Dzsenifer Marozsan: "Ein besonderer Tag"

Das 3:0 im EM-Qualifikationsspiel gegen Montenegro war das 100. Länderspiel von Dzsenifer Marozsan. Im DFB.de-Interview spricht die 28 Jahre alte Spielmacherin mit Mitarbeiter Frank Hellmann darüber, was diese Marke für sie bedeutet, über Gänsehautmomente ihrer Karriere und den Stellenwert ihrer Familie.

DFB.de: Dzsenifer Marozsan, was bedeutet Ihnen das 100. Länderspiel für Deutschland?

Dzsenifer Marozsan: Als ich vorher daran gedacht habe, bekam ich Gänsehaut. Ich empfinde das als tolle Auszeichnung. Das kann ja nicht jede von sich behaupten. Es ist ein besonderer Tag, den ich genießen werde. Am Anfang meiner Karriere habe ich das bestimmt nicht gedacht.

DFB.de: Können Sie sich noch an Ihr Debüt im Nationaltrikot erinnern?

Marozsan: Das war in Wolfsburg im Oktober 2010 gegen Australien (2:1, Anm. d. Red.). Vom Spiel selber habe ich nicht mehr viel in Erinnerung. Ich weiß noch, wie ich damals mit 18 Jahren für Birgit Prinz eingewechselt worden bin. Da hatte ich schon ein Kribbeln im Bauch. Ich erinnere mich daran, wie sie mir entgegen kam, um mich abzuklatschen. Das war ein großer Moment. Ich war aufgeregt, erstes Spiel für die Frauen-Nationalmannschaft - da geht einem die Pumpe. (lacht)

DFB.de: Was empfinden Sie, wenn Sie auf Ihren Werdegang blicken?

Marozsan: Es ist viel passiert, zehn Jahre sind eine echt lange Zeit. Da gab es viele Höhen und Tiefen. Ich habe mich seitdem definitiv persönlich als Mensch und als Spielerin weiterentwickelt. Ich war sehr jung, musste viel lernen. Ich denke, dass ich meine Erfahrungen jetzt an die jungen Spielerinnen weitergeben kann. Wir haben viele talentierte Spielerinnen, die im Training wirklich alles geben.

DFB.de: Ihre enge Bindung an Ihre Familie ist bekannt. Wie sehr schmerzt es, dass Eltern und Bruder bei diesem besonderen Ereignis nicht dabei sein können und wie halten Sie den Kontakt?

Marozsan: Vater, Mutter und Bruder werden wie immer in meinem Herzen dabei sein - sie sind immer bei mir! Ich werde sie wie gewohnt vor jedem Spiel kurz vor der Abfahrt anrufen. Für mich ist das jedesmal eine schöne Motivation. Das Ritual ist mir sehr wichtig. Ich weiß, dass sie ganz nah bei mir sind, auch wenn sie nicht im Stadion sein können.

DFB.de: Genau wie in diesem Sommer wird für die DFB-Auswahl auch nächsten Sommer kein großes Turnier stattfinden. Schweifen Ihre Blicke jetzt schon auf die EM 2022 in England oder vielleicht sogar die WM 2023 in Australien und Neuseeland?

Marozsan: Seit der Corona-Zeit kann man nicht mehr so weit in die Ferne schauen. Die Termine sind zwar angesetzt, aber es kann sich alles noch mal verschieben. Es ist wirklich besser, von Tag zu Tag zu schauen. Spielen wir doch erst einmal die EM-Qualifikation zu Ende und dann hoffentlich die EM 2022 in England. Wenn bei mir bis 2023 gesundheitlich alles in Ordnung ist, gibt es natürlich das Ziel, noch einmal eine WM zu spielen. Ich werde dann fast schon 32 sein - aber warum nicht? Es ist der einzige Titel, der mir noch fehlt, aber ich mache mir bestimmt keinen Druck, den noch unbedingt gewinnen zu müssen.

DFB.de: Sie haben bereits zum fünften Mal die Women’s Champions League gewonnen, zum vierten Mal in Folge mit Olympique Lyon. Aber es war wegen der Einschränkungen durch die Pandemie auch ein Titel, der mit anderen nicht zu vergleichen ist. Wie haben Sie es empfunden?

