Eduard Geyer: "Ich hätte gern ein Trainingslager gemacht"

Eduard Geyer war mit Dynamo Dresden Meister der DDR, mit Energie Cottbus stieg er solange auf, bis er in der Bundesliga angekommen war. Heute (ab 20.15 Uhr, live im MDR) kehrt er zum "Spiel der Legenden" in Leipzig auf die Trainerbank zurück.

Beim Duell der Weltmeister von 1990 gegen die "DDR-Legenden" jener Zeit in der WM-Arena, dem ersten Akt im Rahmen der Feierlichkeiten zu "20 Jahre Fußball-Einheit", betreut Geyer die "Oststars". Am Sonntag (ab 11.30 Uhr/ab 12.45 Uhr live im MDR) steigt dann in der Leipziger Messe eine zweieinhalbstündige Gala mit prominenten Gästen.

Im DFB.de-Exklusivinterview mit Onlineredakteur Steffen Lüdeke spricht Geyer über das Wiedersehen alter Freunde, das letzte Spiel der DDR-Nationalmannschaft und seinen Ruf als „harter Hund“.

DFB.de: Herr Geyer, Matthias Sammer hat vor dem "Spiel der Legenden" gesagt, dass Sie nicht mehr der "Alte" seien. "Die Mannschaft geht nicht ins Trainingslager", berichtete der DFB-Sportdirektor und schlussfolgerte: "Da ist überhaupt kein Zug drin." Hat er Recht, sind Sie nicht mehr der Alte?

Eduard Geyer: (lacht) Der Matthias ist ganz schön vorlaut. Das hätte er sich früher nicht getraut, eine solch unverschämte Äußerung gegenüber dem Trainer! Aber ich weiß ja, dass das natürlich ironisch gemeint ist. Außerdem hat Matthias Unrecht.

DFB.de: Inwiefern?

Geyer: Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich ein Trainingslager angesetzt. Aber die ganze Bande dafür zusammen zu bekommen, das ist nicht ganz so leicht. Sie sind ja in alle Himmelsrichtungen zerstreut, arbeiten in ganz Deutschland und auch in Europa. Das ist schön für sie, aber schade für mich. Denn ein Trainingslager für drei Tage hätte ich schön gefunden, wir hätten mit Sicherheit richtig viel Spaß gehabt.

DFB.de: Es gab zwar kein Trainingslager, aber doch einige Trainingseinheiten. Welchen Eindruck haben die Spieler dabei auf Sie gemacht?



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Eduard Geyer war mit Dynamo Dresden Meister der DDR, mit Energie Cottbus stieg er solange auf, bis er in der Bundesliga angekommen war. Heute (ab 20.15 Uhr, live im MDR) kehrt er zum "Spiel der Legenden" in Leipzig auf die Trainerbank zurück.

Beim Duell der Weltmeister von 1990 gegen die "DDR-Legenden" jener Zeit in der WM-Arena, dem ersten Akt im Rahmen der Feierlichkeiten zu "20 Jahre Fußball-Einheit", betreut Geyer die "Oststars". Am Sonntag (ab 11.30 Uhr/ab 12.45 Uhr live im MDR) steigt dann in der Leipziger Messe eine zweieinhalbstündige Gala mit prominenten Gästen.

Im DFB.de-Exklusivinterview mit Onlineredakteur Steffen Lüdeke spricht Geyer über das Wiedersehen alter Freunde, das letzte Spiel der DDR-Nationalmannschaft und seinen Ruf als „harter Hund“.

DFB.de: Herr Geyer, Matthias Sammer hat vor dem "Spiel der Legenden" gesagt, dass Sie nicht mehr der "Alte" seien. "Die Mannschaft geht nicht ins Trainingslager", berichtete der DFB-Sportdirektor und schlussfolgerte: "Da ist überhaupt kein Zug drin." Hat er Recht, sind Sie nicht mehr der Alte?

Eduard Geyer: (lacht) Der Matthias ist ganz schön vorlaut. Das hätte er sich früher nicht getraut, eine solch unverschämte Äußerung gegenüber dem Trainer! Aber ich weiß ja, dass das natürlich ironisch gemeint ist. Außerdem hat Matthias Unrecht.

DFB.de: Inwiefern?

