Schüchtern war mal: Schmelzer kehrt nach Magdeburg zurück

Er ging als Junge. Heute (ab 20.45 Uhr, live bei Sky) kommt Marcel Schmelzer als Mann zurück. Für den BVB-Kapitän ist das Gastspiel von Borussia Dortmund beim 1. FC Magdeburg in der 2. Runde des DFB-Pokals zugleich ein besonderes Wiedersehen. Mit 17 zog er einst aus Magdeburg aus, um in Westfalen Karriere zu machen. Sein Plan ist aufgegangen.

Mit dem BVB holte "Schmelle" zwei Meisterschaften und zweimal den DFB-Pokal, darunter das bis heute einzige Double der Dortmunder Vereinsgeschichte in der Saison 2011/2012. Auf dem neuerlichen Weg nach Berlin soll Magdeburg für den Serienfinalisten aus Dortmund nur eine Zwischenstation sein. Schmelzer jedenfalls freut sich schon seit Tagen darauf. "1. Pflichtspiel in meiner Geburtsstadt vs. meinen alten Verein. Freue mich riesig auf den Tag", zwitscherte der 29-Jährige am Samstag. Der Linksverteidiger erntete damit nicht nur einen Haufen Likes, sondern auch eine Antwort des 1. FCM. "Freuen uns auf ein Wiedersehen mit dir Schmelle! Aber nicht vergessen: #EINMALIMMER".

Bosz: "Zwei Spiele in einer Woche ein bisschen viel für Schmelle"

Dass der erfolgreiche Sohn der Stadt diesem Schwur allerdings auch heute wird nachkommen können, darf getrost bezweifelt werden. Jedenfalls nehmen er und alle anderen Borussen das Pokalspiel in der MDCC-Arena ernst, bereiteten sich akribisch darauf vor. Eine schlechte Woche, die mit der Niederlage gegen Leipzig begann und mit den beiden Remis in Nikosia und Frankfurt nicht besser wurde, verlangt Besserung und setzt die Spieler unter Druck - die Aussicht, Berlin wieder einen Schritt näher zu kommen, verleiht Lust. So viel Lust jedenfalls, dass der in dieser Spielzeit schon zweimal länger verletzte Schmelzer am vergangenen Samstag trotz arger Personalnot im Defensivverbund trotzdem in Zivil geblieben war, um für heute zumindest eine Option sein zu können.

"Wenn man so lange raus war, zweimal sechs Wochen, sind zwei Spiele in einer Woche ein bisschen viel", erklärte BVB-Trainer Peter Bosz zwischen den Spielen in Frankfurt und Magdeburg zur Personalie Schmelzer. "Ich will nicht, dass er noch mal sechs Wochen ausfällt. Deshalb bin ich ein bisschen vorsichtig. Ich gehe aber davon aus, dass Schmelle in Magdeburg sehr gerne spielen will."

Klopp: "Schmelle ist fünf Zentimeter gewachsen"

2005 kam der junge Schmelzer als 17-Jähriger zum BVB. Es war ein anderer BVB damals, kurz zuvor erst gerettet vor der Insolvenz. Und es war ein anderer Schmelzer. Schüchtern, verschüchtert bisweilen. Die Kapuze des Pullovers stets tief ins Gesicht gezogen - und den Blick zusätzlich gesenkt. Er lebte in Borussias Talentschmiede, betreut von Ex-Profi Matthias Kleinsteiber und dessen Ehefrau Conny, einer gelernten Erzieherin. "Matze war mein sportlicher Ansprechpartner, und Conny hat mir bei vielen anderen Sachen geholfen, dafür bin ich ihnen sehr dankbar", hat Schmelzer noch Jahre später gesagt. Damals war er jung, neu in Stadt und Verein, fremd zunächst. Doch er machte sich.