Marozsan: Als Titelverteidiger waren wir natürlich in der Favoritenrolle. Aber wir haben dem Erwartungsdruck standgehalten. Das macht mich stolz und glücklich. Wir haben Geschichte geschrieben, aber es war wirklich schon sehr speziell, weil das Feeling schon komisch war. Wir haben auf dem Platz und in der Kabine gefeiert, dann ging es zurück nach Lyon - aber mehr Zeit zum Feiern war nicht. Es hat sich leider nicht so angefühlt, als sei es etwas Besonderes. Ich habe danach sehr viele Nachrichten bekommen - auch aus dem Kreise meiner Mitspielerinnen bei der DFB-Auswahl.

DFB.de: Martina Voss-Tecklenburg hat gesagt, dass es ein enormer mentaler Druck sei, in solch einem ambitionierten Verein einen Titel nach dem anderen zu gewinnen. Würden Sie das bestätigen?

Marozsan: Es wird von Jahr zu Jahr schwieriger, die Champions League zu gewinnen. Es haben alle großen Vereine genug davon, dass wir voranmarschieren. Das spüren wir in jedem Spiel, in jedem Zweikampf, dass die Gegner uns endlich besiegen wollen - das haben wir auch gegen den FC Bayern und VfL Wolfsburg gemerkt.

DFB.de: In der Sommerpause haben die Vereine aus der englischen Liga enorm aufgerüstet. Warum sind Sie in Lyon geblieben?

Marozsan: Es freut mich, dass sich der Frauenfußball in England enorm entwickelt. Wer so viel investiert, kann damit auch erfolgreich sein. Ich hatte auch ein Angebot aus England. Die Liga ist sehr attraktiv geworden, sehr ausgeglichen. Für mich ist Lyon der beste Verein, es gibt bei dem Präsidenten (Jean-Michel Aulas, Anm. d. Red.) keine Unterschiede zwischen Männer- oder Frauenmannschaft. Ich fühle mich wertgeschätzt. Ich genieße jeden Tag in Lyon. Es läuft super. Es war auf jeden Fall die richtige Entscheidung, damals diesen Schritt zu wagen. Mir geht’s gut, ich habe ein wunderschönes Leben.

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Das 3:0 im EM-Qualifikationsspiel gegen Montenegro war das 100. Länderspiel von Dzsenifer Marozsan. Im DFB.de-Interview spricht die 28 Jahre alte Spielmacherin mit Mitarbeiter Frank Hellmann darüber, was diese Marke für sie bedeutet, über Gänsehautmomente ihrer Karriere und den Stellenwert ihrer Familie.

DFB.de: Dzsenifer Marozsan, was bedeutet Ihnen das 100. Länderspiel für Deutschland?

Dzsenifer Marozsan: Als ich vorher daran gedacht habe, bekam ich Gänsehaut. Ich empfinde das als tolle Auszeichnung. Das kann ja nicht jede von sich behaupten. Es ist ein besonderer Tag, den ich genießen werde. Am Anfang meiner Karriere habe ich das bestimmt nicht gedacht.

DFB.de: Können Sie sich noch an Ihr Debüt im Nationaltrikot erinnern?

Marozsan: Das war in Wolfsburg im Oktober 2010 gegen Australien (2:1, Anm. d. Red.). Vom Spiel selber habe ich nicht mehr viel in Erinnerung. Ich weiß noch, wie ich damals mit 18 Jahren für Birgit Prinz eingewechselt worden bin. Da hatte ich schon ein Kribbeln im Bauch. Ich erinnere mich daran, wie sie mir entgegen kam, um mich abzuklatschen. Das war ein großer Moment. Ich war aufgeregt, erstes Spiel für die Frauen-Nationalmannschaft - da geht einem die Pumpe. (lacht)

DFB.de: Was empfinden Sie, wenn Sie auf Ihren Werdegang blicken?

Marozsan: Es ist viel passiert, zehn Jahre sind eine echt lange Zeit. Da gab es viele Höhen und Tiefen. Ich habe mich seitdem definitiv persönlich als Mensch und als Spielerin weiterentwickelt. Ich war sehr jung, musste viel lernen. Ich denke, dass ich meine Erfahrungen jetzt an die jungen Spielerinnen weitergeben kann. Wir haben viele talentierte Spielerinnen, die im Training wirklich alles geben.

