Eimsbütteler TV: Die Hamburger Talentschmiede

Am 1. September 1935 feierte der deutsche Pokalwettbewerb Premiere. 63 Teams nahmen an der ersten Runde des damals so genannten Tschammer-Pokals teil. In einer Serie stellt DFB.de außergewöhnliche Klubs vor, die als Pioniere an den Start gingen. Heute: der Eimsbütteler TV.

In den 1930er und 1940er Jahren zählte der Eimsbütteler TV zu den erfolgreichsten Fußballvereinen Deutschlands. Gleich fünfmal gewann der ETV die Meisterschaft in der Gauliga Nordmark – einmal häufiger als der Hamburger SV. Als der DFB-Pokal im Jahre 1935 erstmals ausgetragen wurde, damals noch unter dem Namen Tschammer-Pokal, war der Eimsbütteler TV ebenfalls am Start. In der 1. Runde gelang ein 7:0 gegen den Lokalrivalen Hamburg-Eimsbütteler BC. In Runde 2 allerdings war Endstation. Der VfL Benrath bezwang die Hamburger mit 5:3.

Auch nach dem Zweiten Weltkrieg nahm der ETV noch am nationalen Spitzenfußball teil. Acht Jahre spielte der Verein in der damals erstklassigen Oberliga Nord. Nach dem Abstieg im Jahre 1956 ging es mit dem Leistungsfußball allerdings rapide bergab. Heute spielen die 1. Herren aus Eimsbüttel in der siebtklassigen Bezirksliga Nord. Eine große Nummer ist der Verein trotzdem noch. Und das nicht nur, weil der ETV mit rund 14.000 aktiven Mitgliedern zu den größten Vereinen in Deutschland zählt. Der zentral in Hamburg liegende Eimsbütteler Turnverband (so der vollständige Name) definiert sich über eine erfolgreiche Jugendarbeit.

Mit den B-Junioren in die Bundesliga aufgestiegen

45 Jugendmannschaften sind beim Eimsbütteler TV derzeit gemeldet. Besonders die männlichen B-Junioren sorgten zuletzt für Furore. Grund ist der Aufstieg in die B-Junioren-Bundesliga. Mitverantwortlich für diesen Erfolg ist Trainer Loic Favé, der auch als Jugendkoordinator agiert. Der 24-Jährige übernahm die Mannschaft bereits vor fünf Jahren. "Wir haben uns über die Zeit immer weiterentwickelt", verrät er im Gespräch mit DFB.de. In den Jahrgängen U 15 und U 16 wurden sie in ihrer Liga jeweils Meister. In der zurückliegenden Saison durften sie in der B-Junioren-Regionalliga-Nord mitmischen. "Es war für uns ein riesiges Abenteuer, Regionalliga zu spielen. Unser Ziel war zunächst nur der Klassenerhalt. Schließlich ist die Liga sehr ausgeglichen. Wir spielten dort gegen die Jugendmannschaften vieler Profivereine", erzählt der Trainer.

Schnell stellte sich allerdings heraus, dass sich die jugendlichen Kicker des ETV vor keinem Gegner verstecken müssen. Ein Highlight war der Auswärtssieg bei Hannover 96 Ende Mai. "Grundsätzlich können die Profivereine ihrem Nachwuchs viel bessere Bedingungen bieten als wir. Deren Jugendmannschaften können etwa doppelt so häufig trainieren", erklärt Favé. Mit einem starken Teamgeist und maximaler Einsatzbereitschaft wurde der Nachteil kompensiert. "Wir haben sehr variabel gespielt und uns auf jeden Gegner eingestellt", erzählt der Trainer, der jede gegnerische Mannschaft vor Ort beobachtete. In den Relegationsspielen setzte sich der ETV gegen den Chemnitzer FC durch. Den Lohn, nämlich in der kommenden Saison Bundesliga zu spielen, erntet jedoch der jüngere Jahrgang. Die Aufstiegs-Helden rücken in die U 19 auf und treten dort in der Regionalliga an.

