Ein Jahr nach Hitzlspergers Coming-out

Klaus Nierhoff gehörte sieben Jahre lang zum Cast der ARD-Kultserie "Lindenstraße". Für "Zwei Gesichter", einen von der DFB-Kulturstiftung geförderten Kurzfilm über einen Junioren-Bundesligaspieler, begnügte sich der renommierte Theater- und Filmschauspieler mit einer kleinen Nebenrolle. In der "Lindenstraße" spielte er den Lokalpolitiker Christian Brenner, in "Zwei Gesichter" den Barkeeper in einer Schwulenbar. Seit mehreren Jahren engagiert sich Nierhoff für das schwul-lesbische Kölner Jugendzentrum "anyway", dessen Jugendliche "Zwei Gesichter" produziert hatten. "Auch im Fußball sollte mit dem Thema Homosexualität offen umgegangen werden, damit die Leute nicht mehr so ein Doppelleben führen müssen", sagt er.

Vor genau einem Jahr, am 8. Januar 2014, zog Thomas Hitzlsperger einen dicken Strich unter sein Doppelleben. In der Wochenzeitung Die Zeit sprach der 52-malige Nationalspieler differenziert und mit Blick auf den gesamten Profifußball über seine Homosexualität. "Der moderne Fußball ist kein Lebensraum für Gestrige und Leute mit angestaubten Vorurteilen", sagte er und blickte optimistisch in die Zukunft. "Das macht Mut für die Jungen, die jetzt vor dem Schritt in den Profisport stehen."

Gleichzeitig formulierte er scharfe Kritik an einer Haltung, in der sich Ignoranz und immer noch überwunden geglaubte Vorurteile ausdrücken. "Homosexualität wird im Fußball schlicht ignoriert", sagte Hitzlsperger, zudem würde "das Thema immer wieder in Klischees stecken" bleiben, und in den Mannschaften herrsche nach wie vor ein "enorm hoher Gruppenzwang". Hitzlsperger sprach von einer "Waschküchenstimmung".

Niersbach: "Thomas war immer ein Vorbild"

Thomas Hitzlsperger, der 2007 mit seinen Toren in den letzten beiden Saisonspielen wesentlichen Anteil am Titelgewinn des VfB Stuttgart hatte, bekam viel Zustimmung für sein Coming-out. Gewürdigt wurde sein Mut wie auch die durchdachte Art und Weise seines öffentlichen Bekenntnisses. "Thomas war zu seiner Zeit als Nationalspieler immer ein Vorbild, vor dem ich den höchsten Respekt hatte", sagte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach. "Dieser Respekt ist durch sein Coming-out weiter gewachsen." Ein Jahr ist seitdem vergangen.

Jörg Litwinschuh betont die seit dem 8. Januar 2013 erzielten Fortschritte. Der Vorsitzende der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld sagt: "Das Coming-out von Thomas Hitzlsperger hat sehr viel bewirkt. Über dieses Coming-out wurde wirklich am hinterletzten Stammtisch im kleinsten Dorf in Deutschland diskutiert." Hitzlsperger habe eine "Graswurzelbewegung" losgetreten, die Veränderung im Fußball komme jetzt aus der Basis. Hitzlsperger selbst will bei einer Pressekonferenz am 11. Februar in Berlin Bilanz ziehen, was sein Coming-out aus seiner Sicht bewirkt hat.



Klaus Nierhoff gehörte sieben Jahre lang zum Cast der ARD-Kultserie "Lindenstraße". Für "Zwei Gesichter", einen von der DFB-Kulturstiftung geförderten Kurzfilm über einen Junioren-Bundesligaspieler, begnügte sich der renommierte Theater- und Filmschauspieler mit einer kleinen Nebenrolle. In der "Lindenstraße" spielte er den Lokalpolitiker Christian Brenner, in "Zwei Gesichter" den Barkeeper in einer Schwulenbar. Seit mehreren Jahren engagiert sich Nierhoff für das schwul-lesbische Kölner Jugendzentrum "anyway", dessen Jugendliche "Zwei Gesichter" produziert hatten. "Auch im Fußball sollte mit dem Thema Homosexualität offen umgegangen werden, damit die Leute nicht mehr so ein Doppelleben führen müssen", sagt er.

Vor genau einem Jahr, am 8. Januar 2014, zog Thomas Hitzlsperger einen dicken Strich unter sein Doppelleben. In der Wochenzeitung Die Zeit sprach der 52-malige Nationalspieler differenziert und mit Blick auf den gesamten Profifußball über seine Homosexualität. "Der moderne Fußball ist kein Lebensraum für Gestrige und Leute mit angestaubten Vorurteilen", sagte er und blickte optimistisch in die Zukunft. "Das macht Mut für die Jungen, die jetzt vor dem Schritt in den Profisport stehen."

Gleichzeitig formulierte er scharfe Kritik an einer Haltung, in der sich Ignoranz und immer noch überwunden geglaubte Vorurteile ausdrücken. "Homosexualität wird im Fußball schlicht ignoriert", sagte Hitzlsperger, zudem würde "das Thema immer wieder in Klischees stecken" bleiben, und in den Mannschaften herrsche nach wie vor ein "enorm hoher Gruppenzwang". Hitzlsperger sprach von einer "Waschküchenstimmung".