Geyer: Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich ein Trainingslager angesetzt. Aber die ganze Bande dafür zusammen zu bekommen, das ist nicht ganz so leicht. Sie sind ja in alle Himmelsrichtungen zerstreut, arbeiten in ganz Deutschland und auch in Europa. Das ist schön für sie, aber schade für mich. Denn ein Trainingslager für drei Tage hätte ich schön gefunden, wir hätten mit Sicherheit richtig viel Spaß gehabt.

DFB.de: Es gab zwar kein Trainingslager, aber doch einige Trainingseinheiten. Welchen Eindruck haben die Spieler dabei auf Sie gemacht?

Geyer: Die Jungs sahen eigentlich ganz ordentlich aus. Nur vom Gewicht her haben sie zugelegt, die meisten sind ein wenig kräftiger geworden. Wenn sie aber meine Anweisungen im Vorfeld befolgt haben, dann hoffe ich, dass sie die 80 Minuten durchstehen können.

DFB.de: Sie haben für Ihre Spieler Trainingspläne erstellt?

Geyer: Ich habe ihnen mit auf den Weg gegeben, dass Sie in den letzten vier Wochen vor dem Spiel mindestens zwei-, dreimal in der Woche trainieren sollen.

DFB.de: Und, wurden diese Anweisungen umgesetzt?

Geyer: Ich hoffe. Manche machen das aber wahrscheinlich auch sonst, weil sie immer gewohnt waren, sich viel zu bewegen. Bei den anderen habe ich die Frauen beauftragt, ein Auge auf ihre Männer zu werfen und sie gegebenenfalls vor die Haustür zu scheuchen.

DFB.de: Klingt ambitioniert. Wie viel Ehrgeiz ist denn tatsächlich bei diesem Spiel dabei?

Geyer: Der Ehrgeiz steckt doch in uns allen drin. Ich denke, dass jeder Spieler, der viele Jahre in den höchsten Spielklassen gespielt hat, dieses Gen in sich trägt, dass er unbedingt gewinnen will. Das habe ich auch.

DFB.de: Dann können sich die Zuschauer in Leipzig darauf freuen, dass Ihre Mannschaft mit großer Motivation in das Spiel gehen wird?

Geyer: Ja. Wir haben eine Verpflichtung gegenüber dem Publikum. Wir wollen offensiven Fußball bieten und den Fans zeigen, dass wir noch in der Lage sind, ihnen mit unserem Spiel eine Freude zu bereiten. Und wir wollen beweisen, dass wir mit den Weltmeistern von 1990 mithalten können.

DFB.de: Nach der WM 1990 war das Spiel zwischen den beiden deutschen Mannschaften schon einmal geplant. Aus Sicherheitsgründen musste die Partie abgesagt werden. Wie hätten Sie damals die Chancen Ihrer Mannschaft eingeschätzt?

Geyer: Wir hatten eine gute Mannschaft, und die Nationalmannschaft Deutschlands war kurz zuvor in Italien Weltmeister geworden. Es wäre also sicherlich interessant gewesen - ganz sicher wären wir in diesem Vergleich nicht chancenlos gewesen.

DFB.de: Das letzte Länderspiel der DDR war die Partie in Brüssel gegen Belgien. Hatten Sie damals Verständnis dafür, dass es einige der Nominierten vorgezogen haben, nicht mehr für die DDR anzutreten?

Geyer: Es war eine heikle und neue Situation. Eine Situation, die man schwer einschätzen konnte. Einige Spieler wie Ulf Kirsten, Andreas Thom und Thomas Doll waren ja schon von Vereinen aus dem Westen verpflichtet worden. Für sie war es nicht einfach, die Spieler mussten sich neu orientieren. Es war für alle nicht leicht. Als so viele Absagen kamen, fühlten sich die, die dann mitgefahren sind, als fünftes Rad am Wagen. Auf der anderen Seite war dies für einige auch eine tolle Chance: So haben Spieler wie Jörg Schwanke und Jens Adler noch ein Länderspiel machen können.

DFB.de: Trotz der Notbesetzung hat Ihre Mannschaft das Spiel mit 2:0 gewonnen. Überhaupt ist Ihre Bilanz sehr positiv: Von zwölf Spielen wurden acht gewonnen, nur zwei gingen verloren. Wie wichtig ist es Ihnen, diese Bilanz am Samstag im inoffiziellen Abschlussspiel auszubauen?

