt. Das hat offenbar seine Wirkung nicht verfehlt.

DFB.de: Welche Qualitäten zeichnen Ihre Mannschaft in dieser Saison besonders aus?

Elgert: Das Team ist in der Lage, personelle und sportliche Rückschläge wegzustecken, hat eine gewisse Widerstandsfähigkeit entwickelt. Auch der Zusammenhalt ist stark ausgeprägt. Wir sind schon eine starke Bundesligamannschaft.

DFB.de: Im Halbfinale geht es in Hin- und Rückspiel - wie schon bei der jüngsten Austragung im Jahr 2019 - gegen den zweiten West-Vertreter Borussia Dortmund. Finden Sie das gut, weil Sie den Gegner dadurch schon besser kennen, oder wäre Ihnen ein Duell mit dem Titelträger aus der Staffel Nord/Nordost oder Süd/Südwest lieber gewesen?

Elgert: Um ehrlich zu sein, gefällt es mir nicht besonders. Ich denke, auch der BVB wäre lieber mal woanders hingefahren, um sich mit einem Gegner aus einer anderen Staffel zu messen. Der Wettbewerb ist aber so, also nehmen wir ihn so auch an.

DFB.de: Ist der Reiz wegen der bekannten Rivalität zwischen den beiden Vereinen dafür noch größer, als es ohnehin schon der Fall wäre?

Elgert: Es ist ein deutsches Halbfinale gegen einen bärenstarken Gegner und es geht um den Einzug in das Endspiel um den Titel. Das steht aus meiner Sicht klar im Vordergrund. Da spielt der Derbycharakter eine eher geringere Rolle.

DFB.de: Die ersten beiden von insgesamt fünf Derbys gegen den BVB in dieser Saison gingen in der Meisterschaft 0:4 und im Endspiel um den NRW-Ligapokal 0:2 verloren. Ist die Favoritenrolle damit auch vor den beiden Halbfinalduellen und dem Endspiel im Westfalenpokal, das Ende Mai auch noch wartet, klar verteilt?

Elgert: Wer jetzt Favorit ist oder auch nicht, will ich gar nicht bewerten. Da kann jeder auf die Statistik schauen und seine eigenen Rückschlüsse ziehen. Die Dortmunder sind ungeschlagen, verfügen nicht nur über viele deutsche, sondern vor allem auch über zahlreiche europäische Toptalente. Sogar in der UEFA Youth League stand das Team kurz vor der Qualifikation für das Final-Four-Turnier - und hätte dort sicher gute Chancen gehabt. Der BVB ist das Nonplusultra in dieser Saison. Mehr Herausforderung für uns geht nicht.

DFB.de: Die Dortmunder sind West-Meister und stehen auch im Endspiel um den DFB-Pokal, treffen dort am 20. Mai in Potsdam auf den VfB Stuttgart. Könnte der BVB das historische erste Double im U 19-Bereich holen?

Elgert: Das ist sicher möglich, kann aber nicht unser Thema sein. Wir spielen nicht, um ein Dortmunder Double zu verhindern, sondern nur für uns. Wir wollen das Endspiel erreichen.

DFB.de: Worauf wird es ankommen?

Elgert: Wir werden zwei perfekte Tage und zweimal unsere bestmögliche Leistung benötigen. Das wird schwierig, aber es ist möglich.

DFB.de: Könnte es ein Vorteil sein, dass das Hinspiel diesmal in Dortmund stattfindet und Schalke 04 entsprechend beim zweiten Duell zu Hause antritt?

Elgert: Ich denke nicht, dass das eine wesentliche Rolle spielt. Wer das Finale erreichen will, muss auswärts und vor eigenem Publikum seine Leistung bringen.

DFB.de: Der TV-Sender Sky überträgt die Begegnungen live, es werden deutlich mehr Zuschauer als bei regulären Ligaspielen vor Ort sein. Hat das Einfluss auf die Partien?

Elgert: Wir werden während der Vorbereitung sicherlich über die Rahmenbedingungen reden. Aber genau diese Faktoren wie größeres Zuschaueraufkommen und gesteigertes Medieninteresse wollen die Jungs doch später als Fußballprofis haben. Gerade solche Topspiele zu bestreiten, ist doch auch ein wesentlicher Bestandteil unserer Ausbildung. Jeder bekommt in diesen Partien eine Rückmeldung, wo er wirklich steht.