Unrühmlicher Auftritt im DFB-Pokal

Für große Schlagzielen sorgte der Eimsbütteler TV auch im Jahre 2011. Damals qualifizierte sich der damalige Landesligist überraschend für den DFB-Pokal. Doch bevor das Heimspiel gegen die SpVgg Greuther Fürth stattfand, trat die komplette Mannschaft zurück. Der Grund war, dass sich Verein und Mannschaft nicht über die Verteilung der Pokaleinnahmen einigen konnten. "Mein Herz hat wirklich geblutet", erzählt der damalige Trainer Dennis Mitteregger. "Damals empfand ich das Verhalten des Vereins als eine riesige Ungerechtigkeit. Heute denke ich, dass wir die Meinungsverschiedenheit auch anders hätten lösen können." Dass eine Mannschaft kurz vor dem wichtigsten Spiel der jüngeren Vereinsgeschichte ohne Spieler dastand, war für die Medien ein gefundenes Fressen. Ob nun der Kicker oder die Bild Zeitung - alle berichteten über den Disput. Der ETV trat schließlich mit der bisherigen U 19 Mannschaft im DFB-Pokal an und unterlag gegen den Zweitligisten mit 0:10.

Trotz der erfolgreichen Gegenwart wird die Geschichte des im Jahre 1889 gegründeten Vereins offen zelebriert. An den Wänden der Geschäftsstelle hängen alte Fotos und Trikots. In den Vitrinen stehen zahlreiche Trophäen der unterschiedlichen Sparten. "Von der Pokalteilnahme im Jahre 1935 haben wir leider kein Bildmaterial mehr", bedauert Loic Favé. "Aber wir sind uns hier alle bewusst, dass der Verein eine erfolgreiche Vergangenheit im Fußball hat."

Angesichts der starken Nachwuchsarbeit erscheint es gut möglich, dass der Verein auch eine erfolgreiche Zukunft vor sich hat.

[oj]

Am 1. September 1935 feierte der deutsche Pokalwettbewerb Premiere. 63 Teams nahmen an der ersten Runde des damals so genannten Tschammer-Pokals teil. In einer Serie stellt DFB.de außergewöhnliche Klubs vor, die als Pioniere an den Start gingen. Heute: der Eimsbütteler TV.

In den 1930er und 1940er Jahren zählte der Eimsbütteler TV zu den erfolgreichsten Fußballvereinen Deutschlands. Gleich fünfmal gewann der ETV die Meisterschaft in der Gauliga Nordmark – einmal häufiger als der Hamburger SV. Als der DFB-Pokal im Jahre 1935 erstmals ausgetragen wurde, damals noch unter dem Namen Tschammer-Pokal, war der Eimsbütteler TV ebenfalls am Start. In der 1. Runde gelang ein 7:0 gegen den Lokalrivalen Hamburg-Eimsbütteler BC. In Runde 2 allerdings war Endstation. Der VfL Benrath bezwang die Hamburger mit 5:3.

Auch nach dem Zweiten Weltkrieg nahm der ETV noch am nationalen Spitzenfußball teil. Acht Jahre spielte der Verein in der damals erstklassigen Oberliga Nord. Nach dem Abstieg im Jahre 1956 ging es mit dem Leistungsfußball allerdings rapide bergab. Heute spielen die 1. Herren aus Eimsbüttel in der siebtklassigen Bezirksliga Nord. Eine große Nummer ist der Verein trotzdem noch. Und das nicht nur, weil der ETV mit rund 14.000 aktiven Mitgliedern zu den größten Vereinen in Deutschland zählt. Der zentral in Hamburg liegende Eimsbütteler Turnverband (so der vollständige Name) definiert sich über eine erfolgreiche Jugendarbeit.