DFB.de: Ihre enge Bindung an Ihre Familie ist bekannt. Wie sehr schmerzt es, dass Eltern und Bruder bei diesem besonderen Ereignis nicht dabei sein können und wie halten Sie den Kontakt?

Marozsan: Vater, Mutter und Bruder werden wie immer in meinem Herzen dabei sein - sie sind immer bei mir! Ich werde sie wie gewohnt vor jedem Spiel kurz vor der Abfahrt anrufen. Für mich ist das jedesmal eine schöne Motivation. Das Ritual ist mir sehr wichtig. Ich weiß, dass sie ganz nah bei mir sind, auch wenn sie nicht im Stadion sein können.

DFB.de: Genau wie in diesem Sommer wird für die DFB-Auswahl auch nächsten Sommer kein großes Turnier stattfinden. Schweifen Ihre Blicke jetzt schon auf die EM 2022 in England oder vielleicht sogar die WM 2023 in Australien und Neuseeland?

Marozsan: Seit der Corona-Zeit kann man nicht mehr so weit in die Ferne schauen. Die Termine sind zwar angesetzt, aber es kann sich alles noch mal verschieben. Es ist wirklich besser, von Tag zu Tag zu schauen. Spielen wir doch erst einmal die EM-Qualifikation zu Ende und dann hoffentlich die EM 2022 in England. Wenn bei mir bis 2023 gesundheitlich alles in Ordnung ist, gibt es natürlich das Ziel, noch einmal eine WM zu spielen. Ich werde dann fast schon 32 sein - aber warum nicht? Es ist der einzige Titel, der mir noch fehlt, aber ich mache mir bestimmt keinen Druck, den noch unbedingt gewinnen zu müssen.

DFB.de: Sie haben bereits zum fünften Mal die Women’s Champions League gewonnen, zum vierten Mal in Folge mit Olympique Lyon. Aber es war wegen der Einschränkungen durch die Pandemie auch ein Titel, der mit anderen nicht zu vergleichen ist. Wie haben Sie es empfunden?

Marozsan: Als Titelverteidiger waren wir natürlich in der Favoritenrolle. Aber wir haben dem Erwartungsdruck standgehalten. Das macht mich stolz und glücklich. Wir haben Geschichte geschrieben, aber es war wirklich schon sehr speziell, weil das Feeling schon komisch war. Wir haben auf dem Platz und in der Kabine gefeiert, dann ging es zurück nach Lyon - aber mehr Zeit zum Feiern war nicht. Es hat sich leider nicht so angefühlt, als sei es etwas Besonderes. Ich habe danach sehr viele Nachrichten bekommen - auch aus dem Kreise meiner Mitspielerinnen bei der DFB-Auswahl.

DFB.de: Martina Voss-Tecklenburg hat gesagt, dass es ein enormer mentaler Druck sei, in solch einem ambitionierten Verein einen Titel nach dem anderen zu gewinnen. Würden Sie das bestätigen?

Marozsan: Es wird von Jahr zu Jahr schwieriger, die Champions League zu gewinnen. Es haben alle großen Vereine genug davon, dass wir voranmarschieren. Das spüren wir in jedem Spiel, in jedem Zweikampf, dass die Gegner uns endlich besiegen wollen - das haben wir auch gegen den FC Bayern und VfL Wolfsburg gemerkt.

DFB.de: In der Sommerpause haben die Vereine aus der englischen Liga enorm aufgerüstet. Warum sind Sie in Lyon geblieben?

Marozsan: Es freut mich, dass sich der Frauenfußball in England enorm entwickelt. Wer so viel investiert, kann damit auch erfolgreich sein. Ich hatte auch ein Angebot aus England. Die Liga ist sehr attraktiv geworden, sehr ausgeglichen. Für mich ist Lyon der beste Verein, es gibt bei dem Präsidenten (Jean-Michel Aulas, Anm. d. Red.) keine Unterschiede zwischen Männer- oder Frauenmannschaft. Ich fühle mich wertgeschätzt. Ich genieße jeden Tag in Lyon. Es läuft super. Es war auf jeden Fall die richtige Entscheidung, damals diesen Schritt zu wagen. Mir geht’s gut, ich habe ein wunderschönes Leben.

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