Geyer: Beim Spiel der Legenden?

DFB.de: Ja.

Geyer: (lacht). Sehr wichtig. Nein, das hat ja auf die Bilanz keine Auswirkungen. Die eine Niederlage war das Spiel in Kuwait gegen Frankreich, da haben wir mit der zweiten, dritten Wahl gespielt, um ein paar Spieler zu testen. Die Bilanz ist also wirklich ganz erfreulich, zumal auch die Niederlage im Spiel gegen Österreich kurz nach dem Mauerfall nicht unter normalen Vorzeichen stand. Mir hat die Arbeit als Nationaltrainer sehr viel Spaß gemacht, es war eine schöne Erfahrung für mich - und ich bin dankbar, dass ich sie noch machen konnte.

DFB.de: Sie waren als Vereinstrainer mit Dresden und Cottbus sehr erfolgreich, auch als Trainer der DDR-Nationalmannschaft. Welche Leistungen, welche Erfolge würden Sie im Rückblick als Ihre wichtigsten beschreiben?

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Geyer: Für mich ist immer wichtig, dass man als Trainer eine Spur hinterlässt. Vor allem geht es darum, die Spieler weiter zu entwickeln. Ich glaube, dass ich behaupten kann, dass bei mir noch nie ein Spieler schlechter geworden ist. Die größte Anerkennung und die schönste Bestätigung für einen Trainer ist es, wenn die Spieler von seiner Arbeit profitieren und sich verbessern. Die größten Erfolge? Natürlich 1989 der Meistertitel und die damit verbundene Euphorie in Dresden. Dann die Zeit in Cottbus, weil wir ganz unten anfangen und aus wenig viel machen mussten.

DFB.de: Sie sind momentan nicht als Trainer aktiv. Wie sehr juckt es Ihnen in den Fingern? Und wie sehr fehlt Ihnen die Arbeit auf dem Platz?

Geyer: Der Trend ist nicht gerade so, dass der Markt nach älteren Trainern schreit. Aber ich denke, dass Erfahrung ein wichtiges Gut ist. Und meine Erfahrung kann mir niemand nehmen. Natürlich kribbelt es manchmal, natürlich gibt es Tage, an denen ich mich auf den Platz zurück sehne. Ich dränge mich aber nicht auf und bringe mich nicht ins Spiel, wenn irgendwo ein Trainer gesucht wird. Aber wenn ein vernünftiges Angebot käme, dann könnte ich mir das grundsätzlich vorstellen. Jetzt allerdings konzentriere ich mich erst mal darauf, mit meiner Mannschaft am Sonnabend vernünftig Fußball zu spielen.

DFB.de: Leider müssen Sie dabei ohne Matthias Sammer auskommen, sein Knie lässt einen Einsatz nicht zu. Wie sehr wird er Ihrer Mannschaft fehlen?

Geyer: Ich hätte mich gefreut, mit ihm einen jungen Spieler zu haben, der noch voll im Saft steht und fit ist. Aber, auch wenn er nicht spielen kann, Matthias wird vor Ort sein. Darauf freue ich mich sehr, ich muss ihm ja schließlich noch zeigen, wo der Hammer hängt. Seine unverschämten Äußerungen werden ihm noch Leid tun. (lacht)

DFB.de: Inwieweit haben Sie sich schon mit dem Gegner beschäftigt? Wissen Sie schon, wie Sie das Team der Weltmeister bezwingen wollen?

Geyer: Ich werde nicht den Fehler machen, hier meine Taktik zu verraten. Aber wir werden uns schon etwas einfallen lassen. Vielleicht spielen wir mit einem Mann mehr.

DFB.de: Wie ist denn Ihr Tipp, wer wird gewinnen?

Geyer: Es gibt ein schönes Sprichwort: Lache erst auf dem Heimweg. Das werden wir beherzigen. Wir nehmen den Gegner ernst, immerhin sind da zehn Weltmeister dabei. Auf dem Platz werden wir alles geben, wir werden kämpfen und danach alle zusammen ein schönes Bier trinken.