Niersbach: "Thomas war immer ein Vorbild"

Thomas Hitzlsperger, der 2007 mit seinen Toren in den letzten beiden Saisonspielen wesentlichen Anteil am Titelgewinn des VfB Stuttgart hatte, bekam viel Zustimmung für sein Coming-out. Gewürdigt wurde sein Mut wie auch die durchdachte Art und Weise seines öffentlichen Bekenntnisses. "Thomas war zu seiner Zeit als Nationalspieler immer ein Vorbild, vor dem ich den höchsten Respekt hatte", sagte DFB-Präsident Wolfgang Niersbach. "Dieser Respekt ist durch sein Coming-out weiter gewachsen." Ein Jahr ist seitdem vergangen.

Jörg Litwinschuh betont die seit dem 8. Januar 2013 erzielten Fortschritte. Der Vorsitzende der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld sagt: "Das Coming-out von Thomas Hitzlsperger hat sehr viel bewirkt. Über dieses Coming-out wurde wirklich am hinterletzten Stammtisch im kleinsten Dorf in Deutschland diskutiert." Hitzlsperger habe eine "Graswurzelbewegung" losgetreten, die Veränderung im Fußball komme jetzt aus der Basis. Hitzlsperger selbst will bei einer Pressekonferenz am 11. Februar in Berlin Bilanz ziehen, was sein Coming-out aus seiner Sicht bewirkt hat.

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DFB mit klarem Statement gegen Homophobie

Unabhängig und lange vor Hitzlspergers Coming-out engagiert sich der DFB gegen Homophobie im Fußballsport. Bereits 2007 begann die Zusammenarbeit mit zahlreichen Interessengruppen der schwul-lesbischen Szene. 2013 unterzeichnete der DFB die "Berliner Erklärung" der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld, und damit ein klares Statement gegen Homophobie und für Vielfalt, Respekt und Akzeptanz im Sport. Wolfgang Niersbach und Dr. Reinhard Rauball, Präsident des Ligaverbandes, waren Gäste des Charity Dinners der Stiftung im September 2014. Bereits 2013 hatte eine Expertengruppe, zu der unter anderem die Pädagogin Tanja Walter-Ahrens, der Soziologe Prof. Dr. Gunter A. Pilz und Thomas Schneider, der Fanbeauftragte der Bundesliga, gehörten, im Auftrag des DFB die Informationsbroschüre "Fußball und Homosexualität" verfasst und allen 26.000 Vereinen zugängig gemacht.

Als Folgeaktion zur beachteten Broschüre veranstaltete der DFB im vergangenen Frühjahr ein Treffen aller Landesverbände und plant für den Sommer ein Online-Seminar als niedrigschwelliges Angebot für Amateurklubs. Wie begleite ich als höherklassiger Verein das Coming-out eines Spielers? Wie vermeide ich etwa als Trainer, dass auf dem Platz oder in der Kabine diskriminiert und gemobbt wird? Hierfür liefert der Verband Informationen an die Basis. Dabei geht es nicht darum, weitere Profis zum Coming-out zu ermutigen.

"Wenn jemand für sich die Entscheidung trifft, unterstützen wir ihn dabei", sagt Wolfgang Niersbach. "Wir werden das aber vonseiten des Verbandes niemals einfordern. Das ist eine höchst persönliche Angelegenheit." Wichtig sei vielmehr, eine Allianz aus Verbänden, Vereinen, Medien und Fanorganisationen zu stärken, um so bis heute auch im Fußball bestehende Vorurteile zu bekämpfen. Auch gesellschaftlich bestehende Vorurteile. "Schwul" wird gerade von Jugendlichen häufig als Schimpfwort verwendet, und die Studie "Deutsche Zustände" belegte, dass 2007 noch ein Drittel der Deutschen Ekel empfanden, wenn Männer sich in der Öffentlichkeit küssten.

Kurzfilm "Zwei Gesichter" soll Verständnis fördern

Der Kurzspielfilm "Zwei Gesichter" erzählt die erfundene Geschichte des Junioren-Bundesligaspielers Jonathan, der hochtalentiert auf dem Sprung ist, seinen ersten Profivertrag zu unterschreiben. Gleichzeitig wird ihm langsam bewusst, dass ihn nicht Frauen, sondern Männer sexuell anziehen. Jonathan führt ein Doppelleben, aus Angst vor der Entdeckung beginnt er eine Scheinbeziehung mit einer guten Freundin. Als die Fassade einstürzt und es kurz so ausschaut, als ob Jonathan mit dem Fußball aufhören würde, bewirkt das entschlossene Auftreten des Trainers eine Wende zum Guten. Es zählt, was auf dem Platz passiert.

"Mit einem Abend ist es nicht getan, dieser Film wird schrittweise zu transportieren sein", sagte DFB-Vizepräsident Eugen Gehlenborg bei der Premiere von "Zwei Gesichter" im Kölner Sport- und Olympiamuseum. Der Fußball-Verband Mittelrhein setzt den Film nun im Rahmen seiner Trainerausbildung ein. Das findet auch bei Klaus Nierhoff Applaus: "Wir sollten alle endlich entspannt mit der sexuellen Identität unserer Mitmenschen umgehen, auch und gerade beim Fußball."