DFB.de: Setzen Sie im Vorfeld der Duelle ganz bewusst auf die normalen Abläufe oder wird es eine besondere Vorbereitung geben?

Elgert: Wir werden ganz sicher nicht in einen Klettergarten gehen, wenn Sie so etwas meinen. (lacht) Aber Spaß beiseite: Wir machen alles genau wie sonst auch, denn es wäre falsch, diese Spiele jetzt noch künstlich zu überhöhen. Jeder weiß auch so ganz genau, um was es geht. Da müssen wir in dieser Woche die Jungs vielleicht sogar eher ein wenig beruhigen. Sie sollen mit Spaß und Freude an diese Aufgabe herangehen.

DFB.de: Allein seit der Einführung der A-Junioren-Bundesliga im Jahr 2003 haben Sie die Schalker U 19 in exakt 500 Partien in der Meisterschaft und im DFB-Pokal betreut. Dabei sind die Spiele im Westfalenpokal und in der UEFA Youth League noch gar nicht mitgezählt. Insgesamt dürften es seit 1996 mehr als 750 Pflichtspiele sein. Halten Sie das selbst nach?

Elgert: Nein, nicht wirklich. Meine Frau verfolgt das schon eher mal. Aber es ist schön, mal eine solche Zahl zu hören.

DFB.de: Was bedeutet Ihnen das?

Elgert: Es zeigt, wie alt ich geworden bin. (lacht) Insgesamt arbeite ich seit mehr als 30 Jahren als Trainer. Außerdem habe ich schon in jungen Jahren E- und D-Junioren-Teams betreut. Von daher werden es inzwischen weit über 1000 Spiele sein. Durch die gesammelten Erfahrungen eignet man sich auf jeden Fall mehr Ruhe und Gelassenheit an.

DFB.de: Als Nachwuchstrainer haben Sie sportlich alles erreicht, einige der besten Spieler der Welt sowie zahllose spätere Profis gefördert und ausgebildet. Wie motivieren Sie sich immer wieder, zu Beginn jeder Saison ein neues Team aufzubauen?

Elgert: Das ist einfach. Ich liebe das Spiel, ich liebe meinen Klub und ich liebe vor allem meine Aufgabe als Trainer und Coach. Diese Aufgabe, junge Menschen zu fördern und zu begleiten, geht schließlich weit über das Training und das Spiel hinaus. Ich kann ihnen ein wenig dabei helfen, ihre Ziele und Träume zu verwirklichen.

DFB.de: Wie wichtig sind Ihnen sportliche Erfolge persönlich?

Elgert: Auch ich bin Wettkämpfer und liebe es zu gewinnen. Ich weiß aber, dass nicht nur Siege, sondern auch Niederlagen zum Sport gehören. Verlieren gehört dazu. Wirklich verloren hat man nur, wenn man nicht alles gegeben und versucht hat.

DFB.de: Ist es vielleicht sogar Ihr größter Erfolg, dass es keinen ehemaligen Spieler gibt, der jemals etwas Negatives über Sie geäußert hat?

Elgert: Ein guter Trainer wird niemals "Everybody's Darling" sein. Auch mit mir macht es den Spielern ganz sicher nicht immer nur Spaß. Eine gewisse Konsequenz und auch Härte müssen manchmal sein. Schließlich verfolgen wir alle gemeinsam große Ziele. Das merken dann auch die Spieler. Menschlichkeit, Wertschätzung und gegenseitiger Respekt sind dabei aber unersetzliche Grundpfeiler. Und das kommt dann auch von den Jungs zurück.

DFB.de: Ihr Vertrag gilt unbefristet, Ihr 65. Geburtstag liegt wenige Monate zurück. Können Sie sich vorstellen, auch noch mit 70 Jahren Trainer zu sein? Oder könnte es auch passieren, dass Sie von dem einen auf den anderen Tag aufhören?

Elgert: Beides ist möglich. Grundsätzlich habe ich für mich die Entscheidung getroffen, 65 Jahre jung und nicht 65 Jahre alt zu sein. Warum sollte ich aufhören? Solange es mir große Freude bereitet, solange es meine Gesundheit erlaubt, solange der Verein es möchte, solange ich den Spielern für ihren weiteren Weg etwas mitgeben kann und solange mich meine Familie dabei so hervorragend unterstützt?

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