2009 wurde er U 21-Europameister mit dem außergewöhnlichen 88er-Jahrgang, dem unter anderen auch die Weggefährten Mats Hummels, Jérôme Boateng und Benedikt Höwedes entspringen. In der Saison 2010/2011 beerbte er endgültig sein eigenes Vorbild Leonardo De Deus Santos, kurz: Dede. Jürgen Klopp, Schmelzers Trainer in dieser Zeit, sagte damals: "Schmelle ist im letzten halben Jahr fünf Zentimeter gewachsen - und das nur, weil er sich aufgerichtet hat." Dann lachte Klopp sein Klopp-Lachen und fügte hinzu: "Der Junge hat als Spieler und als Persönlichkeit eine der außergewöhnlichsten Entwicklungen hinter sich, die ich in meiner Trainerkarriere erlebt habe."

Schmelzer: Der Kapitän stützt Torwart Bürki

Inzwischen ist nicht nur Schmelzer größer geworden, sondern auch Borussia Dortmund. Viel hat sich verändert, viele sind gekommen und gegangen - Schmelle aber, der Junge aus Magdeburg, der ist geblieben. Mittlerweile stehen allein 226 Bundesligaeinsätze für den BVB in seiner Vita. Der Linksverteidiger führt seine Mannschaft als Kapitän an - und nicht nur auf das Feld. Auch außerhalb des Rasenvierecks ist er längst Wortführer, ein gefragter und geschätzter Gesprächspartner.

Als am Dienstag vergangener Woche in Nikosia plötzlich sein Torwart im Kreuzfeuer der Kritik stand, war es Marcel Schmelzer, der gerade erst Genesene und Zurückgekehrte, der sich mit klaren Worten vor Roman Bürki stellte: "Ich mache ihm keinen Vorwurf, niemand tut das. Wir wollen, dass er mitspielt, und meistens macht er es gut. Beim besten Torhüter der Welt sind solche Fehler auch öfter mal passiert, und Manuel Neuer hat dennoch immer weiter gemacht. Bei uns in der Mannschaft, und ich glaube auch im Verein, gibt es keine Diskussion. Er ist die klare Nummer eins." Drei Tage später verlängerte der Verein den Vertrag mit Bürki vorzeitig bis 2021.

[nh]

Er ging als Junge. Heute (ab 20.45 Uhr, live bei Sky) kommt Marcel Schmelzer als Mann zurück. Für den BVB-Kapitän ist das Gastspiel von Borussia Dortmund beim 1. FC Magdeburg in der 2. Runde des DFB-Pokals zugleich ein besonderes Wiedersehen. Mit 17 zog er einst aus Magdeburg aus, um in Westfalen Karriere zu machen. Sein Plan ist aufgegangen.

Mit dem BVB holte "Schmelle" zwei Meisterschaften und zweimal den DFB-Pokal, darunter das bis heute einzige Double der Dortmunder Vereinsgeschichte in der Saison 2011/2012. Auf dem neuerlichen Weg nach Berlin soll Magdeburg für den Serienfinalisten aus Dortmund nur eine Zwischenstation sein. Schmelzer jedenfalls freut sich schon seit Tagen darauf. "1. Pflichtspiel in meiner Geburtsstadt vs. meinen alten Verein. Freue mich riesig auf den Tag", zwitscherte der 29-Jährige am Samstag. Der Linksverteidiger erntete damit nicht nur einen Haufen Likes, sondern auch eine Antwort des 1. FCM. "Freuen uns auf ein Wiedersehen mit dir Schmelle! Aber nicht vergessen: #EINMALIMMER".

Bosz: "Zwei Spiele in einer Woche ein bisschen viel für Schmelle"

Dass der erfolgreiche Sohn der Stadt diesem Schwur allerdings auch heute wird nachkommen können, darf getrost bezweifelt werden. Jedenfalls nehmen er und alle anderen Borussen das Pokalspiel in der MDCC-Arena ernst, bereiteten sich akribisch darauf vor. Eine schlechte Woche, die mit der Niederlage gegen Leipzig begann und mit den beiden Remis in Nikosia und Frankfurt nicht besser wurde, verlangt Besserung und setzt die Spieler unter Druck - die Aussicht, Berlin wieder einen Schritt näher zu kommen, verleiht Lust. So viel Lust jedenfalls, dass der in dieser Spielzeit schon zweimal länger verletzte Schmelzer am vergangenen Samstag trotz arger Personalnot im Defensivverbund trotzdem in Zivil geblieben war, um für heute zumindest eine Option sein zu können.