Mit den B-Junioren in die Bundesliga aufgestiegen

45 Jugendmannschaften sind beim Eimsbütteler TV derzeit gemeldet. Besonders die männlichen B-Junioren sorgten zuletzt für Furore. Grund ist der Aufstieg in die B-Junioren-Bundesliga. Mitverantwortlich für diesen Erfolg ist Trainer Loic Favé, der auch als Jugendkoordinator agiert. Der 24-Jährige übernahm die Mannschaft bereits vor fünf Jahren. "Wir haben uns über die Zeit immer weiterentwickelt", verrät er im Gespräch mit DFB.de. In den Jahrgängen U 15 und U 16 wurden sie in ihrer Liga jeweils Meister. In der zurückliegenden Saison durften sie in der B-Junioren-Regionalliga-Nord mitmischen. "Es war für uns ein riesiges Abenteuer, Regionalliga zu spielen. Unser Ziel war zunächst nur der Klassenerhalt. Schließlich ist die Liga sehr ausgeglichen. Wir spielten dort gegen die Jugendmannschaften vieler Profivereine", erzählt der Trainer.

Schnell stellte sich allerdings heraus, dass sich die jugendlichen Kicker des ETV vor keinem Gegner verstecken müssen. Ein Highlight war der Auswärtssieg bei Hannover 96 Ende Mai. "Grundsätzlich können die Profivereine ihrem Nachwuchs viel bessere Bedingungen bieten als wir. Deren Jugendmannschaften können etwa doppelt so häufig trainieren", erklärt Favé. Mit einem starken Teamgeist und maximaler Einsatzbereitschaft wurde der Nachteil kompensiert. "Wir haben sehr variabel gespielt und uns auf jeden Gegner eingestellt", erzählt der Trainer, der jede gegnerische Mannschaft vor Ort beobachtete. In den Relegationsspielen setzte sich der ETV gegen den Chemnitzer FC durch. Den Lohn, nämlich in der kommenden Saison Bundesliga zu spielen, erntet jedoch der jüngere Jahrgang. Die Aufstiegs-Helden rücken in die U 19 auf und treten dort in der Regionalliga an.

Unrühmlicher Auftritt im DFB-Pokal

Für große Schlagzielen sorgte der Eimsbütteler TV auch im Jahre 2011. Damals qualifizierte sich der damalige Landesligist überraschend für den DFB-Pokal. Doch bevor das Heimspiel gegen die SpVgg Greuther Fürth stattfand, trat die komplette Mannschaft zurück. Der Grund war, dass sich Verein und Mannschaft nicht über die Verteilung der Pokaleinnahmen einigen konnten. "Mein Herz hat wirklich geblutet", erzählt der damalige Trainer Dennis Mitteregger. "Damals empfand ich das Verhalten des Vereins als eine riesige Ungerechtigkeit. Heute denke ich, dass wir die Meinungsverschiedenheit auch anders hätten lösen können." Dass eine Mannschaft kurz vor dem wichtigsten Spiel der jüngeren Vereinsgeschichte ohne Spieler dastand, war für die Medien ein gefundenes Fressen. Ob nun der Kicker oder die Bild Zeitung - alle berichteten über den Disput. Der ETV trat schließlich mit der bisherigen U 19 Mannschaft im DFB-Pokal an und unterlag gegen den Zweitligisten mit 0:10.

Trotz der erfolgreichen Gegenwart wird die Geschichte des im Jahre 1889 gegründeten Vereins offen zelebriert. An den Wänden der Geschäftsstelle hängen alte Fotos und Trikots. In den Vitrinen stehen zahlreiche Trophäen der unterschiedlichen Sparten. "Von der Pokalteilnahme im Jahre 1935 haben wir leider kein Bildmaterial mehr", bedauert Loic Favé. "Aber wir sind uns hier alle bewusst, dass der Verein eine erfolgreiche Vergangenheit im Fußball hat."

Angesichts der starken Nachwuchsarbeit erscheint es gut möglich, dass der Verein auch eine erfolgreiche Zukunft vor sich hat.

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