"Wenn man so lange raus war, zweimal sechs Wochen, sind zwei Spiele in einer Woche ein bisschen viel", erklärte BVB-Trainer Peter Bosz zwischen den Spielen in Frankfurt und Magdeburg zur Personalie Schmelzer. "Ich will nicht, dass er noch mal sechs Wochen ausfällt. Deshalb bin ich ein bisschen vorsichtig. Ich gehe aber davon aus, dass Schmelle in Magdeburg sehr gerne spielen will."

Klopp: "Schmelle ist fünf Zentimeter gewachsen"

2005 kam der junge Schmelzer als 17-Jähriger zum BVB. Es war ein anderer BVB damals, kurz zuvor erst gerettet vor der Insolvenz. Und es war ein anderer Schmelzer. Schüchtern, verschüchtert bisweilen. Die Kapuze des Pullovers stets tief ins Gesicht gezogen - und den Blick zusätzlich gesenkt. Er lebte in Borussias Talentschmiede, betreut von Ex-Profi Matthias Kleinsteiber und dessen Ehefrau Conny, einer gelernten Erzieherin. "Matze war mein sportlicher Ansprechpartner, und Conny hat mir bei vielen anderen Sachen geholfen, dafür bin ich ihnen sehr dankbar", hat Schmelzer noch Jahre später gesagt. Damals war er jung, neu in Stadt und Verein, fremd zunächst. Doch er machte sich.

2009 wurde er U 21-Europameister mit dem außergewöhnlichen 88er-Jahrgang, dem unter anderen auch die Weggefährten Mats Hummels, Jérôme Boateng und Benedikt Höwedes entspringen. In der Saison 2010/2011 beerbte er endgültig sein eigenes Vorbild Leonardo De Deus Santos, kurz: Dede. Jürgen Klopp, Schmelzers Trainer in dieser Zeit, sagte damals: "Schmelle ist im letzten halben Jahr fünf Zentimeter gewachsen - und das nur, weil er sich aufgerichtet hat." Dann lachte Klopp sein Klopp-Lachen und fügte hinzu: "Der Junge hat als Spieler und als Persönlichkeit eine der außergewöhnlichsten Entwicklungen hinter sich, die ich in meiner Trainerkarriere erlebt habe."

Schmelzer: Der Kapitän stützt Torwart Bürki

Inzwischen ist nicht nur Schmelzer größer geworden, sondern auch Borussia Dortmund. Viel hat sich verändert, viele sind gekommen und gegangen - Schmelle aber, der Junge aus Magdeburg, der ist geblieben. Mittlerweile stehen allein 226 Bundesligaeinsätze für den BVB in seiner Vita. Der Linksverteidiger führt seine Mannschaft als Kapitän an - und nicht nur auf das Feld. Auch außerhalb des Rasenvierecks ist er längst Wortführer, ein gefragter und geschätzter Gesprächspartner.

Als am Dienstag vergangener Woche in Nikosia plötzlich sein Torwart im Kreuzfeuer der Kritik stand, war es Marcel Schmelzer, der gerade erst Genesene und Zurückgekehrte, der sich mit klaren Worten vor Roman Bürki stellte: "Ich mache ihm keinen Vorwurf, niemand tut das. Wir wollen, dass er mitspielt, und meistens macht er es gut. Beim besten Torhüter der Welt sind solche Fehler auch öfter mal passiert, und Manuel Neuer hat dennoch immer weiter gemacht. Bei uns in der Mannschaft, und ich glaube auch im Verein, gibt es keine Diskussion. Er ist die klare Nummer eins." Drei Tage später verlängerte der Verein den Vertrag mit Bürki vorzeitig bis 2021.

###more###